Autor Thema: Studie der Täter - Täterprofil  (Gelesen 14665 mal)

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Crazyspyro

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Studie der Täter - Täterprofil
« am: 30.01.2004 12:38 Uhr »
Es sollte auch mal exakt ein Täterprofil erstellt werden, der wesentliche Punkte beinhaltet, die bestimmte Verdächtige ausschließt:

Fakt ist: Der Täter hatte folgende Motive und Fertigkeiten:

a) Haß auf das leichte Gewerbe!
b) Er war besonders vorsichtig
c) Er war präzise und suchte sich seine Tartorte sehr gut aus
d) Er hat die Opfer vorher genau studiert
e) Er war sehr intelligent
f) Es war definitiv ein Einzelmörder
g) Er hatte keinerlei Skupel, seine Opfer zu verstummeln
h) Er muss sich in London sehr gut ausgekannt haben (Einheimisch)
i) Er hat keine Fehler gemacht (!!!)

Man kann jetzt schon diverse Täter ausschließen. Jemand physisch oder psychisch labiles kann man einer Tat in dieser Form nicht zutrauen. Serienmörder sind hochbegabt und machen erst zum Ende hin (sozusagen fast fahrlässig) nach der Genugtuung Fehler. Sie sind ausgereizt, der "Spass" ist vorbei. Ein Serienmörder wird ja auch nicht am Tag seiner Geburt zu einem. Wer anfängt, kann auch wieder aufhören. Da es in dieser Art danach (in gesamt England) keine weiteren ähnlichen Verbrechen gegeben hat bleibt festzuhalten, dass nur 2 Gründe für die Beendigung sprechen:

1) Er wurde umgebracht
2) Das Netz wurde um ihn enger und er hörte auf

Wir gehen hier von einer hoch intelligenten Persönlichkeit aus. Meiner Meinung nach "muß" es ein Arzt gewesen sein, da a) die Intelligenz vorhanden war und b) die Exaktheit seiner Arbeit zu dieser Zeit schon medizinisch weit vorraus war. Ich glaube kaum, dass er aus reinem Spass hin, um die Polizei lächerlich zu machen, seine Taten verübte. dafür wäre ihm seine Arbeit zu wertvoll gewesen. Mehr glaube ich, war er einer der ersten, der Transplantationen vorgeführt hat. Er ging absichtlich in die "schleierhafte Szene", um den braven Bürger zu schonen. Damit tat er (in seinem Rechtsbewustsein) nichts illegales. Dieses Gewerbe war schlecht und die Damen waren in seinen Augen nicht viel wert. Er hat ja auch nicht nach Aussehen gehandelt, sondern nach Körperstruktur! Jedenfalls war er intelligent genug, frühzeitig "sein Experiment" in der Öffentlichkeit abzubrechen.

Viele der genannten Täter kommen daher schon vom Grundsatz her nicht in die engere Wahl. Metzger können zwar mit dem Messer umgehen, sind aber vielleicht einmal in der Lage, solch etwas abzuwickeln, nicht in Serie.

Auch bezweifel ich vehemend, dass er ein Doppelmörder war (2 Opfer an einem Tag). Ich gehe daher von einem Trittbrettfahrer aus. Ebenfalls war der medizinische Eingriff beim zweiten Opfer nicht gleich zu den anderen Taten. Das 6. Opfer (im eigentlichen Sinne ja das Erste) halte ich ebenfalls nicht ihm vor.

Scharfnase

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Zu Deinem Täterprofil
« Antwort #1 am: 30.01.2004 13:33 Uhr »
Hi Crazyspyro,

das von Dir geforderte Profil gibt es doch schon, nämlich das vom FBI angefertigte.

Dein Profil stimmt im Großen und Ganzen, einige Punkte an Deinen Ausführungen muss ich aber bezweifeln.

Zitat
b) Er war besonders vorsichtig


Der Mörder hat bis auf Mary Kelly an öffentlich zugänglichen Orten gemordet, mehrmals sogar neben der Straße. Ist das in Deinen Augen etwa besonders vorsichtig?

Zitat
c) Er war präzise und suchte sich seine Tartorte sehr gut aus


Wie gerade die enormen Verstümmelungen der Opfer vier und fünf zeigen, war er nicht immer so präzise. Der Raum von Mary Kelly wurde von Augenzeugen öfters mit einem Schlachthaus verglichen und ihr Gesicht war völlig zerhackt. Nennst Du das präzise? Die Tatorte waren nicht immer gut ausgesucht, da sie jedem zugänglich waren und immer jemand auftauchen hätte können.

Zitat
d) Er hat die Opfer vorher genau studiert


Das stimmt wenn überhaupt nur bei Mary Kelly. Ansonsten war die Wahl seiner Opfer eher rein zufällig, wobei er auf ein gewisses Alter und den Beruf Prostituierte geachtet hat.

Zitat
i) Er hat keine Fehler gemacht (!!!)


Er wurde bei Lizzie Stride beinahe erwischt. Das nenne ich einen großen Fehler! Dass er in all den anderen Situationen nicht erwischt wurde, ist nur mit Glück zu erklären. Er hat z.B. Annie Chapman in dem kleinen Hof ermordet, in dem einige Minuten zuvor noch der Ladengehilfe an seinem Schuh herumgeschnitzt hat. Das sind alles Fehler, denn jeder Verbrecher macht Fehler.

Zitat
Wer anfängt, kann auch wieder aufhören.


Das stimmt nicht, denn der Drang weiterzumachen, kehrt irgendwann wieder zurück. Der Mörder vermisst den Kick, den ihm das Morden bringt. Es kann jahrelange Pausen geben, aber dann geht die Serie weiter.

Zitat
Meiner [Meinung nach "muß" es ein Arzt gewesen sein, da a) die Intelligenz vorhanden war und b) die Exaktheit seiner Arbeit zu dieser Zeit schon medizinisch weit vorraus war.


Ein Arzt würde niemals solch stümperhafte Eingriffe vornehmen, wie der Ripper das getan hat. Die Präzision und Sachkenntnis, mit die Verstümmelungen verübt wurden, wurde immer weit überschätzt. Einige der untersuchenden Gerichtsmediziner gingen allenfalls von "gewissen anatomischen Kenntnissen" aus, was ein himmelweiter Unterschied zu medizinischen ist. Andere gaben sogar an, dass er definitiv kein Arzt gewesen sein muss.

Viele Serienmörder waren keine Mediziner und haben ihre Opfer trotzdem seziert, zersägt und zerhackt. Auch innere Organe wurden des öfteren entnommen, obwohl der Mörder kein Arzt war.  

Zitat
Metzger können zwar mit dem Messer umgehen, sind aber vielleicht einmal in der Lage, solch etwas abzuwickeln, nicht in Serie.


Wieso sollte ein Metzger das nicht hinbekommen? Er ist geschickt mit dem Messer, arbeitet unter Zeitdruck und (damals) schlechten Lichtbedingungen und weiß ungefähr, wo die Organe sitzen und wie sie aussehen. Mit einem chirurgischen Instrument in der Hand, das wohl verwendet wurde, würde er sich sicher darüber freuen, wie leicht das plötzlich geht.  

Zitat
Auch bezweifel ich vehemend, dass er ein Doppelmörder war (2 Opfer an einem Tag).


Das Doppelereignis ist seit jeher umstritten. Dennoch passt das Opfer, das Verletzungsmuster am Hals, der Tatort und die Uhrzeit durchaus zum Whitechapel-Mörder. Nur seine Verstümmelungen konnte er halt nicht mehr durchführen. Da ihn das keinesfalls befriedigen konnte, hat er sich dann noch auf die bedauernswerte Eddowes gestürzt. Ist das weit hergeholt?

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Beatle

  • Gast
Studie der Täter - Täterprofil
« Antwort #2 am: 02.02.2004 21:38 Uhr »
Äääh, da hab ich gestern gerade einen ziemlich interessanten Film gesehen (Mord nach Plan, glaube ich mit Sandra Bullock) und da haben zwei Teenager eben so einen Mord inszeniert, mit allem Drum und Dran. Falsche Spuren gelegt, Indizien manipuliert, alles durchdacht. (Okay es hat sie am Schluss erwischt aber das spielt ja hier jetzt keine Rolle) Worauf ich hinaus will: Damals dürfte es doch noch viel einfacher gewesen sein alles zu manipulieren, oder? Vielleicht war der "Kick" ja nur der, eine Frau zu erwürgen, die ganze Schlachterei diente vielleicht nur dazu, um von dem wahren Motiv abzulenken.

Das wäre zwar krass, aber Menschen sind krass....

Trufania

  • Gast
Studie der Täter - Täterprofil
« Antwort #3 am: 02.02.2004 22:09 Uhr »
hi beatle!

früher steckte die spurensicherung noch in den kinderschuhen, wozu dann spuren verwischen oder manipulieren!

Scharfnase

  • Gast
So wohl nicht richtig
« Antwort #4 am: 03.02.2004 08:30 Uhr »
Hi Beatle,

nicht nur die Spurensicherung steckte damals in den Kinderschuhen, auch Dinge wie Kriminalpsychologie oder Profiling waren absolut unbekannt. Sigmund Freud entwickelte ja gerade erst seine Thesen zur modernen Psychoanalyse. Wieso sollte der Ripper also seine Tat mit etwas verdecken wollen, das man damals noch gar nicht richtig einordnen konnte, nämlich dem Verstümmeln der Opfer.

Es wäre hingegen sinnvoll gewesen, wenn er seine Morde mit Raub o.ä. verdeckt hätte. Dazu hätte er den Opfern allerdings etwas klauen müssen, was nicht einfach war, denn die besaßen ja keine Wertsachen. Selbst die wenigen Dinge, die sie bei sich trugen hat er bis auf ein paar Souvernirs (billige Ringe) unangetastet gelassen.

Die Verstümmelungen wirken zudem irgendwie zwanghaft, was man vor allem bei den letzten beiden kanonischen Opfern sehen kann. Der Täter war also wohl gar nicht in der Lage hierüber überhaupt willentlich zu entscheiden.;-)

Gott zum Gruße,
Scharfnase

Lillith

  • Gast
Studie der Täter - Täterprofil
« Antwort #5 am: 20.01.2005 11:36 Uhr »
Also zu dem ersten Beitrag muß ich auch noch meinen Senf abgeben!

Und zwar die Behauptung, dass ihm der Kreis zu eng geworden ist und er aufgehört hat ist meiner Meinung nach und ich glaube auch jedem Kriminalpsychologen etwas unwahr. Denn Serienmörder haben einen Drang zum töten. Aufhören gibts da nicht. Pausen schon aber nachdem er seine Opfer in schon knappen Zeitabständen getötet hat glaube ich nicht, dass er von ein auf den anderen Tag einfach aufhört. Die einzigste Möglichkeit wäre, dass er seinen Wohnort geändert hätte!

Liebe Grüße Lillith :wink:

THE00DUKE

  • Gast
Studie der Täter - Täterprofil
« Antwort #6 am: 14.03.2005 21:45 Uhr »
Hi,

schaut mal unter die tatverdächtigen > allgemein > theorie von mir

da ist die diskussion nämöich schon um einiges weiter

Nocturne

  • Gast
Studie der Täter - Täterprofil
« Antwort #7 am: 15.03.2005 10:19 Uhr »
Also ich denke, das Jack extra so *unvorsichtig* (so will ich das jetzt mal sagen...) gewesen ist. Denn er ist ja deswegen so unberechenbar. Die meisten wussten ja das er Prostituerte umgebracht hat. Das war ja klar. Doch es spielt keine grosse Rolle was er von Beruf gewesen war. Ich denke, wenn man damals Lesen und Schreiben konnte (was Jack ja konnte...) war man im grossen Vorteil. Irgendwo ein Anatomiebuch hatte sicher jemand in London. Das er z.B das Opfer Mary Kelly umgebracht & verstümmelt hat gehörte zu seiner denkweise. Wenn du dich in einen Mörder versetzt, und du suchst diesen Kick das dich alle Fürchten und Hassen, denke ich, ist es sicherlich nicht schlecht ein Opfer umzubringen das nicht genau in (d)ein Täterprofil passt.