Hi
Ich denke, einige hier könnten sich für den neuen Film von David Fincher interessieren, deshalb setze ich hier mal eine kleine Rezension hinein.
Der Hintergrund„Zodiac“. Dies war der Name eines Serienkillers, der San Francisco gegen Ende der 60er Jahre in Atem hielt. Der Fall blieb bis heute ungelöst. Wie im Fall „Jack the Ripper“ ist nicht sicher, wieviele Menschen dem „Zodiac“ zum Opfer fielen – die Spanne reicht von 4 Opfern bis hin zu 37. Manche Menschen rechnen dem Killer noch mehr Morde zu. „Zodiac“ spielte mit der Öffentlichkeit und schickte verschlüsselte Codes an Redaktionen und Polizei. Niemals wahrgenommene Drohungen von Bombenanschlägen und einen Massaker unter Schulkindern untermauerten den Terror und versetzten ganz San Francisco in Angst und Schrecken.
Der FilmDer Film hat auf mich beinhahe den Eindruck gemacht, als würde es sich um einen Dokumentarfilm handeln. Der Regisseur David Fincher ("Sieben", "Panic Room") beschränkt die Sicht des Zuschauers hauptsächlich auf den Karikaturenzeichner Graysmith, den Inspector Toshi und seinen Kollegen Armstrong, den Journalisten Avery, und deren gemeinsame Obssesion „Zodiak“. Die Handlungen finden fast ausschließlich in deren Büros, Archiven oder Wohnungen statt, nur selten verlässt die Perspektive die beklemmende Atmosphäre der in Grautönen gehaltenen Räumlichkeiten und gewährt einen winzigen Einblick in das Geschehen außerhalb der Wahrnehmung der Protagonisten. Viele Dinge werden nur angedeutet, doch der Zuschauer weiß, dass sie stattgefunden haben. Genau dies ist das raffinierte an Finchers Regiearbeit: Durch einzelne, kurze Szenen wird uns vor Augen geführt, wie sehr die Polizeiarbeit das Leben nach dem Job beeinflussen kann. Fincher hätte durchaus große Eheprobleme inszenieren können, doch er beschränkt sich auf das Wesentliche, die Essenz der Handlung, ohne das Außenherum verstecken zu wollen – nein, durch die permanente Abwesenheit des familiären Aspektes drückt Fincher genau dies aus: Die permanente Abwesenheit des familiären Aspektes.
Zeitsprünge von mehreren Monaten oder Jahren sind keine Seltenheit und geben dem ganzen den nötigen Touch Authentizität, gestalten den Film schlank und sorgen dadurch für eine Art „gefilterte und konzentrierte“ Sicht auf die Probleme und Herangehensweise der beteiligten Ermittler.
Die Schauspieler sind durch die Bank mit allen Sinnen bei der Sache und machen ihre Arbeit mehr als gut. Sei es nun Jake Gyllenhaal, Robert Downey Jr. oder Mark Ruffalo - die Leistungen erlauben keine Kritik und ersparen große Worte.
FazitWer Action und Spannung erwartet, es gar nicht erwarten kann, das Blut spritzen zu sehen, oder bereits bei etwas längeren Szenen das Gähnen anfängt – für den ist dieser Film nicht gemacht. Den Zuschauer erwartet eine nüchterne und dadurch interessante Rekonstruktion des Falles, ohne in den Hollywood-typischen Sensationswahn zu verfallen. Mit anderen Worten: Ich habe selten einen so guten „Thriller“ ohne Thrill gesehen!
Homepage des Films:
http://www.zodiacmovie.com/Und jetzt: Viel Spaß im Kino!
Grüße, Isdrasil