Autor Thema: Gedanken zum Seaside Home!  (Gelesen 4819 mal)

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Offline Lestrade

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Gedanken zum Seaside Home!
« am: 07.01.2014 12:52 Uhr »
Bekanntlicherweise erwähnte Swanson im Bezug zum Seaside Home nicht nur Colney Hatch sondern auch ein Workhouse. Wir wissen von zwei Aufenthalten in einem, die Aaron Kozminski betreffen. Beim ersten Mal war er vier Tage dort (12-15 Juli 1890) und beim zweiten Mal auch (4-7 Februar 1890), diesmal ging es jedoch weiter nach Colney Hatch. Kennt man alles über Sir Robert Anderson und resümiert, dann wurde der Verdächtige während eines Aufenthaltes in einer Anstalt überführt. Swanson erwähnt: “Nach der Rückkehr des Verdächtigen in das Haus seines Bruders in Whitechapel…“, dies muss nicht zwangsläufig bedeuten, dass er sofort nach der Rückkehr von der Identifikation im Seaside Home zum Bruder zurückging, sondern später aus einer Anstalt zum Bruder zurückkehrte und er tatsächlich aus einer Anstalt zwecks der Identifizierung geholt wurde. Cox sagte: “war gezwungen, einen Teil seiner Zeit in einer Anstalt in Surrey zu verbringen“. Es ist also gut möglich, dass Aaron Kozminski (erneut) zwischen dem 15. Juli 1890 und Ende/Anfang 1890/91 in einer entsprechenden Einrichtung in Surrey war. Sagar sprach von einer “privaten Anstalt“. Surrey grenzt an London (südwestlich), wir sprechen hier unter Umständen von wenigen Kilometern an Entfernungen.

Ich frage mich, ob es möglich gewesen wäre, dass Aaron Kozminski im Mile End Workhouse in der Zeit vom 12-15 Juli 1889 von einem anderen Juden wiedererkannt wurde und es darauf hin zur Seaside Home Identifikation kam.

Hier ein paar Infos zur Einrichtung:

Das Mile End Old Town Workhouse in der Bankcroft Road besaß auch eine Infirmary (Krankenstation). Es lag im Stadtteil Mile End Old Town. Aaron Kozminski wurde hier das erste Mal (12-15 Juli 1890) vorgestellt. Das war ca. 2,5 km von seinen ursprünglichen Aufenthaltsorten entfernt. Er galt da als armer Irrer der als verrückt eingestuft wurde und eben mittellos war. Offenbar wurde er nicht einmal einem Arzt vorgestellt. Hier gab es natürlich auch eine Station für Geisteschwache.

Später wurde das Arbeitshaus dem Stadtteil Stepney zugeordnet. Das eigentliche Stepney Workhouse lag dann im Stadtteil Poplar.   

Hier noch Informationen zu einen anderen Arbeitshaus.

Die Whitechapel Workhouse Infirmary in der Baker´s Row, Ecke Thomas Street, nahe der Buck´s Row, ist uns u.a durch David Cohen bekannt. Der Bereich lag dann schon knapp im Stadtbezirk Mile End New Town.Es wurde auch als Union Workhouse bezeichnet. Der Hauptsitz lag aber in der South Grove (heute Southern Grove), ebenfalls Stadtteil Mile End Old Town, ca. 1km vom Mile End Old Town Workhouse (Infirmary) in der Bankcroft Road entfernt.

Ich frage mich eben, wie man jemanden einfach aus einer Anstalt herausholt und das auch nach so langer Zeit geschehen wäre. In den meisten Fällen wie diesen, wären alle Zeugen nach dieser Zeit schon durch gewesen. Und das sollten sie auch hier gewesen sein. In der Anstalt selber (Wiedererkennen) kann ich mir das nicht vorstellen, da bringt man beide, also Zeuge und Verdächtigen, nicht nach Brighton in das Seaside Home, denn danach sieht es aus. Okay, dass Seaside Home kann auch die mögliche private Einrichtung gewesen sein aber Swanson spricht von “wurde geschickt“. Da macht das am Ende keinen Sinn. Eher Sinn machen würde es, wenn Aaron Kozminski kurz vor Surrey noch gesehen worden wäre. Also kurz vor dem 12. Juli 1890 oder eben nach dem 15. Juli 1890. Aber dazwischen liegt eben auch sein Aufenthalt im Mile End Old Town Workhouse. Hier hätte ein Zeuge genug Zeit gehabt, unter Umständen Tage, um sich an etwas Bestimmtes erinnert zu fühlen und zur Erkenntnis zu kommen, dass dies (doch) mit den damaligen Rippermorden zu tun hatte. Aber eines dürfte dann absolut Fakt gewesen sein: Der Zeuge konnte diesen Mann zunächst nicht als Mitjuden ausmachen. Bedeutet nicht, dass er ihn nicht als Polen oder zumindest Osteuropäer ausmachte.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...