Hallo Isdrasil,
Ich würde bei einer Vorstellung, wo der Ripper in einer Anstalt landete, nicht davon ausgehen oder es erwarten, dass dort nun der große Hype ausgebrochen wäre. Mit einer Ausnahme:
Ein überführter und verurteilter Jack the Ripper, also mit der Schwere eines Serienmörders, wäre z.B.in Broadmoor gelandet (in der Kategorie schlimmste Sorte) und wohl mit Sicherheit zum Tode verurteilt worden. Die Einschätzung wäre wohl damals nicht als “geistig unzurechnungsfähig“ erfolgt. Unter solchen Umständen, würden wir wohl heute vieles, ob wahr oder nicht, über ihn als Insasse einer solchen Anstalt wissen.
Gefährliche Leute aber keiner Verbrechen (zumindest keiner schweren Taten) überführt oder verurteilt, landeten z.B. in Colney Hatch. David Cohen war “sehr gefährlich“ aber offiziell keines (schlimmen) Verbrechens überführt und verurteilt.
In einer Anstalt wie Colney Hatch (oder auch Banstead), trennte sich sicherlich die Spreu vom Weizen und weniger kranke oder verbesserte Patienten als auch Pflegefälle oder Patienten mit guter Prognose wurden verlegt. Leavesden käme dazu in Frage. Aber auch in Leavesden befanden sich Kriminelle, die hin- und wieder auch flohen. Aber keine Schwerverbrecher wie in Broadmoor.
Warum sollte ein Angestellter oder Mitpatient in Anstalten wie Colney Hatch, Banstead oder Leavesden dort den Ripper vermuten? Einige Patienten dort hielten sich vermutlich selber dafür. Ein überführter und verurteilter Jack the Ripper wäre da auch nicht hingebracht worden. Ein überführter und verurteilter…
Aber genau das ist es doch, was eine verzweifelte Polizei, ohne Möglichkeit den Täter noch zu überführen, gebraucht hat. Einen Ort, wo ihn niemand vermutet, der aber sicher ist. Sicherlich holte man sich vorher Rat ein, welches Risiko das mit sich bringt.
Bei der Unterbringung in Anstalten war zu beachten (grob skizziert):
Gefährlicher oder bewiesene, potentielle Mörder, verurteilt= Broadmoor
Gefährliche Person, ohne schwerwiegende Verbrechen, kleine Verbrechen= Colney Hatch,Broadmoor
Gestörte Person ohne viel Gewaltpotential, kleine Verbrecher= Leavesden
Aber Jack the Ripper wurde, wir wissen es alle, niemals offiziell überführt oder verurteilt.
War man aber in der Lage ihn wegzusperren, dann ging das nicht in Anstalten wie Broadmoor. Colney Hatch oder Banstead kommen da schlicht und einfach in Frage.
z.B.: Aaron Kozminski: Er wurde nicht als Jack the Ripper oder überhaupt als Mörder oder Schwerverbrecher überführt. Er wurde wegen so etwas niemals verurteilt. Das reichte nicht für Broadmoor. Er galt als ungefährlich für sich und auch gegenüber anderen. Dennoch, er attackierte eine Frau (seine Schwester Matilda oder seine Schwägerin Betsy) mit einem Messer. So ist Colney Hatch schon logisch.
Sollte der Ripper in einer privaten Anstalt untergebracht worden sein, dann wird die Polizei kaum oder nur schwerlich die Kontrolle darüber gehabt haben. Gerade bei noch laufenden Ermittlungen. Die anderen genannten Anstalten waren staatlich. Etwaige Ermittlungen waren sicherlich alles andere als einfach und sehr sensibel zu behandeln.
Zu welcher Anstalt will man hin, wenn man Jack the Ripper vor sich sitzen hat, den aber aus bestimmten Gründen kein Richter verurteilen kann, um ihn unterzubringen?
Nach Broadmoor? Warum? Genau da werden dann die dummen Fragen gestellt.
Privat?: Sollen die Beamten für den Schweinehund auch noch Geld sammeln gehen?
Colney Hatch, Banstead, Leavesden? "Klar, da ist ein guter Standard, da ist er sicher, die stellen nicht viele Fragen. Wer rechnet von denen damit, dass wir Jack the Ripper vorbeibringen? Denken die im Leben nicht dran. Und wenn wir es sagen, bricht da die Panik los."
Hätten sie das da getan, hätten sie auch woanders darüber geplaudert und wir bräuchten über Jack the Ripper nicht diskutieren. Aber genau dies ist nicht passiert. Sie haben nichts gesagt. Das war nicht möglich. Dies hätte keinen Sinn gemacht. Er konnte nicht überführt und verurteilt werden. Und wie erwähnt, dass ist niemals passiert. Hatten sie aber einen Kandidaten, den sie in der Lage waren einzusperren, ohne Verurteilung, hätten sie es getan. Aber sie hätten dazu keine "Presseerklärung" abgegeben.
Und warum soll nun plötzlich der "unauffällige Nachbar", zum Prahlhans in einer Anstalt werden? Würde er an einen Wärter sein Täterwissen weitergeben, dass dieser danach zur Polizei rennt? Wie würde ein Pfleger reagieren, wenn ein Insasse erwähnt, "Hey Du, ich bin Jack the Ripper"? Ich denke, da haben einige "gebeichtet". So ein Pfleger hätte vielleicht gesagt, "Komm, nimm deine Meds und geh schlafen!". Und wer sagt uns nicht, dass bestimmte eingewiesene Personen nicht Vermerke in ihren Unterlagen hatten, weil sie plötzlich 1915 darüber fantasierten, Jack the Ripper gewesen zu sein?
So weit wie ich im Bilde bin, kommt da noch einiges.
Grüße, Lestrade.