Hallo!
Ich habe die Weihnachtsfeiertage unter anderem dazu genutzt, dem
Wiener Kriminalmuseum nach langem einmal wieder einen Besuch abzustatten und habe mich dort auch mit einiger Literatur eingedeckt. (Wer mal nach Wien kommt oder ohnedies in der Stadt ist, bei Interesse:
http://www.kriminalmuseum.at/ ) Als ich im "
Wiener Pitaval" dann auf das Foto der ermordeten Franziska Hofer gestoßen bin, wie sie da tot auf ihrem Canapé in der Haymerlegasse liegt, hat es mir mal kurzfristig die Sprache verschlagen: Die Art und Weise, wie ihr der Täter den Unterleib bis zur Brust hinauf geöffnet hat, erinnert schon extrem an die Skizze von Frederick William Foster über die aufgefundene Catherine Eddowes, nur dass hier eben der Kehlschnitt (Hofer wurde wohl erwürgt) und die Verletzungen im Gesicht fehlten. Die Schnitte wirken jedoch wesentlich "professioneller" als die des Rippers, aber auch die Beinstellung der Toten ist durchaus ähnlich. Irgendwie wirkt die "Öffnung" im Becken- und Bauchbereich hier auch recht ähnlich wie die Schnitte, die JtR Mary Jane Kelly zufügte, wenngleich die Beine selbst vom Täter hier prinzipiell "nur" mit einigen Schnitten versehen wurden. Organe hat der "Wiener Aufschlitzer" (im Gegensatz zu diversen Habseligkeiten) wohl nicht mitgenommen, die Leber des Opfers jedoch durchs Zimmer geschleudert. Der Mund des Opfers ist auf dem Foto weit geöffnet. Ein widerlicher Anblick, das Ganze! (Die Wiener Polizei hat hier übrigens mindestens drei Fotos gemacht: Die Tote am Sofa, ein Raumbild ohne Opfer und die Fußsohlen der Ermordeten. Letzteres wurde mit dem Hinweis versehen, dass dem Opfer die Stichverletzungen wohl in stehendem (!) Zustand beigebracht wurden.)
Am Tag nach ihrer Ermordung hätte sich Franziska Hofer beim Bezirksgericht wegen "
einer mit ihrem traurigen Berufe im Zusammenhang stehenden Beanstandung" (was auch immer damit gemeint war) verantworten sollen. Die entwendeten Gegenstände (darunter interessanterweise auch ein Bild von einem nicht näher beschriebenen Ex-Geliebten der Toten, und ein weiteres, das zwei Frauen zeigt) wurden 14 Tage nach der Tat in einem Rinnsal im benachbarten 17. Wiener Gemeindebezirk gefunden.
Was hier gegen einen Lustmord, den die Polizei zuerst vermutete, sprach, war, dass es mit Ausnahme des Mordes an Anna Spilka in Wien keine Nachfolgetat gab. Der Täter in diesem zweiten Fall, Simon Sosztarich, hatte zum einen ein Alibi für die Nacht der Ermordung von Franziska Hofer, und war zum anderen zum Zeitpunkt der Auffindung der Beutestücke aus Hofers Wohnung bereits in Haft. Er wurde übrigens wegen Totschlags zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt, verstarb aber bereits nach fast zwei Jahren. Als JtR käme er ohnedies nicht in Frage, zumindest solange man davon ausgeht, dass die Taten in Whitechapel nicht von einem 11-Jährigen begangen wurden
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Neben dem Lustmord hielt die Wiener Polizei im Hofer-Fall übrigens (1) einen Raubmord durch einen Täter, der die Prostituierte für vermögender einstufte, (2) die Tat eines zwar nicht sexuell orientierten, aber andersartig Wahnsinnigen, der in der anatomischen Zerteilung von Leichen versiert war, sowie (3) die Rache eines Zuhälters für möglich. Zu Letzterem sei noch angemerkt, dass der Täter die Arme der komplett nackten Leiche posthum so positionierte, als hätte sie die Hände in die Hüften gestemmt, was auch immer er damit kommunizieren wollte....
Der Mörder dürfte übrigens die ganze Nacht in dem kleinen, karg eingerichteten Raum neben der Leiche verbracht haben, zumal das Haustor über Nacht stets verschlossen war.
Grüße,
panopticon
P.S.: Eine deutsche Stadt, mit der sich Franziska Hofer biografisch in Verbindung bringen lässt, ist übrigens Stuttgart, wo sie - wenn auch einige Jahre vor ihrer Ermordung - als Servierkassierin in einem Etablissement arbeitete. Wäre interessant zu wissen, ob es dort vielleicht mal irgendwann einen ähnlichen Fall gab....?