Autor Thema: Der Ripper und das Wetter  (Gelesen 12408 mal)

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Offline Shadow Ghost

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Der Ripper und das Wetter
« am: 16.05.2013 14:43 Uhr »
Hallo,

in einem anderen Thread habe ich die Hypothese aufgestellt, dass der Ripper eventuell in Abhängigkeit vom Wetter vorging. Um dies mal etwas genauer anzuschauen, habe ich mir heute Wetterdaten aus Großbritannien besorgt. Dabei handelt es sich um die mittleren Tagestemperaturen vom Hadley Centre Central England. Nach eigenen Angaben stehen diese Temperaturen repräsentativ für ein Gebiet, das das Dreieck Lancashire, London und Bristol bildet, also im Wesentlichen Zentralengland umfasst. Leider habe ich noch keine Daten für London selbst auftreiben können.

Was Ihr in der ersten, schnellen Analyse sehen könnt, sind die Temperaturverläufe (mittlere Tagestemperatur) der Monate August, September, Oktober und November 1888, also des Herbst des Schreckens. Die orange Linie steht für einen langjährigen Monatsmittelwert (1880-1899), einfach damit man besser einordnen kann, wie kalt oder warm der Monat oder ein Tag einzuordnen ist.

Auf den ersten Blick fällt auf, dass die Tage der Kanonischen Morde alle unterdurchschnittlich kalt waren. Ob das etwas zu bedeuten hat, kann ich nicht sagen, ich stelle einfach nur fest. Ich hätte ja gehofft, dass der Oktober durchgehend überdurchschnittlich warm gewesen wäre, und man so die Pause des Rippers hätte erklären können, aber das scheinen die Daten (bisher) noch nicht herzugeben.

Ich weiß nicht, ob diese Übung sinnvoll oder interessant ist, aber nun ist sie jedenfalls da.

Offline Lestrade

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #1 am: 16.05.2013 22:01 Uhr »
Hallo Shadow,

Ganz kann ich dir noch nicht folgen…

Möchtest Du anklingen lassen, dass der Ripper eher “kaltes Wetter“ für seine Taten bevorzugte und bei “schönen Wetter, “ eher “alle Fünfe gerade sein lassen“ wollte? Auch wenn es nicht ganz danach aussieht bzw. belegt werden kann?

Den Angaben an den Mordtagen (in der Übersicht im anderen Faden) zufolge, handelte es sich wohl um einen typischen Herbst, mal schöne aber häufig bewölkte Tage, mal leichter Regen, ein Schauer, dann mal wieder richtig nass, mal ein Herbststurm, dann aber auch mal Anzeichen eines goldenen Herbstes, alles in allem, sehr unberechenbar, wechselhaft am Tage und auch von Tag zu Tag, selbst wenn das Temperaturmittel nicht ganz dem Durchschnitt entsprechen würde, so war es doch stets zwischen 2-20 Grad (August-November). Was wird das Mittel bei einem deutschen Herbst heutzutage sein? So an die 9-10 Grad für den Zeitraum der K5, denke ich mal. Vielleicht waren es damals in Whitechapel gar zwischen 10-11 Grad im Durchschnitt, würde ich gerne glauben, also 1-2 Grad höher als gewöhnlich. Ist natürlich über den Daumen gepeilt. Ob dieser Herbst für die Menschen damals spürbar anders war als die vergangenen Herbste, weiß man natürlich nicht, die Tendenz ist wohl eher die, das es nicht anders war als sonst auch. Unterbewusst nimmt man aber vielleicht doch etwas wahr, wer weiß…

Persönlich glaube ich nicht, dass das Wetter einen Einfluss auf die Mordlust des Rippers hatte. Sicherlich kam ihm jeder Herbst recht, solange er im “Schutz der Dunkelheit“ (wie man die auch immer interpretieren mag) oder im Schatten agieren konnte. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ein Typ wie der Ripper, den Frühling oder den Sommer mochte, wenn all die anderen Menschen sich daran erfreuten und aufblühten, dass muss ihn doch in die Quere gekommen sein. Da wäre er sicherlich eher zum Sommermörder geworden, denn die Nacht bietet auch da den Schutz der Dunkelheit, wenn auch nicht so viele Stunden. Bei Stride und Eddowes wäre es, egal wann, eigentlich immer Dunkel gewesen, bei Kelly evtl. auch noch, bei Nichols und Chapman sieht es schon anders aus, gerade im letzteren Fall, war es ja schon recht hell gewesen.

Beste Grüße,

Lestrade.   
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Offline Shadow Ghost

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #2 am: 16.05.2013 23:30 Uhr »
Hallo Lestrade,

wie ich schon gesagt habe, kann ich nicht beurteilen, ob das Wetter einen Einfluss, ob direkt oder indirekt, hatte. Es war nur eine Hypothese, dass der Ripper eventuell schlechtes Wetter bevorzugte, und das wollte ich mir genauer anschauen. Ich habe diese Übersicht erstellt, um die von Dir verlinkten Wetterangaben im erwähnten anderen Thread in einen Kontext mit den Nicht-Mordtagen zu stellen, denn allein für sich stehend sagen einem diese Angaben vielleicht nicht allzu viel.

Du hast sicherlich recht damit, dass der Herbst 1888 als Ganzes gesehen durchschnittlich war, das habe ich auch nie bestritten (Zumindest von den Temperaturen her, die Niederschläge habe ich mir noch nicht angesehen). Ich habe nur festgestellt, dass es an den Mordtagen unterdurchschnittlich kalt war, mit die kältesten Tage des jeweiligen Monats. Es hätte ja auch ein Mordtag mal der wärmste Tag des Monats sein können. Das war aber nicht der Fall, es waren immer kalte Tage. Das ist mir aufgefallen. Das kann natürlich bei einer Auswahl von gerade mal vier Tagen reiner Zufall sein, das will ich gar nicht bestreiten.

Ich werde mich momentan nicht dazu verleiten lassen, aus diesen anfänglichen Untersuchungen irgendetwas zu folgern. Niemand außer dem Ripper kann sagen, ob er "bei schönem Wetter alle Fünfe gerade sein ließ" oder ob er an diesen Tagen einfach keinen "Erfolg" hatte; und somit werden wir es wohl nie erfahren.

Wir sind aber in diesem Fall so oft auf der Suche nach irgendwelchen Mustern, die uns einen neuen Blickwinkel oder gar neuen Ansatz ermöglichen; und soviel schlechter ist dieser Blickwinkel doch auch nicht als die Tatorte als Ecken eines Pentagramms zu deuten.

Vielleicht mag der ein oder andere diese Daten in seine Überlegungen mit einbeziehen, vielleicht auch nicht. Jedenfalls gibt es diese Ressource nun und ich kann bei Interesse versuchen, etwas mehr Material zusammen zu tragen (Niederschlagsdaten sind wohl schwerer zu bekommen, aber mal sehen).

Viele Grüße,
Shadow Ghost


P.S. Bei einem schnellen Flug über die Daten scheinen auch die Tage an denen Annie Millwood, Ada Wilson und Alice MacKenzie eher zu den kälteren Tage des Monats zu gehören.

Offline Lestrade

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #3 am: 17.05.2013 00:11 Uhr »
Aber was könnte uns das sagen, wenn der Ripper eher an kühleren Tagen zuschlug? Was für ein Wert könnte dies ergeben? Man könnte theoretisieren, dass er sich an kälteren Tagen wohler fühlte, dass dies zu seinen Entscheidung beitrug, zuzuschlagen oder nicht. Aber wäre dies eine primäre Entscheidungshilfe oder gar nur eine Sekundäre? Oder vielleicht sogar nur Tertiär? Primär wären sicherlich Opfer und Ort und die Nacht in ihrer Gesamtheit, das Risiko, welches er stets einging, eher von Zweitrangigkeit geprägt und das Wetter, mmh, fühlt sich für mich wie etwas an, was an dritter Stelle kommt. Aber dies muss es für den Ripper nicht gewesen sein. Da wissen wir natürlich nicht, wie du schon angerissen hast, wie er diese Dinge empfand und wie wichtige diese für ihn waren. Vielleicht gehörte Kälte ja zu seinem Trauma, also durchaus interessant einmal, angeregt durch dich, darüber nachzudenken. Aber noch fehlt mir in der Überlegung der praktische Wert. Da war jemand unterwegs, der an Freitagen, Samstagen und Sonntagen morden und verstümmeln wollte. Jetzt muss es eben auch noch kühl gewesen sein. Vielleicht brauchte er noch eine gewisse Luftfeuchtigkeit oder eine bestimmte Mondphase. Ich halte wirklich vieles auf dieser Welt und in der menschlichen Psyche für möglich. Alles Mögliche treibt das Leben auf diesem Planeten und den Menschen an. Wir haben ja auch Freunde, wo uns einer an Onkel Horst, aus dem schönen Harz, an unsere Kindheit erinnert, der immer so fröhlich einen fahren lassen konnte. Nur ist uns das meistens nicht bewusst und gäbe es Onkel Horst nicht, hätten wir auch nicht diesen einen bestimmten Freund. Warum also keinen wetterfühligen Ripper?
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Offline Shadow Ghost

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #4 am: 17.05.2013 01:02 Uhr »
Es ist wohl noch etwa früh, Schlußfolgerungen zu ziehen, sollte an dieser Hypothese überhaupt etwas dran sein.

Im Endeffekt könnten sich aber Folgerungen ergeben wie aus den anderen Auffälligkeiten. Es wurde festgestellt, dass der Ripper eher zum Wochenende oder um Feiertage herum zuschlug und manche ziehen daraus Rückschlüsse auf seine beruflichen oder familiären Verpflichtungen. Es wurde festgestellt, dass die meisten Opfer wohl zumindest gelegentlich der Prostitution nachgingen, und manche ziehen daraus Rückschlüsse auf seine Psyche. Aber das sind alles Muster, an die wir bereits gewöhnt sind. Da kann was dran sein, es kann aber alles auch nur Zufall sein. Sollte an der Wettergeschichte etwas dran sein, so ist das eben ein neues Muster, das wir in unsere Herangehensweise erst integrieren müssten.

Ich habe versucht, basierend auf Fakten ein Muster darzulegen. Der praktische Wert ergibt sich letztlich durch die Deutung dieses Musters (oder dieser Auffälligkeiten) und der Implementation in eine Theorie. Beispielsweise sind die verschiedenen Wohnorte der Kosminski-Familie im East End an sich zunächst ohne praktischen Wert. Erst wenn man diese Auffälligkeiten mit der Theorie, dass ein gewisser Aaron Kosminski ein Verdächtiger in der Sache ist und zumindest zeitweise bei seinen Verwandten Unterschlupf fand, verwebt, entsteht ein praktischer Nutzen. Im diesem Fall war halt der Verdächtigte und die damit verbundene Theorie zuerst da und die Fakten kamen danach und konnten in die Theorie eingefügt werden. Bei dieser Wetter-Geschichte fehlt zunächst die Verknüpfung mit einer Theorie, aber lass uns einfach mal annehmen, es ließe sich aus den gegebenen Auffälligkeiten tatsächlich etwas schließen, etwa eine Berufsgruppe die bei schlechtem Wetter weniger gefordert oder gar gefragt war und deren Angehörige entsprechend "erholt" -- oder auch verärgert und frustriert -- durch Nacht streifen konnten (z.B. Bademeister oder Eisdielenbesitzer  :biggrin:), oder umgekehrt Personen, die gerade bei schlechtem Wetter nachts durch die Straßen geschickt wurden. Ich denke so ein praktischer Punkt käme wohl am ehesten in Frage, weniger die Psyche oder ein Kälte-Fetisch. Den Punkt mit den Prostituierten, die bei schlechtem Wetter unterwegs sind, und vielleicht deshalb auch (noch) weniger wählerisch sein konnten, habe ich im anderen Thread schon erläutert; auch dass bei solcher Witterung weniger potentielle Zeugen vorhanden sein dürften. Vielleicht liegt es auch nur daran, dass man bei schlechtem Wetter eine Jacke oder einen Mantel trägt, und sich so ein Messer besser verstecken lässt. Vielleicht auch etwas ganz anderes. Vielleicht auch nur Zufall.

Wie gesagt, das Ganze ist nur eine Auffälligkeit wie die Sache mit den Wochentagen. Wie sich das alles deuten lässt...  :pardon:

Grüße,
Shadow Ghost

Andromeda1933

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #5 am: 17.05.2013 11:15 Uhr »
Sorry, wenn ich mich hier mit etwas ganz banalem einbringe. Ich kenne von Kollegen und anderen, die an Bluthochdruck leiden den Effekt, dass sie bei kaltem Wetter schnell gereizt, fast aggressiv reagieren, wenn man was von ihnen will.

Mit dem Wetter stimme ich Dir voll zu, Lestrade. Es war an den Tattagen genau so, wie es sich heute ein Tourist von London vorstellt, und sicherlich ganz normal für die Londoner. Meine Freunde in Dulwich (weit weg vom Fluss) heizten im Oktober noch nicht, obwohl es nachts ganz schön kühl war. Die beiden sind aber vielleicht nicht repräsentativ.
Es war auch dunkler. Fühlte er sich vielleicht sicherer? Die Straße waren schon finster genug, denke ich. Bedeckter Himmel, schlechtes Wetter könnte psychisch eine Rolle spielen.
« Letzte Änderung: 17.05.2013 14:01 Uhr von Andromeda1933 »

Offline Lestrade

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #6 am: 17.05.2013 12:55 Uhr »
Wetter im Whitechapel Bereich an den Mordtagen:

Tabram- 6/7 August 1888, Tagesmittel ca. 14,5/ 19,5 Grad,
(Für London- wolkig, gelegentlich fielen ein paar Tropfen, der Abend regnerisch/nächster Tag war freundlich und warm)

Nichols- 30/31 August 1888, Tagesmittel ca.14/ 13 Grad,

(Für London-  ein schöner und allgemein freundlicher Morgen, Gewitter am Nachmittag und danach regnerisch/ nächster Tag durchgehend freundlich und schön aber kühl)

Chapman- 7/8 September 1888, Tagesmittel ca. 14,5/ 11,5 Grad,

(Für London- allgemein freundlich und schön, gelegentlich Schauer/ nächster Tag freundlicher Morgen, angenehmer Nachmittag, ein paar Tropfen fielen am Abend)

Stride/Eddowes- 29/30 September 1888, Tagesmittel ca. 16/ 9,5 Grad,

(Für London- trüber Morgen, schöner Tag, plötzlicher starker Regen in der Nacht, der bis nach Mitternacht anhielt/ nächster Tag wurde ein großartiger Herbsttag)

Kelly- 8/9 November 1888, Tagesmittel ca. 4,5/ 6 Grad,

(Für London- ein trüber kalter Tag, Regen in der Nacht, bis 11 Uhr am nächsten Tag blieb es nass, danach blieb es weiterhin bedeckt)

Von diesen Morden ausgehend, ging er an Abenden los, wo es tagsüber 14-16 Grad gewesen war (Tabram, Nichols, Chapman, Stride/Eddowes), die Ausnahme bildet Kelly (4,5 Grad kalt), aber da lag ja der ganze Oktober dazwischen. Normal, würd ich sagen. Lassen wir Kelly einmal weg, dann war es an den Folgetagen der Morde jeweils in der Durchschnitts-Temperatur kühler (Nichols, Chapman und das Double Event, die letzteren beiden Tage sicherlich spürbar kühler). Bei Tabram war der Folgetag bedeutend wärmer. Bei Kelly hielt es sich letztendlich (wie auch bei Chapman) die Waage.

Auffallend ist noch, dass es vor den Morden stets stark bedeckt gewesen war. Tabram (100 % Wolkendichte), Chapman (70%) Double Event (100%) und auch Kelly (100%). Bei Nichols immerhin noch 50%. Bei ihr gab es vorher noch, am Nachmittag, ein Gewitter.

Niederschlagsmenge am Tag vor den Tötungsverbrechen:

Tabram: ca. 1mm
Nichols: ca. 15mm
Chapman: ca. 0,5mm
Stride/Eddowes: ca. 7mm
Kelly: ca. 4mm

Kalt war es bei Kelly. Aber da war er ja auch drinnen.

Macht eher den Eindruck, dass er gerne im Regen (und bei dicker Wolkendecke) umherlief, da war es meistens ab Nachmittag über den Abend bis weit in die Nacht regnerisch  und der nächste Tag oftmals schön. Aber das ist London, Wolken und Regen (manchmal etwas Nebel), dafür steht London doch. Ich weiß auch nicht, ob Londoner um die 15 Grad als kalt oder kühl empfinden.
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Offline Shadow Ghost

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #7 am: 17.05.2013 19:05 Uhr »
Macht eher den Eindruck, dass er gerne im Regen (und bei dicker Wolkendecke) umherlief, da war es meistens ab Nachmittag über den Abend bis weit in die Nacht regnerisch  und der nächste Tag oftmals schön. Aber das ist London, Wolken und Regen (manchmal etwas Nebel), dafür steht London doch. Ich weiß auch nicht, ob Londoner um die 15 Grad als kalt oder kühl empfinden.

Wie gesagt, Aussagen über die Niederschlagsmengen kann ich nicht machen, da mir diesbezüglich noch die Daten fehlen. (Allerdings wäre natürlich ein Zusammenhang mit Niederschlag oder dem Wolkenbedeckungsgrad auch eine Form der Wetterabhängigkeit.)

Mir ging es bei meiner Betrachtung auch nicht darum, das Wetter an den Mordtagen allein zu betrachten, sondern eben wie das Wetter dann im Vergleich zu den Nicht-Mordtagen war. Wenn man beispielsweise bei der Bundesliga nur bestimmte Spieltage betrachtet, so kann man zwar sehen, welche Mannschaften an der Bundesliga teilnehmen und wie diese an diesen Spieltagen abgeschnitten haben, aber eine Abschlusstabelle hat man eben noch nicht. Es geht auch nicht darum, ob ein Tag mit 15 Grad als kalt empfunden wird oder nicht, sondern darum, dass ein Mordtag mit 15 Grad kälter war als die meisten anderen Tage im Monat.

Ich gebe zu bedenken, dass bislang nur die Temperaturen betrachtet wurden, sich aber das Wetter aus mehr als diesen zusammensetzt, eben auch Niederschlagsmengen oder Bedeckungsgrad oder Sonnenscheindauer. Von daher sind die vorläufigen Betrachtungen eben nur vorläufig und unvollständig.

Ich gebe auch zu bedenken, dass die von mir präsentierten Temperaturen nur Temperaturen repräsentativ für Zentralengland sind und nicht für Whitechapel speziell. Aber da ich diese Daten nicht habe, kann ich sie auch nicht untersuchen und hoffe einfach, dass sie nicht allzu sehr abweichen:

Wetter im Whitechapel Bereich an den Mordtagen:

Tabram- 6/7 August 1888, Tagesmittel ca. 14,5/ 19,5 Grad,
Nichols- 30/31 August 1888, Tagesmittel ca.14/ 13 Grad,
Chapman- 7/8 September 1888, Tagesmittel ca. 14,5/ 11,5 Grad,
Stride/Eddowes- 29/30 September 1888, Tagesmittel ca. 16/ 9,5 Grad,
Kelly- 8/9 November 1888, Tagesmittel ca. 4,5/ 6 Grad,

Ich gehe einmal davon aus, dies soll heißen, dass am 6 August 14,5 Grad im Schnitt waren, am 7 August 19,5 Grad. Sehe ich das richtig?
Dann ergibt sich aus der mir vorliegenden Datenbank:

Tabram- 6/7 August 1888, Tagesmittel 12,5/17,7 Grad
Nichols- 30/31 August 1888, Tagesmittel 13/11,8 Grad
Chapman- 7/8 September 1888, Tagesmittel 12,8/10,2 Grad
Stride/Eddowes- 29/30 September 1888, Tagesmittel 13,3/7,8 Grad
Kelly- 8/9 November 1888, Tagesmittel 2,5/4,1 Grad

Es scheint also einen Bias (Stadt-Land?) von etwa 1,7 +/- 0.46 Grad zwischen den beiden Datenbanken zu geben (Korrellationskoeffizient 0,994), aber da sich dieser Bias ja in gleichem Maß auf die Montsmittelwerte auswirkt, bliebe der Kern der beobachteten Auffälligkeit wohl bestehen.

@Lestrade
Ich nehme einmal an, Du hast diese Daten von dieser Seite oder vom casebook? Oder hast Du die Daten als längere Zeitserie vorliegen? Das wäre nämlich toll, zusammen mit den Niederschlagsmengen.

Ich fürchte zwar im Moment auch, dass die beobachteten Auffälligkeiten reiner Zufall sind, aber dennoch wollen wir sie nicht unerwähnt lassen, vielleicht sind sie ja irgendwann zu etwas nütze. Immerhin scheint sich eher ein Muster abzuzeichnen als bei den Mondphasen.

Chriswald

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #8 am: 17.05.2013 19:15 Uhr »
Hallo zusammen,

dazu würde ich auch gerne einen Denkanstoß geben, der aber weniger mit dem Wetter als mit dem Mond zu tun hat: Ich könnte mir vorstellen, dass an hellen Vollmondnächten das Risiko vor Entdeckung zu groß gewesen wäre. Kann man nachträglich feststellen, wie der Mond in den Mordnächten schien? Vielleicht waren es ja eher "mondlose" Nächte...

Viele Grüße

Chris

Offline Shadow Ghost

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #9 am: 17.05.2013 19:27 Uhr »
Ein bisschen nach unten scrollen:

http://www.casebook.org/victorian_london/weather.html

Es waren schon eher die dunkleren Nächte, mal Neumond, mal zunehmender Mond, mal abnehmender Mond. Muster würde ich jetzt groß keines erkennen, außer dass maximal 40% der Mondscheibe beleuchtet waren. Aber ich bin ja auch kein Astrologe. Eine schöne Abhängigkeit vom Mond lässt sich beispielsweise beim Monster von Florenz beobachten; da waren es immer Neumondnächte (plus minus einen Tag)

Chriswald

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #10 am: 17.05.2013 19:50 Uhr »
Danke für den Tipp! Dann war meine Überlegung gar nicht mal so weit hergeholt   :Laie_98:

Offline Lestrade

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #11 am: 17.05.2013 19:56 Uhr »
Es geht auch nicht darum, ob ein Tag mit 15 Grad als kalt empfunden wird oder nicht, sondern darum, dass ein Mordtag mit 15 Grad kälter war als die meisten anderen Tage im Monat.

Ich gebe zu bedenken, dass bislang nur die Temperaturen betrachtet wurden, sich aber das Wetter aus mehr als diesen zusammensetzt, eben auch Niederschlagsmengen oder Bedeckungsgrad oder Sonnenscheindauer. Von daher sind die vorläufigen Betrachtungen eben nur vorläufig und unvollständig.

Ich gebe auch zu bedenken, dass die von mir präsentierten Temperaturen nur Temperaturen repräsentativ für Zentralengland sind und nicht für Whitechapel speziell. Aber da ich diese Daten nicht habe, kann ich sie auch nicht untersuchen und hoffe einfach, dass sie nicht allzu sehr abweichen

Ich gehe einmal davon aus, dies soll heißen, dass am 6 August 14,5 Grad im Schnitt waren, am 7 August 19,5 Grad. Sehe ich das richtig?

@Lestrade
Ich nehme einmal an, Du hast diese Daten von dieser Seite oder vom casebook? Oder hast Du die Daten als längere Zeitserie vorliegen? Das wäre nämlich toll, zusammen mit den Niederschlagsmengen.

Hallo Shadow,

Ja, so ist es.

Ich habe jetzt nur die Daten von der Casebook Seite verwendet, also ein Mittel aus der niedrigsten und der höchsten Temperatur vom jeweiligen Tag in der Whitechapel Area. Die anderen Beschreibungen sind von London allgemein. Dass es z.B. in der Nacht des DoubleEvents ordentlich regnete, wissen wir ja auch vom Zeugen Matthew Packer, wenn ich mich recht erinnere.

Ich habe noch irgendwo Daten, aber wo, das fällt mir irgendwann wieder ganz plötzlich ein. Ist schon eine ziemliche Weile her, da habe ich bereits einiges zusammengetragen. Wahrscheinlich hast du eher die Daten…

Wichtig sollten aber noch die gefühlten Temperaturen sein. 15 Grad bei Sonnenschein und Windstille, fühlen sich sicherlich anders an, als 15 Grad bei bedeckten Himmel und Nieselregen drei Tage hintereinander. Aber ich bin weiß Gott kein Wetterexperte und wie Du, auch kein Astrologe.

Aber schon spannend, was sich dahinter alles verbergen könnte.

So gesehen, bin ich auch ein sehr wetterfühliger Mensch und vieles richtet sich bei mir auch nach dem aktuellen Wetter. Der Anhang an Andromeda´s Beitrag und seine Bemerkung “Bedeckter Himmel, schlechtes Wetter könnte psychisch eine Rolle spielen.“, sind wohl sehr treffend.

Wie ist das bei euch? Spielt das Wetter auch eine große Rolle bei eurem Tagesablauf?
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Offline Shadow Ghost

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #12 am: 17.05.2013 20:25 Uhr »
Ich habe meine Daten über den Britischen Wetterdienst (Met Office) bezogen. Es ist generell schwer an solch historische Daten zu kommen. Ich denke mal, um an genauere Daten zu kommen müsste man die Wetterberichte der Londoner Tageszeitungen Tag für Tag auswerten. Das könnte etwas zeitraubend werden! Wir haben ja zumindest gesehen, dass die Temperaturdaten des MetOffice mit denen vom casebook vergleichbar sind (abgesehen von dem kleinen Bias). Leider haben die dort nur Monatswerte für die Niederschläge, was uns herzlich wenig weiterbringt. Vielleicht frage ich mal bei der Royal Meteorological Society oder bei der Sternwarte in Greenwich nach.

Gefühlte Temperaturen sind sicherlich ein Faktor, aber eben ein nicht zu quantifizierender. Von daher sind sie etwas schwer zugänglich. Außerdem sind sie von Person zu Person unterschiedlich, schließlich fühlt ja auch jeder anders, ha ha. Aber um es wenigstens ein wenig abschätzen zu können, wären Daten über Niederschläge, Bewölkung und Windgeschwindigkeit wichtig. Mal sehen, was sich da so organisieren lässt. Wäre doch gelacht bei einer alten Seefahrer-Nation.

Ich denke mal, dass jeder Mensch seine Präferenzen bezüglich des Wetters hat. Ich zum Beispiel habe eine Schwäche für Nieselregen, gehe aber an richtig heißen Tagen ein wie ein Schneemann. Von daher kann wohl auch jeder bestätigen, dass das Wetter sowohl einen Einfluss auf den Tagesablauf hat, als auch auf allgemeinere Planungen (warum regnet es immer, wenn wir eine Grillparty planen?), aber auch auf das Befinden. Das Thema Herbst-Depression geht ja jedes Jahr durch die Medien. Vielleicht hat das Wetter auch einen Einfluss auf Paranoide?

Offline Lestrade

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Re: Der Ripper und das Wetter
« Antwort #13 am: 17.05.2013 20:44 Uhr »
Ich zum Beispiel habe eine Schwäche für Nieselregen, gehe aber an richtig heißen Tagen ein wie ein Schneemann.

Damit haben wir etwas gemeinsam!

Vielleicht hat das Wetter auch einen Einfluss auf Paranoide?

Viele von ihnen denken ja zumindest, das Wetter beeinflussen zu können.
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