Autor Thema: Die frühen Taten  (Gelesen 15385 mal)

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Offline Shadow Ghost

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Die frühen Taten
« am: 01.07.2016 12:54 Uhr »
Hallo Freunde,

ich bin bin ja immer noch überzeugt, dass wir die Identität des Rippers noch entlarven können. Mir ist bekannt, dass viele sexuelle Serientäter vor ihren Taten vor allem durch  Eigentumsdelikte aufgefallen sind (Harbort? -- Ich weiß gerade die Quelle nicht mehr). Könnte uns das helfen, die Verdächtigen einzukreisen oder gar neu Verdächtige zu generieren?
Jedenfalls sehe ich den Ripper als eine Person, die sich weder an gesellschaftliche noch an rechtliche Konventionen hält, sondern sich hauptsächlich an die "eigenen" Regeln hält. Vielleicht lassen über diese Charakteristika "neue" Verdächtige finden, oder bereits bekannte bestätigen. Dazu sollten wir die verfügbaren Quellen auch nach Typen durchforsten, die vor 1888 durch Eigentumsdelikte aufgefallen sind. Da die meisten Ripper-Morde auf offener Straße geschahen, denke ich, dass wir uns dabei eher auf Straßenraub als auf Einbruch konzentrieren sollten. Aber das ist auch wieder nur ein Bauchgefühl...

Offline Arthur Dent 2

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #1 am: 01.07.2016 17:05 Uhr »
Hallo Shadow Ghost!


Da gibt es natürlich mehrere mögliche Verdächtige, die vor der Mordserie durch kriminelles Verhalten auffällig wurden.


Als Vertreter der "Crazy jewish Butcher" Theorie möchte ich hier auf Jacob Levy verweisen:

Am 10. März 1886 wird Jacob Levy laut Eintrag beim Central Criminal Court zu 12 Monaten Gefängnis verurteilt, weil er zusammen mit zwei anderen Männern dem Metzgermeister Hyman Sampson Fleisch gestohlen hatte.
Levys Frau Sarah erklärte zu Jacobs Einweisung in die Nervenheilanstalt, er würde anderer Leute Eigentum mitgehen lassen und ihr Geld verschwenden und habe sie fast ruiniert.


Zu möglichen frühen Opfern des Rippers:


Ada Wilson wurde in der Nacht vom 27. auf den 28. März 1888 von einem Unbekannten an ihrer Haustür angegriffen: Der Täter verlangte von der Gelegenheitsprostituierten Geld, und als Wilson sich weigerte, zog er ein Messer und stach es ihr in den Hals. Wegen ihrer Schreie, die die Nachbarn alarmierten, flüchtete der Täter - das rettete ihr vermutlich das Leben.
Interessant ist die Täterbeschreibung, die Ähnlichkeiten mit anderen Zeugenaussagen in der Mordserie von JTR aufweist:
Etwa 30 Jahre, knapp 1,70 groß, heller Schnauzbart, dunkler Mantel und breiter Hut.

Emma Smith wurde am 3. April 1888 von Unbekannten angegriffen und ausgeraubt, zudem penetrierten der/die Täter ihre Vagina mit einem stumpfen Gegenstand - eine Verletzung, an deren Folgen sie zwei Tage später starb.
Smith behauptete zwar, dass sie von mehreren jungen Leuten angegriffen worden sei - aber dies könnte auch eine Schutzbehauptung gewesen sein, um zu verbergen, dass sie als Gelegenheitsprostituierte gearbeitet hatte und von einem Freier überfallen worden war.


Ada Wilson könnte das erste Opfer von JTR gewesen sein: Nach der Gewalttat beim misslungenen Diebstahl merkte er vielleicht, dass der Angriff auf die Frau selbst ihn mehr befriedigte als die Beute.

Zudem würde der Zeitraum dieser Taten auf den ersten Bekennerbrief vom 24. September 1888 passen (sofern man bereit ist, den Ripper als seinen wahrscheinlichen Urheber anzusehen). Darin schreibt ein vermeintlicher Schlachter an Polizeichef Warren, er sei verantwortlich für "all die Morde in den letzten sechs Monaten" - die kanonischen Opfer einschließlich Tabram umfassten damals gerade einen Zeitraum von wenigen Wochen. Mit jenen beiden Fällen wäre es tatsächlich etwa ein halbes Jahr.


Vielleicht stand am Anfang von JTRs "Karriere" ja das "Abziehen" von Prostituierten...


MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 01.07.2016 18:25 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Lestrade

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #2 am: 01.07.2016 19:35 Uhr »
Hallo Leute!

Ich würde auch mehr auf Straßenraub tendieren... mir fehlt heute ein wenig die Zeit, um genauer darauf einzugehen...

Nur zur Info wegen Übergriffen und so, panopticon hat damals hier eine wunderbare Arbeit geleistet:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1250.msg18937.html#msg18937

Patricia Marshall ("Paddy", Nachkomme von Cox) hat neulich zwei Artikel gepostet:

http://forum.casebook.org/showthread.php?t=9747&page=2

Da wollten zwei Damen etwas von einem "Abrahams" in der Fieldgate Street (frühere Straße der "Kosminskis" und von Jacob Levy) und es gab eine Menge Ärger. Ohne Shadow jetzt mit unseren Verdächtigen nerven zu wollen, will ich nur aufzeigen, was da für Burschen unterwegs waren und ob man dem Ripper nicht so einiges zutrauen muss...

Lestrade.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #3 am: 03.07.2016 19:39 Uhr »
Hallo zusammen,


ich habe mir diese Aufzählung von panopticon mal angesehen und finde vor allem die folgenden beiden Fälle wegen gewisser Ähnlichkeiten zu JTR interessant:


Zitat
Irgendwann zwischen dem Mord an Chapman und dem ´Double Event´ soll es, mehreren Quellen zu folge, zu einem Übergriff auf eine Prostituierte in Whitechapel gekommen sein. Die Pall Mall Gazette vom 25. September 1888 berichtet davon, dass der Polizei ein Bericht vorläge, dem zufolge ein Mann, der nicht gefasst werden konnte, eine Frau aus der selben Klasse wie die bisherigen Opfer in der Vine Street (das ist unmittelbar südlich von St. Botolph´s!) zuerst niedergeschlagen und dann mit einem Messer attackiert haben soll: Sie konnte sich ihren Angaben zufolge wehren, wurde aber an der Schulter verletzt : Der Täter ca. 35 Jahre alt, Größe: 5ft. 8 inch, schwarzer Schnauzbart, brauner Mantel, soll geflüchtet sein. Ein Zwischenfall, der wohl der selbe zu sein scheint, findet sich in Sam´l E. Hudson´s , ´Leather Apron; Or, the Horrors of Whitechapel, London. ´ (angeblich Philadelphia Dezember 1888(!), Seite 21 – in voller Länge auf Casebook nachlesbar, dort page 22): Dort wird im gleichen Zeitraum ebenfalls von einem angeblichen Übergriff auf eine beleibte Frau gesprochen, die letztendlich mit einer Wunde ins London Hospital eingeliefert wurde. Der Autor, der die Frage in den Raum stellte, ob es Jack the Ripper nicht vielleicht in erster Linie auf dralle, plumpe Frauen abgesehen hatte, beschreibt den Ort des Überfalls als einsame Stelle an einer Kreuzung.


Noch ein dritter Bericht könnte diesen Vorfall, aber auch einen anderen beschreiben, denn der Ort wird hier als ´a bye-turning off Commerscial-Street´ angegeben: Der Daily Telegraph vom 3. Oktober 1888 soll davon berichtet haben, dass der Metropolitan Police (spricht auch nicht gerade für die Vine Street...) Details über die Attacke auf eine Frau vorliegen, die zwischen dem Mord in der Hanbury Street und dem ´Double-Event´, ´angeblich vor 10 Tagen´ stattfand. Die Frau hat zugegeben, sich, obwohl sie verheiratet ist, mit einem fremden (oder ´merkwürdigen´, da wörtlich ´strange´) Mann zu unmoralischen Zwecken auf eine Konversation eingelassen zu haben. Der Täter soll ihr ein Bein gestellt haben, worauf sie auf den Gehsteig fiel. Seinen Versuch, ihr die Kehle zu durchschneiden, soll sie mit ihrem Arm abgewehrt haben, wobei sie sich aber eine Schnittwunde an diesem zuzog. Der Täter ist, aufgeschreckt durch seinen Fehlversuch und in Angst vor ihren Schreien geflohen. Die Frau wurde gefunden und ins Hospital eingeliefert, war aber wohl ´so voller Likör´, dass sie nicht in der Lage war, sich an das Aussehen des Täters zu erinnern, was auch der Grund für die Geheimhaltung des Falles gewesen sein könnte, mutmaßte das Blatt...


Zwar muss man davon ausgehen, dass durch die Ripper-Hysterie erstens nun jeder schwerere Übergriff in Verdacht geriet, auf das Konto von JTR zu gehen, und dass zweitens dessen Taten auch Nachahmer hervorgebracht haben dürfte.

Aber ebenso erscheint es mir plausibel, dass JTRs Blitzattacken auch nicht immer erfolgreich waren - und da hier gewisse Übereinstimmungen zu den Morden bestehen, könnten dies m.E. vielleicht misslungene Versuche des Rippers gewesen sein.


MfG, Arthur Dent

Offline Lady15

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #4 am: 04.07.2016 14:24 Uhr »
@Arthur Dent,

jede Tat wird/kann nicht von Erfolg gekrönt worden sein. Irgendwann muss JTR ja auch mal angefangen, sich entwickelt und sein Vorgehen "perfektioniert" haben. Dennoch werden im Fehler unterlaufen sein, da solch ein Vorgehen nicht immer 1:1 umgesetzt werden kann. Zu viele Unbekannte in der Gleichung. Opfer wehrt sich, jemand kommt, obwohl die Stelle sehr ruhig gelegen ist.

Offline Arthur Dent 2

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #5 am: 05.07.2016 07:05 Uhr »
Zitat
jede Tat wird/kann nicht von Erfolg gekrönt worden sein. Irgendwann muss JTR ja auch mal angefangen, sich entwickelt und sein Vorgehen "perfektioniert" haben. Dennoch werden im Fehler unterlaufen sein, da solch ein Vorgehen nicht immer 1:1 umgesetzt werden kann. Zu viele Unbekannte in der Gleichung. Opfer wehrt sich, jemand kommt, obwohl die Stelle sehr ruhig gelegen ist.

Genau:
JTR schlug an einem der dichtest besiedelten Orte der Welt an öffentlich zugänglichen Orten zu und war als Gelegenheitstäter stark von (für ihn) glücklichen Umständen abhängig - er konnte viele Randbedingungen nicht kontrollieren.
Es ist daher sogar recht unwahrscheinlich, dass außer bei Stride sonst nichts schiefgegangen sein sollte.

Und hinzu kommt noch, dass kein Täter als ein solcher Abschlachter geboren wird - da muss es zuvor eine Entwicklung und damit ein Vorgeschichte der Eskalation gegeben haben, für die es vermutlich noch irgendwelche Hinweise bezüglich weniger extremer Straftaten gibt, bevor es dann die Ausmaße der kanonischen Fünf (oder mit Tabram Sechs) annahm.

Die Überlegung, dass JTR vielleicht mit Raubüberfällen auf Prostituierte anfing, finde ich daher recht plausibel: Einige der Überfallenen werden sich gewehrt haben, schließlich waren nicht wenige der Frauen in diesem Getto schon öfter mit Gewalt konfrontiert gewesen und daher nicht so einfach einzuschüchtern (man denke an Ada Wilson) - und bei seinen Messerattacken merkte der kranke Täter dann, dass es ihm einen Kick gab, diese Frauen mit dem Messer zu traktieren.


MfG, Arthur Dent
« Letzte Änderung: 05.07.2016 07:19 Uhr von Arthur Dent 2 »

Offline Lestrade

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #6 am: 05.07.2016 13:19 Uhr »
Dieser kurze Zeitraum in der die Mordserie stattfand, also die kanonischen fünf von Nichols bis Kelly bzw. sechs von Tabram bis Kelly als auch der Double Event plus das kleine Gebiet in denen sie stattfanden, sagt meiner Meinung nach sehr viel über den Täter aus. Der Zwang zu töten und zu verstümmeln mit einem derartigen Risikoverhalten, kann nur für einen Täter stehen, der emotional explodierte. Da hatte sich über Jahre so viel angestaut und als er eine Grenze überschritt, an irgendeinem Zeitpunkt, brach dieser Sturm los. Die erste richtige Tötung können daher, für mich, nur Tabram oder Nichols sein. Dennoch sehe ich Emma Smith schon in der Reihe der möglichen Ripper Opfer. das Problem ist jedoch, dass Sie behauptete von einer Gang angegriffen worden zu sein. Das kann eine Ausrede gewesen sein oder aber, Jack the Ripper gehörte zu dieser Gang, bevor er zum Einzeltäter mutierte. Die Frage ist, wäre das möglich? Diese Art von Täter wie Jack the Ripper sind sozial isoliert, jedoch denke ich, unter bestimmten Voraussetzungen (das East End), die vielen Pubs und Alkohol, dass er durchaus gewisse Kontakte gepflegt haben könnte. Zumindest zeitweise. Desweiterin wissen wir ja nicht, welche "Rolle" dieser Täter in seinem sozialen Umfeld gespielt hatte. Es wäre durchaus möglich, dass er durch Familie und Freunde auch eine Person gewesen war, der man Schutz zukommen ließ. Das hängt einfach von den gegebenen Strukturen ab. Er hätte in einer Art Gang der Außenseiter gewesen sein können, den man gar für harmlos hielt ohne zu ahnen, was hinter dieser Fassade tatsächlich brodelte.

Das es Prostituierte gab, die Glück hatten, davon bin ich überzeugt. Der Double Event Stride/ Eddowes war vielleicht auch gar nicht einzigartig, wie wir vielleicht an Haynes/ Smith als auch an Walker/ Chapman sehen können. Ich kann den Fall mit Emily Walker nicht richtig einschätzen. Malvina Haynes konnte sich an nichts erinnern. Annie Millwood, die in der gegenüberliegenden Straße der Dorset Street im Februar 1888 attackiert wurde, lebte danach auch nicht mehr lange. Von Millwood, Haynes, Smith und Walker hätte nur Walker noch jemanden idendifizieren können. Smith und Millwood waren bereits verstorben, Haynes hatte keine Erinnerung mehr. Was aus Ada Wilson wurde, weiß ich jetzt gerade nicht.

Interessant ist jedoch eine Liste, die Swanson führte. Er muss diese Liste irgendwann zwischen Juli 1889 und Januar 1891 angefertigt haben. Er listete zunächst als Mordopfer Smith, Tabram, Nichols, Chapman, Stride, Eddowes, Kelly und Mackenzie auf und als weitere Möglichkeiten, Farmer und Mylett. Später fügte er zu den Opfern Coles dazu, vermerkte jedoch mit der Nummerierung 1-7 nur die Morde von Smith bis Kelly. Keine Nummerierung für Mackenzie und Coles. Warum er das so tat, weiß ich nicht und gerade Smith zu nummerieren, finde ich bemerkenswert. Keine Erwähnung von Millwood, Wilson, Haynes oder Walker. Sein Boss Anderson erklärte den Mord an Mackenzie als Nachahmungstat, den Fall Mylett als Unfall. Da Anderson überzeugt war, dass "Kosminski" der Täter war, würde das Swanson´s Nummerierung verständicher machen. Warum Swanson jedoch nachträglich noch Coles hunzufügte, bleibt mir ein Rätsel. "Kosminski" war gerade nach Colney Hatch gekommen, als Coles ermordet wurde und es gab mit Sadler einen ernsthaften Verdächtigen für diesen Mord. Swanson selber notierte, dass "Kosminski" wusste, dass er identifiziert wurde. Den Aussagen seiner Familie zur folge, war er auch überzeugt, den Täter identifiziert zu haben. Man könnte meinen, Swanson war ein typischer und korrekter Beamter, der alles notierte, was nach einem Ripper Mord aussah. Und das rein der Ordnung halber. Wir kenne ja auch alle heute noch die "Sprache" der Polizei. Sein Kollege Macnaghten hingegen sprach nur von "nur fünf Opfern Jack the Rippers, die von Nichols bis Kelly". War Ada Wilson noch auffindbar, hätte sie sicherlich zur Identifikation von "Kosminski" gemusst aber fand das tatsächlich statt? Wie wäre das mit Walker gewesen? 

Swanson´s Liste, Post 8, panopticon:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1078.0.html

Möglicherweise war die Beweislage zu den Fällen Millwood, Wilson, Haynes und Walker zu schwach um ein wirkliches Resüme zu ziehen, aus welchen Gründen auch immer. Bei Smith war das vielleicht anders.

Die Tötungs- und Verstümmelungsfantasien waren sicherlich ein langjähriger Prozess, bis es dann zu diesem fatalen Ausbruch kam. Vor diesem Ausbruch, muss dieser Täter bereits eindeutige Anzeichen gezeigt haben. Dabei finde ich spannend, wen Sagar beobachtet hatte. Einen Schlachter in der Butchers Row, der offenbar große mentale Probleme zeigte und dessen Freunde es für klug hielten, ihn einer Anstalt zu übergeben. Sagar war überzeugt, dass dieser Mann Jack the Ripper war, es jedoch unmöglich war, ihn zu identifizieren. Ein Typ wie Jack the Ripper könnte, bevor er letztendlich richtig zuschlug, Arbeit in diesem Bereich gesucht und gefunden haben. Hier hätte er töten und ausnehmen können und Kollegen, die ihn dabei beobachteten, hätten gesehen, mit welcher Freude und Eifer er das tat. Das wäre nicht nur ein Job für ihn gewesen sondern eine Berufung. Hierbei hätte er sich für seine Phantasien richtig fit machen können und zum ersten "richtigen" Mord mit schnell töten und verstümmeln wäre es nur noch ein kleiner Schritt gewesen. Ich denke, dass Sagar den wahren Jack the Ripper observierte. Das Jack the Ripper eine Anstellung als Schlachter um die Zeit des Tabram Mordes suchte, halte ich für sehr wahrscheinlich. Wir wissen ja auch, dass es an den Tatorten Bucks Row und Hanbury Street Schlachthöfe gab.

Mrs. Richardson´s Statement/ Hanbury Street:

"The only possible clue that I can think of is that Mr. Thompson's wife met a man about a month ago lying on the stairs. This was about four o'clock in the morning. He looked like a Jew; and spoke with a foreign accent. When asked what he was doing there, he replied that he was waiting to do a 'doss' before the market opened. He slept on the stairs that night, and I believe he has slept on the stairs on other nights. Mrs. Thompson is certain she could recognise the man again, both by his personal appearance and his peculiar voice. The police have taken a full and careful description of this man."

Außerhalb dieser Tätigkeit und außerhalb bzw. vor der eigentlichen Mordserie, hätte er seine Vorstellungen kompensieren müssen. Dazu passen Tierquälerei bzw. Tiertötung als auch das Drangsalieren von Prostituierten. Raub mit Bedrohung und das mit einem Messer, Schlagen und Einschüchterungen. Die Attacken auf den Unterleib, wie in den Fällen von Millwood und Smith passen gut zu diesem Typ Täter. Das könnte ein Zeichen für einen Täter sein, der noch nicht ganz wusste, wie er seine Phantasien umsetzen soll. Der Tatort 8 White´s Row im Falle Millwood lag ja im Prinzip parallel des Kelly Tatortes in der Dorset Street, nur getrennt durch die Häuserreihe. Zeitlich, so meine ich, passen die Attacken an Millwood, Wilson und Smith gut in das Raster eines solchen Täters, bevor es zum wahren Ausbruch kommt. Wilson lag natürlich etwas vom Zentrum der Verbrechen weg aber auch nicht so weit vom Tatort Bucks Row (Nichols, ca 1km, glaube ich) und aus der Richtung kam damals ja auch Smith. Es gibt jedoch eine Pause zwischen dem Frühjahr 1888 und dem Mord an Tabram Anfang August 1888. Aber auch das passt zu solch einem Mann, denn er könnte durchaus in stationärer Behandlung in der Zwischenzeit gewesen sein. Ich glaube es war Sims oder Griffith die über "Kosminski" sagten, dass er während des Herbstes 1888 auf freiem Fuss war. Das klingt nach jemanden, der vor der Serie als auch danach in bestimmten Einrichtungen Aufnahme fand.

http://www.casebook.org/press_reports/echo/18880911.html :

"It appears that a man answering the description of "Leather Apron" was recently an in-patient of the Jewish Convalescent Home in Norwood, recovering from a very severe carbuncle in the neck. The man stated that he had been previously treated at the Paddington Infirmary."
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Re: Die frühen Taten
« Antwort #7 am: 05.07.2016 15:11 Uhr »
@Arthur Dent, @Lestrade,

Heute wurde in den Medien noch der Oberstaatsanwalt in dem Fall von Elias und Mohammed zitiert, gesagt hat:

► Laut „PNN“ sagte Oberstaatsanwalt Peter Petersen, dass es weitere Opfer geben müsse, „aber nicht unbedingt Tötungsdelikte“. Die kriminalistische Erfahrung habe gezeigt, dass niemand von „null auf hundert“ starte.

http://www.bild.de/regional/berlin/kindesmord/ermittler-sagen-ueber-silvios-gestaendnis-aus-46648944.bild.html

Und so wird es dann wohl auch bei JTR gewesen sein. Vielleicht waren seine Taten wirklich erst gegen Tiere und dann gegen Menschen gerichtet. Und was ein weiterer Punkt ist: Er wird nicht einfach so aufgehört haben können. Da muss irgendwas vorgefallen sein, was ihn dazu gezwungen hat, zumindest nicht mehr in Whitechapel zu morden.

Offline Lestrade

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #8 am: 05.07.2016 16:23 Uhr »
Ich habe das auch gelesen, Lady! Aufmerksam wurde ich darauf auf Facebook bei einem "ehemaligen" User unseres Forums. Stephan Harbort kam dort auch zu Wort:

http://www.stern.de/panorama/stern-crime/hat-silvio-s--noch-weitere-verbrechen-begangen--6932606.html

http://www.stern.de/panorama/silvio-s-elias-mohamed-elias-prozess-6932746.html

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Offline Lestrade

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #9 am: 05.07.2016 19:32 Uhr »
Arthur,

http://www.casebook.org/press_reports/echo/18880911.html :

"It appears that a man answering the description of "Leather Apron" was recently an in-patient of the Jewish Convalescent Home in Norwood, recovering from a very severe carbuncle in the neck. The man stated that he had been previously treated at the Paddington Infirmary."

da Du ja neulich schon in einem anderen Faden nachgefragt hattest und ich dieses Zitat heute wieder erwähnte und jetzt doch noch einmal darüber nachgedacht habe, fiel mir wieder ein, dass dies zum Verdächtigen John Pizer gehört haben könnte. Ich fand jetzt auf die Schnelle hier nur etwas (Debra Arif Post 66):

http://jtrforums.com/showthread.php?t=21102&page=7

Auch im A-Z, wo ich eben nachschlug, schreibt man, dass seine Angehörigen sich so geäußert hätten. Für unsere Verdächtigen scheint das also irrelevant zu sein. Ich forsche jetzt nicht weiter nach, denke, wir können daran ein Häkchen setzen. Es ist so ein dichtes Gestrüpp an Informationen, zum Glück fiel es mir aber wieder ein.

Lestrade.

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #10 am: 08.07.2016 18:03 Uhr »
@Lestrade,

gut. Vielleicht haben andere es ja noch nicht gelesen. ;)

Offline Lestrade

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Re: Die frühen Taten
« Antwort #11 am: 12.07.2016 11:37 Uhr »
Hallo Freunde!

Ich habe nebenher geschaut, ob ich noch etwas zu früheren Taten bei Serientätern finde. Ich gebe zu, meine Literatur nicht durchforstet, jedoch ein wenig im Internet gesucht zu haben.

Dabei stieß ich, zu meinem Erstaunen, auf einen Serientäter aus meinem Geburts- und ehemaligen Heimatort Wriezen:

Willi Kimmritz

https://de.wikipedia.org/wiki/Willi_Kimmritz

Hier waren es u.a. zahlreiche Eigentumsdelikte.

Lesenswert dazu auch Micha Ebner:

https://de.wikipedia.org/wiki/Mischa_Ebner

oder

Kaspars Petrovs:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kaspars_Petrovs

Auch Werner Boost gab wohl an, Eigentumsdelikte ausgeführt zu haben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Boost

Wer mag, kann hier noch nach Informationen suchen.

http://www.serienkillers.de/

Und hier noch ein Buch, welches zum Thema interessant sein könnte:

https://www.amazon.de/T%C3%A4terprofile-bei-Gewaltverbrechen-Theorie-Profilings/dp/3540673601

Darin findet auch Stephan Harbort Erwähnung. Laut Davies sind z.B. Vergewaltiger vorbestraft (84%), 73% davon wegen Eigentumsdelikten. Auch andere Gewaltdelikte mit 50% als auch weitere Sexualdelikte mit 32% schlagen zu Buche.

Grüße, Lestrade.
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