Hi
Wie denn?
"Deinen Ausführung bezüglich einer möglichen Beleidigung durch Stride kann ich auch zustimmen" Du stimmtest doch zu.
Äh...egal. Lassen wir das mal so stehen. Keine Ahnung, in welchem Zusammenhang Du dann den Begriff "Internet-Großfressen" verwendet hast, aber gut.
Zur gleichen Zeit sah Brown Stride mit einem Mann. Allerdings standen diese an der Schule, wenige Meter vom späteren Tatort entfernt. Er konnte die Rose an ihrer Jacke erkennen.
Nein:
It was quite dark, so he could not tell if the woman was wearing a flower on her jacket, but both appeared sober. Dies kann uns einen entscheidenden Hinweis über den Ablauf geben. Man kann diese Diskrepanz natürlich damit abtun, in dem man sagt: "Ach, der Brown hat die Blume eben nicht gesehen!", man kann dies aber auch einmal als gegeben betrachten und sich entsprechende Gedanken machen. Ich sage noch einmal: Alles hier beruht auf Aussagen. Meine Gedanken sowie deine. Wir beide verwenden in all unseren Posts hier "...hat gesehen", "...sah die Beiden", "...verkaufte ihnen", "...das war um soundso viel Uhr...".
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass Zeugenaussagen eine überaus wackelige Angelegenheit sind, sowohl in der zeitlichen, der visuellen, und der auditiven Ebene. Es kann sein, und es ist wahrscheinlich, dass die Attacke nach Browns Sichtung stattfand. Die Blume kann ebenso danach ihren Weg zu Stride gefunden haben. Muss aber nicht.
Eventuell kann man bei meinen Gedanken auch etwas ändern: Der Ripper war es, der auch von Brown gesehen wurde. Dann folgte die Sichtung von Schwartz. Der Ripper floh, und der vermeintliche Retter wurde zum eigentlichen Täter. Man kann das einfach nicht ausschließen.
Ebenso wenig lassen sich deine Gedanken ausschließen. Und somit ergeben sich zig Möglichkeiten über den Ablauf, und wir werden ewig versuchen, einen geeigneten Ablauf in die Zeugenaussagen zu bekommen. Oder wir überlegen: Passt die Tat zum Ripper? Passt es, dass er bei Pferdegetrappel die Flucht ergreift? Oder hat die Tat eher den Anschein, als sei diese abgeschlossen? Was ist mit den Tatwaffen?
Der Rest ist absolut relativ.
Zum Thema Zeugenaussagen empfehle ich den kleinen Artikel "Suspect and Witnesses: The Police Viewpoint" von Stewart Evans, Ripper Notes 23 Juli 2005.
Hier wird einem deutlich, wie wenig man eigentlich aus Zeugenaussagen herauslesen kann und welche Erfahrung es erfordert, die Spreu vom Weizen zu trennen. In der heutigen Zeit werden da aus grünen Polos schon mal blaue Audis, aus kleinen Männern werden große Jungs.
Ich bleib dabei: OBJEKTIV betrachtet unterschiedliche Täter. Lässt man die Zeugen mal außer acht (hui, wie kann ich nur?), sind das verschiedene Täter. Und nimmt man die Zeugen hinzu, dann wahrscheinlich auch. Was macht aus dem Täter bei Stride den Ripper? Ein angeblich "abgebrochener" Mord? Das ist mir zu wenig. Selbst mit der Aussage von Schwartz rückt es den Stride-Mord nicht mit absoluter Sicherheit an Eddowes ran. Zeitlich gesehen passt es. Aber Zufälle gibt es eben.
Der Typ, der das Messer abgewaschen hat? Kann immer noch der Stride-Mörder sein, ohne der Eddowes-Mörder zu sein. Das sind alles nur Indizien. Und in einem Ghetto wie dem East End in der damaligen Zeit, mit einem derartigen Sammelsurium zwielichter Zeugenaussagen, nach dem berühmten kurzem Moment Ruhm dürstenden Einwohnern, nach Selfmade-Ermittlern und Journalisten, die Karriere wittern, sind dies relativ schwache Indizien noch dazu.
Ich weiß auch nicht, weshalb es so viele nach dem Double-Event dürstet. Lestrade, Du hast vor zwei, drei Posts diese eingefahrenen Meinungen angesprochen. Das Double-Event gehört für mich eindeutig dazu. Dies ist für mich ein Paradebeispiel einer schon zu den Mordtagen vorherrschenden Meinung, die dringend einer gründlichen Aufbereitung bedarf. Ich weiß nicht, was daran so schwer ist, einmal zu sagen: "Ok, das waren zwei unterschiedliche Events", und dementsprechend die Morde zu betrachten, auch die Zeugenaussagen einzubeziehen. Es gibt nichts an der Aussage eines Zeugen bezüglich des Stridemordes, was auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Events schließen lässt. Das sind alles "Lückenfüller", wie ich es genannt habe.
Ich habe einfach festgestellt, dass es mir mehr Fragen beantwortet, Stride auzuklammern, als sie einzubeziehen. Das ist der wichtigste Grund, weshalb es die K5 in der traditionellen Form für mich nicht gibt (dennoch bin ich mir aber natürlich bewusst, dass meine Ansichten kein Garant für Richtigkeit sind).
Ich bleib einfach skeptisch. Ich lebe besser damit, Stride einem anderen Täter zuzuordnen. Das ist nunmal so.
Grüße, Isdrasil