Ich habe die Diskussion um diese verschlossenen Akten zwar nur am Rande verfolgt, aber ich glaube, ich kann gewisse Argumente seitens der offiziellen Stellen verstehen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, (auch) um Akten des Special Branch, der sich zur damaligen Zeit mit Delikten rund um die Irland-Frage beschäftigte, d.h. auch um terroristische Aktionen. Wenn man sich die Radikalität, die die Frage um die Unabhängigkeit Irlands (bzw. heute Nordirlands) hervorruft, betrachtet, kann ich schon verstehen, dass die Namen von Informanten aus der damaligen Zeit nur ungern veröffentlicht werden. Stellt euch einfach mal vor, man erfahre, dass ein Mr John Doe aus Dublin damals geplaudert hätte, um eine Aktion der damaligen IRA-Vorfahren zu verpfeife, was dazu führte, dass letztere inhaftiert und vielleicht sogar härter bestraft wurden. Bei manchen radikalen Geistern mag dies dazu führen, Nachfahren von John Doe aufzuspüren, um sich an ihnen zu revanchieren. Es mag auch einfach nur dazu führen, dass diese Nachfahren der England-Sympathisanten bei Bewerbungen oder ähnlichem benachteiligt werden. Ich glaube, das will keiner.
Bliebe noch die Frage, die Akten um brisante Stellen geschwärzt herauszugeben. Das klingt natürlich verlockend, und als "Ripperologe" würde ich das sicherlich begrüßen. Nur haben wir dann eben das Problem, dass eine Information immer nur durch ihre Quelle einen gewissen Wert, ihre Glaubwürdigkeit, erhält. Der Mensch neigt eben dazu, Aussagen, die von Polizisten oder anderen "ehrbaren" Personen stammen, mehr Gewicht zu verleihen, als Aussagen von Kriminellen und anderen "Zwielichtigen". Das muss nicht immer richtig sein, denn warum sollte ein Polizist besser beobachten können als eine Prostituierte, aber es scheint eben in unserer Natur zu liegen. Dennoch könnten die Informationen der verschlossenen Akten die Ripper-Forschung ein großes Stück voranbringen.
Ich habe so meine Zweifel, ob Trevor Marriott unbedingt der richtige Mann für diese Aufgabe ist, schließlich hat er wegen seines Lieblings-Verdächtigen eine entsprechende Voreinstellung, aber besser er kann die Akten sehen als gar keiner. Wünschenswert wäre sicherlich eine Art Sourcebook als Ergänzung zu dem, das wir alle ja schon haben. Als mögliche Autoren hat Lestrade ja schon die besten Vorschläge gemacht. Ideal wären wohl Leute ohne pet-theory, also vielleicht Keith Skinner und Debra Arif. Bis das aber soweit sein wird, wird der thread wohl noch einmal so alt wie er heute ist.