Hi
Zu Frage 1:Zu Allererst finde ich natürlich all die Dinge faszinierend, die hier schon genannt wurden: Das viktorianische Zeitalter, speziell das London im ausgehenden 19. Jahrhundert, die vielen "Randerscheinungen" zu dieser Zeit (Merrick, Jekyll & Hyde...). All dies übt einen düsteren, mysteriösen Reiz aus, der mich als alten "Gruftie" (das ist schon etwas her...) schon sehr früh bewegt hat. Der Jack the Ripper-Mythos ist natürlich wie für diese Zeit geschaffen.
Weiterhin finde ich das Ungelöste an diesem Fall überaus spannend und finde es sehr interessant, auf wie viele Arten verschiedene Aspekte der Mordserie gedeutet werden. Fast jeder hat seine eigenen Theorien und Facetten, und dies macht Jack the Ripper zu einem Thema, über das man viel spekulieren und diskutieren kann - und dies wird wahrscheinlich noch lange so bleiben. Es macht mir Spass, alle möglichen Dinge anzunehmen und durchzudenken - und die Mordserie bietet eine gute Gelegenheit hierzu.
Noch ein Grund wird sein, dass jeder einmal Detektiv spielen kann, ohne wirklich widerlegt zu werden. Jede Theorie findet ihren Platz, und sei sie auch noch so abstrus - richtig widerlegt werden kann relativ wenig. Es bleiben am Ende die Randfakten und die gemeinsame Basis, der Rest sind persönliche Meinungen, die alle ihre Daseinsberechtigung haben.
Als letzten Grund sehe ich wie Alex schon meinte dieses Forum hier. Der Besuch hier gehört zu meinem festen Tagesablauf (vor der Arbeit, in der Mittagspause...) und es ist einfach immer wieder erstaunlich zu sehen, wie viel Potential noch in diesem Fall steckt. er wird wohl die Gemüter der Menschen noch lange bewegen.
Und noch anfügend: Die dunkle Seite des Menschen war schon immer faszinierender als die helle
Zu Frage 2:Ich glaube nicht, dass das Thema Jack the Ripper finanziell ausgeschlachtet wird. In einigen wenigen Fällen (Cornwell) mag das zutreffen, doch die Masse der Ripperprodukte ist und bleibt in der Randzone des Marktes zu sehen. Der erfolgreichste Ripperfilm, die Adaption "From Hell", war weniger erfolgreich als die Comicverfilmung "Sin City", deren Wurzeln in der selben Independent-Ecke angesiedelt sind. Daran lässt sich erkennen, dass das Thema kein Garant für finanziellen Erfolg ist.
Ich denke, die Medien sind im Endeffekt auch Ausdruck von Individuen, und solange die Faszination aus Frage 1 noch herrscht, solange werden Individuen ihre Faszination in den Medien ausdrücken wollen.
Finanziell ausgeschlachtet werden kann jedes Thema, und dies wird bestimmt auch bei JTR versucht, ist jedoch gewiss nicht die Regel und eher seltener als ernsthafte Dokus und Outputs.
Grüße, Isdrasil