Autor Thema: Psychopathologie und Waffenwahl  (Gelesen 3574 mal)

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Offline Shadow Ghost

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Psychopathologie und Waffenwahl
« am: 14.01.2012 15:22 Uhr »
Ich möchte Euch heute die folgende Studie vorstellen:

Catanesi R, Carabellese F, Troccoli G, Candelli C, Grattagliano I, Solarino B, & Fortunato F (2011). Psychopathology and weapon choice: A study of 103 perpetrators of homicide or attempted homicide. Forensic science international, 209 (1-3), 149-53 PMID: 21316880

Abstract:
The aim of this study was to ascertain if a relationship between weapon choice and psychopathology existed. The perpetrators (103) were evaluated at the Department of Criminology and Forensic Psychiatry of the University of Bari in southern Italy. Psychiatric examination and psycho-diagnostic tests were administered for each of the perpetrators and a database was subsequently formulated. The results showed a significant correlation between some types of mental disorder and weapon choice. A strong correlation was found between delusional disorders and the use of sharp weapons, whereas depressive disorders were more strongly associated with asphyxia. Organic disorders were found to be highly correlated with the use of blunt instruments. In cases where the homicide was the result of an impulsive reaction, the use of sharp weapons was most often observed.

Kernaussagen:
Obwohl meiner Meinung nach die Auswahlgruppe von 103 Fällen noch sehr gering ist, und kulturelle Aspekte wie die Verfügbarkeit und die Tradition von bestimmten Waffentypen nicht berücksichtigt wurden, können manche der Kernaussagen vielleicht doch hilfreich für unsere Diskussion sein.

  • Es besteht ein Zusammenhang zwischen manchen psychischen Erkrankungen (Wahnvorstellungen und Depressionen) und der Art der Waffe, die Erkrankte für einen Mord wählen.
  • Depressive neigten insbesondere zum Mord durch Ersticken (Asphyxie).
  • Organisch Kranke wählten stumpfe Gegenstände.
  • Personen, die unter Wahnvorstellungen litten, verwendeten hauptsächlich Klingenwaffen und wählten den Thorax als bevorzugtes Ziel.
  • Eine Korrelation wurde gefunden zwischen dem Tatmotiv Rache und der Verwendung eines Gewehrs.
  • Eine weitere Korrelation wurde gefunden zwischen impulsiven Taten und der Verwendung von Klingenwaffen.

Weiters:
Die Autoren erklären darüber hinaus, da sich Wahnvorstellungen und Depressionen über längere Zeiträume entwickeln und beide Erkrankungen alle Entscheidungen des Betroffenen beeinflussen, sie somit auch Einfluß auf die Wahl der Tatwaffe beeinflussen.
Erkrankungen wie Schizophrenie dagegen zeichnen sich durch ein bizarres, sprunghaften und desorganisiertes Verhalten aus, und resultieren daher in  einer ungeplanten (zufälligen) Wahl der Waffe, weshalb auch keine Korrelationen festgestellt werden konnten.
Wahnvorstellungen brächten eine große Entschlossenheit hervor zu töten, insbesondere der Verfolgungswahn und die krankhafte Eifersucht. Die äußere sich in der Wahl der Waffe und einer erhöhten Anzahl von Stichen auf lebenswichtige Körperstellen.
Bei Depressiven herrsche dagegen das Gefühl von Traurigkeit vor, mangelnde Vitalität und der Einstellung, dass der Tot eine Erlösung und nicht Strafe sei. Diese führe zur Wahl einer "sanften" Tatausübung durch Ersticken.

Viele Grüße,
Shadow Ghost

Offline Lestrade

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Re: Psychopathologie und Waffenwahl
« Antwort #1 am: 14.01.2012 18:50 Uhr »
Hi Shadow!

Vielen Dank an Dich für diese Informationen. Sie sind zwar nicht ganz neu für mich, hier jedoch mit einer Studie belegt.

Viele Grüße,

Lestrade.
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...