Autor Thema: Die Fantasien der Mordenden  (Gelesen 12958 mal)

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Offline Isdrasil

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Die Fantasien der Mordenden
« am: 07.03.2008 20:57 Uhr »
Hi

Inspiriert durch eine Diskussion gestern im Chat möchte ich gerne einmal näher auf die Fantasie- und Gedankenwelt von Serienmördern eingehen.

Dazu möchte ich hin und wieder mal einen Mörder und speziell seine Fantasien auch in Hinblick auf deren Verwirklichung vorstellen - wer dies auch tun möchte, nur zu!
Wir haben ja einen ähnlichen schönen Thread schon von Irene (http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,976.0.html), aber hier soll eben mehr auf den Aspekt der Mordvorstellungen eingegangen werden.

Mögliche Fragen wären zum Beispiel, ob sich die Fantasie eines Mörders innerhalb eines bestimmten Rahmens ändert, ob der Täter gleich beim ersten Mord seinen Vorstellungen freien Lauf lässt und was dies alles in Zusammenhang mit dem Ripperfall bedeutet.

Ich fange einfach mal an mit dem

"Menschenfresser von Duisburg" Joachim Kroll

Der Name, der ihm von der Presse verliehen wurde, ist relativ irreführend und bezieht sich in der Tat lediglich auf seinen letzten Mord.

Er spürte seine sexuelle Andersartigkeit zum ersten Mal bei der Beobachtung von Tierschlachtungen, bei denen er gelegentlich beim Entdärmen mithalf. Kroll verspürte ein "komisches Gefühl", bekam Schweißausbrüche und ein eigenartiges "Kribbeln" im Bauch und auf der Brust. Nach einiger Zeit bekann der etwa 15-jährige Kroll sich vorzustellen, wie es sei, einen Menschen zu öffnen. Dies erregte ihn dermaßen, dass er bei diesem Gedanken oft masturbieren musste und in seinen Gedanken anstatt des Tieres eine Frau "kaputtmachte, öffnete und ausnahm".

Kroll beging seinen ersten Mord mit 21. Viele würden vermuten, er gab sich seiner Fantasie hin - denn der Tatort lag in einem relativ abgelegen Waldgelände bei Walstedde. doch Kroll stach der 19-Jährigen lediglich mehrmals in Brust und Hals und verging sich anschließend an der Leiche. Gedrängt dazu hatte ihn dieses "komische Gefühl". Seine Fantasie blieb unerfüllt.

So tötete Kroll in den nächsten 20 Jahren immer wieder sporadisch Frauen im Alter von 4 - 60 Jahren, stets auf offenem Gelände. Erstach sie, würgte sie, vergewaltigte. Doch erst am 03. Juli 1976 erfüllte er sich seine ultimative Mordfantasie in seiner Mansardenwohnung in Duisburg und vollzog sein grauenhaftes Ritual an einem 4-Jährigen Mädchen, die er anschließend teilweise verspeiste. Kroll wurde kurz darauf durch aufmerksame Nachbarn gefasst.

Erst durch Geständnisse konnten ihm viele Taten zugestanden werden, da Kroll weder in der Opferwahl noch im Modus Operandi oder seiner Signatur irgendwelche Systematik erkennen liess. Die Streuung der Taten über verschiedenen Bundesländer erschwerte zusätzlich die Arbeit.

Das Fazit bleibt: Kroll hatte bereits als Heranwachsender eine Fantasie in sich, die er erst nach mehrmaligen Morden und 20 Jahren verwirklichte.

Die Gründe sind viefältig - Kroll selbst sagte aus, er habe sich außer in seiner Wohnung nie sicher genug gefühlt. Tatsächlich hatte lediglich der letzte Mord in seiner eigenen Wohnung stattgefunden, alle anderen Taten in Waldgebieten oder an abgelegenen Wegen. Doch weshalb hatte ihn seine Fantasie nicht schon vorher dazu gedrängt, ein Opfer in die Wohnung zu locken? Ein weiterer Aspekt könnte sein, dass Kroll laut eigenen Aussagen seine Fantasie auch an Tieren auslebte. Er berichtete ausführlich von einem Vorfall mit einer Katze, der dem letzten Mord frappierend glich.

Was bleibt zu sagen? Entspricht nicht jeder Mord automatisch der Fantasie eines Täters? Stephan Harbort nimmt dazu Stellung und erläutert die Ergebnisse seiner Untersuchungen von sämtlichen deutschen Serienmördern der Nachkriegszeit in seinem Buch "Das Hannibal-Syndrom" wie folgt:

"Gleichwohl darf hierbei nicht übersehen werden, dass immer wieder zum Teil gravierende Abweichungen in der Tatbegehungsweise festzustellen sind. Ausschlaggebend sind hierfür in erster Linie Lernprozeße und Erfahrungen der Täter, die zu sich verändernden Verhaltensweisen vor, während und nach den Taten führen. So zeigten beispielsweise 72,9 % der multiplen Sexualmörder schon bei ihrer zweiten Tat ein zumindest partiell modifiziertes Tatmuster. Einige Beispiele seien genannt:
- Bei der ersten Tat wurde das Opfer lediglich bedroht, bei der zweiten gefesselt
- Zunächst wurde die Tat überfallartig vorgetragen, dann das Opfer manipuliert und an den Tatort gelockt
- Zunächst liess der Täter Beweismittel am Tatort zurück, später beseitigte er sie
- Zunächst wurde das Opfer mit den eigenen Kleidungsstücken erdrosselt, später brachte der Täter die eigene Waffe mit und tötete es hiermit..."


Sollte man vor diesem Hintergrund die Geschichte des Rippers neu überdenken?  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

Stordfield

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #1 am: 07.03.2008 21:46 Uhr »
Hallo !

Ein sehr interessantes Thema , das Du da ansprichst , Isdrasil .
Mir ist dabei der Gedanke gekommen , ob es auch möglich wäre , daß einTäter in Serie Morde begeht , ohne vorheriger Phantasie . Hälst Du soetwas für möglich ?

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #2 am: 08.03.2008 07:38 Uhr »
Hi Stordfield

Ja klar. Es gibt anscheinend genügend Beispiele für Serienmorde ohne Fantasien. Aber da steckt meist noch ein anderes Motiv mit drin (räuberisches Motiv, Ritual, gezielte Beseitigung....). Die Fantasien scheinen eigentlich fast nur bei den sexuell motivierten Mördern vorzukommen. Wenn man dies auf den Ripperfall anwenden möchte, müsste man alle Motivationen durchgehen - bei gezielter Beseitigung (Königshaustheorie) hat mich schon immer gestört, dass er sie nicht einfach mal so umbrachte. Man hat das ja mit der Freimaurerverbindung versucht, zu lösen. Aber im Endeffekt scheint der Ripper "Spass" an der Sache gehabt zu haben. Daher tippe ich meist auf den sexuell motivierten Täter.
Aber ansonsten: Es gibt gewiss auch Serienmörder ohne entsprechende Fantasien - denke ich mir jetzt mal. Es gibt ja auch welche, die töten ihre Opfer einfach nur mit einem einzigen Schuss aus einem Gewehr. Welche Fantasie soll da schon groß dahinterstecken? Da scheint es um andere Dinge zu gehen...

Denke ich mir.

Grüße, Isdrasil

Stordfield

  • Gast
Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #3 am: 08.03.2008 09:51 Uhr »
Hallo !

Mal angenommen , der erste Tötungsakt des Rippers war ein Unfall , ein ausufernder Streit , ein Wutausbruch mit Todesfolge , ein mißglückter Raub . Dabei merkte er , wie befreiend das für ihn war . Alles ,was ihn bedrückte , trat in den Hintergrund . Sein Opfer lag völlig wehrlos zu seinen Füßen , er war der Herrscher über Leben und Tod . Vielleicht führte dieses Gefühl zu einer sexuellen Erregung .
Was ich meine , ist : Alles dies kann doch auch ohne jahrelanger vorheriger Phantasien stattgefunden , sich erst während der Taten entwickelt haben . Oder ??

Gruß Stordfield

JohnEvans

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #4 am: 08.03.2008 13:44 Uhr »
@Stordfield,

Mal angenommen , der erste Tötungsakt des Rippers war ein Unfall , ... Alles dies kann doch auch ohne jahrelanger vorheriger Phantasien stattgefunden , sich erst während der Taten entwickelt haben . Oder ??
Gut möglich. Erst ein Mord, dann die Gelüste.

Nur ... wenn Tabram in ihm erst einmal Gefühle und Phantasien weckte, die vorher noch gar nicht da waren, dann möchte man meinen, daß er genau diese Gefühlen und Phantasien mit den gleichem Muster beim nächsten Mal zu wiederholen gedenkt. Das ist nun mal der Charakter einer Serie.

Wäre Tabram der Initialmord, ohne vorherige andere Phantasien, dann hätte der Rest der Serie auch so ausgesehen.

Oder welche Erklärung hast du dann dafür, daß die weiteren Morde, zu denen ihn der an Tabram anspornte, nicht auch so abliefen? Sonder eine völlig andere Signatur aufweisen?

JE

JohnEvans

  • Gast
Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #5 am: 08.03.2008 14:04 Uhr »
Hallo, Isdrasil

Inspirationen und Vergleiche sind immer gut. Allerdings nur ein Vergleich mit nur einem Täter ist nicht aussagekräftig. Aber ich nehme an, du wirst uns noch mehr Beispiele vorführen.

Zitat
Mögliche Fragen wären zum Beispiel, ob sich die Fantasie eines Mörders innerhalb eines bestimmten Rahmens ändert, ob der Täter gleich beim ersten Mord seinen Vorstellungen freien Lauf lässt und was dies alles in Zusammenhang mit dem Ripperfall bedeutet.
Das hängt vom Tätertyp ab. Von seiner Intelligenz, Kreativität, seinem psycho-sozialem Hintergrund, etc. Auch davon, wie lange einTäter wirken kann. Reifungsprozesse machen auch vor Killern nicht halt.

Und jetzt zu Kroll:

Zitat
Das Fazit bleibt: Kroll hatte bereits als Heranwachsender eine Fantasie in sich, die er erst nach mehrmaligen Morden und 20 Jahren verwirklichte.
Nicht korrekt. Teile seiner Phantasie verwirklichte er bereits all die Jahre hindurch, nur den einen Teil, den anscheinend eigentlichen Höhepunkt, erst viel später.

WARUM???

Ich denke, wir sind uns einig, wenn wir davon ausgehen, daß Täter dieser Art vor ihrem ersten Mord eine Hemmschwelle überwinden müßen. Abern ebenso müßen sie bei ihrem Outing gewisser sexueller Vorlieben eine Hemmschwelle überwinden. Der Täter muß sich dazu erst mal seiner eigenen Vorliebe bewußt werden, das ist eben auch ein Reifungsprozeß.
Jugendliche Täter handeln in der Regel unbeherrschter als ältere, wobei „alt“ und „jung“ nicht nur eine Frage der bilologischen, sondern auchd er geistigen, psychischen und sozialen Reife ist.

Kroll brauchte eben so lange, bis er sich die Erfüllung seines ultimativen sexuellen Kicks „erlaubte“.
Abgesehen von diesem letzten Entwicklungschritt verhielt er sich geradezu „bilderbuchmäßig“ – er tötete alle seine Opfer, bis auf das letzte, immer auf offener Flur. Das alleine ist ein sehr gutes Indiz für seine Serie.

Zitat
Sollte man vor diesem Hintergrund die Geschichte des Rippers neu überdenken?

Klar, und ich mach´s hiermit :icon_wink:.
Kommen wir jetzt also zum Vergleich mit dem Ripper:

·   Kroll brauchte Jahre, um zu „sich zu finden“. -  Der Ripper offenbar nur 6 Wochen. Ich halte Entwicklungen für möglich, aber dieser Zeitraum erscheint mir zu kurz. Vor allem, um außer der Opfergruppe und der Waffe (die damals eine Allerweltswaffe war und somit nicht wirklich viel über den Täter aussagt) gleich einfach alle Aspekte (Handhabung der Waffe, Affekt, Fähigkeiten, MO, Signatur) der Tat zu verändern.
·   
Antwort daher: nein, nicht derselbeTypus.

·   Kroll änderte, HALT! ergänzte, seine Signatur nur einmal, nach Jahren. Wenn der Ripper für alle Opfer, angefangen bei Tabram und beendet mit Kelly, verantwortlich sein sollte, dann hätte er seine Signatur innerhalb weniger Wochen gleich zwei-, wenn nicht dreimal geändert.
Denn Kelly passt ja noch nicht einmal in die ursprüngliche Opfergruppe und wurde wiederrum anders „behandelt“. Zwei / drei so gravierende Veränderungen in so kurzer Zeit?
·   Ist eventuell möglich, aber eben kein Vergleich mit Kroll.

Antwort auch diesmal: nein, nicht derselbe Typus.

·   Kroll tötete seine Opfer, in dem er ein paar mal auf sie einstach, aber ein „paar mal“ ist nicht dasselbe wie dieser Wutausbruch bei Tabram. Auch das Vergraben seiner Opfer zeigt entweder Angst oder ein schlechtes Gewissen. Beides nicht zu finden beim Whitechaple Mörder.

Antwort auch diesmal wieder: nein, nicht derselbe Typus.

·   Kroll wählte seine Opfer aus keiner bestimmten Gruppe, der Ripper schon.

Anwort: im Vergleich mit Kroll gibt es, außer daß sie mordeten, keine Ähnlichkeiten

Ja, auch Signaturen werden „variiert“, aber nicht total, und auch Kroll macht da keine Ausnahme!

Variatonen stellen sich zum Beispiel ein, wenn zwischen den Morden eine geraume Zeit vergeht. Ist, wie schon erwähnt, eine Frage der Reife.
Aber Zeit zum Reifen hatte der Ripper bei seinem Tempo wohl nicht.

Auch Erwischtwerden verbunden mit Gefängnis läßt so manchen Täter, Beispiel: CHIKATILO, Zeit zum Reifen, aber auch vorsichtiger und sehr oft, da sie sich ungerecht behandelt fühlen, noch abartiger, böser und sadistischer werden. Was sich in einer veränderten Signatur zeigen kann.

Aber auch hierfür gibt es kein Indiz beim Ripper.

Es gibt auch die Möglichkeit, daß ein Täter eben nicht den Kick findet, den er sucht, aber, wie dein eigenes Beispiel Kroll sehr wohl zeigt, findet eine Änderung der Signatur nicht so schnell statt.
Ein weiteres Beispiel für eine Variation scheint mir “Son of Sam“ - DAVID BERKOWITZ zu sein, der von Messer auf Handfeuerwaffe wechselte. Allerdings auch nicht von heute auf morgen.

Fazit: bisher fand ich noch keinen Sereinkiller, der sich in Sachen Ausführung und vor allem im rasanten Tempo mit dem Ripper vergleichen ließe.

Oder kennst du einen????

JE

Stordfield

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #6 am: 08.03.2008 14:39 Uhr »
Hallo !

Eventuell war ihm der Tabram - Mord zu anstrengend , oder hat ihm zu lange gedauert . So hat er es halt mal anders probiert - und siehe da , es klappte .

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #7 am: 09.03.2008 09:33 Uhr »
Zitat
Das Fazit bleibt: Kroll hatte bereits als Heranwachsender eine Fantasie in sich, die er erst nach mehrmaligen Morden und 20 Jahren verwirklichte.
Nicht korrekt. Teile seiner Phantasie verwirklichte er bereits all die Jahre hindurch, nur den einen Teil, den anscheinend eigentlichen Höhepunkt, erst viel später.

Kannst Du mir sagen, welche Teile seiner Fantasie: "Kaputtmachen und Öffnen und Ausnehmen" er bereits vorher auslebte? Das kaputtmachen, ok. Aber der Rest? Nein.

Kroll tötete seine Opfer, in dem er ein paar mal auf sie einstach, aber ein „paar mal“ ist nicht dasselbe wie dieser Wutausbruch bei Tabram. Auch das Vergraben seiner Opfer zeigt entweder Angst oder ein schlechtes Gewissen. Beides nicht zu finden beim Whitechaple Mörder.

Kroll vergrub kein einzigstes seiner Opfer. Er bedeckte einige professorisch mit Laubwerk und Ästen. Eines versenkte er im Fluss. Vergraben jedoch hat er nie.

Fazit: bisher fand ich noch keinen Sereinkiller, der sich in Sachen Ausführung und vor allem im rasanten Tempo mit dem Ripper vergleichen ließe.

Oder kennst du einen????

Nein, muss ich das? Jeder Täter ist einzigartig in seinen Taten, der Ripper ist zwar gewöhnlich in seinen Ausführungen, jedoch außergewöhnlich schnell, ja. Aber was sagt das denn aus? Ich wollte hier nie Vergleiche anstellen, John. Es geht um die Fantasien der Mordenden. Und in diesem Zusammenhang natürlich auch um die des Rippers. Möglicherweise hast Du meinen Satz mit dem Ripper falsch verstanden. Direkte Vergleiche liegen mir fern, vielleicht einige Brücken schlagen - schön, dass du dies trotzdem tust.

Ich meine, was wollen wir denn beweisen? Dass Kroll nicht wie der Ripper war und umgekehrt? Das denkt wohl jeder, glaube ich. Es ging mir vorrangig erst einmal um den Bezug zu unserer Chatdiskussion (denn ich fand sie sehr interessant), in der Du felsenfest die Meinung vertreten hast, ein Mörder würde morden, weil "der Druck seiner Fantasien zu groß wird". Deshalb bin ich auf das Thema gekommen. Mehr nicht  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

Offline Claudia

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #8 am: 09.03.2008 10:45 Uhr »
Hi zusammen!

Also in punkto Ausführung und Tempo liessen sich zumindest Tschikatilo und Dahmer (in der Schlussphase) mit dem Ripper vergleichen und, wenn ich mich recht entsinne, zB auch Bartsch.
So ganz genau weiß ich das nicht, aber alle drei mordeten in recht kurzen Abständen( bei Dahmer gab es nur nach dem ersten Mord eine lange Pause).
Nielsen könnte man auch dazuzählen, muß ich aber nochmal nachlesen. Ungewöhnlich scheint das nicht zu sein, kennt man ja auch aus Mordserien jüngerer Zeit...

Was die Phantasien betrifft: Ich denke schon, daß diese meistens mit Einsetzen der Pubertät beginnen und sich auch in diesem Zeitpunkt mit Gewaltvorstellungen mischen. Meistens jedenfalls...
Es gibt sicher Ausnahmen, ich denke aber, daß das allgemein der kritische Zeitpunkt ist.
Ob ein Täter nun dann mordet oder erst später hängt sicher davon ab, inwieweit er sich kontrollieren kann, ob er eine Möglichkeit hatte oder nicht, ich denke aber eigentlich auch, daß die Phantasie vor der Tat da ist und nicht erst zufällig entsteht...
Nochwas( wegen Kroll ): Ich weiß kaum was über ihn, aber könnte es nicht auch sein, daß das Alter des Mädchens da eine große Rolle spielt?
Ist doch eigentlich seltsam, daß er sich ausgerechnet bei diesem Mädchen so auslebte...Vielleicht, weil er bei erwachsenen Frauen sich nicht recht traute? Wir waren da ja bei dieser Machtsache, die lässt sich natürlich mit einem Mädchen besser verwirklichen, solche Täter haben ja offenbar oft Probleme, sich mit einer erwachsenen Frau auseinanderzusetzen (im wirklichen Leben meine ich)...

Grüße, Claudia

JohnEvans

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #9 am: 09.03.2008 18:18 Uhr »
Ich wollte hier nie Vergleiche anstellen, John.
Erstens: tust du das aber mit Sätzen wie diesen: "Sollte man vor diesem Hintergrund die Geschichte des Rippers neu überdenken? "
In dem Moment, in dem du die Taten des einen mit den Taten / dem Hintergrund / den Motiven / Handlungen etc  eines anderen "neu überdenkst" stellst du einen Vergleich an.
Was man, zweitens, ja auch tun sollte. Der Vergleich ist eine legitime und nützliche Methode.

Es geht um die Fantasien der Mordenden. Und in diesem Zusammenhang natürlich auch um die des Rippers.

Also, für mich ist das ein VERGLEICH.

Das denkt wohl jeder, glaube ich.
Mit Platitüden wie dieser ist äußerste Vorsicht geboten. Würde "jeder" gleich denken, gäbe es gar keine Diskussionen.

Im Übrigen denke ich das immer noch, und ich scheue zu Beweiszwecken den Verrgleich nicht.

Und, ja, die Hemmschwelle wird übrewunden, wenn die Phantasien zu stark werden, der Druck zu groß, oder sich dem Täter die Gelegenheit bietet. Da Phantasien aber über Jahre oder sogar Jahrzehnte "reifen", und nicht von heute auf morgen, ändert auch ein Täter seine Handschrift nicht innerhalb kurzer Zeit total.

Und jetzt laß mich einen Vergleich wählen: man geht nicht jahrelang in eine, sagen wir, Tischlerlehre und wenn man dann endlich Gelegenheit hat, seine Meisterprüfung abzulegen, verändert man - hey! presto! ohne vorherige diesbezügliche Wünsche, Phantasien - seine Signatur und stürzt sich auf die Herstellung einer Hochzeitstorte - die dann auch noch sofort gelingt.

Fazit: der von Holz-Träumende wird auch bei seiner ersten Prüfung ein Stück Holz so gut bearbeiten, wie er nur kann, und wenn du eine Hochzeitstorte siehst, darfst du ruhig davon ausgehen, daß die ein Bäclker, zumindestens jemand, dessen "Phantasie" das Backen ist, hergestellt hat.

JE



Offline Isdrasil

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #10 am: 09.03.2008 18:35 Uhr »
Hi

Ich wollte hier nie Vergleiche anstellen, John.
Erstens: tust du das aber mit Sätzen wie diesen: "Sollte man vor diesem Hintergrund die Geschichte des Rippers neu überdenken? "
In dem Moment, in dem du die Taten des einen mit den Taten / dem Hintergrund / den Motiven / Handlungen etc  eines anderen "neu überdenkst" stellst du einen Vergleich an.
Was man, zweitens, ja auch tun sollte. Der Vergleich ist eine legitime und nützliche Methode.

Der Vergleich ist solange legitim, solange man Gesetzmäßigkeiten vergleicht. Dies entspricht nicht der Gegenüberstellung zweier Taten. Du kannst nicht Äpfel mit Birnen vergleichen - aber Du kannst durchaus ihr Wachstum und ihre Reifung vergleichen, um Aufschlüsse über die Bedeutung des Klimas oder des Bodens zu gewinnen und ihres individuellen Umgangs damit.

Es geht um die Fantasien der Mordenden. Und in diesem Zusammenhang natürlich auch um die des Rippers.

Also, für mich ist das ein VERGLEICH.

Ich sehe hier keinen Vergleich. Sorry, vielleicht verstehe ich mich ja selbst nicht.

Fazit: der von Holz-Träumende wird auch bei seiner ersten Prüfung ein Stück Holz so gut bearbeiten, wie er nur kann, und wenn du eine Hochzeitstorte siehst, darfst du ruhig davon ausgehen, daß die ein Bäclker, zumindestens jemand, dessen "Phantasie" das Backen ist, hergestellt hat.

Ich kann aber auch davon ausgehen, dass der Bäcker eventuell bei seinem ersten Versuch eine Hochzeitstorte buck, diese aber gar nicht als solche zu erkennen war. Möglicherweise hat ihn die fehlende geistige Vorbereitung und die Auseinandersetzung mit der Aufgabe davon abgehalten. Nicht jedes Gesellenstück ist ein Meisterwerk. Und manchmal erlaubt sich auch der Meister noch einen Schnitzer...

Grüße, Isdrasil

Offline Isdrasil

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #11 am: 10.03.2008 10:26 Uhr »
Hi

@Claudia

Ja, das letzte Opfer von Kroll war auch das Jüngste. Er hatte vorher zwar auch 8 bis 12 Jährige Opfer (so um den Dreh rum), aber ich denke, es gibt zwischen 4 und 8 Jahren einen großen Unterschied. Kroll hatte von Beginn seiner Kindheit an Probleme mit dem anderen Geschlecht – sowohl sexuell als auch zwischenmenschlich. So verging er sich in seiner Jugend zum Beispiel auf einem Bauernhof an den Tieren. Aus diesem Grund mag ihn das Töten jüngerer Opfer wohl leichter gefallen sein (diese waren auch eindeutig in der Mehrzahl). Möglicherweise lag es auch an der Einfachheit, die ihm das letzte Opfer bot: Es war ein Nachbarskind, sie kannten sich also bereits, und das Kind ließ sich ganz leicht in seine Wohnung locken (er versprach ihr ganz einfach Schokolade).

Aber John weiß da sicher mehr drüber – obwohl er am Donnerstag im Chat mit dem Namen Kroll erst gar nichts anfangen konnte  :icon_wink: :icon_aetsch:

...kleiner Scherz, John, bloss nicht übel oder persönlich nehmen. Den konnte ich mir einfach nicht verkneifen  :icon_wink: :icon_mrgreen:

Grüße, Isdrasil

Gemun

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #12 am: 13.03.2008 16:52 Uhr »
Als ich 15 war musste ich ein Referat über Feuer halten, damals hatten wir grad das I-net zuhause bekommen und ich holte mehr Infos, selbst nach dem Referat wollte ich mehr wissen, ich war besessen.

Später faszinierte mich das Feuer so sehr das ich nur eine Kerze anzumachen braucht um die wildesten Gedanken zu bekommen, ich hab erst Fantasiert gehabt
was wenn …
Später hab ich auch größere Objekte gezündelt …

Am ende erklärte mir der Psychiater, das mein stress den ich zu der zeit hatte schuld an den „bösen“ Gedanken hatte, er erzählte mir wenn ich ZB keinen stress hätte, könnte es sich auch in eine „gute“ Richtung entwickelt und ich hätte mich vielleicht für den Feuerwehrmann statt für die Pyromanie entschieden …

Damit will ich sagen dass die Fantasien nicht von jetzt auf gleich entstehen
Es muss ein Ereignisse passieren (bei mir war es der stress) der die Bösen Gedanken auslöste, hätten die Mörder ZB was Gutes erlebt, hätten sie vielleicht irgendwelchen Opfern geholfen statt zu morden würden sie vielleicht auf die Idee kommen ein Frauenhaus oder Kranken oder sonst was zu gründen …

Offline Isdrasil

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Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #13 am: 13.03.2008 18:03 Uhr »
Hi

Wenn ich deine Kernaussage richtig verstehe, dann machst Du die Entwicklung zum "Bösen" und somit zu "bösen" Fantasien an bestimmten Ereignissen oder Umständen, die dem Betroffenen passieren, fest. Dem gebe ich zum großen Teil recht.
Ich stelle es mir immer wie eine Waage vor, die gegen die Zeit läuft. Jedes schlechte Ereigniss und jedes gute Ereigniss belasten die Waage auf beiden Seiten. Dabei kann sie im Gleichgewicht sein, auf die schlechte Seite fallen, aber auch auf die Gute. Man kann die Waage wieder Richtung "Gut" bewegen, wenn sie mal auf "Schlecht" gestanden hat.
Aber ich glaube auch, irgendwann gibt es eine Art "Point of no Return". Ein Punkt, an dem die Waage festgestellt wird und in der Stellung verharrt, in der sie steht. Und ich glaube, dass es körperliche Vorbelastungen gibt - also auch Waagen, die einen Hang zum Bösen haben und mit vielen guten Gewichten erst einmal umgepolt werden müssen...aber genauso gut durch ein kleines schlechtes Gewicht wieder ganz schnell umschwingen...

Hat man das eigentlich verstanden?  :icon_mrgreen:

Grüße, Isdrasil

Gemun

  • Gast
Re: Die Fantasien der Mordenden
« Antwort #14 am: 13.03.2008 21:04 Uhr »
Du hast sie richtig verstanden …

Dein vergleich ist belustigend (ich hab nichts gegen Spaß), aber nicht falsch