Autor Thema: Profil von Jack the Ripper  (Gelesen 21341 mal)

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LondonFog

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #15 am: 21.09.2007 19:44 Uhr »


Solange wir nicht wissen, welche Informationen Douglas als Grundlage für sein Profil verwendet hat
sollten wir damit vorsichtig umgehen. :SM113:

Insbesonder frage ich mich, ob das Profil in den historischen Kontext eingepasst ist, oder ob da lediglich das
Durchschnittsprofil eines heutigen Serienkillers mit ein paar Ripper-Fakten gefüttert wurde.

Weiß jemand näheres dazu?



Floh82

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #16 am: 22.09.2007 10:54 Uhr »
Genau das befürchte ich ebenfalls.

Die heutigen Serienkiller finden eine ganz andere "Umwelt" vor als im viktorianischen England von 1888. Sie müssen sich in einer aufgeklärteren Welt bewegen, mit anderen Polizeimethoden, anderen Lebensverhältnissen etc. Ich denke ein Profiler von heute, könnte mit seinen Methoden nicht unbedingt ein wirklich gutes Profil eines Täters geben, der vor mehr als einem Jahrhundert gemordet hat. Sicherlich könnten einige Sachen stimmen...aber einige Dinge könnten auch aufgrund einer moderneren Zeit völlig falsch aufgefasst werden.

Offline Isdrasil

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #17 am: 22.09.2007 14:22 Uhr »
Hi

Jetzt muss ich mich auch mal zu Wort melden...

Was machen wir denn hier die ganze Zeit? Wir diskutieren über anatomische Kenntnisse, über Intelligenz, Herkunft, ob der Ripper eher ein Gentleman oder ein Penner war, über den Modus Operandi und die Motivation, die dahinter steckt, wir reden über das Alter, wieso er aufgehört hat, den Charakter - also, wenn das kein "Laienprofiling" ist, dann weiss ich auch nicht. Jeder von uns hat vom Ripper ein spezielles Bild und rechnet ihm gewisse Eigenschaften zu. Woher haben wir denn diese Meinung? Wir bilden sie uns aus den Tatumständen, dem MO, den Zeugenaussagen, der Opferwahl und so weiter und so fort...und jetzt wollen wir uns plötzlich davon freisprechen? Nene, so funktioniert das nicht...

Ich persönlich denke, dass Profiling immer noch eines von vielen Mitteln ist, die Täterwahl einzuschränken und wenigstens einen oder zwei Schritte in die richtige Richtung zu gehen. Sicher ist Profiling nicht alles - aber eben ein Teil vom Ganzen. Profiling ist keine neue Methode, sondern wurde auch schon zu Zeiten des Rippers praktiziert. Wurde zwar nicht unter dem Schlagwort "Profiling" verwendet, aber es wurde eben versucht, dem Täter ein Millieu/Nationalität/Eigenschaften/Lebensumstände etc. zuzuordnen.

Ich denke schon, dass ripperbezogene Profilings auch die viktorianische Zeit berücksichtigen - wir lehnen uns da ein wenig arg aus dem Fenster, oder? Zugegebenermaßen ist Douglas` Profil kein Meisterwerk, aber über Profiling im Allgemeinen herzuziehen ist einen wichtigen Bestandteil der Kriminologie nicht zu beachten.

So, det war`s.  :icon_aetsch:

Grüße, Isdrasil

Alexander-JJ

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #18 am: 22.09.2007 15:59 Uhr »
Über den Sinn oder Unsinn von Täterprofilen lässt sich sicher streiten. Fakt ist das auch heute die meisten Verbrechen mit den guten alten Methoden aufgeklärt werden, die da wären Spuren sichern und Leute befragen. So haben das schon die Sumerer im alten Ur gemacht und so wird es wohl auch bleiben.

Das JTR soziale Defizite aufwies, ist klar. Immerhin schlitzte er Frauen auf. Der Rest ist reine Spekulation. Das ist bei uns hier im Forum so und das ist auch bei allen anderen so.


  :icon_cool:



Stordfield

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #19 am: 22.09.2007 18:09 Uhr »
Hallo !

Meiner Meinung nach ist John Douglas ( neben Bob Ressler ) die Koryphäe auf dem Gebiet des Profilings . Ich finde er hat , auch wenn sein Profil ziemlich allgemein gehalten ist , doch eine ganze Menge ausgesagt . Und das trotz der mehr als dürftigen Faktenlage . Einen speziellen Typus zu nennen ( Kosminski ), ist sogar ziemlich mutig .
Um ehrlich zu sein : Es ist noch gar nicht so lange her , da habe ich die ganze Profilerstellung mehr oder weniger als Hokuspokus abgetan . Inzwischen denke ich anders . Es ist in der heutigen Zeit ein wichtiger Bestandteil der Kriminologie geworden .

Gruß Stordfield

Offline Pathfinder

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #20 am: 22.09.2007 18:11 Uhr »
das ist schon richtig was du schreibst alex, aber leider sind wir heute 119 jahre von spurensicherung und befragungen von leuten entfernt. daher ist man versucht, jede möglichkeit zu nützen, dazu gehört auch der versuch des profilings, obwohl ich trotz einer ergreifenden lobeshymne von einen werten kollegen, dessen namen ich hier nicht blosstellen möchte ( :icon_mrgreen:) auch  solchen dingen eher skeptisch gegenüber stehe.

kennt eigentlich jemand eine wahrsagerin, oder ein medium, die in kontakt mit jtr treten könnte, wäre ja auch mal ein versuch wert, nicht wahr ?  :icon_wink:

UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

Alexander-JJ

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #21 am: 22.09.2007 18:49 Uhr »
Profiling ist sicher kein Hokuspokus, aber eben auch nur ein Teil der Ermittlungsarbeit. Der Hauptteil besteht eben nach wie vor im "Nachfragen". Das klingt so öde wie es ist. Die alten Sumerer hatten sicher auch die eine oder andere spezielle Methode, die wir heute nicht mehr anwenden.

Was ich damit meine: Die Ermittlungsarbeit kann durchaus verglichen werden, auch wenn da mehr als 100 Jahre dazwischen liegen. Aber ich würde Profiling nicht als wichtigen Bestandteil der Ermittlungsarbeit bezeichnen. Es ist ein Werkzeug, das diese Arbeit etwas leichter (und manchmal auch schwerer) macht. Das ist halt wie bei einem sehr guten Schraubenschlüssel. Auch damit kann man ne Schraube abreissen, wenn man sich blöde anstellt.

Das Hauptproblem war damals wohl, das man sich zu sehr auf John Pizer als Täter eingeschossen hatte. Nachdem seine Unschuld feststand, hatte man keinen Verdächtigen mehr. In der folgenden Konfusion, ausgelöst durch die Rivalität der einzelnen Polizeistellen und den Streit Innenminister <-> Warren war eine erfolgreiche Ermittlungsarbeit kaum mehr möglich. Aber das hat nichts mit den Methoden zu tun. Wie sehr Behörden versagen können, wenn unerwartete Wendungen auftreten, kann man ja an der aktuellen Weltlage ersehen.


 :)

Offline Isdrasil

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #22 am: 22.09.2007 21:30 Uhr »
Hi Alex

Profiling ist sicher kein Hokuspokus, aber eben auch nur ein Teil der Ermittlungsarbeit. Der Hauptteil besteht eben nach wie vor im "Nachfragen". Das klingt so öde wie es ist.

Ja, das ist klar. Doch was steht denn in der Regel vor dem Nachfragen? Man braucht eine Spur, eine Richtung, in die man "Nachfragen" kann, und diese Spur legt das Profiling. Sicher, es ist noch kein Täter durch reines Profiling gefasst worden, denn es liefert im Endeffekt nur einen groben Rahmen. Doch was macht man ohne eine gewisse Ahnung vom Wesen des Mörders? Man kann einfach nicht jeden Bürger als verdächtig einstufen, und eine erste Vorauswahl bietet uns das Charakterisieren und Eingrenzen des Tätertypus.

Und damit erweitere ich meine Lobeshymne an das Profiling, denn ich sehe es nach wie vor als ein wichtiges Instrument der Verbrechensaufklärung an. Wenn auch nicht unfehlbar, so ist es doch wichtig und eine Hilfe für spätere Vorgehensweisen.

In der Sache mit Pizer und den polizeilichen Querelen gebe ich dir hundertprozentig recht. Erst ein Jahr zuvor machte sich Warren ran, das Polizeisystem neu organisieren zu wollen - und dann so ein dicker Fisch, das war eine zu harte Nuss  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

Mort

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #23 am: 23.09.2007 18:09 Uhr »
Bei dem Profil welches John Douglas erstellt hat, stimmt etwas mit meiner schon länger anhaltenden Vermutung überein. Er sagt, dieser Tätertyp hätte kein gefestigtes
Sozialverhalten. Dieser Aspekt wirkt auf mich sehr interessant. Er weicht nämlich vom typischen Klischee ab, dass der Ripper ein nobler Mann mit sozial gutem Rang war.
Man müsste mal mehr in der Unterschicht nachforschen. Nur wo :icon_question:

LondonFog

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #24 am: 23.09.2007 19:06 Uhr »
Es kommt natürlich darauf an, was douglas mit "kein gefestigtes Sozialverhalten" meint.
Darunter könnte man auch einen schrulligen Millionär oder Monarchen fassen, wenn man will. :icon_mrgreen:

Kann man das Profil irgendwo nachlesen?
Ich rede nicht gerne über Dinge, die mir nicht bekannt sind.




Offline Isdrasil

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #25 am: 23.09.2007 19:06 Uhr »
Hi Mort

Ich persönlich bin ziemlich fest davon überzeugt, dass der Ripper schon vormals polizeilich aufgefallen war, eventuell auch als Dieb. Laut Harbort (ja, ich weiss... :icon_rolleyes:) sind seltsamerweise sexuell motivierte Serientäter vor ihrer Mordserie in völlig anderen Delikten auffällig, meist eben mit räuberischen Taten. Aus diesem Grund könnte ich Tabram als Bindeglied zwischen einer räuberischen und einer sexuell motivierten Mordserie sehen. Zusätzlich würde das GSG darauf hinweisen, dass der Ripper mit seinen Taten endlich Macht über die Polizei erlangt hatte, welche er mit seiner kriminellen Vorgeschichte nicht hatte. Kurzum:

Mich würden unter diesem Aspekt die Gefängnisakten Januar - August 1888 interessieren, speziell in Hinblick auf räuberische Delikte.

Nur so als Gedanke...

Grüße, Isdrasil

Mort

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #26 am: 23.09.2007 19:21 Uhr »
@Isdrasil: Guter Ansatz die Sache mit Tabram. So betrachtet würde dies wie Du schon sagst als Bindeglied in ein anderes Licht werfen. Ich muss nochmal drüber nachdenken über diesen Fall.

LondonFog

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #27 am: 23.09.2007 19:23 Uhr »
Aus diesem Grund könnte ich Tabram als Bindeglied zwischen einer räuberischen und einer sexuell motivierten Mordserie sehen. il

Sehe ich ähnlich.
Ich glaube auch, dass es ein menschliches Bindeglied zwischen harmloseren Vortaten und
den Whitechappel-Morden gibt.
Wer nun genau dieses Bindeglied ist, ist die große Frage.
Wenn wir mal annehmen, dass die entsprechende Person uns als mögliches Ripperopfer oder ähnliches überhaupt bekannt ist
(woran ich so meine zweifel habe) bietet sich wegen ihrer Verletzungen Tabram  durchaus an.
Allerdings verbleiben doch einige Zweifel (siehe Diskussion zu Tabram).

Ich tendiere in letzter Zeit mehr dazu anzunehmen, dass Ada Wilson das Bindeglied sein könnte. :icon_idea:

Mort

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #28 am: 23.09.2007 19:28 Uhr »
@London Fog: Das mit Ada Wilson ist auch sehr gut. Ich wollte auch noch sagen( dein Post war mir aber zuvorgekommen), dass man wie Du schon mit Ada Wilson meinst noch weiter zurück sollte. Sogar noch vor Ada Wilson. JTR ist womöglich schon noch früher in Erscheinung getreten. Es wird bei solchen Tätern ja im Profil auch häufig davon ausgegangen, dass die ersten Anhaltspunkte schon in der Kindheit zu finden sind. Z.B. indem der Täter Feuer legt, um Kontrolle auszuüben.

LondonFog

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Re: Profil von Jack the Ripper
« Antwort #29 am: 23.09.2007 19:47 Uhr »
Sorry, aber das mit dem "Feuer legen " in der Kindheit fand  ich bei derartigen Profilen schon immer lächerlich.
(Auch wenn ich sonst gegenüber dieser Art der Fallanalyse offen bin).

Das trifft doch wohl auf 99,99999 % aller Kinder zu, oder? Ich meine, wer von euch hat denn als kleines Kind
nicht mal mit Streichhölzern gezündelt ???   :angryfire:

-Solche Allgemeinplätze kann man sich m.E. in einem psychologischen Profil durchaus schenken.