Autor Thema: Anfangsverdacht  (Gelesen 49121 mal)

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Alexander-JJ

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #30 am: 07.02.2008 10:32 Uhr »
Prinzipiell zur Verschwörung: Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Royals Angst vor einer Unglücklichen gehabt hätten. Vaterschaftstest gab es noch nicht – wer hätte den Fünf den schon geglaubt – die wären in den Augen der Öffentlichkeit doch eh nur auf ein bisschen Ruhm aus gewesen. Absolut keine Gefahr für das mächtigste Königshaus der Welt.

Ein weiteres uneheliches Kind wäre für ein europäisches Königshaus wohl eher "normal" gewesen. Von ehelicher Treue hielten die Royals damals so wenig wie heute. Ergo liefen und laufen da auch einige uneheliche Sprösslinge herum. Warum sich deswegen überhaupt Gedanken machen? Der Mutter und dem Kind wird einfach etwas Geld gegeben, evtl. auch sehr viel Geld (wozu ist man reich?), und gut ist die Sache. Ein bisschen Geschrei in der Presse, das man auch dazu benutzen kann um sich zu profilieren. "Skandale" gab es doch auch damals schon wie am Fließband.   


 :)

Floh82

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #31 am: 07.02.2008 11:03 Uhr »
edit: Mist hab mein Anagramm versaut...

So jetzt stimmts aber....eine Warnung zweier (wahrscheinlich betrunkener) Kirchengänger namens Thomas Jameson und Wilburt Nowten, die Bibel zu fürchten weil der Heilige sonst ein paar seiner Nonnen zu Hause besucht.

The Juwes are not the men that will be blamed for nothing
     
Anagramm:

Fear the Bible or than the god will meet nuns at home.
T.J.
W.N.
« Letzte Änderung: 07.02.2008 11:32 Uhr von Floh82 »

Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #32 am: 07.02.2008 13:06 Uhr »
@Floh :icon_mrgreen:

@Alex
So sieht`s aus. Die Motivation, die hinter diesen ganzen Verschwörungen stecken soll, ist doch von den gesamten angenommenen Motivationen immer noch eine der Schlechtesten und Unwahrscheinlichsten.
« Letzte Änderung: 07.02.2008 13:18 Uhr von Isdrasil »

Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #33 am: 08.02.2008 10:16 Uhr »
Hi

@Lou
Die Sache mit den politischen Interessen klingt sehr interessant und wird wohl auch eine Rolle gespielt haben.
Ich habe gestern auch noch ein wenig nachgelesen – ausschlaggebend für die endgültige Resignation Warrens war wohl ein Brief Matthew`s, in dem dieser Warren`s öffentliche Kritik an dem Polizeiapparat in Frage stellte. Warren hielt sich auch in der Öffentlichkeit und in Interviews nicht mit kritischen Tönen zurück und war daher von Anfang an ein Dorn im Auge des konservativen Matthews. Laut Matthews sei es dem Polizeichef untersagt, solche Dinge ohne Erlaubnis des Innenministeriums in der Öffentlichkeit auszutragen. Warren sah den Polizeiapparat jedoch als unabhängige Instanz, die keine Erlaubnis des Innenministers nötig hätte.
In dem Sinne nutzte Matthews wohl jede Gelegenheit, Warren auch aufgrund der von Dir beschriebenen politischen Gründe los zu werden. Warrens Liberalität und sein Sturkopf brachen ihm schließlich das Genick.
Andererseits dürfte es ihn nicht allzu sehr gewurmt haben, schließlich stand er dem Posten von Anfang an mit äußerst gemischten Gefühlen gegenüber. Womöglich fühlte er sich sogar erleichtert.

@Nicky
Kann Dir nur zustimmen  :icon_thumb:

Grüße, Isdrasil

PS: Wir (oder besser eher ich) schweife(n) wieder einmal immer mehr zu Warren ab - vielleicht sollten wir echt mal ein wenig das Board "Ermittler" mit solchen Diskussionen bemühen... :SM032:
« Letzte Änderung: 08.02.2008 10:40 Uhr von Isdrasil »

Stordfield

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #34 am: 08.02.2008 12:46 Uhr »
Hallo !

Ja , Isdrasil , dieser Thread handelt eigentlich davon , wie und wann Druitt in Verdacht geriet und ob dieser Verdacht allein in Verbindung mit der sogenannten Verschwörung steht .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #35 am: 08.02.2008 19:38 Uhr »
Hi Stordfield

Sorry - den Schuh muss hauptsächlich ich mir anziehen. So ein extremes Abschweifen soll nicht mehr vorkommen, versprochen. Ich werde einfach mal die Tage einen Warrenthread aufmachen, um meinen Charles angemessen verteidigen zu können  :icon_wink:

Großzügig gedacht ging es ja auch im Groben immer noch um die Verschwörung und Druitt...ähem...wo waren wir eigentlich stehen geblieben?  :icon_rolleyes:

Grüße, Isdrasil

Raison-d-eatre

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #36 am: 02.08.2008 03:26 Uhr »
ich finde ehrlich gesagt die Idee mit dem Anagramm sehr nett.

ich denke es könnte durchaus sein, dass dieser eine Rechtschreibfehler gewollt war.
(nein: es ist nur ein einziger Rechtschreibfehler, die doppelte Verneinung ist völlig korrekt und wird auch durchaus noch heute benutzt!)
Ich denke es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass ein Mensch der keinen einzigen Fehler macht , bis auf einen, diesen nicht absichtlich macht. Jemand der "Jewes" nciht richtig schreiben kann und der sich daher auch nicht übermäßig sicher in der englischen Sprache ist, würde eher einfache Sätze bilden und keine doppelte, nicht durch einen Fehler entstandene, Verneinung benutzen.

ich denke der Mensch war durchaus fähig "jewes" zu schreiben.

und .... (damit will ich nicht sagen dass dieses anagramm wirklcih stimmt)
wäre ich ein Serienkiller mit dem Wissen, dass Scotland Yard längst hinter mir her ist, würde ich mich auch ein wenig übe sie lustig machen wollen.

Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #37 am: 04.08.2008 07:08 Uhr »
Hi

Ja, das ist schon klar.
Aber selbst wenn man mal ausnahmsweise ein Anagramm in Betracht zieht - dann soll also Charles Warren, unser verkanntes Buchstaben-Mathematik-Genie, das Anagramm mit einem Blick erkannt haben und befürchtet haben, die anderen könnten es auch als solches sehen und entschlüsseln?

Wenn das Anagramm so offensichtlich ist, weshalb sehe ich dann da nix?  :icon_verwirrt: :icon_mrgreen:

Grüße, Isdrasil

Abberline1977

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #38 am: 04.08.2008 07:21 Uhr »
Du siehst da deswegen nix, weil Du

a) nicht wie Warren damals schon wusstest, wer die Mörder waren, warum sie gehandelt haben und daß es
geradezu oberste Staatspriorität war, die Mörder zu decken,

und

b) weil du nicht gewohnt bist, Anagramme zu lesen, ganz im Gegensatz zu den Leuten von damals, die sich sehr häufig
über Anagramme verständigt haben. Es gab sogar verschiedene Verschlüsselungsarten wie z.B. den "Bacon Code".

Größter Fehler: Immer die eigene Intelligenz als Maßstab zu benutzen.

Entschlüsselt man das Goulston Street Graffiti nämlich auch nach dem Bacon Code, so erhällt man "Bertie KKE":

Prince Bertie, Kaiserlich-königlicher Edward. Bertie hieß später als König Edward. Bertie war der Mann, der Mary Kelly
geschwängert hatte und in dessen Auftrag Druitt und Stephen in Aktion traten. Dabei wollten sie nur Kelly erledigen.
Der Name Jack the Ripper wurde ihnen nach dem zweiten Mord von einem Journalisten angedichtet.

Mary Kelly, oder besser ein Ersatzopfer, wurde am 9. November umgebracht. Das ist der Geburtstag von Prince Bertie.
Kann man bei Wikipedia nachchecken. Ist das auch ein Zufall, wie so viele?

Es gibt noch weitere Anagramme:
Die beiden Liverpool-Letters, die erst in den zwanziger Jahren (!!!), also erst viele Jahre nach Berties Tod veröffentlicht wurden,
enthalten ebenfalls Anagramme, die Druitt und Stephen eindeutig benennen, Mary Kelly als Opfer am 9.November ( noch viele
Wochen vor dem Mord!!!), eine Wohnung in der Watling Street (ein geheimes Liebesnest von Prince Bertie), usw.







Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #39 am: 04.08.2008 07:52 Uhr »
Hi

Du siehst da deswegen nix, weil Du
a) nicht wie Warren damals schon wusstest, wer die Mörder waren, warum sie gehandelt haben und daß es
geradezu oberste Staatspriorität war, die Mörder zu decken,
und
b) weil du nicht gewohnt bist, Anagramme zu lesen, ganz im Gegensatz zu den Leuten von damals, die sich sehr häufig
über Anagramme verständigt haben. Es gab sogar verschiedene Verschlüsselungsarten wie z.B. den "Bacon Code".
Größter Fehler: Immer die eigene Intelligenz als Maßstab zu benutzen.


Hey, das war doch als Scherz gedacht. Das ist mir schon klar, keine Bange  :icon_wink:

Aber du bist ja der "Experte" dieser Theorie, also klär mich bitte mal ein wenig auf:

1. Wer hat dieses Anagramm an die Wand geschmiert (Name)?
2. Was wollte er damit ausdrücken?
3. Weshalb empfand Warren das Anagramm als Bedrohung?

Wäre wirklich schön, wenn Du mich und manch Andere(n) ein wenig aufklären könntest, denn die Verschwörungstheorien sind ein Feld, mit dem ich mich bisher herzlich wenig beschäftigt habe - für mich jedenfalls ist das bis jetzt alles völlig unnötig komplizierter Kauderwelsch und einfach ein Zeichen dafür, wie Mythen entstehen...  :icon_mrgreen:

Grüße, Isdrasil

PS: Ich les das Buch wirklich mal - stehe ja auf Fantasy und Science-Fiction... :icon_wink:

Abberline1977

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #40 am: 04.08.2008 08:57 Uhr »
Es macht Sinn, sich die neue, überarbeitete und erweiterte Version von
"Jack the Ripper revealed and revisited" zu bestellen. Autor: John Wilding

Die Täter waren Druitt und J.K. Stephen

Die Beweise, die Wilding zusammentragen konnte, sind erdrückend. Es gibt
nun mal keine einzige andere Theorie, bei der alle ungelösten Fragen und
unzusammenhängenden Bausteine perfekt ein Bild ergeben.

Es macht wenig Sinn, hier einzelne Punkte herauszugreifen. Es fehlt hier der Platz und die
Zeit, alles im einzelnen aufzuschlüsseln.

Fakt ist nur:
Gedichte von Stephen und biographische Notizen beweisen, dass der Typ leidenschaftlich gerne
Anagramme und Wortspiele verfasst hat. Das hat ihm einfach Spaß gemacht. Er war ein Aufschneider
und Prahler aus Cambridge. Ein sehr intelligenter Mensch. Aber Wortspiele, Acrostics, Anagramme und
Codes waren damals einfach üblich. 

Es gibt mindestens drei Botschaften ( 2 Liverpool-Letters und das Goulston Street Graffiti), die als Anagramm
entschlüsselt die Namen der Täter, sowie Hinweise auf Opfer und Motiv geben. Selbst wenn sich aus diesen Botschaften
auch andere Anagramme entschlüsseln lassen, so wäre der Zufall (laut Wissenschaftler) zu unwahrscheinlich.

Mary Kelly war von Prince Bertie in der Wohnung in der Watling Street geschwängert worden und wandte
sich (eher zufällig) an den kleinen und erfolglosen Anwalt M.J. Druitt. Dieser war ein Bekannter von Stephen, der wiederum
der Tutor von Prince Albert Victor war, dem Sohn von Prince Bertie. Das Königshaus war also schnell von dem
Vorfall unterrichtet und ordnete an, dass die Kelly zu eliminieren sei. J.K. Stephen hatte ein sehr inniges, wenn nicht sogar
homosexuelles Verhältnis mit Albert Victor. Er war Frauenhasser und stand im Dienst der Krone. Druitt wiederum hatte
kein Geld und seine Anwaltskarriere stand kurz vor dem Aus. Beide Männer taten sich zusammen. Druitt handelte aus Geldmangel und
weil man ihm sicherlich einen hohen Posten versprochen hatte. Stephen handelte aus Leidenschaft.

Das Ziel war, die Kelly umzulegen. Aus Zufall, bzw. Kellys resoluter Verschlagenheit heraus, kam es, dass auch noch vier
andere Frauen dran glauben mussten.

Queen Victoria war besessen von ihrem verstorbenen Ehemann. Als sie von dem Vorfall mit Kelly und ihrem Sohn Bertie erfuhr,
ließ sie anordnen, dass Kelly nicht ermordet werden sollte, solange das Kind nicht auf der Welt war. Dies änderte aber den
Plan von Druitt und Stephen. Anstatt von Kelly wurde eine andere, bis heute unbekannte Frau, ermordet und bis zur Unkenntlichkeit
zugerichtet. Daher auch die schlimmen Verstümmelungen an der Leiche in Kellys Wohnung. Die anderen Morde waren ja bei weitem
weniger bestialisch. Daher auch die Tatsache, dass Mary Kelly selbst noch am Tag nach ihrer Ermordung von mehreren Leuten
gesehen wurde. Sie war einfach noch am Leben. Eine andere Frau war an ihrer Stelle ermordet worden. Kelly konnte das Kind austragen.
Geschehen am 9. November, dem Geburtstag von Prince Bertie. Stephen liebte Symbole, Zahlenspiele und Wortspiele. Er liebte es, Dinge
mit Bedeutung aufzuladen.
Am 9. November nahm Warren auch seinen Rücktritt: Entweder, weil für ihn und sein Gewissen das Maß voll war, oder eben, weil für
ihn nun die Arbeit erledigt war. Das Ansehen der Krone konnte nochmal gerettet werden.

Ob Kelly später auch noch umgebracht wurde oder nicht, bleibt offen. Tatsache ist, dass etwas mehr als neun Monate danach ein Frauentorso
ohne Kopf gefunden wurde. (???) Tatsche ist auch, dass eine Schwester von Mary Kelly später behauptet haben soll, sie habe einen Brief
von Mary aus Kanada erhalten. Monate oder Jahre nach dem Mord.

Druitt wurde umgebracht und in die Themse geworfen. Er wusste zuviel und war bei den Morden immer nur der Handlanger.
Wahrscheinlich hatte sogar Stehpen ihn ermordet. Seine Taschen waren voller Geld: Vermutlich die Belohnun, mit der man ihn
zu einem Treffen anlocken konnte. In seinen Lungen war kein Wasser. Er ist nicht ertrunken.

Stephen selbst starb im Irrenhaus. Bezeichnenderweise nur wenige Wochen nachdem sein Freund Prince Albert Victor an der
Influenza dahingeschieden war. Nachdem Stephen davon erfahren hatte, verweigerte er die Nahrung und hungerte sich zu Tode.

Von Stephen stammt folgendes Gedicht:

„I´ve no time to tell you how,
I came to be a killer,
But you should know, as time will show,
That I´m society´s pillar.“

Es ist im gleichen Versmaß geschrieben, wie die Inschrift in der Goulston Street: Der "iambic pentameter" oder auf Deutsch
der "fünfhebige Jambus". Es ist das bevorzugte Versmaß von Shakespeare. Stephen war ein großer Verehrer von Shakespeare.

Das Anagramm in Goulston STreet war zum einen nur ein Spaß, und zum anderen wollte Stephen vermitteln, dass Liz Stride
nicht von ihm, sondern ausnahmsweise von Druitt ermordet wurde.

"The Juwes are the men that will not be blamed for nothing"
"F.G. Abberline Now hate M.J. Druitt He sent the woman to hell."

Hätte der Schreiber des Graffitis einfach nur die Juden beschuldigen wollen, so hätte er doch
"The Jewes are the killers" oder "Blame the Jewes" etc. geschrieben. Er hätte sich nicht die Mühe gemacht,
das ganze in die Versform von Shakespeare zu verpacken.

Interessant auch:
"Juwes" ist ja ein Begriff aus der Freimaurerhistorie. "Juwes" waren die drei Mörder des Erbauers des Tempels von Salomon.
Könnte es sein, daß Stephen, Druitt und ihr königlicher Freund Prince Albert Victor als die Wiederkehr der drei "Juwes" sahen,
und Druitt deshalb diese "Schreibfehler" eingebaut hatte? Bleibt Spekulation, würde allerdings passen.

Und hier die beiden Liverpool-Letters mit Anagramm:

Brief:
"Liverpool. 29th Inst. Beware, I shall be at
work on the 1st and 2nd inst, in Minoires at
12 midnight, and I give the authorities a
good chance, but there is never a policeman
near when I am at work,
Yours,
Jack the Ripper "

= Anagramm:

"Charles Warren  1) Bertie: his 2 articles were
not on Annie Chapman.  2) Montague
Druitt and I again wish to voice a plan. It is
- naive Kelly dies 9 November. Her death
might work in a bid to stop 12th hour riot.
J.K. Stephen."

Brief:
"Prince William St., L´pool. What fools the
police are. I even give them the name of the
street where I am living. Yours Jack the
Ripper "

= Anagramm:

"I kill. Can the police trap me? I live in a
Watling Street harem with people who love
to fight fire. Come here. Yours, James
Stephen. V.R. "

V.R. bedeutet Victoria Regina (= die Königin Victoria) und war
das Briefsiegel der Queen.



Habe mit Wilding lange gesprochen. Er war ein guter Freund von Stephen Knight und kam durch ihn auf das Thema
Jack the Ripper. Die Royal Conspiracy von Knight sollte sich damals aber bald als Märchen herausstellen und so forschte
Wilding auf eignen Faust weiter.

Ich glaube sogar, die Royal Conspiracy war eine Art "Cover Story", um die wahre Verschwörung zu verschleiern und allen
hartnäckigen Verschwörungstheoretikern ein paar Brocken hinzuwerfen, damit sie Ruhe geben.

Sein Buch als Fiktion abzukanzeln, ist ziemlich unqualifiziert. Vor ihm hatte noch kein
einziger anderer Ripperologe auf die Bedeutung des Graffitis als Anagramm hingewiesen. Zumindest das solle man respektieren.
Es ist ein sehr intelligenter Hinweis, und er hat, davon bin ich zumindest überzeugt, die Lösung ans Licht gebracht.





























Offline Isdrasil

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Re: Anfangsverdacht
« Antwort #41 am: 04.08.2008 09:25 Uhr »
Hi Abberline

Sein Buch als Fiktion abzukanzeln, ist ziemlich unqualifiziert. Vor ihm hatte noch kein
einziger anderer Ripperologe auf die Bedeutung des Graffitis als Anagramm hingewiesen. Zumindest das solle man respektieren.
Es ist ein sehr intelligenter Hinweis, und er hat, davon bin ich zumindest überzeugt, die Lösung ans Licht gebracht.


Ach, sei doch nicht so. So langsam sollte man wissen, dass meine Sprüche nicht halb so ernst zu nehmen sind wie sie scheinen  :icon_wink:
Ich denke, John wird über meinem Kommentar stehen können - oder?

Vielen Dank jedenfalls für diese Zusammenfassung.   :icon_thumb:

Du hast Dir hier sehr viel Mühe gemacht - und Du hast zumindest mal erreicht, dass ich das Buch mal lesen werde. Einige Punkte empfinde ich als interessant, andere wiederum als völlig an den Haaren herbeigezogen. Vielleicht kann ich mehr dazu sagen, wenn ich Wildings Lektüre "genossen" habe. Auch wenn ich die Befürchtung habe, dass sie mich nicht überzeugen wird, sorry  :icon_wink:

Aber etwas kann ich jetzt schon sagen:
Der Brief von Mary Kellys Schwester kann doch nur Spekulation sein - wir wissen herzlich wenig über Mary, geschweige denn über ihre Geschwister. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Mary Kelly überlebt haben könnte - außer einer einzigen Zeugenaussage. Die Tatsache des Briefes würde ich gerne mal näher erläutert haben...wenn Wilding dies als Tatsache hinstellt (was ich nicht glauben mag), dann macht ihn das in meinen Augen schon ein bisserl unglaubwürdig.

Die Theorie (ich lasse den Begriff Beweise mal außen vor) finde ich alles andere als erdrückend, die Fragen und ungelösten Bausteine werden mit immer komplizierteren, nicht erwiesenen Zusammenhängen erklärt. Mit ein Grund, weshalb dies so unglaublich abgefahren klingt.
Ich will nicht sagen, das wäre unmöglich. Aber es haut mich weder vom Hocker noch überzeugt es mich. Es klingt hingebogen, und reell betrachtet bleiben keine wirklichen Indizien übrig.
Dies ist kein Nicht-Respekt-Zollen gegenüber Wilding. Hut ab vor seiner Theorie, vor seinem Enthusiasmus und vor seiner Arbeit. Aber so eindeutig erscheint mir das alles nicht. Eher eine Möglichkeit, wenn auch eine Unwahrscheinliche.

Und ich kann dich beruhigen: Ich mag so Zeugs. Ich habe zwei Stunden auf Loch Ness gestarrt und darauf gewartet, dass mir ein Ungeheuer zuzwinkert - da werde ich wohl auch an Wildings Werk gefallen finden... :icon_mrgreen:

Aber ich merke: Wir (ich) drifte(n) vom eigentlichen Thema ab...

Grüße, Isdrasil


Abberline1977

  • Gast
Re: Anfangsverdacht
« Antwort #42 am: 04.08.2008 09:47 Uhr »
John auf jeden Fall.

Ich finde sein Buch einfach wahnsinnig faszinierend.
Er argumentiert sehr schlüssig und kann einen sehr überzeugenden
Ablauf der Ereignisse schildern.

Alle anderen Theorien, die ich kenne, machen sich entweder gar nicht erst die
Mühe, ins Detail zu gehen ( z.B. John Harris, Patricia Cornwall), oder stoßen dann
halt bald auf ihre Grenzen.

Es gibt noch ein weiteres sehr interessantes Buch, das Stephen bereits als Mörder ins Spiel bringt:
"Murder and Madness" von Dr. David Abrahamsen.






Raison-d-eatre

  • Gast
Re: Anfangsverdacht
« Antwort #43 am: 04.08.2008 23:39 Uhr »
wow  :icon_smile: hier hat sich ja schon einiges getan.

stimmt es denn, dass mary kelly schwanger war?
(das wusste ich bisher nämlcih nicht)

ich muss sagen ich finde die theorie eigentlich ganz gut.
in einigen punkten klingt sie sehr plausibel.
allerdings bin ich trotzdem noch nicht so überzeugt von einer verschwörung.

und warum sollte mary kelly so etwas irgendeinem anwalt erzählen.
ich nehme an (wenn man mal davon ausgeht, das sie wirklich von ihm geschwängert wurde)
sie wird wohl gewusst haben, wer er war, und dass er einen ruf zu verlieren hatte.

andererseits würde es natürlcih sinn ergeben, wenn victoria es von allein herausgefunden hätte.

eigentlcih dachte ich eher, dass druitt nicht unbedingt der handlanger war, sonder die hauptperson.
deine schlussfolgerung allerdings lässt für mich kaum lücken.
da ich in einem report über jack gehört hatte, dass die briefe nciht unbedingt von einem gebildeten mann stammten, habe ich ncoh einmal nachgesehen, da druitt ja in oxford studiert hat.

nachdem ich die briefe gelesen hatte, musste ich mich allerdings fragen, was die aus der reportage eingentlich machen.
ich persönlcih glaube, dass die Briefe sehr wohl von einem gebildeten Mann stammen.
ich denke "normale" menschen, hätten den text sehr viel einfacher gestaltet und vielleicht wären sogar einige fehler mehr drin gewesen.

zu deiner theorie mit dem GSG muss cih allerdings trotzdem leichte kritik äußern  :icon_wink:
ich denke nicht, dass Stephen, hätte er die Juden generell beschuldigen wollen, einfachere sätze gebaut hätte.
meiner meinung nach war es einfach nur eine art spielerei.
er hat sich lustig gemacht.
ich denke, da er sehr gebildet war, war so ein satz einfach normal, bzw. gewohnheit.
würde cih an einer solchen uni studierenund jeden tag mit "gehobener" sprache konfrontiert werden, würde ich auch keine einfachen sätze benutzen.

es würde generell auch passen, dass stephen druitt irgendwann loswerden wollte.
ich denke aber nicht, weil er zu viel wusste (generell) , sondern einfach weil er befürchtete, ihm könnte vielleicht irgendwann etwas rausrutschen.
(was denke ich mal auch gemeint war)


ich bin aber nicht unbedingt überzeugt von der "beziehung" stephens zu seinem schützling.
eigentlcih halte cih das auch für ziemlich unwahrscheinlich.

ich frage mich allerdings dann: warum ist er in irrenhaus gekommen? wegen den morden? aber warum sollte er deswegen "plötzlcih" durchdrehen?



(um hier an dieser stelle mal etwas weiterzu spinnen :  :icon_biggrin: (auch wenn es sehr unwahrscheinlcih ist)
haben sie es damals wirklcih herausgefunden dass stephens diese morde begagen hat?
wenn ja: war dann vielleicht auch der große londoner brand kein zufall?
wurde er vielleicht sogar verursacht UM Beweise gegen Stephen zu vernichten?) :icon_wink:

Abberline1977

  • Gast
Re: Anfangsverdacht
« Antwort #44 am: 05.08.2008 00:23 Uhr »
Vieles kann ich hier nur verknappt wiedergeben.

Das Graffiti war sicherlich eine Spielerei. Es ist im fünfhebigen Jambus geschrieben,
einer Versform, die im elisabethanischen Drama gebräuchlich war, nicht aber im Cockney-Slang.
Die doppelte Verneinung ist kein Beweis dafür, dass der Verfasser des Graffiti ein ungebildeter Cockney war.
Ein ungebildeter Bursche hätte sicher einfach nur "The Juwes are guilty" hingeschmiert. Wozu die Poesie.

Warren hatte die Botschaft wegwischen lassen, weil er nicht wollte, dass eine Kopie der Handschrift
von Stephen in Umlauf kam. Wäre es ihm um das Wort "Juwes" gegangen, so hätte er ja einfach nur
das eine Wort wegwischen lassen können. Schon braucht man keinen Antisemitismus mehr fürchten.

Hätte er die Entschlüsselung des Anagramms befürchtet, so hätte auch die Entfernung eines einzelnen Buchstaben
schon gereicht. Aber nein: Er hat alles wegwischen lassen. Er wusste, dass er eine Handschriftenprobe des Ripper
vor sich hatte.

Um nicht ganz als Trottel dazustehen, hat er dann noch schnell zwei Zeichner handschriftliche Kopien anfertigen lassen.
Diese lagen dann 100 Jahre lang unter Verschluß. Warum?

John Wilding hat diese Kopien mit der Handschrift Stephens von einem Graphologen vergleichen lassen: Die Handschriften
weisen große Ähnlichkeiten auf. Sehr große.

Die meisten Briefe, die bei der Polizei oder Central News eingegangen sind, stammen sicherlich nicht
vom Ripper und sind daher irrelevant, egal ob von einem gebildeten oder ungebildeten Spaßvogel verfasst.
Der Name Jack the Ripper selbst stammt wohl von einem Reporter.

Ob Mary Kelly schwanger war oder nicht, dafür gibt es natürlich keinerlei eindeutige Beweise mehr.
Die Vermutung wurde aber schon früher geäußert.

Fakt ist:
Prince Bertie hat sich oft im East End herumgetrieben. Für seine Schäferstündchen hatte
er eine Wohnung in der Watling STreet gemietet. Die wiederum lag im Revier von Mary Kelly.
Bertie war ein notorischer Schürzenjäger, hatte viele Affären und sicherlich auch einige uneheliche
Kinder in die Welt gesetzt.

Kelly musste vor allem deshalb aus dem Weg geräumt werden, weil sie eine Hure, vor allem aber
eine "katholische" Hure war. Katholiken waren zu der Zeit in England verhasst. Das Königshaus stand ohnhin
unter keinem guten Ruf. Wäre die Affäre mit einer Katholikin publik geworden, hätte das eine Revolution nach
sich ziehen können. Der verstorbene Prinzgemahl von Queen Victoria musste sogar von der Katholischen Kirche
austreten, bevor er Victoria heiraten konnte.

Die Vermutung liegt nahe, dass Kelly mit ihrem "Beweis" im Leib nun Bertie erpressen wollten. Damit wurde
es für das Establishment heiß.

Druitts Büro grenzte ans East End. Er war ein armer Schlucker, hatte kaum Klienten. Es ist durchaus denkbar,
daß Kelly sich mit ihrem Vorhaben an einen Anwalt wenden wollte. Vielleicht
spielte hier auch der Zufall mal eine Rolle. Denn Druitt kannte mit Sicherheit die Brüder von
J.K. Stephen. Sie hatten ihre Büros nicht weit entfernt. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Druitt und
Stehphen sich zumindest vom Sehen her kannten. Als Stephen von der Schwangerschaft erfuhr,
hat er sie mit Sicherheit sofort seinem Schützling Prince Albert Victor mitgeteilt. Damit war das Königshaus
über Kellys Absichten informiert.

Der Plan war, Kelly mit dem Kind umzubringen.

In der ersten Mordnacht muss sie den beiden Killern irgendwie entwischt sein. Wilding nimmt an,
dass sie in einer Kneipe mit Mary Nichols die Kleider tauschte, weil sie mitbekommen hatte, dass sie verfolgt wurde.
Es von Mary Kelly überliefert, dass sie wohl öfter mit ihren "Kolleginnen" die Kleider tauschte, um z.B. vor
der Polizei unterzutauchen. Und tatsächlich: Mary Nichols wird ermordet. Die Mörder folgten ihr vermutl. nachdem sie
das Pub verließ. AUf die Frage "Bist Du Mary" hätte sie sicher mit ja geantwortet. So starb sie.

Annie Chapman und Catherine Eddowes wurden bewußt umgebracht, weil sie die Identität, bzw. das Motiv
der Mörder von Mary Kelly erfahren hatten. Liz Stride stand einfach nur in Weg und wurde eher zufällig umgebracht.

Kurz vor Liz Strides Mord sah der Zeuge Israel Schwartz zwei Männer bei Liz Stride in der Einfahrt von Dutfield´s Yard
stehen. Einer warf Stride sogar zu Boden. Sie schrie zweimal schwach auf. Der andere Mann zündete sich eine Pfeife an.
Stephen war passionierter Peiferaucher. Es gibt ein Foto von ihm mit seiner Pfeife und er hat sogar ein Gedicht über
seine "geliebte Tonpfeife" geschrieben. Zufall? Wer weiß...

Druitt und Stephen benutzten wohl eine Pferdekarre mit einer Plane. Unter der Plane konnten die Frauen unbeobachtet
ermordet werden. Solche Fuhrwerke waren im East End zu allen Tages- und Nachtzeiten unterwegs. Eine einfache Pferdekutsche
wäre nicht großartig aufgefallen. Die Morde von Nichols und auch Stride fanden ja in der Nähe einer Stallung für solche
Fuhrwerke statt. Chapman und Eddowes wurden offenbar nicht dort ermordet, wo man sie fand. Jemand musste sie also transportiert haben.

Queen Victoria war über alle Vorgänge in ihrer Familie stets bestens informiert. Es kann durchaus sein, dass sie von der schwangeren
Mary Kelly erfuhrt. Weil Victoria immer noch wie besessen an ihrem verstorbenen Prinzgemahl hing, wolle sie auf keinen
Fall, dass ein Kind mit seinen Genen geopfert wurde. Das Kind musste zur Welt gebracht werden. Kelly durfte nicht
getötet werden.

Um aber auf Nummer sicher zu gehen, wurde ein Double getötet. Daher die Verstümmelungen bis zur Unkenntlichkeit,
die man bei den anderen Opfern ja nicht vorfand. Daher auch das unheimliche Auftauchen Kellys nach ihrer Mordnacht.

Das Verhalten von Kelly in der Nacht ihrer "Ermordung" war ohnehin merkwürdig. Sie nahm einen Freier gegen Mitternacht
auf ihr Zimmer, um dann eine Stunde lang vor sich hin zu singen. So laut, dass die Nachbarn sich davon gestört fühlten.
Warum? - Wollte sie allen zeigen, dass sie in jener Nacht zu Hause war? Ein richtiger Freier wäre sicher nicht wegen
einer Gesangseinlage zu ihr in die Wohnung gekommen.

Als sie noch am nächsten Morgen gesichtet wurde, war sie betrunken und sie musste sich mehrmals übergeben. Waren ihr
die Vorgänge in ihrem Zimmer etwa doch etwas zu unappetitlich geworden.

Man kann davon ausgehen, dass sehr kleine aber entscheidende Teile des Polizeiapparates von den Vorgängen
Bescheid wussten. Abberline war sicher ab einem bestimmten Zeitpunkt eingeweiht. Ebenso Warren. Das beweisen die Anagramme.
Sie waren sicher nicht froh über diese Untaten, waren aber gezwungen, das Spiel zu billigen.
Abberline selbst wurde ungewöhnlich früh in Ruhestand versetzt und verbrachte den Rest seines Lebens an der Südküste Englands.
War das seine Entlohnung und der Versuch, die Vergangenheit möglichst weit weg zu schieben?