Autor Thema: Was spricht gegen Tumblety  (Gelesen 42796 mal)

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Laura Palmer

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Was spricht gegen Tumblety
« am: 10.11.2004 14:00 Uhr »
Hallo,
ich würde nicht so weit gehen und sagen: "Dr. T war Jack the Ripper!" das wäre zu Cornwell like... aber mal ganz im vertrauen, ist Tumblety nicht mit Abstand der plausibelste Jack, den wir je hatten?!

Ich weiss nicht wer "The first american serial killer" gelesen hat, aber ist die Beweislage gegen Francis Tumblety nicht geradezu erdrückend?

Was spricht den eigentlich gegen ihn?
--- Er passt nicht auf die meisten Zeugenaussagen, ok... aber wer sagt denn eigentlich, dass die Zeugen auch tatsächlich den Ripper gesehen haben? Joseph Lawende mal ausgenommen...

Er war homosexuell? --- Das ist nicht eindeutig bewiesen und schliesst ihn auch nicht aus, denn schliesslich war er mal Verheiratet. Also höchstens bisexuell...

Zu alt? --- Gull war über 70 und das hält die conspiracy nerds auch nicht davon ab, zu behaupten, der Ripper war der Leibarzt von Queen Victoria...

Also, was spricht gegen ihn? und zerstört mir bitte nicht meine Träume... :wink:

FreaxArt

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #1 am: 10.11.2004 16:51 Uhr »
Das mit der Homosexualität ist ein wenig heikel, würde ich sagen...

Noch heute schämen sich viele homosexuelle ihrer sexualität und es gibt viele verheiratete paare, in denen ein partner nur geheiratet hat, weil sein soziales umfeld ihm angst macht.

vermutlich war der druck in der damaligen zeit noch viel höher. man hat nunmal erwartet, daß ein mann eine frau heiratet und vice versa.

Laura Palmer

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #2 am: 10.11.2004 17:14 Uhr »
Das Thema Homosexualität habe ich eingebracht, weil gern behauptet wird, dass homosexuelle Serientäter nur ihre eigenen Geschlechtsgenossen/innen ermorden würden. Was faktisch gesehen falsch ist und somit einen homosexuellen Täter nicht 100%ig ausschliessen würde.

Scharfnase

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Dr. T war's wohl nicht
« Antwort #3 am: 10.11.2004 17:33 Uhr »
Hi Laura Palmer,

ich habe die geniale Serie um Deine Ermordung immer gerne angeschaut, da ich ein großer Fan von David Lynch bin.;-)

Auch von Dr. T als Ripper war ich immer ein großer Befürworter, wovon ich allerdings im Laufe der Zeit abgekommen bin. Du hast bereits selbst einige der Schwachpunkte benannt. Ich möchte noch einige hinzufügen:

Tumblety war kein Eastender. Es ist nicht einmal bekannt, ob er überhaupt jemals in seinem Leben in Whitechapel war. Geschweige denn ob er dort ein Domizil hatte. Ich denke, dass nur ein Einheimischer die Morde auf diese Weise begehen konnte.

Tumblety war ein Hochstapler und Exzentriker, der durch seine äußere Erscheinung aufgefallen ist, er ist aber nie durch Gewalt gegen Frauen aufgefallen. Der Ripper hatte sicher ein ellenlanges Register, in dem Gewaltdelikte wie Raub, Vergewaltigung oder versuchter Totschlag vorkamen. Außerdem war er vermutlich in seiner Persönlichkeit viel zurückhaltender und mied die Öffentlichkeit.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

[undead]Phoenix

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #4 am: 11.11.2004 06:19 Uhr »
Mh, ich weiss nicht so recht, ib dein letztes Argument wirklich relevant ist, da ich vermute, dass es mit Sicherheit Killer in der Vergangenheit gibt, die vor ihren Morden nicht negativ in Erscheinung getreten sind.

Scharfnase

  • Gast
Notorische Verbrecher
« Antwort #5 am: 11.11.2004 10:45 Uhr »
Hi untoter Phoenix,

Serienmörder, die keine Straftaten begangen haben, bevor sie ihre Mordserie starteten, sind die Ausnahme. Das kannst Du z.B. in diesem recht guten Aufsatz nachlesen (http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/tick/victims_1.html?sect=19). Meist beginnt ihre Karriere schon mit Auffälligkeiten in der Kindheit, zu denen auch Brandstiftung, Bettnässen oder das Quälen von Tieren zählen (http://www.crimelibrary.com/serial_killers/notorious/tick/events_5.html?sect=19). Mich würde es daher sehr wundern, wenn der Ripper vor seinen Streifzügen in Whitechapel ein unbeschriebenes Blatt gewesen wäre.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

[undead]Phoenix

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #6 am: 11.11.2004 15:07 Uhr »
Ah gut, danke für die Links.

Laura Palmer

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #7 am: 12.11.2004 14:34 Uhr »
In the Red Room: ... ich träume schon lange von einer Ripper verfilmung von David Lynch. Eine mischung aus Lost Highway, Twin Peaks und Der Elefantenmensch. Mindestens vier Std. lang, mit Kyle MacLachlan als Abberline und Sherilyn Fenn als Mary Kelly... huahh!

Scharfnase vs. Tumblety:

Also, deine Argumente überzeugen mich nicht wirklich. Ich denke nicht, dass der Ripper unbedingt ein Bewohner Whitechapels gewesen sein muss. Ich stütze mich dabei auf Ivor Edwards "Black Magic Rituals":

"The first myth about the killer to be placed on the rubbish heap was the one about him being a local man.
...
One can walk from the main crossroad which connects Commercial Road, Commercial Street, Whitechapel High Street and Leman Street to reach four of the five side streets in which a murder took place by simply walking in a straight line on the main roads.

From the main crossroads in Whitechapel ane can walk in a straight line to:

Court Street, which leads into Bucks Row
Hanbury Street, which leads into the yard at No. 29
Berner Street, which leads into Dutfield's Yard
Dukes Street, which leads into Mitre Square
Dorset Street, which leads into room 13 at 26 Dorset Street."


Das einzige das für einen local man sprechen würde, ist die Nacht des double events: "Berner Street - Whitechapel - Mitre Square - Aldgate - back into Whitechapel - Goulston Street"

Scharfnase

  • Gast
Tumblety zu auffällig
« Antwort #8 am: 12.11.2004 18:21 Uhr »
Hi Laura,

ein Ripper-Film von David Lynch wäre der Hammer. Gerade beim Elefantenmensch sieht man doch, dass er auch historische Themen außerhalb der USA rüberbringen kann. Und Lynch ist ja quasi zuständig für menschliche Abgründe und davon gibt es im Ripper-Fall wahrlich genug. Ich bin dafür, dass Dennis Hopper dann den F. Tumblety spielt...;-)

Mir geht es nicht so sehr darum, dass der Ripper nun unbedingt ein Eastender gewesen sein muss, als darum, dass Tumblety mit dem Eastend noch am wenigsten zu tun hatte. Als Amerikaner, der in Britannien nur Urlaub machte, kommt er für die Taten wohl kaum in Frage. Wie sollte er im Gewirr der Gassen und Hinterhöfe der Polizei entkommen? Natürlich sind die Tatorte alle gut zu erreichen, wenn man nicht in Eile ist und genug Licht hat. Aber bei Nacht und auf der Flucht sieht die Sache schon wieder anders aus. Außerdem wäre Tumblety mit seiner Körpergröße und seiner exzentrischen Aufmachung sicher sofort aufgefallen. Zwar beschreiben einige Zeugen einen ausländisch ausehenden Mann (was immer das auch heißen mag). Ein großer, älterer Mann mit seltsamen Klamotten wird aber nirgends genannt.

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Laura Palmer

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #9 am: 19.11.2004 00:36 Uhr »
from Malta Joe, Thursday, November 18, 2004 - 1:24 pm:

"For those who are interested in the current Tumblety research. I've received a phone call this morning from Washington DC. A specific Pinkerton Detective Agency's Container Box will be opened inside the Library of Congress tomorrow afternoon. I know a lot of us have been waiting on this for a long time. I should be able to post the win or lose result on a Tumblety thread by Sunday night. I've sent a few people to the LOC to purposely look into this Container Box, and I feel we have a honest shot at obtaining new info on Tumblety on Friday."

Demnächst wissen wir mehr... :D

http://casebook.org/forum/messages/4922/4987.html

Eastsidemags

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #10 am: 20.11.2004 12:11 Uhr »
Ah! Sehr interessant! Danke!
Ich habe kaum noch Zeit das casebook zu lesen, könntest du bitte den konkreten Link zum dem Zitat von Malta Joe posten. Danke!

Laura Palmer

  • Gast
Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #11 am: 22.11.2004 17:14 Uhr »
Hallo,
ich habe ca. 1Std. lang gesucht, es aber nicht wiedergefunden. sorry.

Dafür ist die Box jetzt geöffnet worden:

http://casebook.org/cgi-bin/forum/show.cgi?tpc=4922&post=111588#POST111588

Wenig überraschend...  :cry:

Amnael

  • Gast
Re: Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #12 am: 31.05.2007 19:09 Uhr »
Homosexuell war Tumblety definitiv nicht! Er war schon verheiratet, und genau das ist der Kugel Kern, denn seine Ehe ging in die Brüche weil seine Frau dem Alkohol und der Prostitution nach ging, also ein perfektes Motiv.

Der "Dear-Boss-Brief" fing ja mit "Dear Boss" an :icon_lol:, Boss ist ein Amerikanisches Wort, kein Britisches...

Es war bewiesen, dass er psychisch schwer gestört war.
Er sammelte Faruenorgane, deshalb fiel er auch in London auf: Er hat in einem Pathologischen Institut versucht, Konservierte Weibliche Fortpflanzungsorgane zu kaufen.
In der USA wurde er schon länger wegen Totschlags gesucht.

Einer der Zeugen beschrieb, dass der Täter einen Schnauzbart hatte, den hatte auch Tumbelty.

Als Quacksalber dürfte er Anatomische Kenntnisse haben, hat bei einer Frau (behauptet zumindest ein Gerücht) eine Abtreibung gemacht.
Er wusste viel über die Anatomie, so scheint es zumindest.

Ich finde es seltsam, dass jacktheripper.de ihn nicht in die Verdächtigen einbezog!

Tumblety ist übrigens mein persönlicher Favorit!

JD

  • Gast
Re: Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #13 am: 31.05.2007 22:00 Uhr »
Erstmal: Willkommen an Bord, Amnael!

Vorab:
Es gibt zahlreiche Zeugen, die eine nähere Begegnung mit JTR hatten. Wer von ihnen tatsächlich den Ripper gesehen hat, darüber kann man munter diskutieren - was auch schon ausgiebig geschehen ist. Es ist aber unwahrscheinlich, dass sie alle völlig daneben liegen. Zumindest bei Lawende und Schwartz muss man sich schon ziemlich verbiegen, wenn man in ihren Fällen nicht von einer Ripper-Sichtung ausgehen will.

http://casebook.org/witnesses/

Ob man nun (wie ich es an anderer Stelle versucht habe) aus diesen gesammelten Aussagen eine Art "Kleinsten Gemeinsamen Nenner" bezüglich des Erscheinungsbilds JTRs extrahieren kann oder nicht - eines ist sicher: Keine dieser Beschreibungen passt auch nur ansatzweise auf Francis Tumblety (zu groß, zu alt).

Somit ist seine äußere Erscheinung in meinen Augen das Hauptargument gegen ihn. Dr. T war zwischen 6'1' und 6'4' * groß - also für damalige Größenverhältnisse ein wahrer Riese. Außerdem verfügte er - gelinde ausgedrückt - über eine recht extravagante Erscheinung (Siehe Bildanhang). Der Typ wäre im East End - und nicht nur dort - vermutlich aufgefallen, wie ein Faschingskostüm auf einer Beerdigung.

Hinzu kommt, dass Dr. T während seines restlichen Lebens eigentlich nicht durch Gewaltverbrechen auffiel. Er müsste also in seiner Londoner Zeit förmlich explodiert sein.

Weitere Argumente sind innerhalb der Tumblety-Threads bereits genannt.

Nichtsdestoweniger ist Dr. T durchaus ein ernstzunehmender Verdächtiger, schließlich spricht ja auch einiges FÜR ihn.

Tumblety ist übrigens mein persönlicher Favorit!

Bei mir gewinnt er innerhalb der bekannten Verdächtigen - trotz der oben formulierten Bedenken - immerhin die Bronze-Medaille.

----------------

* = Ich bin während meiner Recherchen auf verschiedene Angaben gestoßen, die sich in diesem Bereich bewegen. Wer genaues weiß, möge mich korrigieren.

Bildquelle:  Bucks County Gazette, 20. Dezember 1888; ausgegraben von Chris Scott
http://casebook.org/forum/messages/4922/10523.html
« Letzte Änderung: 31.05.2007 22:12 Uhr von JD »

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Re: Was spricht gegen Tumblety
« Antwort #14 am: 01.06.2007 07:22 Uhr »

der sieht eher aus wie dschingis khan oder attila  :icon_lol:
UND ER WAR ES DOCH !!!!!!!!