Ich brüte jetzt schon seit langem darüber nach und irgendwie hab ich das Bedürfnis es hier niederzuschreiben. Es geht um Jacks Psyche und meinen Versuch, sich in ihn hineinzuversetzen. Das ist natürlich nicht leicht, da wir nicht wissen, wer es war, also hab ich versucht recht neutral an die Sache heranzugehen. Bestimmt habe ich keine neuen Erkenntnisse entwickelt, sondern nur Brei, der schon bekannt ist, aber trotzdem möchte ich euch meine Ergebnisse mitteilen
Also, fang ich mal an... (ich merke gerade, dass das ziemlich schwer ist, es aufzuschreiben)
Es gibt, wie wir alle wissen, Menschen, die in ihren sexuellen Vorlieben von der Allgemeinheit abweichen, wie zum Beispiel Leute, die auf Sadomaso stehen. Wie zum Beispiel Fesselspielchen für Sadisten erregend sind, sind Verstümmelungen und Metzeln für Jack sehr erregend. Irgendwann einmal hat er für sich entdeckt, dass ihn die Vorstellung, jemanden zu verstümmeln, unheimlich antörnt. Er holt sich auf diese Gedanken bestimmt öfters einen runter
(ich hoffe ich stoße niemanden hier mit solchen Formulierungen und Vermutungen an).
Wie das bei den meisten Menschen so ist, reicht ihm das Masturbieren irgendwann nicht mehr. Er hat zwar öfters Sex (zur Not mit Prostituierten), aber das findet er nicht so geil wie die Vorstellung, dass diejenige verstümmelt ist und das
er sie verstümmelt.
Er will seinen sexuellen Bedürfnissen nachkommen. Ich schätze, er war zu dem Zeitpunkt vielleicht Ende 20/Anfang 30. Er will endlich wissen, wie es wirklich ist, jemanden abzuschlachten, ihm reicht die Vorstellung nicht mehr.
Das ist durchaus ein normaler Prozess, jeder sadistisch Veranlagte will irgendwann einmal wirklich jemanden quälen und niedermachen.
Vielleicht beginnt er mit Tieren, ich weiß es nicht. Vielleicht war er derjenige vor Ada Wilsons Tür. Extrem nervös und kurz davor, eine Frau wirklich zu verletzen. Doch zu aufgeregt und zu planlos, wie man zu Adas Glück ja feststellen musste.
Vielleicht war er auch derjenige, der Martha Tabram abschlachtete. Die Theorien, was hier genau geschehen ist, gehen ja teilweise auseinander, ich führe sie nun nicht alle auf, aber es könnte gut sein, dass sie sein erstes richtiges Opfer war.
Da er noch immer recht planlos war, stach er einfach mal 39 Mal auf sie ein.
Es befriedigte ihn durchaus - aber er denkt schon einige Tage später, dass es bessere Methoden gibt, die ihn noch geiler machen können.
Also ist kurz darauf Polly Nicholls dran.
Er hat diesmal alles durchdacht und geplant und nichts geht schief. Die Verstümmelungen halten sich noch in Grenzen, aber er hat erstmal für einige Tage ein Bild vor Augen zum Runterholen.
Aber wie es nunmal bei so veranlagten Menschen ist, sie wollen mehr, sie wollen, dass es immer noch geiler wird, immer eine Steigerung, bis es für sie nicht mehr besser geht.
Der Mord an Annie Chapman tut ihm gut, besser als der an Polly.
Es reicht auch für einige Zeit. Allerdings wird das East End nervös und man spricht von "Jack The Ripper", das beunruhigt ihn. Er beschließt, sich erstmal mit der Vorstellung von Annie zu begnügen und etwas abzuwarten.
Zwar ist Ende September die Nervosität des East Ends noch nicht abgeklungen (im Gegenteil), aber er ist dafür umso heißer auf etwas noch besseres als das Chapman-Szenario.
Er findet Liz Stride. Bereits beim Kehlenschnitt hat er einen Riesenständer. Doch dann wird er unterbrochen!
Und wenn man weiß, wie es ist, geil zu sein, aber unterbrochen zu werden, dann kann man sich vorstellen, wie er sich gefühlt hat. Catherine Eddowes kriegt aufgrund dessen und aufgrund seiner sich mit jedem Mord steigernden Lust noch mehr Schnitte und Wunden, ja, er nimmt sogar ein Souvenir mit.
Da er während dem Mord an Liz von zwei Juden gestört wurde (Schwartz und Diemschütz) UND da die Juden die Hauptverdächtigen im Ripper-Fall sind, hinterlässt er das Goulston Street Graffito.
Natürlich ist das East End jetzt auf dem Höhepunkt der Panik. Er selbst zieht sich augrund dessen und da er bei Catherine Eddowes mehr gemetzelt hat, als er sich je zu träumen wagte, fürs Erste zurück.
Bis zum 9. November. Er zieht wieder los. Und ihm passiert das Beste, was ihm je passieren konnte (und das schlimmste, was Mary Kelly je passieren konnte): Er geht mit Mary auf ihr Zimmer.
Er ist hier ungestört und er lässt so die Sau raus wie nie zuvor. Das ist sein Höhepunkt.
Und genau deswegen hört er auf. Er weiß, dass er nicht so weitermachen kann, da die Polizei ihn irgendwann schnappen wird und er weiß, dass er dieses Szenario nie überbieten kann. Und deswegen hört er auf zu morden und zu metzeln.
Vom Charakter her stelle ich ihn mir als netten, zuvorkommenden, vielleicht nicht gerade dominanten jungen Mann vor, der mehr oder weniger gründlich seine Arbeit erledigt und wahrscheinlich einen recht großen Freundeskreis hat.
Und bestimmt hat er öfter mal mit einer Freundin rumgescherzt "Stell dir mal vor, du lägst jetzt aufgeschlitzt da..." oder "Stell dir mal vor, ich wäre ein Mörder..." (natürlich alles vor den Morden).
Zu den Mordopfern: Er hatte es unheimlich leicht. Prostituierte gab es in Whitechapel genug, er traf immer welche, auch als die Hysterie am größten war, da sie trotz aller Gefahren weiter ihr Geld verdienen mussten und deswegen auf die Straße gingen.
Die Frage ist nur, ob ihn die Lust nicht doch irgendwann mal wieder übermannte. Falls ja und er verübte einen Mord, der nicht an das Kelly-Szenario heranreichte (Beispiel Frances Coles), denke ich, dass er es danach komplett aufgab, weil er dies nie wieder erreichen würde.
Nochmal, wie gesagt, ich hoffe, ich stoße hier nicht zu sehr an die Grenzen eures Geschmacks und eurer Geduld und was auch immer
Vielleicht löse ich ja hiermit eine Diskussion aus, ich würde mich freuen. Falls sich daraus nichts neues ergibt, ist auch nicht schlimm, Hauptsache ich habe es mal niedergeschrieben
In diesem Sinne,
mit vielen Grüßen
und bis bald,
euer Phil
(der auch ein Junge ist
)