Autor Thema: Übergriffe, Gewaltdelikte und mysteriöse Todesfälle in London zur Zeit von JtR  (Gelesen 36992 mal)

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KvN

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Nun ja, die Krise bei der Polizei ist offensichtlich, aber die Morde des Rippers haben meiner nach dazu beigetragen den Schaden zu begrenzen! Sehen wir uns panopticons sehr konsistente Aufstellung an, so kommen wir unweigerlich zum Schluss dass die Lage in innenpolitischer Hinsicht drohte ausser Kontrolle zu geraten. Und plötzlich taucht JtR auf! Ein Fantomas, ein intergalaktischer Meisterkiller, da ist es keine soooo große Schande zu scheitern als wenn man zugeben muss dass man die Nichols Gang nicht im Griff hat.
Aber auch dazu mehr in einem anderen Thread...

Grüße

Offline Lestrade

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Ich stimme dir zu... diese Ereignisse in Whitechapel werden sicherlich später zu einer Verbesserung geführt haben...

Nicht das du jetzt noch Louis de Funes mit den Verbrechen in Verbindung bringen möchtest :icon_lol:

Weißt du was? Wir haben keine Ahnung. Nach all den Monaten die ich mich jetzt mal wieder mit dem Fall beschäftigt habe und auch wieder viel Neues erfuhr, bleibt jedoch das gleiche Gefühl wie es immer war, bezüglich des Täters allerdings nur. Wir wissen nicht wer er war, wie er lebte und was seine Motivation und seine Motive waren.

KvN, ich bin frustriert. Tu was dagegen.

Liebste Grüße,

Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

KvN

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Ja, so gehts uns allen gelegentlich...Eben weil es de facto KEINE 100% gesicherten Erkenntnisse gibt. Aber Kopf hoch, der Weg ist das Ziel, die Diskussionen sind interessant und der Einblick den uns die Recherchen in das damalige Leben geben ist doch auch recht aufschlussreich!
Ich werd in nächsten tagen einen Thread starten der vielleicht ein paar neue Aspekte reinbringt, vielleicht ist das ja auch aufmunternd!

Grüße

Offline Lestrade

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Ich danke dir!

Schwere Krise bei mir. Komm mir vor wie ein Doof.

Gruß.
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Floh82

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Ich persönlich finde ja gerade die Tatsache dass wir/niemand diesen Fall je lösen werden/wird nicht schlimm. Im Gegenteil ich finde es damit sogar noch weitaus spannender sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Eins werden wir alle wohl einsehen müssen:
Jack the Ripper beibt uns unbekannt. Zumindest in diesem Leben ;)

Offline Lestrade

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Na wenigstens finde ich in deinen Worten Trost...
« Letzte Änderung: 19.04.2010 14:18 Uhr von Lestrade »
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Offline panopticon

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Kopf hoch - Vielleicht hast Du das Pferd hier ja auch nur von der falschen Seite aufgezäumt, Lestrade?! Du hast doch hier an sich sehr interessante und wichtige Punkte angeführt: Wenn es Dir schwer fällt, viele dieser Ereignisse dem Ripper zuzuordnen, stellt sich die Frage, warum? Eine Antwort darauf wäre, dass sie, wie auch andere Fälle (Millwood, Wilson, Smith, Tabram, Stride, eventuell sogar Kelly, Farmer, Coles) teilweise auch Motiven zuordenbar sind, die man den wahrscheinlichsten Morden des Rippers nicht eindeutig zuordnen kann: Purer Sadismus etwa (warum dann zuerst ein Kehlschnitt?), Raub (wo es nichts zu holen gab?), Nötigung / Einschüchterung (wo der Tod der Opfer scheinbar von vorneherein ´Konzept´ war?), Affekt (bei einer derartig präzisen Tötungsart), reine Lust zu Töten (warum dann die Verstümmelungen?),...

Festzustellen bleibt auch, dass 1888 scheinbar wesentlich mehr ungelöste Gewaltdelikte (vor allem mit letztendlich irgendwie tödlichem Ausgang) aus Whitechapel und Umgebung zu berichten waren, als bisher angenommen. Diese Häufung blieb neben den Rezipienten auch den Zeitungsmachern allein schon aufgrund der immer wieder ähnlich konstruierten / zu konstruierenden Schlagzeilen nicht verborgen. Es scheint fast so, als hätte jegliche Form von ungelöstem Gewaltverbrechen ab dem Mord an Tabram für die Zeitungen dazu gereicht, einen Teufel in dieser Gegend an die Wand zu skizzieren, der spätestens ab dem Mord an Nichols tatsächlich erstmals in Erscheinung trat, und der nur etwas mehr als eine Woche danach in noch größerer Rage eindeutig abermals von sich hören ließ....


Liebe Grüße,
panopticon

Offline Lestrade

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Danke panopticon!

Nun, ich denke "Kosminski" war Jack the Ripper aber seine Polizei- Akten sind weg, genau wie die aus der Anstalt. Warum auch immer. Also was kann ich tun? Er war in meinen Augen, ein nach außen hin völlig harmloses Gesicht, ohne richtigen Wohnsitz, getragen von einer Gemeinschaft, in der er völlig anonym leben konnte ohne viel Fragen gestellt zu bekommen. Der geführt wurde, entsprechend seine Fähigkeiten natürlich. Es sollte Leute gegeben haben, die sich um ihn kümmerten, durch die er überleben konnte. Ein Mann, dessen richtigen Namen wahrscheinlich keiner wußte, der sich vielleicht nicht mal selber viel mitteilte. Ein Mann, der trotz seiner Probleme genauso viel Achtung "seiner Leute" erfuhr, wie ein Hyam Hyams, ein Jacob Levy, ein Aaron Kosminski oder ein David Cohen. Man trug diese Menschen so lange wie es eben ging. Auch ihn, Jack the Ripper. Wer waren seine Leute? Menschen wie Joseph Hyam Levy, Lawende, Schwartz, de Leeuw, Louissan und Martin Kosminski. Er lebte mitten unter ihnen, genau wie es seine Opfer taten, eine Nichols, eine Chapman, eine Stride, eine Eddowes und eine Kelly. Wen auch immer Swanson, Anderson und Nacnaughten mit "Kosminski" meinten, wen immer Sagar und Cox auch observierten, wen Hutchinson in der Middlesex- Street oder ein PC wiedererkannt haben wollen, ohne etwas Schwar(t)z auf Weiss, sprich verschwundene Unterlagen, kommen wir nicht weiter.

Aber es ist vielleicht nur ein falsch aufgezäumtes Pferd, dass ich da reite, da magst du recht haben.

Doch ich kann nichts anderes erkennen oder sehen. Ich würde ja gerne und lese mit großem Interesse alle anderen Varianten aber am Ende denke ich so, wie oben beschrieben.

So bin ich eben...

Liebe Grüße, Lestrade.
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Offline panopticon

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Hallo Lestrade!

Ich habe eigentlich nicht gemeint, dass Du das Kosminski-Thema ´falsch aufgezäumt´ hast!
Eigentlich habe ich mich nur auf diesen Thread hier bezogen, weil Du ja geschrieben hast, dass Du es schwierig findest, diese Ereignisse dem Ripper zuzuordnen. Wenn Du diese Aussage (!) ´andersrum aufzäumst´, ist festzuhalten, dass Du sie dem Ripper eher nicht zuordnest – Na, das ist doch eine interessante Feststellung, die uns weiterbringen kann, und absolut kein Grund für eine Krise! Auch wenn wir den Fall zumindest aufgrund der aktuellen Sachlage letztlich wohl nicht lösen werden, bringt das auf jeden Fall auch wieder neue Aspekte mit sich, und wer weiß, vielleicht taucht ja doch noch so einiges auf...

Worauf ich ferner hinaus wollte, und wofür Deine Feststellung auch sehr interessant ist, wie ich finde, spare ich mir jetzt vorläufig mal, da ich beim nochmaligen, genauen Durchlesen festgestellt habe, dass KvN diesbezüglich wohl sehr bald einen hochinteressanten Thread starten könnte, der eventuell genau davon handelt, und der Motive in den Fokus rücken könnte, die das Bild vom während der Tat sonderlich emotional aufgewühlten Täter, doch ein wenig ins Schwanken bringen könnten, wenn ich mich nicht irre. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt darauf!


Liebe Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 20.04.2010 17:12 Uhr von panopticon »

Offline Lestrade

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Hi!

Ich bin auch schon gespannt...

Ja, haben wir aneinander vorbeigeredet...fast zumindest... :icon_wink:

Bei den K5 bin ich mir sicher...also rein meiner persönlichen Meinung... Ansonsten könnte ich mir Millwood, Tabram und Wilson sowie 1-2 deiner aufgeführten Personen als mögliche Ripper- "Opfer" vorstellen. Da fehlt mir jedoch die 100%ige Überzeugung. Dennoch gut möglich.

Der Lestrade.
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Offline Lestrade

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@panopticon:

Was weißt du noch von Catherine Mellows 1886?

Liebe Grüße,

Lestrade.
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Offline Lestrade

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Warum ich frage?

Mir ging heute folgendes durch den Kopf:

Da taucht jemand urplötzlich auf, mordet und verschwindet genauso schnell wieder wie er aufgetaucht war. Und vielleicht auch dahin wo er herkam, nämlich aus einer Anstalt. Warum sollte jemand nicht schon früher mit Gewalt gegen Frauen/ Prostituierte aufgefallen und sorgsam schon mal weggesperrt worden sein? Und hin.-und wieder auch mal auf freien Fuss. Hoffe, alle die recherchiert haben, haben sich auch die Patientenlisten aus den Jahren vor 1888/1889 angesehen. Also 1885 bis in´s Jahr 1888. Und zwar für Colney Hatch und Stone etc.

Weiß jemand etwas über etwaige Aktionen?

Gruß.
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Offline panopticon

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Interessanter Gedanke. Die Polizei damals hat scheinbar auch eine Zeit lang so gedacht. Auf den Fall Mellows trifft das aber wohl weniger zu, nicht nur wegen der kurzen Zeitspanne von 2 Jahren:

Catherine Mellows, 23, laut ihrem Mann seit 18. Mai 1886 von zu hause (Peckham) abgängig, wurde erst 6 Wochen später, im Juni 1886 im ersten Stock eines noch nicht fertig gestellten Gebäudes in der Hansler Road im Südosten von London (East Dulwich) tot aufgefunden. Ihre Stirn ruhte auf ihrem Arm, ihre Kehle war durchgeschnitten und neben der bereits stark verwesten Toten lag ein Messer. Urteil des herbeigerufenen Arztes: Selbstmord. Laut Angaben ihres Ehemannes, der ihr Verschwinden wohl erst nach zwei Tagen meldete, und der für Catherine eine Lebensversicherung abgeschlossen haben soll, war sie depressiv und selbstmordgefährdet. Auch Scotland Yard soll angeblich (!) Zweifel an einem Selbstmord gehabt haben. 

Bezüglich Quellen: Früher war da auch mal ein Zeitungsartikel über den ´Selbstmord´ irgendwo im Netz. Mittlerweile gibt´s den wohl nicht mehr, und auch auf Casebook habe ich jetzt keinen entdeckt (nur den Hinweis auf die Times vom 1. Juli 1886), dafür habe ich beim Suchen das hier gefunden: http://thebigretort.blogspot.com/2007/06/unmasking-jack-series-continues.html


Grüße,
panopticon

Offline Lestrade

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Danke dir für den Link...Können wir wohl ausschließen...

Ansonsten weißt du aber nichts davon, wie weit (in heutiger Zeit) Einsicht in alte Anstaltsakten genommen wurde, soweit die überhaupt noch vorhanden wären?

Beste Grüße.
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Offline panopticon

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Wie weit das jemand mittlerweile genau gemacht hat, weiß ich nicht. Da muss man sich aber vermutlich ziemlich durch die National Archives / London Metropolitan Archives wühlen, wo ja diverse Akten von der Whitechapel Infirmary, Colney Hatch und Stone zu finden sein sollen – ohne konkrete Hinweise auf Namen stelle ich mir das  aber auch eher schwierig vor, zudem muss man in manchen Archiven wohl ohnedies eine ziemlich konkrete Anfrage stellen. Manche Records Offices sollen ja auch einen Verwandtschaftsnachweis verlangen, bevor sie jemandem in die jeweiligen Patientenakten Einsicht gewähren, dann gibt´s da angeblich manchmal auch noch so eine 100-Jahre-Regel, wobei ich nicht weiß, ob diese ab dem Einlieferungs- oder Sterbejahres des Patienten gilt,  etc etc. Was da konkret dran ist, und wie das letztlich funktioniert - keine Ahnung. Da habe ich, wenn ich mich richtig erinnere, doch irgendwann im Casebookforum gelesen, dass es gar nicht so einfach war, an verschiedenste erhaltene Asylums-Akten von diesem ´Joseph Fleming alias James Evans´ zu kommen (der eventuell Kellys Ex ´Joseph Fleming´ gewesen sein könnte). Also wenn ich jemandem zutraue, da extrem herumgeforscht zu haben, dann jedenfalls Chris Scott. ;)

Bei Interesse, selbst tätig zu werden, wären dies wohl zumindest gute Ausgangspunkte:
http://www.cityoflondon.gov.uk/Corporation/LGNL_Services/Leisure_and_culture/Records_and_archives/
http://www.nationalarchives.gov.uk/


Gruß,
panopticon