Hallo beisammen.
Ich weiß nicht unbedingt, ob man bei der viktorianischen Bürokratie von Schlamperei oder Unordnung reden sollte.
Alles was damals unter dem hehren Siegel der (britischen) Monarchie geschah, hatte Hand und Fuß, was sich allein in der königlichen Post bestätigt. (Die ja heute in England sehr nachgelassen hat... doch dies nur am Rande.)
Allerdings sollte man im Bezug auf die Zuverlässlichkeit der britischen Behörden, gleich welcher Art, nicht vergessen das man anno domini beinahe alles kaufen konnte, wenn man das Geld dazu hatte...
Die Prämisse dieser Ära war der Schein, nicht das Sein. Wenn ein mittlerer oder kleiner Beamter also die Möglichkeit hatte seine Existenz in den Augen der Allgemeinheit etwas aufzudonnern, indem er ein paar Akten, Photographien, Beweise oder Briefe "verlegte" oder "verschlampte", so hat eben dieser kleine Beamte oder Arzt oder Dienstbote die Möglichkeit mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ergriffen.
De fakto war die Viktorianik neben dem Barock und der späten Rennaissance eine der Blütezeiten der Intrige (Das späte Mittelalter wollen wir mal außen vor lassen, einverstanden?) - wobei im 19. Jhd die Intrige nicht nur auf die Herrscherhäuser beschränkt war, sondern auf alles worauf man problemlos verzichten konnte, um sich zu profilieren; sofern man skrupellos oder ehrgeizig genug war.
Und ein Wort an Van Helsing:
(geiler Name, übrigens! Darf ich Abraham sagen?)
Die Polizeiarbeit anno 1888 war damals genauso effektiv und perfekt wie heute: auf dem modernsten Stand der Technik und auf Erfahrungen aufgebaut. Vergleiche mal nicht nur die Polizeiarbeit von 2004 und 1888 sondern Beispielsweise auch mal von 1888 und (z.B.) 1772. (das wären dann die 116 Jahre von 1888 bis jetzt.)
Jede Epoche ist für sich gesehen perfekt, nur verliert man 11 1/2 Dekaden später meist die Relationen aus dem Auge.
Ich will damit keinem zu Nahe treten, schon gar nicht Dir, Abraham (uups)
sondern den Blick auf die Umstände einer Epoche richten.
Ich fange schon wieder an zu sabbeln, sorry. Aber das musste ich los werden...