Autor Thema: unbekanntes Opfer? Der MO passt  (Gelesen 29799 mal)

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Damien

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Re: unbekanntes Opfer? Der MO passt
« Antwort #15 am: 24.11.2010 22:23 Uhr »
Hallo Panopticon,

ich habe mir diese Frage auch so oft gestellt, ob der Ripper diese Kenntnisse oder Fähigkeiten hatte.
Ich weiß nicht ob man für die Organentnahme oder die anderen Verletzungen im Körperbereich ohne Grundwissen in Anatomie,
unter den damaligen Lichtbedingungen und auch dem Zeitdruck ausgesetzt, als "Laie" diese Schändungen hätte vollbringen können.
Ich meine wieviel Literatur war denn damals über den menschlichen Körper bei der "unteren Klasse" im Umlauf?
Selbst heute stelle ich mir das ohne irgendwelche Fachliteratur über den menschlichen Körper studiert zu haben
- oder mich zumindest mit der Thematik beschäftigt zu haben sehr schwer vor.
Okay, wir alle kennen heute bereits als Kinder den menschlichen Körper (Immer wieder schön übrigens die Sendung "Es war einmal das Leben" ;) ),
aber hatte man damals auch so eine Bildung in Biologie?
Ich weiß es nicht.

Betreffend dem Wiener Fall: Interessant wie so manchmal die Ergebnisse in einem Fall sind.
Dinge treten zu Tage, zwischen denen man Anfangs keine Verbindung sah.
Wer weiß was vielleicht irgendwann bei Jack nco rauskommt :)

LG Alex
« Letzte Änderung: 24.11.2010 22:38 Uhr von Damien »

KvN

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Re: unbekanntes Opfer? Der MO passt
« Antwort #16 am: 25.11.2010 00:31 Uhr »
Hi zusammen!

Freut mich sehr dass meine Meinung gewünscht ist! Leider konnte ich mir das zur Diskussion stehende Tatortfoto noch nicht beschaffen...Die anatomischen Vorkenntnisse von JtR sind natürlich schwer zu beurteilen, aber: Er hat einen Darm sauber von den Mesenterialbefestigungen getrennt, er hat einen Herzmuskel aus dem Perikardsack entnommen, ihm war die Lage der Gebärmutter (und wohl auch deren Funktion als reproduktives Organ) bekannt, er schaffte es, eine Niere durch den Bauchraum in kürzester Zeit zu entnehmen, all das unter Zeitdruck, wahrscheinlich mit unzureichender Ausrüstung und im Dunkeln.
Andererseits: Immer wieder gibt es Fälle, in deren Verlauf Mörder erstaunliche Leistungen (ich bitte das nicht falsch zu verstehen) in punkto Zerstückelung vollbringen, obwohl sie keinerlei anatomische Kenntnisse haben. In Wien gab es vor etlichen Jahren einen Mordfall, bei dem eine Frau ihren Geliebten in der Badewanne in seine eigene Explosionszeichnung verwandelte, und zwar in einer Art, dass sämtliche Ermittler auf einen Arzt als Täter tippten als sie die Leichenteile fanden...Die Täterin hatte null anatomisches Grundwissen. Schwierig, wie gesagt...

Grüße   

Offline Stordfield

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Re: unbekanntes Opfer? Der MO passt
« Antwort #17 am: 30.01.2020 01:44 Uhr »
Hallo!

Im Boston Daily Globe stand am 2. Oktober 1888 folgendes geschrieben:

"The first of what have now become famous as the “Whitechapel Murders” occurred somewhat less than 12 months ago in that section of London where the scum of the vile dens of vice are turned loose upon the streets when the police close the brothels at early morning, and the floating population of criminals and fallen women continue their revels undisturbed. Although the first victim was a woman of the lowest class, and her body was mutilated in the same shocking manner that has characterized the recent murders, nothing more than a passing notice was given the affair by the police. A murder was no uncommon occurrence in Whitechapel, and the very fact that the victim was a blear-eyed, gin-soaked “unfortunate,” led the authorities to believe that she had quarrelled with one of her own associates, and the matter had ended as many as drunken quarrel had ended there before. The policeman on the post was closely questioned, his immediate superior viewed the remains and the coroner observed that the crime was one of shocking brutality. The London press commented a little, the case dropped from the attention of the police, and the first of the Whitechapel murders passed out of mind."

("Der erste von denen, die mittlerweile als ´die Morde an der weißen Kapelle´bekannt geworden sind, ereignete sich vor etwas weniger als 12 Monaten in jenem Teil Londons, in dem der Abschaum des niederträchtigen Lasters auf die Straßen gelockt wird, wenn die Polizei am frühen Morgen die Bordelle schließt und die Kriminellen und gefallenen Frauen ungestört weiter schwelgen.
Obwohl das erste Opfer eine Frau der untersten Klasse war und ihr Körper auf die gleiche schockierende Weise verstümmelt wurde, die die jüngsten Morde charakterisiert, wurde die Angelegenheit von der Polizei nur vorübergehend wahrgenommen. Ein Mord war in Whitechapel keine Seltenheit, und die bloße Tatsache, dass das Opfer ein „unglücklicher“ Mensch mit trüben Augen war, ließ die Behörden glauben, dass sie sich mit einer ihrer eigenen Kolleginnen gestritten hatte und die Angelegenheit endete, so wie viele nach einem betrunkenen Streit. Der Polizist auf dem Posten wurde genau befragt, sein unmittelbarer Vorgesetzter sah sich die Überreste an und der Gerichtsmediziner stellte fest, dass das Verbrechen eine schockierende Brutalität aufwies. Die Londoner Presse äußerte sich nur wenig dazu, der Fall wurde von der Polizei nicht weiter zur Kenntnis genommen, und das erste der Morde von Whitechapel geriet in Vergessenheit.")

Um wen handelt es sich hier? Hat jemand eine Ahnung? Außer dem Rainham- Torso- Fall konnte ich in 1887 keine weitere "passende" Leiche entdecken, was vielleicht auch den fehlenden Orts- und Zeitangaben geschuldet ist.
Vielen Dank schon einmal im Voraus!

Gruß Stordfield

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Offline Arthur Dent 2

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Re: unbekanntes Opfer? Der MO passt
« Antwort #18 am: 30.01.2020 11:37 Uhr »
Hi Stordfield!

Also mir fällt da derzeit auch kein nachgewiesener Mord ein, nur das Gerücht von dem Fairy-Fay-Mord, der zu etwa dieser Zeit (Weihnachten 1887) stattgefunden haben soll.
https://www.casebook.org/victims/fairyfay.html

Edit:
Doch noch was gefunden: Im Nov 1887 soll eine Emily Horsnell ermordet worden sein.
http://www.jtrforums.com/showthread.php?t=22194


MfG, Arthur Dent

« Letzte Änderung: 30.01.2020 11:51 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Stordfield

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Re: unbekanntes Opfer? Der MO passt
« Antwort #19 am: 30.01.2020 16:00 Uhr »
Vielen, vielen Dank, Arthur!  :good: :hi: Du hast mir echt geholfen.
Würde ja auch mit der Zeit hinkommen. Etwas weniger als 12 Monate vom 2.10.1888 an gerechnet, ergibt November 1887. Allerdings ist das von mir gesuchte Opfer bereits tot gewesen, als man es fand, während Emily noch etwa fünf Tage mit ihren Verletzungen lebte.
Die Gründe, warum der Fall anfangs so stiefmütterlich behandelt wurde, liegen auf der Hand und wurden in dem Artikel schon erwähnt. Aber warum griff man ihn später nicht erneut auf?  :scratch_one-s_head: Ein gleichartiger Mord vor den kanonischen Fünf muss doch Interesse geweckt haben. Nun, ja, vielleicht hat man im fernen Boston auch was durcheinander gebracht.
Ich bleibe jedenfalls mal dran.

Gruß Stordfield
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