Hallo Friedhelm,
Arsen und Strychnin rufen in der Regel keine körperlichen Abhängigkeiten hervor.
Strychnin ist ein Alkaloid aus dem Samen des indischen Brechnußbaums. Es blockiert die Glycinrezeptoren. Da Glycin hemmend auf Nervenzellen wirkt, führt Strychnin zu einer Hemmung der Hemmung. Da sich alle zentralnervösen Erregungen nach Ausfall der Hemmungen ungehindert ausbreiten können, kommt es in einem bestimmten Stadium der Strychninvergiftung auf jeden Sinnesreiz zu einem Krampfanfall (und nicht etwa nur zur betreffenden Sinneswahrnehmung). Das Bild der Strychninkrämpfe wird gewöhnlich von der relativ stärkeren Streckermuskulatur beherrscht. Zuletzt kann es durch allzu starke Kreislaufbelastung und den Krampf der Atmungsmuskulatur (d.h. infolge Sauerstoffmangels) zu zentralen Lähmungen oder sogar zum Exitus kommen. Bereits 15 mg führen i.d.R. zu Krämpfen, ca. 100 mg zum Tod.
Arsen ist ein geruch- und geschmackloses weißes Pulver. Jahrhundertelang war Arsenik (Arsentrioxid) als Mordgift beliebt und wurde der Nahrung der Opfer zugesetzt. Erst als der Nachweis mit der Marsh´schen Probe Mitte des 19. Jahrhunderts einfach wurde, nahmen die Vergiftungen ab. Bereits Anfang des vergangenen Jahrhunderts wurde die Syphilis mit der Arsen-Verbindung Salvarsan behandelt. Doch das nebenwirkungsreiche Salvarsan verschwand wieder, als die Antibiotika aufkamen. Erst im Jahr 2000 tauchte es als Therapeutikum in den USA wieder auf. Dort wurde Arsenik zur Behandlung einer bestimmten Form der Leukämie zugelassen. In ersten klinischen Studien wirkte es bei Patientinnen und Patienten, denen die Standard Tumortherapie nicht mehr half. Dabei lag die tägliche Dosis bei 10 bis 15 Milligramm für Erwachsene und somit weit unter der vermuteten tödlichen Dosis von 200 Milligramm. Wie Arsen genau wirkt, ist noch unbekannt. Man weiß, dass es das Zellwachstum hemmt und den programmierten Zelltod auslöst. Jedoch geschieht dies nicht – wie bei anderen Zytostatika – über das Tumorsuppressor-Gen p53. Deshalb ist es ein vielversprechender neuer Ansatz für die Krebs-Therapie. In der Medizinischen Hochschule Hannover beschäftigen sich zwei Abteilungen mit Arsen: Zum einen erforscht die Toxikologie, wie das Gift in der Zelle wirkt. Zum anderen setzt die Pädiatrische Hämatologie und Onkologie bei Patienten, bei denen herkömmliche Chemotherapien keinen Erfolg haben, Arsen zur Krebsbehandlung ein.
Wenn es um Substanzen geht, die im viktorianischen England als Suchtmittel sehr beliebt waren, steht das sogenannte Laudanum (teils gemischt mit Absinth, ebenfalls in der damaligen Zeit giftig und halluzinogen !) wohl mit an erster Stelle. Dabei handelt es sich um ein Opium-Derivat, das als Schmerzmittel verwendet wurde, bevor es durch Morphin ersetzt wurde. Es galt als scheinbar völlig normal, Laudanum zu konsumieren und dadurch in Dämmerzustände zu versinken, die nebenbei auch depressive Wirkungen hatten.
So, und als letztes wäre kurz zu erwähnen, das LSD (Lyserg-Säure-Derivat) aus dem Mutterkornpilz auf keinen Fall körperlich süchtig macht, da die Wirkkonzentration im ppm-Bereich liegt. Psychisch kann eine Abhängigkeit aber nachgewiesen werden (Modedroge der späten 60'er und frühen 70'er).
Wenn Du weitere Fragen hast, beantworte ich sie Dir gerne!
Vielen Dank Thomas für den Bericht über Maybricks Untersuchung. Er ist also nicht an einer Vergiftung gestorben, interessant. Trotzdem ändert das nichts an meiner Überzeugung, dass Maybrick mit JtR nichts zu tun hat.