Autor Thema: Öffnung von verschlossenen Akten  (Gelesen 21924 mal)

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Stordfield

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #15 am: 14.01.2013 20:01 Uhr »
Hallo!

Verdienten und allgemein geschätzten Ripperologen Einblick in die Akten zu gewähren scheint auch mir die passabelste Variante zu sein. Allerdings befürchte ich dann so eine Art "Zickenkrieg", denn es existieren in dieser "Branche" viel zu viele selbsternannte und -verliebte Experten. Finden wir uns also damit ab, dass der Fall eventuell lösbar ist, ein happy end aber anderen Interessen untergeordnet werden muß.!?  :unknown:

Gruß Stordfield

Offline Lestrade

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #16 am: 14.01.2013 20:03 Uhr »
Das die Akten über die Special Branch liefen, erklärt für mich auch den Grund bzw. es wäre einer der möglichen Gründe, warum man bis 1912 Information sammelte. Chief Inspector John George Littlechild und die Geschichte um den Verdächtigen Francis Tumblety sind hinlänglich bekannt. So betrachtet, jagten ja nicht nur die Metropolitan Police und City Police Jack the Ripper, sondern auch die Special Branch. Gut möglich, nein, sogar sehr wahrscheinlich, dass auch die Special Branch so viele Informationen wie nur möglich sammelte und diese sich auch hier und da, mit den (bekannten) Erkenntnissen der beiden anderen Einheiten überschnitten. So können neben neuen Informationen, auch alte, uns bekannte Informationen, in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Reihenfolge Königshaus- Innenministerium- MET/CP/SB, ließen wohl die letztgenannten, jedem nach seinen Möglichkeiten und deren Eifer bzw. dessen Wichtigkeit im Verhältnis zur Dringlichkeit agieren. Die Special Branch muss da wohl echt alle Register gezogen haben. Könnte der Ripperologie tatsächlich richtig zu gute kommen.
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Offline Shadow Ghost

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #17 am: 14.01.2013 21:13 Uhr »
Was mir gerade durch den Kopf geht: Wir diskutieren hier über Unterlagen, die über hundert Jahre alt sind! Wenn man bedenkt, wie schnell deutsche Geheimdienste und Polizeibehörden heutzutage Unterlagen vernichten (Stichwort: NSU).

Verdienten und allgemein geschätzten Ripperologen Einblick in die Akten zu gewähren scheint auch mir die passabelste Variante zu sein. Allerdings befürchte ich dann so eine Art "Zickenkrieg", denn es existieren in dieser "Branche" viel zu viele selbsternannte und -verliebte Experten.

Dieser Einwand ist nicht unrichtig, aber ich denke, dass die bereits genannten Namen doch von der allergrößten Mehrheit der Ripperologen als verlässlich und vertrauenswürdig eingestuft werden. Sicherlich wird es wenige geben, die trotzdem meckern würden, aber damit muss man wohl leben.

Ich persönlich fasse ja den Special Branch eher als Geheimdienst denn als Polizeieinheit auf, und von Geheimdiensten ist ja bekannt, dass sie sehr gerne Informationen sammeln (dazu sind sie ja auch da), und zwar so viel Informationen wie nur möglich - so heißt es zumindest, vielleicht täusche ich mich aber auch. Und bei dieser Datensammelei kann es natürlich vorkommen, dass sie "über's Ziel hinaus geschossen haben", und "sensible" Daten gesammelt haben, sprich Bereiche, die das Königshaus betreffen und vielleicht noch heute unangenehme Folgen haben könnten, berührt haben. Ob es nun Bordellbesuche eines Prinzen sind oder Schlimmeres. Ich weiß nicht, ob der Einfluss der royalen Familie heute noch groß genug ist, aber vielleicht sind das neben dem Informantenschutz noch Aspekte, sie eine Rolle spielen.

Offline Lestrade

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #18 am: 14.01.2013 21:39 Uhr »
Ich persönlich fasse ja den Special Branch eher als Geheimdienst denn als Polizeieinheit auf, und von Geheimdiensten ist ja bekannt, dass sie sehr gerne Informationen sammeln (dazu sind sie ja auch da), und zwar so viel Informationen wie nur möglich - so heißt es zumindest, vielleicht täusche ich mich aber auch. Und bei dieser Datensammelei kann es natürlich vorkommen, dass sie "über's Ziel hinaus geschossen haben", und "sensible" Daten gesammelt haben, sprich Bereiche, die das Königshaus betreffen und vielleicht noch heute unangenehme Folgen haben könnten, berührt haben. Ob es nun Bordellbesuche eines Prinzen sind oder Schlimmeres. Ich weiß nicht, ob der Einfluss der royalen Familie heute noch groß genug ist, aber vielleicht sind das neben dem Informantenschutz noch Aspekte, sie eine Rolle spielen.

So ist wohl ihre Arbeitsweise einleuchtend formuliert.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, einige Special Branch Leute durften sich "Detective" nennen.
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Stordfield

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #19 am: 14.01.2013 21:44 Uhr »
Mal `ne ganz doofe Frage: War denn die Special Branch eine feste Institution, oder wurde nicht eher jedesmal eine neue gegründet, wenn man eine brauchte?

Offline Lestrade

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #20 am: 14.01.2013 22:08 Uhr »
Hier ´ne ganz doofe Antwort :scratch_one-s_head::

Ich bin nicht gut bewandert, was die Special Branch angeht, aber ich denke, es handelt sich stets um eine Sonderabteilung zur Abwehr im Sicherheitsbereich im Lande. Special Irish Branch wäre dann eine davon gewesen. Zur damaligen Zeit, wäre das sicherlich und soweit ich das mitbekam, auch die wirklich erste Special Branch gewesen. Vielleicht auch eine Erklärung, warum so viel Material gesammelt werden konnte. Daraus wird sich wohl weiteres, bezüglich Sicherheit, entwickelt haben.
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Offline Shadow Ghost

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #21 am: 14.01.2013 22:38 Uhr »
Mal `ne ganz doofe Frage: War denn die Special Branch eine feste Institution, oder wurde nicht eher jedesmal eine neue gegründet, wenn man eine brauchte?

Soweit ich das verstanden habe, war die Special Branch eine eigene Abteilung innerhalb der Metropolitan Police Force, also ebenbürtig mit dem Criminal Investigation Department. Ursprünglich wurde es wohl Secret Department genannt, dann Special Irish Branch und letztlich nur noch Special Branch. Von daher war es wohl eher eine feste Einheit und nicht wie eine SoKo zu verstehen (oder wenn man so will eine sehr langlebige SoKo). Noch heute hat die Metropolitan Police eine Couter Terrorists Unit.

So weit ich weiß, hatten/haben auch Polizeieinheiten anderer Städte in Großbritannien ihre Special Branch, die sich mit ähnlichen Themen befassten (Terrorismus, nationale Sicherheit), so dass der Begriff SoKo, wie wir ihn in Deutschland verwenden, nicht anzuwenden wäre. Ob diese anderen Special Branchs irgendwann wieder aufgelöst wurden oder in anderen Einheiten aufging, kann ich nicht sagen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, einige Special Branch Leute durften sich "Detective" nennen.

Falls ich mit meinen Annahmen richtig liege, dürften sich wohl alle Mitglieder irgendwie Detective genannt haben, also beispielsweise Detective Sergeant oder Detective Chief Inspector (wie Littlechild?).
Ich schreibe aus der Erinnerung weil mir gerade die Zeit fehlt genauer nachzulesen. Ich schätze in Scotland Yard Investigates dürfte dazu einiges zu finden sein.

Offline Lestrade

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #22 am: 15.01.2013 09:15 Uhr »
Das sollte auch weiterhelfen-

Auf der Seite der Metropolitan Police, finden wir die “Branches of the Metropolitan Police Service“:

http://www.met.police.uk/about/branches/

U.a.:

Counter Terrorism Command - ehemalige “the Anti-Terrorist Branch and Special Branch”

Nach dem Anklicken, erfährt man noch einiges über diese Abteilung.
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Offline Lestrade

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #23 am: 15.01.2013 12:03 Uhr »
Stewart P. Evans & Donald Rumbelow´s Jack the Ripper- Scotland Yard Investigates gibt tatsächlich auch einiges zur Special Branch her, wie Shadow ja vorschlug. Ein Auszug davon:

“Zunächst war die Special Irish Branch eine Einheit von vier Detektiven und acht uniformierten Beamten. Nominell verantwortlich war Williamson aber als er das Kommando über die gesamte CID inne hatte, übertrug man das Tagesgeschäft in die Hände von John Littlechild, der zuvor nach dem Phoenix Park Mord für fünf Monate Undercover in Dublin unterwegs war aber nun zum Inspektor befördert wurde. Vom Glauben her, war Littlechild ein überzeugter Protestant und an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anti-katholisch. Seine Vorstellungen würden vorsehen, dass es keiner Person zustehen würde, die sich zu einem anderen Anderem als dem protestantischen Glauben bekennt oder sich diesem gar anschließt, sich irgendeinen Vorteil unter seiner Führung einzuheimsen.

Das Special Branch Hauptquartier lag in einem kleinen zweistöckigen Gebäude inmitten von Great Scotland Yard.“

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Offline Anirahtak

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Re: Öffnung von verschlossenen Akten
« Antwort #24 am: 16.01.2013 00:54 Uhr »
Ich habe die Diskussion um diese verschlossenen Akten zwar nur am Rande verfolgt, aber ich glaube, ich kann gewisse Argumente seitens der offiziellen Stellen verstehen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, (auch) um Akten des Special Branch, der sich zur damaligen Zeit mit Delikten rund um die Irland-Frage beschäftigte, d.h. auch um terroristische Aktionen. Wenn man sich die Radikalität, die die Frage um die Unabhängigkeit Irlands (bzw. heute Nordirlands) hervorruft, betrachtet, kann ich schon verstehen, dass die Namen von Informanten aus der damaligen Zeit nur ungern veröffentlicht werden. Stellt euch einfach mal vor, man erfahre, dass ein Mr John Doe aus Dublin damals geplaudert hätte, um eine Aktion der damaligen IRA-Vorfahren zu verpfeife, was dazu führte, dass letztere inhaftiert und vielleicht sogar härter bestraft wurden. Bei manchen radikalen Geistern mag dies dazu führen, Nachfahren von John Doe aufzuspüren, um sich an ihnen zu revanchieren. Es mag auch einfach nur dazu führen, dass diese Nachfahren der England-Sympathisanten bei Bewerbungen oder ähnlichem benachteiligt werden. Ich glaube, das will keiner.

...
Natürlich nicht, aber ist die Wahrscheinlichkeit dafür wirklich so hoch? In Deutschland kann man auf Antrag die Klarnamen von IM der Stasi erfahren und ich habe noch nie von Racheakten gehört, was mir als Szenario naheliegender erscheint, als dass jemand Nachfahren nach über 100 Jahren ausfindig macht. Andererseits werden in Nordirland Schulkinder von Erwachsenen mit Steinen beschmissen, ein gewisses Irrsinspotenzial ist also schon vorhanden.

In den Kommentaren zu dem Artikel, den Lestrade oben verlinkt hat, meint eine große Mehrheit, die königliche Familie wolle die Veröffentlichung verhindern. Nicht unbedingt, weil Prinz Albert der Ripper wäre, sondern weil auch geringfügigere Peinlichkeiten über die Royals enthalten sein könnten.

Zitat
Was mir gerade durch den Kopf geht: Wir diskutieren hier über Unterlagen, die über hundert Jahre alt sind! Wenn man bedenkt, wie schnell deutsche Geheimdienste und Polizeibehörden heutzutage Unterlagen vernichten (Stichwort: NSU).
Nun ja, das waren widerrechtliche Schredderungen, um das eigene Versagen zu vertuschen bzw. die eigene Blindheit auf einem bestimmten Auge.