Autor Thema: Geschlechtskrankheit als Triebfaktor? Verbindung nach Australien?  (Gelesen 8057 mal)

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Offline Lady15

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Hallo,

ich bin neu hier und habe mich schon vor einiger Zeit angemeldet, aber noch keine Zeit gehabt, etwas zu schreiben. Ich möchte das nun nachholen, auch, weil die Sprache erneut auf Australien gekommen ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass "Jack" eine Geschlechtskrankheit gehabt hat und dies in einem Zusammenhang mit den Morden und dem vermutlichen Hass oder Abneigung gegenüber den Prostituierten zu sehen ist. Hier wird etwas über die Verletzungen bei C.E. geschrieben:

http://www.mediencolleg-rostock.de/schueler/geschichte/christian_kleist/eddowes_bericht.html

Wahrscheinlich nichts Neues für euch :) und ich hoffe, dass ich jetzt nichts schreibe, was hier bereits besprochen worden ist. Meiner Meinung nach könnte diese Abtrennung der Nasenspitze auch deshalb erfolgt sein, weil er C.E. als Syphilisopfer kennzeichnen und somit als verstärkt noch als Prostituierte als die Überträger dieser Krankheit stigmatisieren.Vielleicht symbolisiert er auch so seinen Hass, weil er selbst diese Krankheit durch sexuellen Kontakt mit einer Prostituierte bekommen hat und dies vielleicht noch weitreichendere Folgen hatte?

Vielleicht deshalb auch der Name "Jack", der im Slang des australischen Englischs eine Geschlechtskrankheit (Gonorrhoe) bezeichnet?
Vielleicht gab er der Krankheit die Schuld an seinen Taten? Vielleicht war er der Meinung, dass er ohne sie gar nicht zum Mörder geworden wäre und gar nicht er der Täter ist, sondern eben die Krankheit die Verantwortliche?

Andromeda1933

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Unser Forum erwacht aus dem Dornröschenschlaf...Prima! Herzlich Willkommen, Lady15!
Übrigens hat hier mit Sicherheit bereits jeder von uns „Bekanntes“ wieder aufgegriffen, neu durchgekaut oder plötzlich etwas „entdeckt“, worüber an anderer Stelle schon ausführlich diskutiert worden war.
Die Verstümmelung der Nase bei Eddowes ist wohl mit ziemlicher Sicherheit auf das zurück zu führen, was Du angemerkt hast.           
Die Prostituierten als Verbreiter der Syphilis, vielleicht hatte er dies in seinem kranken Kopf.
Der Name „Jack“ war und ist sehr sehr populär In Großbritannien. Das könnte also Zufall sein, oder aber auf „Spring-Heeled-Jack“ beruhen, der Jahrzehnte vorher die Londoner in Aufruhr versetzte. Ciao – bis zum nächsten Mal!  Andromeda

Offline Lestrade

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Gestern schrieb ich hier:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1736.msg26015/topicseen.html#msg26015

Es wurde im Falle von Catherine Eddowes auch oft vermutet, dass die Gesichtsverletzungen durch Abwehren entstanden sein könnten. Das heißt, er versuchte mehrmals ihren Hals zu erreichen, traf aber dabei ihr Gesicht. Gesichtsverstümmelungen (wie bei Kelly) können auch als Entpersonalisieren bezeichnet werden. Da er im Falle von Nichols, Chapman, Stride und Eddowes nicht so viel Zeit am Tatort verbringen konnte, gab es bei diesen Opfern weniger Grund auf diese Weise zu handeln. Bei Kelly sah das anders aus. Hier war er länger am Tatort und hatte eher einen Grund, dieses Entpersonalisieren anzuwenden. Ich glaube, es war Profilerin Laura Richards, die die Attacke an Eddowes nachstellte und zum Schluß kam, dass ihre Gesichtsverletzungen aus Abwehrhandlungen entstanden sein könnten. Darüber kann man eben aber auch spekulieren.

Es war nicht Laura Richards sondern Pat Brown! Die Links, welche ich bereits früher in unser Forum setzte funktionieren nicht mehr, hier jedoch eine französische Variante:

https://www.youtube.com/watch?v=9gGg3jElmaA&feature=related

Ab ca. Minute 9!

Entpersonalisieren kann einiges bedeuten:

Der Täter zeigt Reue nach der Tat
Er kannte das Opfer
Das Opfer erinnerte ihn an jemanden, den er kennt
usw.

Vielleicht gelten auch Dinge wie folgend:

Mary Kelly war höflich und nett zu ihm, führte ihn in ihre Wohnung, machte ein Feuer an, bat ihm Tabak an, zeigte sich fürsorglich (siehe Reue oben)

Frühere Opfer waren älter und vielleicht unattraktiver, vielleicht ein Typ, den der Ripper bevorzugte. Kelly war jung und soll attraktiv gewesen sein, es ist vielleicht möglich, dass er, aufgrund der sicheren Umstände, sein Bild korrigieren wollte...

Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob die Verletzungen bei Catherine Eddowes mit Absicht entstanden oder Abwehrverletzungen waren.

Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...

Offline Lestrade

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Hier, via Shadow Ghost, eine weitaus bessere Erklärung für "Depersonalisierung" und "Undoing":

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,83.0.html

Das Unfassbare, das Walter Lohmann seiner Ehefrau antat - ihr die Augen auszustechen -, ist im Kern ein bekanntes Täterverhalten, für das es in der Kriminalistik einen Namen gibt: "Depersonalisierung". Der Name entstammt dem Begriffsrepertoire der operativen Fallanalyse, die sich mit immer wiederkehrenden  Verhaltensmustern von Gewaltverbrechen beschäftigt. Zwar ist jedes Verbrechen ein Fall für sich, aber es gibt Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise, dem persönlichen Hintergrund und den Motiven auch bei ganz unterschiedlichen Tätern. Anders ausgedrückt: Gewaltverbrechen folgen trotz individueller Besonderheiten manchmal einem ähnlichen Muster. Fallanalytiker (englischsprachig: Profiler) lesen Spuren am Tatort auf solche Muster hin. Die "Depersonalisierung" ist ein sehr feindseliger, erniedrigender Akt gegenüber dem Opfer. Das aggressive, brutale Vorgehen des Täters führt dabei häufig zu extremen Verstümmelungen oder Gesichtsverletzungen, die sein Opfer regelrecht unkenntlich machen. Entsprechend einleuchtend ist die psychologische Erklärung: Der Täter will das Opfer seiner Identität berauben, es quasi anonymisieren. Nicht zwangsläufig bedeuten solche Handlungen eine länger bestehende Täter-Opfer-Beziehung. Im Gegensatz zu einem anderen Tatmuster - dem Undoing [...]
Die operative Fallanalyse sieht solches Täterverhalten als "emotionale Wiedergutmachung" - daher der Name Undoing (vom Englischen "to undo": ungeschehen oder rückgängig machen). Die Theorie dahinter: Der Täter bereut seine Tat und möchte sie symbolisch zurücknehmen. Dies versucht er zu erreichen, indem er sein Opfer beispielsweise zudeckt oder [...] in eine schlafähnliche Position bringt. Auch Hände falten, Blut abwischen und Wunden verdecken oder verbinden sind typische "Wiedergutmachungsaktionen".
Stellen wir an einem Leichenfundort entsprechende Hinweise auf Undoing fest, können wir davon ausgehen, dass der Täter eine persönliche, meist sehr tiefe emotionale Beziehung zu seinem Opfer hatte.
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Offline Lady15

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Vielen Dank Andromeda :)

"Auf beiden Wangen befanden sich Einschnitte, die die Haut abschälten und eine dreieckige Klappe von vier Zentimetern formten. Auf der linken Wange befanden sich zwei Abschürfungen des Zellgewebes unter dem linken Ohr."

http://www.jacktheripper.de/opfer/eddowes/

Menschen, die Syphilis haben, haben doch unter Umständen diese Merkmale im Gesicht........eingefallene Wangen und eingefallene Nasenspitze. Vielleicht der Versuch, dies darzustellen.



Lestrade,

genau, bei Kelly kann das hinkommen. Diese Schnitte waren schon ziemlich tief und somit mit Kraft ausgeübt worden. Es gab auch keine Quetschungen im Bereich der Arme, was sicherlich bei einem Kampf vorhanden sein müsste. Ich als Täter möchte ja verhindern, dass das Opfer sich befreien kann.