Autor Thema: Die Axiome  (Gelesen 34252 mal)

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Offline Isdrasil

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Re: Die Axiome
« Antwort #60 am: 29.01.2012 17:52 Uhr »
Hi

Lohnt sich immer mal wieder zu schauen, was sich die anderen gerade ansehen - so bin ich wieder auf diesen wirklich interessanten Thread gestossen (zumindest von Seite 1-3 interessant).
 ;)

Nachdem jeder seinen Senf zu den drei von KvN aufgestellten Axiomen gegeben hat und ich mich eindeutig positionierte (Keine K5, Opfer Prostituierte, Ripper nicht aus dem East End), gebe ich auch noch meine Meinung zur "Schusswaffe" kund:
Niemals hatte der Täter eine Schusswaffe bei sich. Dies würde seiner Absicht und seinem Bild von den Taten auf`s Äußerste widersprechen. Der Ripper war ein "Messermörder", und das war er nicht aus praktischen oder unpraktischen Gründen, sondern er war es deswegen, weil das Messer eine entscheidende Rolle in seiner Signatur spielt. Das Aufschlitzen der Kehle ist eines der Markenzeichen dieses Täters zu Zeiten seiner in diesen Momenten voll ausgelebten Fantasie, und das Töten der Opfer durch eine Schusswaffe absolut undenkbar. Auch eine Bedrohung der Opfer durch eine Schusswaffe halte ich für nicht realistisch. Was hätte das für einen Sinn gehabt? Die Prostituierten gingen "freiwillig" mit den Freiern in dunkle Ecken und kehrten ihnen ebenso "freiwillig" den Rücken zu. Eine Bedrohung nach der Art "Moment, ich stecke mal kurz die Knarre weg und hole mein Messer aus der Tasche" halte ich für ausgeschlossen. Dies wäre dem Täter wohl zu uneffektiv gewesen und würde für ihn nur unnützen Ballast, unnötige Komplikationen, bedeuten.

Ebenso verhält es sich mit potentiellen Verfolgern: Dieser Täter war lautlos, schnell, effektiv und praktisch, er schlug zu, wenn es passte, er hielt sich für Gott. Ein Plan B ist etwas für unsichere Täter. Ein Plan B wäre dem Ripper niemals in den Sinn gekommen, denn es wäre ihm ebenso niemals in den Sinn gekommen, wirklich während einer Tatbegehung entdeckt zu werden. Er war viel zu straight für so etwas und viel zu überzeugt von sich, um das Gelingen der Tat in Frage zu stellen.

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 29.01.2012 18:42 Uhr von Isdrasil »

Offline Anirahtak

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Re: Die Axiome
« Antwort #61 am: 29.01.2012 19:43 Uhr »
Mein Senf fehlt noch, wie konnte das nur passieren?  :biggrin:


K5-Opfer:

Halte ich überhaupt nicht für ausgeschlossen, dass es noch weitere gab, insbesondere in der Phase vor K1. Eventuell auch Angriffe, die überhaupt nicht überliefert sind und bei denen das Opfer überlebte.  Auch Serienmörder entwickeln ja ihren "Stil" und werden erst im Laufe der Zeit übermütiger oder hemmungsloser.


Die K5 als Prostituierte:

Nicht unbedingt Prostituierte in "Vollzeit", aber warum nicht Gelegenheitsprostituierte? Sie lebten schließlich in einem Slum, hatten keine festen Vollzeitstellen oder waren auch keine voll mitversorgten Hausfrauen. (Kann man anhand ihrer Wohnsituation sagen, sie waren auch ohne festen Wohnsitz?) Ich fürchte, da blieb zuweilen nichts anderes übrig.

Außerdem finden sich konkrete Hinweise, wenn man sich beispw. die Abläufe der letzten Stunden von Nichols und Chapman ansieht, die in den frühen Morgenstunden Geld für ihr Bett auftreiben mussten, Kelly für die Miete.


Der Wohnort des Rippers:

Es gibt ja diese Theorie über die "comfort zone" bei Serienmördern, also dass sie in der Umgebung ihres Wohn- oder Arbeitsortes zugange sind und dies erst dann ändern -wenn überhaupt-, sobald sie sich (selbst)sicherer fühlen. Die Herkunft des Rippers vermute ich auch im East End. Wenn er zu den Tatzeiten nicht dort gewohnt hat, dann früher mal. Wenn er überhaupt niemals dort gelebt haben sollte, muss er sich trotzdem oft dort "intensiv" herumgetrieben haben. Das mache ich auch daran fest, dass ich ihn mir in dieser Umgebung als sehr unauffällig vorstelle, fast schon mit dem Straßenbild verschmelzend. Er fiel weder in der Erscheinung noch im Verhalten auf und das ist jemandem kaum möglich, der so gar keinen Bezugspunkt zu der betreffenden Gegend hat.

Und auch das stets rechtzeitige und erfolgreiche Verschwinden lässt für mich eher den Schluss eines Einwohners zu als einen Ortsfremden, "der sich halt gut auskennt".

Direwolf

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Re: Die Axiome
« Antwort #62 am: 29.01.2012 22:27 Uhr »
Dann möchte ich mich mal nicht ausgrenzen und gebe auch meinen Senf dazu ;)

K5 Opfer:
Hier tendiere ich auch zu mehr als nur die K5. Wobei ich jedoch nicht zwangsläufig davon ausgehen würde, dass er zuvor auch Opfer lebend hat davonkommen lassen. Dazu würde ich eher dann tendieren, sollte wenigstens Eddowes tatsächlich eine Ahnung gehabt haben, wer der Ripper war. Einfach aus dem Grund, dass ich mich noch nicht so ganz mit dem Gedanken anfreunden kann, niemand habe nach einer missglückten Tötung den Täter mehr gesehen, zumal es hier ja einen Kronzeugen gegeben hätte. Ob nun Tabram oder wer auch immer zu den Ripperopfer gehörten, da schwanke ich noch zu sehr, um mich da festlegen zu wollen. Die anerkannten K5 rechne ich dagegen dem Ripper zu und gehe davon aus, dass der Täter bei Stride tatsächlich gestört wurde.

K5 Prostituierte:
Hier halte ich mich an die Aussagen von Angehörigen und Freunden/Bekannten der Opfer, die zumindestens gewusst haben wollen, dass die K5 der Gelegenheitsprostitution nachgingen. Das eine von ihnen so rein gar nichts mit Prostitution am Hut gehabt haben soll, halte ich dagegen eher für Fragwürdig, da mir sonst das Auswahlschema der Opfer zu sehr durcheinander gewürfelt scheint. Also erheblich mehr, als wie es durch den Mord an der vergleichsweise jungen MJK schon eh geschah.

Wohnort des Rippers:
Ich gehe stark davon aus, dass sich der Ripper gut in seinem Jagdgebiet auskannte. Bei einem Täter, der sich kaum in der Gegend auskennt würde ich eher meinen, dass er sich bei seinen Fluchten früher oder später in eine Sackgasse verfranzt. Da er dies offensichtlich nicht getan hat nehme ich an, dass der Mörder schon recht gute Ortskenntnisse besessen haben dürfte. Fraglich ist allerdings, ob er auch dort Wohnhaft gewesen sein muss. Hier würde ich zumindest nicht ausschließen, dass er von außerhalb kam. Der Täter wird wohl auch noch andere Interessen gehabt haben, außer arbeiten und morden. Ein Matrose (um nur mal ein Beispiel zu nennen) könnte recht leicht ausreichende Ortskenntnisse gesammelt haben. Im Grunde würde es ja schon genügen, wenn er sich zunächst einmal bei Landbesuchen an seine Kollegen hält und in Erfahrung bringt, wo man im East End seine Zeit vertrödeln kann, wo man - um wieder auf die Absichten des Täters zu kommen - günstige Prostituierte findet, usw usf.

So long...
Direwolf   

Offline Anirahtak

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Re: Die Axiome
« Antwort #63 am: 07.02.2012 21:57 Uhr »
Hallo,

@ Direwolf
Zitat
Hier tendiere ich auch zu mehr als nur die K5. Wobei ich jedoch nicht zwangsläufig davon ausgehen würde, dass er zuvor auch Opfer lebend hat davonkommen lassen.
Zwangsläufig natürlich nicht. Und auch nicht "davonkommen lassen" aus Mitleid heraus. Eher, weil er sich noch in der Übungsphase befand und noch nicht alle Hemmungen überwunden hatte. Selbst wenn jemand sehr gewalttätige Phantasien hat und diese ausleben will, muss letzteres nicht auf Anhieb so klappen, wie zuvor erträumt.

Falls er aus dem East End stammte, könnte er natürlich auch erfahren darin gewesen sein, Gewalt anzuwenden.

Zitat
Dazu würde ich eher dann tendieren, sollte wenigstens Eddowes tatsächlich eine Ahnung gehabt haben, wer der Ripper war. Einfach aus dem Grund, dass ich mich noch nicht so ganz mit dem Gedanken anfreunden kann, niemand habe nach einer missglückten Tötung den Täter mehr gesehen, zumal es hier ja einen Kronzeugen gegeben hätte.
Wenn es für das Opfer glimpflich ausging und er auch noch nicht seinen "Stil" entwickelt hatte, könnten solche Taten noch gar nicht als die seinen erkannt worden sein. Sofern es überhaupt gemeldet wurde.

Zitat
Ob nun Tabram oder wer auch immer zu den Ripperopfer gehörten, da schwanke ich noch zu sehr, um mich da festlegen zu wollen. Die anerkannten K5 rechne ich dagegen dem Ripper zu und gehe davon aus, dass der Täter bei Stride tatsächlich gestört wurde.
Ja. Tabram - könnte sein, muss aber nicht. Stride wahrscheinlich.