Autor Thema: Wir , als Polizei - Chefs  (Gelesen 35339 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Stordfield

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #15 am: 05.05.2006 11:17 Uhr »
Hallo !

Sicher ist das alles richtig , dennoch denke ich , wurde nicht alles ausgeschöpft . Man hätte beispielsweise alle Droschkenbesitzer befragen , den vermuteten Fluchtweg des Rippers nach dem Mord am Mitre Square genau unter die Lupe nehmen ( meinetwegen sogar mit Hunden ) , " Fantombilder " der meistgesichteten Verdächtigen anfertigen lassen und die Bahnhöfe um das East End verstärkt beobachten sollen .
Natürlich machten andere Verbrecher während der Ripper - Morde keinen Urlaub und eventuell war die Polizei unterbesetzt , aber JtR besaß nun einmal höchste Priorität . Da sich die ganze Angelegenheit zum nationalen Desaster auswuchs , hätte ja vielleicht sogar das Militär zur Unterstützung herangezogen werden können .

Gruß Stordfield

Offline nicjack01301

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 510
  • Karma: +0/-0
  • <3 Steven
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #16 am: 05.05.2006 11:34 Uhr »
Natürlich hast du damit Recht, Stordfield, ich wollte damit nur sagen, dass man die Polizei nicht als "Nichtstuer" bezeichnen kann, sie haben sich schon ihre Gedanken gemacht.  :icon_aetsch: Liebe Grüße, Nicky
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Stordfield

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #17 am: 05.05.2006 11:52 Uhr »
Hallo !

Nach dem , was ich so gelesen habe , steht für mich ohne Zweifel fest , daß die Polizei eine Menge unternommen hatte . Ich will ihr auch keinesfalls Unterlassungssünden andichten . Es ist nur so , daß ich das Gefühl habe , daß etwas übersehen wurde ( was auch immer ) und ich eine gewisse Bulldoggen - Mentalität seitens der Ermittler vermisse .
Okay , ich habe wenig Einblick in die Arbeit der damaligen Untersuchungsbehörden und ihrer Methoden , aber die Streifen verstärken und andere bekannte Maßnahmen scheinen mir irgendwie zu wenig zu sein .

Gruß Stordfield

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #18 am: 05.05.2006 13:15 Uhr »
Es gibt ja auch hier bei uns in Deutschland noch spektakuläre und dennoch ungeklärte Verbrechen. Denkt mal an die Nagelbombe von Köln (19 Verletzte, einige sehr schwer) oder den "Türkenkiller" (9 Morde seit 2000). Der bzw die Täter wurden bis heute nicht gefasst, ausser ein paar vagen Beschreibungen liegt nichts vor. Aber ich glaube nicht das man einen neunfachen Mörder oder einen Bombenleger so einfach frei rumlaufen lässt. Der bzw die Täter haben auch einige Spuren hinterlassen ohne das sie deswegen gefasst werden konnten.


Die Ripper-Akten blieben immerhin bis 1891 offen, es wurde auch nach dem Nov. 88 weiter ermittelt. Man kann also nicht sagen das die Polizei sich schnell abgewandt hatte. Aber es gab gerade im East-End zahllose Verbrechen, auch weitere bestialische Morde, so das die Polizei nicht ewig nur an Jack, bzw wie man ihn fassen könnte, denken konnte.

Sicher hinkten die Ermittler, die Ermittlungsmethoden, die Rechtsmedizin, die Richter, die Ärzte usw usw den damaligen Standards hinterher. Aber das war ein strukturelles und organisatorisches Problem aller Beamtenapparate im Vereinigten Königreich und darüber hinaus im gesamten British Empire.

Offline nicjack01301

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 510
  • Karma: +0/-0
  • <3 Steven
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #19 am: 06.05.2006 09:54 Uhr »
Da stimme ich Alexander - JJ vollkommen zu. :icon_thumb: Man muss sich mal überlegen, wie schwer es allein war, jemanden zu finden, dessen Namen man kannte. Bei Jack wusste man ja garnichts, außer dass er männlich ist. Die wagen Zeugenaussagen würden heute auch keinen weiterbringen, vor allem weil man nicht einmal sagen kann, ob sich diese auf Jack oder auf irgendeinen anderen Mann beziehen. Die ganze Situation allein im East End war viel zu kompliziert, um auch ur einen Schritt weiterzukommen. Wenn heute Täter Briefe o.ä. an die Polizei schicken, hat man ja ganz andere Möglichkeiten. Und, wie Alexander - JJ schon gesagt hat - selbst heute können Serienmörder frei herumlaufen....Liebe Grüße, eure Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Stordfield

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #20 am: 06.05.2006 12:12 Uhr »
Hallo !

Ist eigentlich bekannt , ob von den Verdächtigen Schriftproben genommen wurden ? Leider konnte ich nicht feststellen , seit wann es die Graphologie gibt , aber vielleicht wäre ja auch soetwas möglich und trotz noch heutiger Bedenken eine weitere Möglichkeit gewesen .
1981 konnte an Hand eines halb ausgefüllten Kreuzworträtsels in Halle - Neustadt der Mörder eines kleinen Jungen verhaftet werden . Okay , das war fast 100 Jahre später , aber eventuell wäre es ein Ermittlungsansatz gewesen , zumal ich denke , daß damals gar nicht so viele Menschen schreiben konnten .

Gruß Stordfield

Alexander-JJ

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #21 am: 06.05.2006 14:29 Uhr »
Thomas Bulling hat den "Dear-Boss" Brief geschrieben. Jedenfalls war dies damals die einhellige Meinung der Polizei. Und dessen Handschrift stimmt auch weitgehend mit der Schrift im Brief überein. Wozu also noch Schriftproben nehmen? Der echte Ripper hat höchstens das Graffiti geschrieben und davon konnte ja niemand ein Photo anfertigen.

 *

Offline nicjack01301

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 510
  • Karma: +0/-0
  • <3 Steven
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #22 am: 06.05.2006 20:38 Uhr »
Thomas Bulling hat den "Dear-Boss" Brief geschrieben. Jedenfalls war dies damals die einhellige Meinung der Polizei. Und dessen Handschrift stimmt auch weitgehend mit der Schrift im Brief überein. Wozu also noch Schriftproben nehmen? Der echte Ripper hat höchstens das Graffiti geschrieben und davon konnte ja niemand ein Photo anfertigen.


Ehrlich? Davon habe ich noch garnichts gehört. Kannst du mir das mal kurz erklären, Alexander - JJ ? Liebe Grüße, Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Offline Claudia

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 537
  • Karma: +0/-0
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #23 am: 07.05.2006 02:22 Uhr »
Hi zusammen!

Man sollte auch bedenken, daß der Polizei nicht gerade viel Zeit zur Verfügung stand, es klingt zwar übel, aber fünf Morde sind nicht gerade viel für einen Serientäter. Da gibt es heute noch viele, die erst nach weitaus mehr Morden gefasst wurden.

Solche Täter sind nicht einfach zu finden, sie haben keine Verbindung zu ihren Opfern( was jede "normale" Ermittlungsarbeit erschwert), sie handeln relativ spontan und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind. Heute noch ist es schwierig, solche Täter zu fassen, vor über hundert Jahren war es noch um ein Vielfaches schwieriger.
Und was hatte denn die Polizei schon groß aufzuweisen? Unklare Zeugenaussagen, eine Bevölkerung, die alles andere als zugänglich war und nahezu keine Erkenntnisse über solche Täter...

Es wäre ja fast ein Wunder gewesen, wenn man damals den Täter geschnappt hätte...
Und ganz ehrlich: Es sind Fehler begangen worden( das ist nur menschlich), aber ich glaube nicht, daß sie so schwerwiegend waren, daß man ansonsten den Täter unbedingt gefasst hätte.

Vielleicht hätte es anders ausgesehen, wenn der Täter weitergemordet hätte...

Man muß sich aber auch vor Augen halten, daß zB Tschikatilo über 50 Menschen ermorden konnte, ehe er gefasst wurde und das war Ende der achtziger Jahre, man hatte also bessere Mittel zur Verfügung. Bei Dahmer waren es immerhin 17. Und das sind nur zwei Beispiele...

Grüße, Claudia


Alexander-JJ

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #24 am: 07.05.2006 08:58 Uhr »
Ganz, ganz kurz zu den Briefen:

Viele Jahre nach der Mordserie erinnerten sich hochrangige Polizeibeamte wie Anderson oder Littlechild in ihren Memoiren oder in Interviews an die Briefe. Sie alle gingen davon aus, das ein bzw mehrere findige Journalisten hinter den "glaubwürdigeren" Ripperbriefen steckten. Anderson wollte keine Namen nennen um seine Informaten zu schützen, Littlechild sprach ganz offen von Bulling und dessen Chef Moore. Thomas Bulling war Journalist der Central News Agency. Da er oft mit der Polizei korrespondierte, existieren noch einige Schriftstücke von ihm. Seine Handschrift weisst Ähnlichkeit mit der Schrift des "Dear Boss" Briefes auf. Littlechild meinte aber, das Bulling nur im Auftrag seines Chefs handelte. Thomas Bulling war es auch der den "Dear Boss" Brief an die Polizei weiterleitete.

Vom Dear Boss Brief und der Saucy Jack Postkarte wurden Faksimiles erstellt und veröffentlicht. Die Bevölkerung wurde aufgerufen sich diese Faksimiles anzusehen. Aber das heisst nicht das die Polizei diese Schriftstücke für authentisch hielt. Meiner Meinung nach war das purer Aktionismus um einen Teil der öffentlichen Kritik abzuwenden, die Bevölkerung zu beruhigen und die Ripper-Hysterie zu dämpfen.

Bedauerlicherweise hatten diese beiden Schriftstücke anderen Einfluss auf die Ermittlungen als die Polizei annahm, und zwar negativen. Gerade die Anfertigung der Faksimiles gab diesen Schriftstücken eine gewisse Authentizität (die sie ja auch noch heute besitzen). Da die Briefe einen verhöhnenden Charakter besassen und die Polizei gleichzeitig ratlos agierte, steigerte sich das Misstrauen bei den Bewohnern des East-Ends gegenüber der Polizei noch mehr.

Das Ganze war also ziemlich dumm gelaufen ...  :icon_wink:

 

Stordfield

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #25 am: 07.05.2006 14:08 Uhr »
Hallo !

Bei mir hat sich der Eindruck festgesetzt , daß sämtliche Ermittler " Einzelkämpfer " waren . Jeder kochte sein eigenes Süppchen . Ich vermisse bei der ganzen Untersuchung so eine Art SoKo , bei der die Fäden zusammenliefen . Überhaupt scheint mir die Sache ziemlich planlos abgelaufen zu sein . Okay , man hatte nicht viele Anhaltspunkte , die Bevölkerung verweigerte zum großen Teil die Mitarbeit und auch das Sprachengewirr stellte sicher ein Problem dar . Dennoch hätte ich das gesamte Eastend ( das ja nicht übermäßig groß war ) so lange " filzen " lassen , bis sich etwas gefunden hätte ( die verschwundenen Körperteile , Tatwaffen , Maskeraden , blutbefleckte Kleidung und Schuhe ) . Eventuell wurde dies aber auch getan , aber wie gesagt , ich hätte mir ein bischen mehr Einsatz gewünscht .

Gruß Stordfield

Offline Claudia

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 537
  • Karma: +0/-0
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #26 am: 07.05.2006 23:00 Uhr »
Hi Stordfield!

Hm, ich weiß nicht, ich denke eigentlich nicht, daß flächendeckende Hausduchsuchungen sehr erfolgversprechend gewesen wären. Soetwas bringt meines Erachtens nur etwas, wenn man eine bestimmte Person im Visier hat.
Davon abgesehen, daß soetwas personell nicht durchführbar ist, ist es ja auch nicht sehr wahrscheinlich, daß der Mörder Messer und Kleidung ewig blutbefleckt in seiner Wohnung liegen ließ, er hätte das Zeug gesäubert oder weggeworfen.
Das Eastend war zwar nicht sehr groß, aber für solche Aktionen zu groß und zu chaotisch.

Wo ich Dir aber rechtgebe ist, daß die Kommunikation innerhalb der Polizei offenbar nicht bestens funktionierte.

Grüße, Claudia

Offline nicjack01301

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 510
  • Karma: +0/-0
  • <3 Steven
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #27 am: 08.05.2006 09:39 Uhr »
Erstmal: Vielen vielen Dank Alexander - JJ !!! Auf dich ist halt immer Verlass... :icon_thumb:
@ Stordfield : Ich stimme dir in dem Punkt mit dem "gemeinschaftlichem Denken" vollkommen zu. Jedoch glaube ich nicht, dass Hausdurchsuchungen etwas gebracht hätten. Nimm doch z. B. die Lederschürzengeschichte. Das verlief ja auch nicht gerade positiv. Außerdem, selbst wenn sie etwas gefunden hätten, wäre nicht sicher gewesen, ob dieses Organ von einem der Opfer stammt, schließlich hatten sie damit schon bei Eddowes Schwierigkeiten... :icon_wink: Naja, ich denke du weißt, worauf ich hinaus will. Liebe Grüße, eure Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.

Stordfield

  • Gast
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #28 am: 08.05.2006 11:23 Uhr »
Hallo !

Sehr oft hört oder liest man , daß die Polizei zur damaligen Zeit noch nicht besonders gut ausgerüstet war , um den Ripper zu fangen . Aber wurden denn auch alle Möglichkeiten ausgeschöpft ? Es gab z. B. schon das Fingerabdruckverfahren , nur Großbritannien scheute sich , es anzuwenden . Sicher hatte man dazu vielleicht nicht genug geschultes Personal , aber was spricht dagegen , einige Spezialisten aus Frankreich um Mitarbeit zu bitten ? Des weiteren existierte die Bertillonage ( Erfassung Verdächtiger nach bestimmten Körpermerkmalen ) , die , zugegeben ziemlich umstritten war , aber man griff ja auch auf Hellseher und andere Spinner zurück . Bei den Zeitungen gab es geschickte Zeichner , die Tatortskizzen hätten anfertigen können , wenn die Fototechnik noch nicht so weit gewesen sein sollte .
Meiner Meinung nach lag doch einiges im Argen .

Gruß Stordfield

Offline nicjack01301

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 510
  • Karma: +0/-0
  • <3 Steven
Re: Wir , als Polizei - Chefs
« Antwort #29 am: 08.05.2006 11:25 Uhr »
Sicherlich wäre mehr möglich gewesen. Aber man sollte sich immer vor Augen halten ,dass JtR dazu beigetragen hat, die Mittel und Wege zu verbessern und zu entwickeln. Liebe Grüße, eure Nicky  :icon_aetsch:
Denken ist eine Arbeit, die innerhalb der geistigen Grenzen des Einzelnen Geduld erfordert oder, um genauer zu sein, dem Geist Geduld mit den Begrenzungen des Gehirns abverlangt.