Autor Thema: Das Zusammentreffen der beiden Zeugen Cross und Paul in der Buck's Row 1  (Gelesen 6828 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Andromeda1933

  • Gast
Das Zusammentreffen der beiden Zeugen Cross und Paul in der Buck's Row

Tom Cullen in „Der Mörder von London“:
In diesem Augenblick hörte Cross auf der gleichen Seite der Buck's Row Männerschritte und trat, fast instinktiv, in den Schatten zurück, um den anderen näher kommen zu lassen. Doch der andere hatte ihn offenbar auch bemerkt und zog sich, einen Hinterhalt fürchtend ebenfalls zurück. Die beiden hätten sich vielleicht umkreist wie zwei feindselige Hunde, wenn Cross in dem anderen nicht zufällig einen Kollegen namens John Paul erkannt hätte.
„He ,Kumpel“, rief er, „komm mal helfen! Hier liegt eine Frau, aber ich weiß nicht, ob sie betrunken ist oder ohnmächtig.“ 

Donald Rumbelow in „The Complete Jack The Ripper“:
He (Cross) was still by the body when he heard footsteps behind him. Robert Paul, also a market porter, was likewise on his way to work when he saw Cross standing in the roadway.
He stepped on the pavement to avoid him, but as he did so Cross touched him on the shoulder and said, „Come and look at this woman.“

Rumbelow/Evans in  „Scotland Yard Investigates“:
…..At this moment he (Cross) was aware of someone approaching from the same direction he had walked. It was another carman, Robert Paul, of 30 Foster Street, Bethnal Green. Cross touched him on the shoulder and said, „Come and look over here, there's a woman lying on the pavement“.
Jakubowski/Braund in „The Mammoth Book Of Jack The Ripper“:
…..Robert Paul, another carman, arrived on the scene and was called over to the body by Cross.

John Wilding in „Des Rätsels Lösung“:
….Robert Paul, ebenfalls ein Fuhrmann, war auch zu seiner Arbeit am Smithfield Market unterwegs. Er erschrak, als in der Buck's Row plötzlich eine Gestalt aus dem Schatten hervortrat und ihn bat, stehen zu bleiben und sich etwas anzusehen.

Casebook:
(zu Cross) ….. at that moment he called to Robert Paul who was also walking down the street.
On the night of the murder, when his memory should have been fresh and uncontaminated by reading newspaper accounts, Robert Paul told a reporter that when he walked into Bucks Row that morning, “I saw a man standing where the woman was.”

(zu Robert Paul), 30, Forster-street, Whitechapel, carman, said as he was going to work at Cobbett's-court, Spitalfields, he saw in Buck's-row a man standing in the middle of the road.
As witness drew closer he walked towards the pavement, and he (Paul) stepped in the roadway to pass him. The man touched witness on the shoulder and asked him to look at the woman, who was lying across the gateway.

Auszug aus der Untersuchung vom 1. September 1888 :
Andrew Cross, carman, …..... He then heard the footsteps of a man going up Buck's-row, about forty yards away, in the direction that he himself had come from. When he came up witness said to him, "Come and look over here; there is a woman lying on the pavement."

Also, ich kann mir nicht helfen, die Geschichte der Whitechapel-Morde ist gerade eben 10 Minuten alt und schon gibt es einige Verwirrung.
Offensichtlich heißt der Herr Paul mit Vornamen Robert (warum irrte sich Cullen?), aber mal wird er aus der Distanz angesprochen, ein anderes Mal an die Schulter gefasst und aufgefordert, „sich was anzusehen“ oder sich „die Frau anzusehen“. Der wiederum sieht den anderen Mann (Cross) mal in der Mitte der Straße (bei der Frau) oder aus dem „Schatten heraus kommen“.
Ich weiß, man könnte hier (was mich betrifft) an Korinthenkackerei denken. Aber wir alle wissen, wie entscheidend es für eine Zeugenaussage vor Gericht ist, ob ein Zeuge einen Vorgang vom Fenstersims aus beobachtete, dabei vor der Haustür stand oder alles aus seinem geparkten Wagen heraus sah.
Auch kennen wir alle die Krimis der 50er Jahre, in denen bei den Opfern jemand angetroffen wird, der gerade das blutige Messer aufhebt und damit auf die schreiende Köchin zugeht „hier schauen Sie.....“  In diesen Fällen ist der Täter meistens unschuldig, aber man braucht diese Tatort-Konstellation, damit Miss Marple, Perry Mason oder Hercule Poirot für 90 Minuten zu tun haben.

Ein bei der Toten stehender Cross wäre jedoch verdächtiger gewesen als einer, der ein paar Meter entfernt von ihr angetroffen wird.

Offline Anirahtak

  • Superintendent
  • *****
  • Beiträge: 243
  • Karma: +0/-0
Tom Cullen in „Der Mörder von London“:
In diesem Augenblick hörte Cross auf der gleichen Seite der Buck's Row Männerschritte und trat, fast instinktiv, in den Schatten zurück, um den anderen näher kommen zu lassen. Doch der andere hatte ihn offenbar auch bemerkt und zog sich, einen Hinterhalt fürchtend ebenfalls zurück. Die beiden hätten sich vielleicht umkreist wie zwei feindselige Hunde, wenn Cross in dem anderen nicht zufällig einen Kollegen namens John Paul erkannt hätte.
„He ,Kumpel“, rief er, „komm mal helfen! Hier liegt eine Frau, aber ich weiß nicht, ob sie betrunken ist oder ohnmächtig.“ 

...Offensichtlich heißt der Herr Paul mit Vornamen Robert (warum irrte sich Cullen?), ...
Beim Nichols-Inquest tauchen noch ein John Neil (Police-constable), ein John Thail [Thain] (Police-constable) sowie ein Inspector John Spratling auf, das hat den ärmsten John... äh, Tom Cullen vielleicht in die Irre geführt, was natürlich nicht passieren sollte. Macht er eigentlich Quellenangaben? Denn seine blumige Interpretation des Vorgangs (vonwegen instinktiv in den Schatten treten, einen Hinterhalt fürchtend, sich umkreisen, einen Kollegen erkennen) kann ich nirgendwo herauslesen.