Autor Thema: Jacks Psyche/Charakter  (Gelesen 11195 mal)

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Offline Phil

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Jacks Psyche/Charakter
« am: 02.11.2007 16:27 Uhr »

Ich brüte jetzt schon seit langem darüber nach und irgendwie hab ich das Bedürfnis es hier niederzuschreiben. Es geht um Jacks Psyche und meinen Versuch, sich in ihn hineinzuversetzen. Das ist natürlich nicht leicht, da wir nicht wissen, wer es war, also hab ich versucht recht neutral an die Sache heranzugehen. Bestimmt habe ich keine neuen Erkenntnisse entwickelt, sondern nur Brei, der schon bekannt ist, aber trotzdem möchte ich euch meine Ergebnisse mitteilen  :icon_wink:
Also, fang ich mal an... (ich merke gerade, dass das ziemlich schwer ist, es aufzuschreiben)
Es gibt, wie wir alle wissen, Menschen, die in ihren sexuellen Vorlieben von der Allgemeinheit abweichen, wie zum Beispiel Leute, die auf Sadomaso stehen. Wie zum Beispiel Fesselspielchen für Sadisten erregend sind, sind Verstümmelungen und Metzeln für Jack sehr erregend. Irgendwann einmal hat er für sich entdeckt, dass ihn die Vorstellung, jemanden zu verstümmeln, unheimlich antörnt. Er holt sich auf diese Gedanken bestimmt öfters einen runter (ich hoffe ich stoße niemanden hier mit solchen Formulierungen und Vermutungen an).
Wie das bei den meisten Menschen so ist, reicht ihm das Masturbieren irgendwann nicht mehr. Er hat zwar öfters Sex (zur Not mit Prostituierten), aber das findet er nicht so geil wie die Vorstellung, dass diejenige verstümmelt ist und das er sie verstümmelt.
Er will seinen sexuellen Bedürfnissen nachkommen. Ich schätze, er war zu dem Zeitpunkt vielleicht Ende 20/Anfang 30. Er will endlich wissen, wie es wirklich ist, jemanden abzuschlachten, ihm reicht die Vorstellung nicht mehr.
Das ist durchaus ein normaler Prozess, jeder sadistisch Veranlagte will irgendwann einmal wirklich jemanden quälen und niedermachen.
Vielleicht beginnt er mit Tieren, ich weiß es nicht. Vielleicht war er derjenige vor Ada Wilsons Tür. Extrem nervös und kurz davor, eine Frau wirklich zu verletzen. Doch zu aufgeregt und zu planlos, wie man zu Adas Glück ja feststellen musste.
Vielleicht war er auch derjenige, der Martha Tabram abschlachtete. Die Theorien, was hier genau geschehen ist, gehen ja teilweise auseinander, ich führe sie nun nicht alle auf, aber es könnte gut sein, dass sie sein erstes richtiges Opfer war.
Da er noch immer recht planlos war, stach er einfach mal 39 Mal auf sie ein.
Es befriedigte ihn durchaus - aber er denkt schon einige Tage später, dass es bessere Methoden gibt, die ihn noch geiler machen können.
Also ist kurz darauf Polly Nicholls dran.
Er hat diesmal alles durchdacht und geplant und nichts geht schief. Die Verstümmelungen halten sich noch in Grenzen, aber er hat erstmal für einige Tage ein Bild vor Augen zum Runterholen.
Aber wie es nunmal bei so veranlagten Menschen ist, sie wollen mehr, sie wollen, dass es immer noch geiler wird, immer eine Steigerung, bis es für sie nicht mehr besser geht.
Der Mord an Annie Chapman tut ihm gut, besser als der an Polly.
Es reicht auch für einige Zeit. Allerdings wird das East End nervös und man spricht von "Jack The Ripper", das beunruhigt ihn. Er beschließt, sich erstmal mit der Vorstellung von Annie zu begnügen und etwas abzuwarten.
Zwar ist Ende September die Nervosität des East Ends noch nicht abgeklungen (im Gegenteil), aber er ist dafür umso heißer auf etwas noch besseres als das Chapman-Szenario.
Er findet Liz Stride. Bereits beim Kehlenschnitt hat er einen Riesenständer. Doch dann wird er unterbrochen!
Und wenn man weiß, wie es ist, geil zu sein, aber unterbrochen zu werden, dann kann man sich vorstellen, wie er sich gefühlt hat. Catherine Eddowes kriegt aufgrund dessen und aufgrund seiner sich mit jedem Mord steigernden Lust noch mehr Schnitte und Wunden, ja, er nimmt sogar ein Souvenir mit.
Da er während dem Mord an Liz von zwei Juden gestört wurde (Schwartz und Diemschütz) UND da die Juden die Hauptverdächtigen im Ripper-Fall sind, hinterlässt er das Goulston Street Graffito.
Natürlich ist das East End jetzt auf dem Höhepunkt der Panik. Er selbst zieht sich augrund dessen und da er bei Catherine Eddowes mehr gemetzelt hat, als er sich je zu träumen wagte, fürs Erste zurück.
Bis zum 9. November. Er zieht wieder los. Und ihm passiert das Beste, was ihm je passieren konnte (und das schlimmste, was Mary Kelly je passieren konnte): Er geht mit Mary auf ihr Zimmer.
Er ist hier ungestört und er lässt so die Sau raus wie nie zuvor. Das ist sein Höhepunkt.
Und genau deswegen hört er auf. Er weiß, dass er nicht so weitermachen kann, da die Polizei ihn irgendwann schnappen wird und er weiß, dass er dieses Szenario nie überbieten kann. Und deswegen hört er auf zu morden und zu metzeln.
Vom Charakter her stelle ich ihn mir als netten, zuvorkommenden, vielleicht nicht gerade dominanten jungen Mann vor, der mehr oder weniger gründlich seine Arbeit erledigt und wahrscheinlich einen recht großen Freundeskreis hat.
Und bestimmt hat er öfter mal mit einer Freundin rumgescherzt "Stell dir mal vor, du lägst jetzt aufgeschlitzt da..." oder "Stell dir mal vor, ich wäre ein Mörder..." (natürlich alles vor den Morden).
Zu den Mordopfern: Er hatte es unheimlich leicht. Prostituierte gab es in Whitechapel genug, er traf immer welche, auch als die Hysterie am größten war, da sie trotz aller Gefahren weiter ihr Geld verdienen mussten und deswegen auf die Straße gingen.
Die Frage ist nur, ob ihn die Lust nicht doch irgendwann mal wieder übermannte. Falls ja und er verübte einen Mord, der nicht an das Kelly-Szenario heranreichte (Beispiel Frances Coles), denke ich, dass er es danach komplett aufgab, weil er dies nie wieder erreichen würde.
Nochmal, wie gesagt, ich hoffe, ich stoße hier nicht zu sehr an die Grenzen eures Geschmacks und eurer Geduld und was auch immer  :icon_wink:
Vielleicht löse ich ja hiermit eine Diskussion aus, ich würde mich freuen. Falls sich daraus nichts neues ergibt, ist auch nicht schlimm, Hauptsache ich habe es mal niedergeschrieben  :icon_aetsch:
In diesem Sinne,
mit vielen Grüßen
und bis bald,

euer Phil
(der auch ein Junge ist  :icon_wink: )


"Happiness ain't at the end of the road, happiness IS the road" (Zitat aus dem gleichnamigen Lied von Marillion; Lyrics: Steve Hogarth)

Offline Pathfinder

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #1 am: 02.11.2007 16:43 Uhr »
 :icon_rolleyes:
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!

Offline Isdrasil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #2 am: 02.11.2007 17:31 Uhr »
Hi Phil

Interessante Gedanken  :icon_thumb:

In manchen Punkten denke ich ein wenig anders - wäre aber ja auch verwunderlich, wenn bei diesem Thema zwei Menschen die absolut gleiche Meinung haben...und wer im Endeffekt näher an der Wahrheit liegt, das weiss oder besser wusste nur ein Mensch (?) auf dieser Welt...

Grüße, Isdrasil
« Letzte Änderung: 02.11.2007 17:44 Uhr von Isdrasil »

Offline irene_adler

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #3 am: 05.11.2007 11:01 Uhr »
Servus Junge,  :icon_mrgreen:

wohooo, der Eintrag... gibt zu denken (dafür ist das Forum da, jaja, Isdrasil, ich weiß, ich weiß; ist eigentlich nur so ein Füller, wenn es mir die Sprache verschlägt  :scream:  )

eine Frage: Er stand am Höhepunkt seiner Niedermetzelei und dann hat er sich so unter Kontrolle, dass er es aufgibt? Er führt ein normales Leben mit Freundeskeis und hebt sich seine Agressionen und Begierde für die Huren auf, das geht mir noch ein, aber wohin damit danach? Einfach Schluss aus, Ende... Kann ich mir bei dieser sexuellen Anschauung vom Ripper schwer vorstellen...



Irene Adler
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Offline Pathfinder

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #4 am: 05.11.2007 11:50 Uhr »
hi irene, siehe meinen post auf piggot  :icon_mrgreen:

oder auch hier http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,868.0.html
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Offline irene_adler

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #5 am: 05.11.2007 12:18 Uhr »
 :icon_rolleyes: ´türlich war mir klar, dass dieses Thema schon vorher besprochen wurde (wäre seltsam wenn nicht). Die Frage habe ich nicht an die Allgemeinheit gerichtet, sondern an Phil und seine Theorie.
War aber wirklich nicht klar.   :icon_verwirrt:

Na, dann werde ich mich mal durch den sechs Seiten Tread durchwälzen... und der hat ja auch noch mindestens einen Link, der zu weiteren Treads führt - Dominoeffekt puhh, (ich lese lieber vom Zettel als vom Bildschirm...)


Irene Adler
PS: ich stimme deinen post voll und ganz zu  :icon_thumb:
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Offline Pathfinder

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #6 am: 05.11.2007 12:27 Uhr »

war für mich nicht erkenntlich, dass die frage nur an phil gestellt war, bitte um nachsicht  :icon_rolleyes:

aber sei froh, dass überhaupt jemand antwortet  :icon_mrgreen:
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Offline Phil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #7 am: 05.11.2007 15:02 Uhr »
Servus Junge,  :icon_mrgreen:

wohooo, der Eintrag... gibt zu denken (dafür ist das Forum da, jaja, Isdrasil, ich weiß, ich weiß; ist eigentlich nur so ein Füller, wenn es mir die Sprache verschlägt  :scream:  )

eine Frage: Er stand am Höhepunkt seiner Niedermetzelei und dann hat er sich so unter Kontrolle, dass er es aufgibt? Er führt ein normales Leben mit Freundeskeis und hebt sich seine Agressionen und Begierde für die Huren auf, das geht mir noch ein, aber wohin damit danach? Einfach Schluss aus, Ende... Kann ich mir bei dieser sexuellen Anschauung vom Ripper schwer vorstellen...



Irene Adler

Ja, die Frage ist natürlich berechtigt.
Wenn man sich vorstellt, dass er weiß, das es nicht mehr besser werden kann, kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass er aufhört. Und wie hätte er Mary Kelly noch steigern können?
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Offline Phil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #8 am: 05.11.2007 15:03 Uhr »

Wenn man sich vorstellt, dass er weiß, das es nicht mehr besser werden kann, kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass er aufhört.

Was für ein Satz  :icon_lol:
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Offline Isdrasil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #9 am: 05.11.2007 15:08 Uhr »
Hi

@Phil: Wenn Du richtig guten Sex hattest, denkst Du dir dann: "Ach ne, das mach ich jetzt nicht mehr, das reicht mir jetzt"?  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

Offline Phil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #10 am: 05.11.2007 17:03 Uhr »
Hi

@Phil: Wenn Du richtig guten Sex hattest, denkst Du dir dann: "Ach ne, das mach ich jetzt nicht mehr, das reicht mir jetzt"?  :icon_wink:

Grüße, Isdrasil

Ne, denke ich nicht...wär auch schade wenn's so wär  :icon_wink:
Aber du hast recht, vielleicht möchte der Ripper nach Mary Kelly nur noch Morde á la Mary Kelly begehen. Also in geschlossenen Räumen, wo ihn keiner stört und wo er sich austoben kann.
Interessanter Gedanke, lässt meine "Theorie" etwas bröckeln  :icon_wink:
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Offline irene_adler

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #11 am: 06.11.2007 10:16 Uhr »
@Phil: Wenn Du richtig guten Sex hattest, denkst Du dir dann: "Ach ne, das mach ich jetzt nicht mehr, das reicht mir jetzt"?  :icon_wink:

Ich sollte meine Argumente besser auch auf diese Art und Weise formulieren, dann würde ich auf Anhieb verstanden werden...  :icon_lol:

Trifft es auf den Punkt, Isdrasil!  :icon_thumb:


Irene Adler
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Stordfield

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #12 am: 22.03.2008 20:04 Uhr »
Hallo !

Mich würde sehr interessieren , wie ihr über folgende Fragen betreffs JtR`s Charakter denkt :
Während so einer Mordserie ändert sich der Täter ja irgendwie . Er wird selbstsicherer , skrupelloser , brutaler , vielleicht manchmal auch ironischer , zynischer . Trifft das eurer Meinung nach im gewissen Sinne auch auf sein Privatleben zu ? Solche Morde können doch nicht so einfach an einem vorrüber gehen . Kann so eine Person wie der Ripper seine biedere Maske im " normalen " Leben beibehalten , oder fällt zumindest seinem engeren Umfeld eine Veränderung in seinem Verhalten auf ?

Gruß Stordfield

Offline Isdrasil

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #13 am: 23.03.2008 19:17 Uhr »
Hi Stordfield,

eine gute und gleichzeitig gar nicht so einfach zu beantwortende Frage...

Ich denke schon, dass so eine Mordserie das Verhalten des Täters auch im privaten Bereich verändert, ich bin mir nur nicht ganz so sicher, in welche Richtung. So kann ich mir durchaus vorstellen, dass der Täter mit zunehmendem Selbstbewusstsein auch gegenüber seinem privaten Umfeld (sofern vorhanden) in zunehmend selbtsicherer Weise entgegentritt. Dies kann aber irgendwie viele Formen annehmen. Wenn der Täter nun eher von einem rohen und gewalttätigen Charakter ist, so wird er eventuell noch auffälliger und aneckender. Aber der Täter kann ja auch eine Art Charmeur sein - der durch seine Selbstsicherheit nun erst recht ein äußerst vornehmes Verhalten an den Tag legt...hm...im Endeffekt denke ich, es ist eben wie es ist: Mit zunehmendem Selbstbewusstsein wird der Charakter eines Menschen stärker ausgeprägt, sowohl in seinen guten als auch in seinen schlechten Eigenschaften.

Wobei ich mir natürlich auch sehr gut vorstellen kann, dass der Täter leichtsinniger werden wird und mit seinen Taten prahlen könnte oder in seinem Umfeld Andeutungen machen könnte (die eben nicht verstanden werden). Gar nicht so leicht, die Frage...

Grüße, Isdrasil

Stordfield

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Re: Jacks Psyche/Charakter
« Antwort #14 am: 23.03.2008 20:02 Uhr »
Hallo Isdrasil !

Nee , leicht ist die Frage wirklich nicht .
Was mich dabei am meisten interessiert , ist eigentlich , ob der Ripper sein Verhalten während und nach der Mordserie so gravierend geändert haben könnte , daß dies auffiel . Gibt es im Umfeld von JtR Leute , die auf Grund dieser eventuellen Veränderung , mehr als einen vagen Verdacht hegten ? Und legt das Fehlen solcher mißtrauischen Menschen nahe , daß der Ripper allein lebte ?

Gruß Stordfield