Autor Thema: Louis Diemschütz und sein Pferd  (Gelesen 34151 mal)

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Direwolf

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Louis Diemschütz und sein Pferd
« am: 13.06.2011 12:32 Uhr »
Hallo allerseits :)

An mehreren Stellen habe ich nun schon gelesen, dass der Ripper beim Fall Stride offensichtlich durch Diemschütz vertrieben wurde und sein Werk nicht vollenden konnte. Auch Diemschütz äußerte meines Wissens nach gegenüber den Ermittlern, sein Pferd habe sich seltsam Verhalten und auch er habe das Gefühl gehabt der Mörder wäre noch in der Nähe gewesen.

Nun ist das mit Gefühlen ja so eine Sache für sich. Nicht immer kann man sich auf sein Gefühl verlassen und ab und an wird man auch von diesem getäuscht (Hierbei denke ich an das Beispiel unbegründete Eifersucht).
Auch der zweite Punkt, dass sich sein Pferd merkwürdig verhalten hat ist für mich erst einmal nichts ungewöhnliches. Wie wir wissen gehören Pferde zu den Fluchttieren und haben einen sehr guten Geruchssinn. Wenn nun jemand ein Pferd in eine Gasse führt, in welcher eine Leiche + Blut liegt und das Pferd fängt an zu scheuen, ist dies doch eigentlich nichts ungewöhnliches, oder?

Die Frage die ich mir hier Stelle ist nun, in wiefern das Diemschützereignis eigentlich wirklich zur Aufklärung der Rippermorde hilfreich ist/war. Bis jetzt sprechen doch für eine unvollendete Tat ausschließlich die vergleichsweise geringfügigen Verletzungen bei Stride und - sofern ich das nun richtig in Erinnerung habe - ihre Körpertemperatur, also den Zeitpunkt der Tat.

Trotzdem schließt dies doch noch nicht aus, das der Mörder von Stride gar nichts anderes vorgehabt hat, als ihr einfach nur den Hals durchzutrennen und dann zu verschwinden. Angenommen wir haben es bei dem Stridemord tatsächlich mit der Tat eines anderen Mörders zu tun, so wäre würde sich doch ebenfalls mit den Aussagen von Diemschütz decken. Ebenso denkbar wäre es, dass der Täter - nicht wie im Falle des Ripperverdachtes - verscheucht wurde, sondern einfach nur kurz vor Diemschütz eintreffen fertig war und die Flucht antrat. Er hätte also gar nicht mal in unmittelbarer Tatortnähe versteckt liegen/sitzen müssen.

Liebe Grüße,
Direwolf

 

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #1 am: 13.06.2011 14:25 Uhr »
Schwierig, sehr schwierig den Stride- Tatort zu erklären. Welche Lösungsvorschläge kann man anbieten? Schwartz störte bei einem Vorfall, wurde wahrscheinlich von dem Mann, den er dabei neben dem späteren Opfer bemerkte, erkannt und auch "angesprochen" oder besser gesagt angeschrien (Lipski). Wir wissen, wie schlecht die Lichtverhältnisse damals waren. Es besteht also die Möglichkeit, dass der Täter sich entschloß, zumindest Liz Stride zu töten, denn sie könnte ihn ja identifizieren. Er konnte ja nur ein "Problem" beseitigen und die Wahrscheinlichkeit, dass ihn Schwartz wirklich erkennen konnte, ist ja eher gering, eben aufgrund der Sichtverältnisse. Schwartz hätte aber umgehend mit der Polizei zurückkommen können. Da blieb doch in dieser Situation ein doch sehr spürbares Risiko für den Täter, in der Falle zu sitzen. Warum also weiter am Opfer verweilen? Ich frage mich allerdings, wie es dann zu der entgültigen Tat gekommen ist? Schwartz behauptet, Stride hätte 2-3mal leise "geschrien". Wir wissen, dass sie ihre Cachous fest in der Hand hielt, obwohl auch einige verlorengingen. Auch bei ihr muss doch angekommen sein, dass (zu dem Zeitpunkt noch) "Leather Apron" umging und schon einige Frauen (Smith, Tabram, Nichols und Chapman) ums Leben kamen. Und sie schreit bei einer Attacke kaum merklich und hält ihre Cachous fest in der Hand. Entweder war sie bereits jenseits von gut und böse oder vollkommen davon überzeugt, dass der Angreifer ihr am Ende doch nichts tut. Aber wie hätte Sie zu dieser Einschätzung kommen können? War ihr der Mann dann doch bekannt? Schwartz hatte ja auch, wie auch Diemschütz sein "Gefühl" hatte, gefühlsmäßig eingeschätzt, dass es eine Art "Pärchenstreit" sein könnte. Ich denke beide lagen falsch. Diemschütz muss den Täter nicht vertrieben haben.

Grüße.
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Andromeda1933

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #2 am: 19.08.2013 12:03 Uhr »
Ihr zwei sprecht hier aus, was ich auch seit langem denke. Ich finde, man sollte in der Literatur endlich dazu übergehen zu betonen, dass Diehmschutz die Leiche von Elisabeth Stride fand und nicht immer wieder die Mähr auftischen, er hätte den Täter vermutlich gestört. Er selbst sagte ja sinngemäß auch aus, nichts gesehen und nichts gehört zu haben. Nichts spricht wirklich dafür. Minuten später wäre Stride eben von einem der Besucher des Working Men's Club entdeckt worden, ohne dass dieser den Täter „gestört“ hätte. Der Gesang und das Aus-und Ein tat es jedenfalls nicht.
Es ist nicht leicht, den Zeugen Schwartz incl. seiner Motivation (Wahrheitsgehalt und ggf. Verweigerung der Aussage, um keinen Glaubensbruder belasten zu müssen) zu beurteilen. Er ist jedoch mit Sicherheit der Zeuge aller Zeugen. Weit mehr noch als Lawende.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit sah er den Mörder (und somit womöglich JTR).
Ich war bisher der Meinung, die Ereignisse in der Einfahrt wären eher eine „Rauferei“ zwischen Stride und einem Kunden gewesen. Eventuell zwischen Stride und ihrem (gewalttätigen) Ex-Mann Kidney. In Todesgefahr wähnte sie sich (noch) nicht und Gewalttätigkeiten waren ihr als Prostituierte im East-End nicht fremd.  Für beide Möglichkeiten sprechen
a) die Cachous in ihrer Hand (man könnte sie aber auch nachträglich in ihre Hand gelegt haben, aus welchen Grund auch immer – klingt aber unwahrscheinlich, finde ich)
b) die (so Zeuge Schwartz) 3 nicht sehr lauten „Schreie“, die ich eher so sehe, als dass sie sich beim Hinfallen weh tat oder sie rief dem Angreifer so etwas wie „Scheißkerl“ zu.
Der Zeuge Schwartz verstand ja so gut wie kein Englisch.
c) der mysteriöse andere Mann, der eventuell gar nichts mit allem zu tun hatte und selbst aus der
 aggressiven Situation davon lief – was Schwartz als Verfolgung interpretierte oder aber zum Angreifer von Stride gehörte, weshalb ich persönlich eher Kidney für den Mörder von Stride halte, denn „unser“ JTR muss wohl als Einzelgänger gesehen werden.

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #3 am: 20.08.2013 11:33 Uhr »
Michael Kidney kann man natürlich verdächtigen. Bei seiner Vorgeschichte (oder überhaupt seiner Geschichte) sowie auch der gemeinsamen Vergangenheit beider, ist das nahezu logisch und auch berechtigt. Aber ich denke, die Polizei hat das genauso gesehen und Kidney genau überprüft. Dazu kommen der Ablauf am Tatort und das Geschehen an sich, da muss die Polizei eine Beziehungstat vermutet haben.
Vielleicht ist es ein “Fehler“, Stride einer Beziehungstat (o.ä.) aufgrund des Verhältnisses zu Kidney zuzuordnen und eben auch auf Grund der fehlenden Verstümmelungen. Der geschätzte Donald Rumbelow sieht es ja so ähnlich und bemerkt immer wieder das “Andersein“ von Stride gegenüber den anderen mutmaßlichen Ripper-Opfern.

Ich sage allerdings:

Der Stride- Angreifer wurde bei seiner Tat beobachtet und zwar von zwei Personen (Schwartz und Pipeman). Er wurde quasi auf frischer Tat erwischt. Würde er mit seiner Tat einfach wie gewohnt weitermachen, wenn er sekündlich damit rechnen müsste, dass beide oder wenigstens einer der Zeugen mit Verstärkung oder gar mit der Polizei zurückkommt? Ich denke nicht. Aber er könnte nicht so einfach sein Opfer lebend zurücklassen, weil es ihn identifizieren könnte. Die beiden Zeugen standen vielleicht zu weit weg und outeten sich (zunächst) als Angsthasen und waren in den Augen des Rippers nicht so eine Gefahr wie Stride, die ihm in sein Gesicht starren konnte. Warum sollte er sie jetzt noch würgen oder verstümmeln? Es hätte ausgereicht (und hat es offensichtlich auch), ihr die Kehle durchzuschneiden und somit einen schnellen Tod herbeizuführen. Leise sein musste er nun auch nicht mehr, die Sache war einfach in die Hose gegangen. Vielleicht hat er tatsächlich noch kurz überlegt, mit seinem Opfer wie gewohnt weiter zu verfahren aber es dennoch lieber sein gelassen und sich für ein neues Opfer entschieden (Eddowes). Die Ripper- Morde waren Verstümmelungsmorde d.h. ja nicht, dass er ein potentielles Opfer nicht auch ermorden würde, um damit einen Zeugen zu beseitigen. Er hatte sicherlich nicht den Mut gehabt, es mit zwei Männern aufzunehmen, die voller Mut waren aber das waren offensichtlich Schwartz und Pipeman nicht. Außerdem sollten wir nicht vergessen, dass Täter wie der Ripper “Angst riechen“ können, bei Opfern aber auch bei allen anderen Menschen. Darin sind sie oft wahre Meister und für ihre Opferwahl ist ihre Art “Menschenkenntnis“ auch eine Art A und O.

Stellen wir uns vor, der Ripper befindet sich im Raum von Kelly und es taucht eine unregelmäßige Mitbewohnerin auf und starrt ihm in sein Gesicht. Er würde sie töten, wenn er dazu kommt aber würde er sie dann auch gleich verstümmeln?  
« Letzte Änderung: 20.08.2013 12:30 Uhr von Lestrade »
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Stordfield

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #4 am: 20.08.2013 19:02 Uhr »
Stellen wir uns vor, der Ripper befindet sich im Raum von Kelly und es taucht eine unregelmäßige Mitbewohnerin auf und starrt ihm in sein Gesicht. Er würde sie töten, wenn er dazu kommt aber würde er sie dann auch gleich verstümmeln?  

Hallo Lestrade!

Meinst Du damit, dass plötzlich eine Fremde ins Zimmer tritt, während er gerade beim Morden ist oder liegt sie statt Kelly im Bett? Im ersten Fall plädiere ich für eine schnelle Tötung, im zweiten wird es ihm egal gewesen sein und das Ergebnis sähe genauso aus.

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #5 am: 20.08.2013 19:54 Uhr »
Hallo Stordfield,

Ich meinte die erste Variante und stimme mit dir aber bezüglich beider Varianten absolut überein. Sehe ich genauso.

Grüße, Lestrade.
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Andromeda1933

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #6 am: 20.08.2013 20:14 Uhr »
"Warum sollte er sie jetzt noch würgen oder verstümmeln? Es hätte ausgereicht (und hat es offensichtlich auch), ihr die Kehle durchzuschneiden und somit einen schnellen Tod herbeizuführen."

Das setzt aber doch einen (sehr) rational denkenden Mörder voraus.

Offline Craddock

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #7 am: 20.08.2013 20:53 Uhr »
"Warum sollte er sie jetzt noch würgen oder verstümmeln? Es hätte ausgereicht (und hat es offensichtlich auch), ihr die Kehle durchzuschneiden und somit einen schnellen Tod herbeizuführen."

Das setzt aber doch einen (sehr) rational denkenden Mörder voraus.

Findest du? Sehen wir mal genauer hin:

Der Stride- Angreifer wurde bei seiner Tat beobachtet und zwar von zwei Personen (Schwartz und Pipeman). Er wurde quasi auf frischer Tat erwischt. Würde er mit seiner Tat einfach wie gewohnt weitermachen, wenn er sekündlich damit rechnen müsste, dass beide oder wenigstens einer der Zeugen mit Verstärkung oder gar mit der Polizei zurückkommt? Ich denke nicht. Aber er könnte nicht so einfach sein Opfer lebend zurücklassen, weil es ihn identifizieren könnte. Die beiden Zeugen standen vielleicht zu weit weg und outeten sich (zunächst) als Angsthasen und waren in den Augen des Rippers nicht so eine Gefahr wie Stride, die ihm in sein Gesicht starren konnte. Warum sollte er sie jetzt noch würgen oder verstümmeln? Es hätte ausgereicht (und hat es offensichtlich auch), ihr die Kehle durchzuschneiden und somit einen schnellen Tod herbeizuführen. Leise sein musste er nun auch nicht mehr, die Sache war einfach in die Hose gegangen.

Okay, er muss Liz also umbedingt zum Schweigen bringen, weil sie ihn indentifizieren kann. Aber identifizieren wofür? Dafür, dass er einer Prostituierten gegenüber ein bisschen grob geworden ist? Und was ist mit den zwei Männern, die ja deiner Schilderung nach jederzeit mit einem Polizisten hätten auftauchen können? Vielleicht sogar ziemlich schnell, wenn man bedenkt, dass die Straßen patrouilliert wurden. Wenn die ein bisschen Radau gemacht hätten, als sie von dem Tatort weggelaufen sind, hätte das, mit ein bisschen Pech, weniger als dreißig Sekunden dauern können. Ziemlich riskant, sie da noch in den Hof zu zerren und ihre Kehle durchzuschneiden - ich jedenfalls hätte einfach meine Beine in die Hand genommen und wäre weggelaufen. Aber gut, vielleicht hat er sich anfangs auch gedacht, er kann sein Ding durchziehen und dann kalte Füße bekommen ... Nehmen wir das ruhig an, ist ja so üblich unter Ripperologen, dass sich jeder seine Welt so malt, wie sie ihm gefällt. Trotzdem, die beiden Männer laufen weg und schlagen keinen Radau, die logische Reaktion wäre ein Abbruch. Und nichts da mit zu weit weg, die werden mich schon nicht gesehen haben. Im Gegenteil, je weniger er Stride antut, umso weniger Grund hat nicht nur der, sondern sehr wahrscheinlich die Zeugen, sich an den Vorfall zu erinnern. Wahrscheinlich wäre ihm nicht mal von Seiten von Stride was passiert, weil sie es als Prostituierte im East End sicher gewohnt war, auch mal ruppiger angefasst zu werden. Aber nein, unser Mann tötet sie, weil sie ihn ja identifizieren kann (für eigentlich nichts, wie wir wohl konstatieren können) und gibt somit zwei Männern, die einen kleinen Zwischenfall gesehen haben, dem sie am nächsten Tag wohl keine größere Bedeutung beigemessen hätten, einen guten Grund, ihre Angst aufgrund von schlechtem Gewissen doch noch zu überwinden und zur Polizei zu gehen. Großartig, seit Jahren wird dieses Konstrukt als mögliche Erklärung vor diese Merkwürdigkeiten herangezogen und begeistert von vielen abgenickt, und scheinbar nur aus dem Grund, damit endlich eine Erklärung vorhanden ist. Ich weiß ja nicht recht ... mir sagt das alles nicht zu.

Schwartz ist in jedem Fall der wichtigste Zeuge für die Polizei, allein weil er der Einzige ist (zumindest von dem wir wissen), der eines der Opfer möglicherweise im Moment einer Attacke gesehen hat - aber ganz ehrlich, wäre ich Ermittlungsbeamter, ich hätte ordentlich Bauchschmerzen, wenn ich nichts anderes hätte als sein Wort, worauf ich mich verlassen kann. Und dummerweise ist das so, weil die ansonsten sehr belebte Berner Street just zu dieser Sekunde erschreckend leer gewesen ist. Jede Sekunde ist dokumentiert, es wurden Leute identifziert, die wenig vorher und kurz danach durchgelaufen sind und nur Kollege Schwartz, sein feiger Kumpel Pipeman und der Angreifer sind allen durch die Lappen gegangen. Ich weiß ja nicht, ich weiß wirklich nicht ...

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #8 am: 20.08.2013 21:52 Uhr »
Das setzt aber doch einen (sehr) rational denkenden Mörder voraus.

Hallo Andromeda,

Auch ein weniger rational denkender Mörder möchte nicht (jedenfalls nicht bewusst) erwischt werden. Ein geistig schwer gestörter Killer wie Richard Chase hat auch versucht, der Polizei zu entkommen. Wir sollten nicht vergessen, dass jeder Mensch, der geistig (schwer) gehandicapt ist, auch bestimmte Dinge ganz normal wahrnimmt. Jack the Ripper mordete meist auf offener Straße und hätte nicht nur in der Berner Street erwischt werden können. Im Mitre Square marschierte PC Harvey von einer Seite an den Killer heran, von der anderen Seite PC Watkins. Nachtwächter Blenkinskop schob Dienst am nahen dritten Zugang. Ein weitere PC (Pearse) wohnte im Square, ein Ex Polizist, Morris, arbeite in einem Gebäude im Square. In der Buck´s Row war auch eine Menge Betrieb, Cross und Paul verpassten den Killer knapp, kurz danach sogar noch ein Constable. In der Berner Street gab es Schwartz und Pipeman und kurz vorher noch PC Smith usw. usf. Ich denke wir sind uns einig, dass er risikoreich agierte, was jetzt nicht besonders “helle“ anmutet aber er so viel Verstand (und auch Glück) hatte um zu entkommen und sich doch nicht erwischen zu lassen. So sieht es jedenfalls für mich aus. Der Täter zog Stride (den Spuren nach) in den Dutfield´s Yard, was er möglicherweise sowieso vorhatte. Klingt auch logisch nach einer Tat auf dem Gehweg (Nichols) und dem folgenden Hinterhof (Chapman), sowie der späteren Indoor- Tat (Kelly). Sieht nach einem Lernprozess beim Killer aus. Er zog Stride ja auch keine 20m in den Yard, sondern sie lag recht nahe am Eingang zu diesem, deswegen konnte Diemschütz ja auch nicht mit seinem Gespann einfahren. Trotz Schilderung von Schwartz wissen wir nicht genau, wie die Attacke des Mannes auf Stride aussah, wie sich dieser Vorgang in seinem Ablauf entwickelte. Sie dorthin zu legen, könnte aber auch bedeuten, dass er die “Lebhaftigkeit“ dieser Straße kannte und er sein Opfer nicht leicht auf dem Gehweg liegend erkannt haben wollte, sondern es etwas in das Dunkel des Yards zog. Auch das sollte man dem primitivsten Killer zutrauen. So gewinnt man auch Zeit. Nach der Tat an Chapman und vor der Tat an Stride, wurden Pizer als Leather Apron verhaftet, Lusk wurde mit seiner Bürgerwehr aktiv, Belohnungen wurden gefordert, Issenschmid kam in Verdacht, genau wie Charles Ludwig, der eine Frau mit einem Messer bedrohte usw. Die Luft wurde immer dünner für den Killer und er wollte bestimmt nicht einmal verhaftet werden, so wie Charles Ludwig, der eben eine Frau mit einem Messer bedroht hatte. Der Stride- Angreifer hatte ein (scharfes) Messer bei sich, sonst hätte Stride die Sache wahrscheinlich lebend überstanden. Stride hätte ihn als Messerangreifer identifizieren können, so wie es im gleichen Monat Ludwig widerfuhr. Hätte der Killer so etwas gewollt? Hätte er die Nerven gehabt, sich eher eventuell identifizieren zu lassen, wenn er Stride am Leben gelassen hätte? Hätte er gewollt, dass man seine Bewegungen in den vorherigen Mordfällen überprüft? Hätte er seine Mordabsichten einstellen wollen, nachdem er in Arrest gelangt wäre? Es lag schon ein Schatten über das EastEnd nach den Taten an Smith, Tabram und Nichols und noch mehr nach dem Verbrechen an Chapman. Der Ripper hat vielleicht bis dahin gar einmal von einem Opfer abgelassen aber die Chance es zu dieser Zeit des DoubleEvents noch einmal zu tun, war im Vergleich zu vorher bestimmt geringer geworden.
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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #9 am: 20.08.2013 22:05 Uhr »
Das setzt aber doch einen (sehr) rational denkenden Mörder voraus.
Der Stride- Angreifer hatte ein (scharfes) Messer bei sich, sonst hätte Stride die Sache wahrscheinlich lebend überstanden. Stride hätte ihn als Messerangreifer identifizieren können, so wie es im gleichen Monat Ludwig widerfuhr

Das ist Unsinn und das weißt du.

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #10 am: 20.08.2013 22:15 Uhr »
... erzähl uns wie es war...
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Offline Craddock

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #11 am: 20.08.2013 22:21 Uhr »
Ich weiß nicht, wie es war. Während du es ja sehr genau zu wissen scheinst. Du bist immerhin bisher der Einzige, der ein Messer in die Hand des Angreifers legen kann. Bei Schwartzes zweiter Version in der Presse war es, wenn ich mich recht erinnere, Pipeman, der ein Messer hielt. Andernfalls hast du durch ungeschickte Formulierung eine Spekulation deinerseits als Tatsache ausgegeben.

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #12 am: 20.08.2013 22:47 Uhr »
Ja genau, bei Pipeman war es zuerst eine Pfeife wo später ein Messer daraus wurde… Die Wahrscheinlichkeit, dass der Angreifer von Stride auch ihr Mörder war ist hoch. War er es, dann muss er ein Messer dabei gehabt haben. Der Hals von Stride hätte sich dann bestimmt nicht mit “Sesam öffne dich“ von alleine geweitet. Wie hoch ist die Chance, dass eine Frau innerhalb dieser kurzen Zeit, am gleichen Ort, von zwei unterschiedlichen Männern angegriffen wird? Schwartz hatte dieses Messer dann aber nicht gesehen. Aber Stride vielleicht…
Aber für dich ist es ja auch logisch, wenn eine ganze Gegend einen Serienmörder sucht, dass ein vermeintlicher Killer ein Opfer, welches ihn identifizieren könnte, unbedingt lebend zurücklassen will.
Was ich in Szenarien als gegeben ansehe, bleibt alleine mir überlassen. Es ist auch nicht gegeben, dass Jack the Ripper als Stride- Angreifer davon ausgehen kann, dass ihm, wenn er wegrennt, nichts passieren wird. Das ist Unsinn und das weißt du.
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Offline Craddock

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #13 am: 21.08.2013 00:12 Uhr »
Oh, Polemik.

Okay, ja, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Liz´ Angreifer ihr Mörder war.
Ja, er muss ein Messer dabei gehabt haben, sonst wäre ihr Hals wohl noch ganz.
Die Chance, dass eine Frau an gleicher Stelle innerhalb so kurzer Zeit von zwei verschiedenen Männern angegriffen wurde, ist gleich Null und ich habe nie etwas anderes behauptet.
Wenn Stride, zu einer Zeit als, wie du sagst, die ganze Gegend einen Serienkiller sucht, ein Messer gesehen hätte, dann hätte sie wohl eine stärkere Reaktion gezeigt als die von Schwartz erwähnten drei nicht sehr lauten Schreie.
Dass Stride ihren Angreifer überhaupt hätte identifizieren können, ist auch nur Spekulation.
Natürlich ist es dein gutes Reccht, was du in irgendwelchen Szenarien als gegeben betrachtetst selbst zu bestimmen. Und es ist mein gutes Recht, zu widersprechen.
Ich habe nie behauptet, dass ihm ganz bestimmt nichts passieren würde, wenn er wegrennt. Ich halte es nur für wahrscheinlicher. Das Zeugenbeseitigungsszenario ist mir aber auch ehrlich gesagt zu Mafia.

So, das war wieder genug Aufregung für ein paar Monate. Schöne Ripperjagd weiterhin.

Offline Lestrade

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Re: Louis Diemschütz und sein Pferd
« Antwort #14 am: 21.08.2013 02:42 Uhr »
Vielleicht fällt es Dir (aber auch anderen) selbst nicht auf, dass Du auch von irgendwelchen Dingen oder Gegebenheiten ausgehst, die eben mal irgendwo standen oder immer noch stehen. Vieles davon beruht auch nur auf Spekulation, ist veraltet oder hat sich einfach nur manifestiert. Wir hatten das hier neulich mal in einer Diskussion, wo es um die Augenverletzungen (Lider etc.) bei Eddowes und Kelly ging. Die “ältere“ Version spricht von einer gezielten, sehr bewusst ausgeführten “Arbeit“ und hat viele Anhänger. Die “neuere Version“ spricht von reinen Abwehrverletzungen (Eddowes) sowie im Zuge gröberer Gesichtsverletzungen entstandenen Augenwunden (Kelly), wobei dort, entgegen einer weit verbreitete Annahme, eine bestimmten Verletzung gar nicht vorhanden war. Auch diese “neuere“ Theorie hat ihre Anhänger und lässt sich auch gut nachvollziehen. Solche Konstellationen gehören eben zur Ripperologie dazu. Widersprechen gehört ebenfalls dazu, tue ich ja auch.

Selbst dein:

Wenn Stride, zu einer Zeit als, wie du sagst, die ganze Gegend einen Serienkiller sucht, ein Messer gesehen hätte, dann hätte sie wohl eine stärkere Reaktion gezeigt als die von Schwartz erwähnten drei nicht sehr lauten Schreie.
Dass Stride ihren Angreifer überhaupt hätte identifizieren können, ist auch nur Spekulation.

...ist doch nichts gegebenes, auch nur Spekulation. Schwartz und Pipeman verschwanden sehr schnell aus der Szenerie, in der augenblicklich vorher Stride vom BS Man in einer Blitzaktion angegriffen wurde, da schrie Stride 2-3mal nicht ganz so laut. Schwartz war in diesem Moment dicht dran, hätte eventuell ein Messer gesehen aber dann war er auch schon auf der Flucht. Es war auf dem Gehweg auch kein Blut zu finden, sondern nur im Yard und als Stride dort hineingezogen wurde (wo Blut war), waren Schwartz und Pipeman wohl schon weiter weg. Was in diesen Sekunden alles passiert ist, können wir doch gar nicht sagen. Auch, ob das Messer zur Identifizierung überhaupt wichtig gewesen wäre und ob sie es überhaupt bemerkt hätte. Ein lauter Schrei im dunklen Yard, hätte genau wie im Miller´s Court, doch auch niemanden gejuckt, gerade auch dann, wenn im Sozialistenclub lautstark gefeiert wurde. Ein Mann griff plötzlich, ohne Vorwarnung, eine Prostituierte an und versuchte hinter sie zu kommen, sie auf den Boden zu zerren. Damit machte man sich zum damaligen Zeitpunkt verdächtig, ob nun ein Messer zu sehen war oder nicht. Die Chancen sind doch recht gut, dass ein Opfer, das so einen Angriff überlebt, ihren Angreifer vielleicht wiedererkennen würde. Aber es ist doch sehr wahrscheinlich, dass dieser Mann ein Messer bei sich trug, egal ob er der Ripper war oder nicht und Stride damit tötete. Ein Messer war doch ganz offensichtlich so oder so im Spiel. Ein Mord im Streit, eine Beziehungstat ist doch auch drin, wie ich ja auch heute zu Michael Kidney schrieb. Und dennoch: Ganz offensichtlich hatte die Polizei, als auch die Öffentlichkeit, eher keine Zweifel, dass Stride ein Ripper Opfer wurde. Der Ripper hatte auf jeden Fall ein Messer, mit dem er seine Opfer die Kehle durchschnitt und der Hals von Stride wurde durchtrennt. War es ein Rippervorfall, dann wurde er gestört, als er Stride getötet hatte und beginnen wollte zu verstümmeln oder er hat sie “einfach umgelegt“, weil er in seiner Phantasie, in seinem MO gestört wurde und er das Gefühl hatte, Stride könnte für ihn gefährlich werden. Er hatte ja noch weiteres vor und das war zeitlich nur 30-35 Minuten entfernt. Zu sagen, Stride hätte bei einem Überleben diesen Mann nicht identifizieren können, bleibt genauso eine Spekulation wie das Gegenteil, welches ich behaupte. Beides wäre möglich gewesen. Das hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt im Ripper- Fall oft mehrere Möglichkeiten, die es zu prüfen gilt.

Es ist nicht das erste Mal hier im Forum, dass Dinge, ohne sie zu hinterfragen, angenommen werden, weil einst ebenso darüber spekuliert wurde. Es ist nicht das erste Mal, dass eigene Spekulationen als wahrscheinlicher angenommen werden, als die eines anderen und man ihm eben das unterstellt, was man selber nahezu ununterbrochen tut, nämlich von Annahmen und Spekulationen ausgehen. Ich empfinde das stets als sehr ambivalent. Was man selber auffährt, muss man auch anderen zugestehen. In der Psychologie sagt man, dass man die eigenen Schwächen gerne in anderen Menschen bekämpft. Was man an anderen nicht mag, mag man oft schlicht und einfach an sich selber nicht, eben auch aus unterschiedlichen Gründen.

Du gehst von deinen Annahmen und Spekulationen und denen von anderen aus. Ich tue das gleiche. In beiden Fällen können wir nichts Endgültiges beweisen.

Oder möchtest Du hier feststellen, dass Elizabeth Stride, auf keinen Fall, aufgrund einer möglichen, späteren Identifizierung ihres Angreifers, von ihm getötet wurde? Und das auch noch ohne den leisesten Zweifel?

Könnte ich es genauso bezüglich des Gegenteils tun? Nein, kann ich nicht! Aber ich bin offen für verschiedene Varianten, die ich dann aber, so gut wie mir möglich, hinterfrage. Dabei erwarte ich noch nicht einmal, dass ein einziger Mensch diese Gedanken mit aufgreift, wobei ich mich schon über einen einzigen freuen würde. Von Dir würde ich es übrigens auch gar nicht erwarten.

Ich bin ja nicht hier, um Dir oder anderen zu gefallen und so mache ich auch weiter.
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