Krimi Rezension
H. P., T. Schachner
"Jack the Ripper, Anatomie einer Legende"
Militzke Verlag 02.2006
ISBN 3-86189-753-9
18,00 €
Faszination des Grauensvon Susanne Alge
Seine Untaten sind bis heute beinahe auf der ganzen Welt bekannt, sein mörderisches Pseudonym noch immer Gegenstand zahlreicher Spekulationen: Jack the Ripper. Legenden, so obskur wie reißerisch, Theorien, so abgehoben wie unhaltbar - sie alle hatten nur ein Ziel, das Mysterium seiner Identität zu enthüllen. Nun ist ein Werk erschienen, das versucht, einen möglichst vollständigen Zusammenblick aller bekannten Fakten zu geben.
Im Herbst des Jahres 1888 - genauer zwischen dem 6. August und dem 9. November - versetzte eine grausame Mordserie im Londoner Eastend die Öffentlichkeit in panisches Entsetzen. In allen Fällen handelte es sich bei den Opfern um Frauen, alle waren arm, meist alkoholabhängig und gingen zumindest gelegentlich der Prostitution nach.
Die Polizei stand vor einem Rätsel. Makaberer Weise zogen die Morde eine größere Zahl skurriler Bekennerbriefe nach sich, deren Spuren allerdings allesamt ins Nichts führten. Die Reihe der Bluttaten stoppte wieder, ihr Ende blieb so rätselhaft wie ihr Anfang. Schließlich wurde der Fall 1892 zu den Akten gelegt. Jetzt schlug die Stunde der Hobby-Ripperologen, deren kriminologischer Eifer bis heute nicht nachgelassen hat.
Mit dem bleibenden Interesse an dem Fall blühte auch die Verbreitung von Fälschungen und Lügengeschichten darüber weiter. Schon 1910 stellte Sir Robert Anderson fest: "Wenn Unsinn Gewicht hätte, dann könnte der Unsinn, der über die Whitechapel-Morde geschrieben und gesprochen wurde, ein Schlachtschiff versenken."
Ein Ziel der beiden Autoren war die Rekonstruktion und Zusammenschau der Ereignisse mittels zeitgenössischer Zeitungsartikel und Polizeiakten, ein zweites, die abenteuerlichsten Theorien zur "ultimativen Lösung des Rätsels" zu widerlegen und aufzudecken. Drittens stellten sie unter den mittlerweile ca. 150 Personen, die im Lauf der Zeit als Verdächtige auftauchten, ein "Kandidatenkabinett" zusammen, das mit Fakten, statt Hypothesen belegt werden kann.
Bei ihrer Arbeit kam ihnen zu Hilfe, dass bis heute neue Dokumente auftauchen, weshalb sie in ihre ausführliche Darstellung auch bisher unbekanntes Material einbeziehen konnten. Dennoch verzichten sie darauf, eine eigene "final solution" in die Gemeinde der Ripper-Forscher zu setzen, sondern geben den Lesern akribisch geprüfte Details an die Hand und stellen der leichteren Übersichtlichkeit halber eine Auflistung der Pro- und Kontra-Indizien ans Ende ihrer Ausführungen.
Der Band ist mit einem vorzüglichen Anhang ausgestattet und zeichnet sich durch stilistische Klarheit aus. Außerdem ist er mit großer Einfühlsamkeit in Bezug auf die Opfer und deren klägliche Lebensumstände geschrieben.
Votum: Eine wahre Fundgrube für Ripperologen und solche, die es werden wollen.
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"Hendrik P. hat u.a. Geschichte studiert und viele Aufsätze zum Thema "Jack the Ripper" veröffentlicht. Er ist Geschäftsführer einer GmbH und lebt in Aachen. Thomas Schachner lebt in Nürnberg. Er brachte im Dezember 2002 das größte deutschsprachige Informationsportal zum Thema der Whitechapel-Morde online und verzeichnet seitdem jeden Monat steigende Besucherzahlen." (...sagt der Militzke Verag)
quelle:
http://www.berlinkriminell.de/buecher_136.htm