Hi Ihr
Ich habe mir das Buch nun auch mal zu Gemüte geführt und muss leider Kritik üben...
*** Achtung - SPOILER ***Irgendwie kam ich mit McFadyens Sprache absolut nicht zurecht. Smoky ist traumatisiert, ok. Aber muss jedes Gefühl gleich absolut schwarz oder weiss sein? Diese Frau schwankt von einem Extrem in das nächste, und die Metaphern haben mich bereits nach ein paar Seiten tierisch genervt. Jede noch so kleine Handlung sorgt dafür, dass ihre Gefühle in einem "Zyklon aus Panik und purer Angst zerbröselt werden, ihre Eingeweide scheinbar herausgerissen werden und auf der Strasse zerklatscht werden, um von den tiefschwarzen Raben der Reue und Gier langsam gefressen zu werden". Wer sich an solchen Beschreibungen erfreuen kann, dem wird das Buch natürlich auch gefallen - aber mein Fall war es nicht.
Die Geburt von Smokys Tochter ist in meinen Augen nur noch geschmacklos dargestellt. Womöglich möchte der Autor auch hier die Härte des Lebens darstellen. Aber das muss nicht am laufenden Band geschehen und nicht immer so drastisch.
Ein wenig subtiler Thrill hätte bestimmt nicht geschadet und ein wenig "graue" Gefühle hätten das Trauma der Hauptfigur bestimmt nicht geschmälert.
Das Buch selbst bietet neben dieser extremen Darstellungen sehr wenig an Handlung. Was bleibt denn übrig, wenn man nur noch die Essenz stehen lässt? Eine Handwerkerrechnung, ein DNS-Test und die Mitgliederprofile der Opferhomepages. Dies führt das angeblich beste FBI Team der Welt zum Täter. Das ist alles. Der Showdown besteht aus einem Schuss und Smokys "verdrehten Eingeweiden"-Gefühlen und ihrem inneren Konflikt, der natürlich besiegt wird.
Ich wusste ab dem Brief an Callie, wer der Täter ist. Das heißt, ich hatte meinen Verdacht und es war außerordentlich schade, dass dieser bestätigt wurde. Wer hätte es denn sonst sein sollen? Das Problem ergibt sich, wenn man das Buch auch aus schriftstellerischer Sicht sieht und liest. Der Täter in solchen Büchern wird meistens vorgestellt und als Nebenfigur eingeführt. Leider gab es keine nennenswerte Nebenfigur außer Hillstaedt. Dieser konnte allein die ganzen Tatsachen über Smoky wissen. Und schließlich muss die Ich-Perspektive aus der Sicht einer Frau auch einen Sinn haben. Die wählte der Autor nicht umsonst, und wollte damit auf einen Showdown ala Protagonistin vs. Täter (zu dem sie Kontakt hat) hinaus. Nicht so offensichtlich und ein wenig mehr verdächtig wirkende Personen im Umkreis der Ermittler hätten nicht geschadet.
Das hat mir ehrlich gesagt ein wenig das Ende verdorben. Ich kann mich noch an die Frage meiner Frau erinnern: "Und, ist das Buch gut?" Meine Antwort: "Wenn es nicht der Täter ist, denn man vermutet, ist es nicht schlecht, ja." Er war es dann halt leider. Naja...
Noch dazu findet der Showdown bei einer Frau statt, die die einzige Augenzeugin bei sich aufgenommen hat, vorher überfallen wurde und dabei ihre Leibwächter umgelegt wurden. Weder Smoky noch ihr bestes Team der Welt denken gerade nach der Attacke daran, die Frau noch stärker zu bewachen. Noch dazu denkt Allan nicht daran, der ja angeblich um das Wohlergehen seiner Frau so sehr besorgt ist (...dass es ihm ab und zu die Gedärme zerberstet). Einen größeren Logikfehler habe ich bisher in noch keinem Buch gesehen.
Es waren noch mehr Punkte, die mich gestört haben - wir können ja gerne mal drüber diskutieren...aber ich bin echt ein wenig enttäuscht. Zum Glück ist es ein Debütroman - denn dafür ist es ein recht ordentlicher. Aber ein Meisterwerk ist das in meinen Augen noch lange nicht. McFadyen kann was werden, und er hat gewiss die Weichen gestellt. Das geht aber besser, und deshalb hoffe ich, er macht es besser und freue mich trotzdem mal auf seinen nächsten Roman
So, jetzt habe ich mir mal Luft gemacht, das musste einfach mal raus...und jetzt zerrupft mich und zerfleddert meine Haut in tausende Fetzen, so dass es mir vor lauter Angst das Trommelfell durch die Ohrmuschel schießt und in einem zyklonartigen Armageddon explodiert
Grüße, Isdrasil