Tach zusammen,
also ich habe auch so meine Bedenken, ob Stride ein Opfer des Rippers wurde. Das würde ich aber nicht daran festmachen, dass sie lediglich die Kehle durchtrennt hatte, also keine Ausweidung stattgefunden hatte, oder der Weg von der Berner Street zum Mitre Square zu lange gedauert hätte (die Zeit vom Mitre Square zur Goulsten Street ist sowieso irrelevant). Denn 1.) sicherlich sind die Verletzungen anders, aber das ist ja einfach erklärt, da der Täter gestört wurde und 2.) der Weg von der Berner Street zum Mitre Square mitnichten zu lange gedauert hätte (hatte Thomas ja schon drauf hingewiesen). Ich gehe fest davon aus, dass der Täter sogar noch schneller als 10 Min. am Mitre Square gewesen sein könnte, wenn er sich gut in Whitechapel ausgekannt hat, denn das ganze Viertel war durchzogen von einem Straßengewirr, dass auf den meisten Karten gar nicht abgebildet ist. Über diverse Innenhöfe und Durchgänge wäre der Täter sicherlich bei weitem schneller am Mitre Square gewesen als über den normalen Weg Berner Street -> Commercial Street -> Whitechapel High Street -> Aldgate High Street.
Aber selbst das ist egal, da er auch über diesen Weg zwar wenig, aber doch genügend Zeit gehabt hätte, um ein neues Opfer anzusprechen, es ins Mitre Square zu locken und dort zu töten und zu zerlegen.
Die zeitlichen Abstände zwischen dem "Double Event" und die wenigen Verletzungen am Opfer sind in meinen Augen also als Hinweis, dass Stride möglicherweise kein Opfer des Rippers war, unzulässig. Für mich sind drei andere Aspekte hier eher von Interesse:
1.) Stride wies keine Würgemale auf, im Gegensatz zu allen anderen Ripper-Opfern.
2.) Die Obuktionsberichte sind sicherlich immer mit einer gewissen Vorsicht zu bewerten, aber es scheint doch so, dass Strides Schnitt durch die Kehle möglicherweise mit einer weniger langen Klinge verursacht worden. Bei Eddowes ist dann wieder eine andere Klinge verwendet worden - der Täter hätte also beim "Double Event" seine Tatwaffe gewechselt.
3.) der Modus Operandi stimmt überhaupt nicht mit den anderen Täthergängen überein. Der Ripper hat zwar unter höchstem Risiko gemordet, aber war doch offensichtlich immer darauf bedacht, ungestört zu bleiben. Der Angriff bei Stride geschah unter den Augen von gleich zwei Zeugen, die der Täter auch wahrgenommen haben muss. Einen davon hat er sogar "angesprochen" (-> "Lipski"). Außerdem hat er Stride zuerst mal schreien lassen und sie nicht versucht in den dunklen Innenhof Dutfield's Yard reinzuziehen, sondern sie - vor den Zeugen - auf die Berner Street geworfen.
(letztlich kann man noch argumentieren, dass Stride nicht von dem Mann umgebracht wurde, den Schwartz beobachtete, aber das halte ich für sehr, sehr unwahrscheinlich)
Eine persönliche Meinung, die niemand mit mir teilen muss: ich persönlich kann mich einfach nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden, dass der Täter innerhalb kürzester Zeit in der selben Nacht zweimal mordet, obwohl er beim ersten mal schon fast erwischt worden wäre....
Ein Großteil der Polizisten damals ging davon aus, dass Stride ein Opfer des Rippers wurde. Es gab aber auch andere Meinungen, Walter Dew beispielsweise.
Stichwort Michael Kidney: Durch Zeuge Schwartz haben wir ja eine recht präzise Beschreibung des Täters in der Berner Street. Gibt es eigentlich eine Beschreibung, wie Michael Kidney aussah? Ich fürchte nein, aber falls doch, so könnte man da tatsächlich einige interessante Rückschlüsse gewinnen - und sei es, Kidney als Stride-Täter halbwegs auszuschließen.