Hi
Ich denke prinzipiell lässt sich an jedem Philosophen, Dichter oder Denker auch der Zeitgeist seiner Epoche festmachen.
Zu Zeiten der industriellen Revolution lassen sich die Spätfolgen der Aufklärung und Säkularisierung sehr gut am Beispiel Nietzsches erkennen. Der Werte und Moralverfall der Gesellschaft lässt ihn darüber nachdenken, ob Gott nun tot sei, er redet von dem Übermenschen (den später die Nazis für ihre Zwecke missbraucht haben) und setzt die Menschheit in seinem Weltbild in einen chaotischen, ungeordneten Zustand, aus dem nur die geistig starken Profit ziehen. Diese Gedankenströmungen lassen sich nur schwer in Geschichtsbüchern und politischen Belangen erkennen. Man denke dabei doch nur einmal an das ständig wachsende ökologische Bewusstsein und die entgegengesetzten politischen Aussagen - der Geist des Volkes bewegt sich meist konträr zum Weltgeschehen.
Ich denke schon, dass wir in dem Chaos leben, das Nietzsche vorausgesagt hat. Erst gestern hat mir ein Kollege gesagt, der endlich von zuhause ausgezogen war, "ich weiss irgendwie nicht, was ich mit meiner Zeit anfangen soll. Ich glaube, ohne Computer wäre ich aufgeschmissen...".
Denken wir doch einmal an uns und jeder einzelne sollte nun ganz ehrlich zu sich selbst sein: Was wären wir ohne Computer, ohne Fernseher, ohne Auto und Technik. Was würden wir mit unserer Zeit anfangen?
Und wenn wir das beantwortet haben, müssen wir uns vor Augen führen, dass all dies zu Zeiten Nietzsches nicht vorhanden war.
Was mein Schluss ist: All der ganze Technikkram wurde vom Menschen kreiert, um genau diese Leere, Gefühlslosigkeit und schließlich das Chaos zu überwinden und sich davon abzulenken. Demnach geht es meiner Meinung nach nicht nach oben, sondern nach unten. Sagt euch "Second Life" etwas? Und hat jemand "Otherland" gelesen? Der Mensch erweitert sich nicht mehr in sein Bewusstsein hinein, sondern er erweitert viel lieber die Aussenwelt durch sein vorhandenes Bewusstsein.
Gott ist tot, und ein Übermensch ist in meinen Augen jemand, der auch losgelöst von den Ablenkungen des Menschseins noch einen Sinn im Leben erkennt. Vielleicht werden die Menschen doch noch erkennen, dass man Geld nicht fressen kann.
Amen, meine Brüder und Schwestern
Aber nocheinmal zum Thema: Jack the Ripper und Nietzsche sind für mich eindeutig die Spiegel einer orientierungslosen Gesellschaftsschicht - ich muss jedoch ehrlicherweise hinzu sagen, dass es diese Schicht wohl schon immer gab.
Grüße, Isdrasil
PS: Haltet mich jetzt bloss nicht für so einen Esso-Fuzzi mit Birkenstocksandaletten