Autor Thema: Jack the Ripper and the Case for Scotland Yard's Prime Suspect House  (Gelesen 22217 mal)

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kokablue

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Jack the Ripper and the Case for Scotland Yard's Prime Suspect
House, Robert ; Hazelwood, Roy 2010

Hat das schon einer gelesen?

PS: Da es in der SLUB als DigitalEdition verfügbar ist führe ich mir es mal zu Gemüte.. Eine kurze Zusammenfassung - wenn das überhaupt möglich ist hinterlasse ich dann ;)
« Letzte Änderung: 22.11.2011 20:17 Uhr von kokablue »

Offline Lestrade

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Ein sehr gutes Buch! Rob House geht davon aus, dass "Kosminski", Aaron Kosminski gewesen war also der Hauptverdächtige von Scotland Yard. Für alle, die mehr und detailliert und übersichtlich etwas über Aaron Kosminski wissen wollen, ist dieses Buch beinahe genial.  Für mich, als Kosminski/Cohen Interessierter, eigentlich das beste Werk. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass Aaron Kosminski Jack the Ripper gewesen war ist schon sehr hoch. Somit eigentlich das einzige Buch ü b e r den eigentlichen Jack the Ripper. Den Ablauf bei Aaron Kosminski, wie ihn Rob House schildert, deckt sich letztendlich auch etwas mit meinen Ansichten darüber. Ich schwanke halt immer zwischen Aaron Kosminski und David Cohen oder letzendlich über einen "Kosminski" den wir garnicht kennen.

Rob House versucht verständlich zu machen, dass versucht wurde, Aaron Kosminski in eine s t a at l i c h e Anstalt zu bringen, die er nie wieder verlassen würde anstelle in eine p r i v a t e Anstalt, in die er wahrscheinlich ca. im März 1889 landete aber aus der er jederzeit entlassen werden konnte und auch wurde. Quasi Observation City Police nach Kelly in der Butcher´s Row (Insp. Sagar) und danach Entfernung aus dem Haus seines Bruders durch die MET Police in das Sesaide Home (private Einrichtung oder etwas mit ähnlichen Charakter) mit der Identifizierung durch einen Zeugen. Danach Entlassung nach nur kurzer Zeit zurück zum Bruder wo er wieder durch die City Police (Insp.Cox) überwacht wurde. Also Observation ca. 3 Monate, wie wir ja von Cox selber erfahren haben. Diese dann in der Greenfield Street beim Bruder Isaac Abrahams. Käme dann auch mit Macnaughten´s "about March 1889" Einlieferung in eine Anstalt hin. Bis zu seiner Enlieferung in´s  s t a a t l i c h e  Colney Hatch (Wunsch des Innenministeriums und des Königshauses selbst?) vermutet Rob House kurze oder längere Aufenthalte in einer oder mehreren p r i v a t e n Einrichtungen um die sich aber Aaron Kosminski´s Familie kümmerten bzw. diese veranlasst haben. Gewisse Beamte bzw. höhere Kreise, warteten auf eine Chance bzw. auf die Aufgabe der Familie um Aaron Kosminski für immer aber vorallem sicherer hinter Schloß und Riegel zu bringen. Solange mussten sie mitanschauen, wie Aaron Kosminski durch seine Familie "verwaltet" wurde. Und zwar von Ende 1888 an bis Februar 1891. Möglicherweise könnte Matilda Lubnowski, Aaron Kosminski´Schwester, eine Art Informantin gewesen sein, die die Polizei über Aaron Kosminski´s Einweisungen und Entlassungen in und aus p r i v a t e n Anstalten in Kenntnis setzte. Da weder Brüder noch Schwester, sondern eine gewisser Jacob Cohen kurz vor der Einweisung Kosminskis nach Colney Hatch anwesend war, kann man vermuten, dass der Messerangriff auf eine Schwester ganz aktuell gewesen war. Dies könnte der Moment gewesen sein, wo die Familie aufhörte Aaron Kosminski zu schützen und die Polizei die Chance bekam, durch seinen Angriff auf die Schwester, s t a a t l i c h e Macht auszuüben. So etwas war eben weder im Dezember 1889 möglich, bei der Bagatelle mit dem Hund, noch im Sommer 1890, als er einmal in´s Krankenhaus kam. Im Februar 1891 war es dann aber soweit und auch ein "entsprechender Arzt" im Krankenhaus anwesend, der Aaron Kosminski nach Colney Hatch einweisen lies. Seine Verlegung nach Leavesden in 1894 muss nicht unbedingt für Harmlosigkeit sprechen, denn auch da, im Gegensatz zu den Märchen die Umlauf sind, wurden Schwerstkriminelle hin verlegt. Überwiegend aber eben einfache Schwachsinnige. Es muss damals schwierig gewesen sein, wenn Verrückte, denen man keine Verbrechen nachweisen konnte und sie Familie hatten, die sich redlich kümmerten, einfach so s t a a t l i c h e r seits wegzusperren. Dies könnte bei Jack the Ripper tatsächlich so der Fall gewesen sein. Auch wenn Aaron Kosminski schon Ende 1888 als Jack the Ripper identifiziert wurde, muss das nicht bedeuten, dass er über 2 Jahre von der Polizei observiert wurde. Mal abgesehen von den Zeiten die Sagar und Cox observierten, könnte sich Aaron Kosminski die meiste Zeit in einer p r i v a t e n Anstalt befunden haben. Außer eben Dezember 1889, Juni 1890 und Frühjahr 1891. Möglich, dass die Polizei oder bestimmte Beamte auch dann für ihn "da waren". Die Frage aus Beamtenkreisen könnte also gewesen sein: Wie kriegen wir den aus p r i v a t e r Hand in die s t a a t l i c h e Gewalt? Ersteinmal garnicht... Ob es Beweise gibt, dass Aaron Kosminski jemals in eine p r i v a t e Anstalt gewesen war? Nicht einen einzige Beweis. S t a a t l i c h schon, Colney Hatch und Leavesden. Da wäre auch kaum noch die Chance gewesen, nach seiner Observation und Identifizierung, wieder zuzuschlagen. Er wußte, dass er identifiziert wurde, seine Familie wußte, dass er verdächtigt wurde, dass er von allen Seiten beobachtet wurde, wußte er auch und seine Geisteskrankheit wurde immer schlimmer.

Auch sonst bietet das Buch gute Ansätze. Er hält Millwood, Wilson, Smith und Haynes sowie Tabram für erste Versuche des Rippers und stellt uns mit Andrew Goldstein einen ähnlichen Typen vor. Jemanden mit einer ähnlichen Krankheit.

Da gibt es viel zu entdecken und ich darf dir jetzt schon viel Spannung beim lesen wünschen.
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kokablue

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;)

Also ich bin bei Seite 50 angelangt.
Das dir das Buch gefällt haette ich mir denken koennen, bereits in der Einleitung ist ja zu erkennen worauf es hinausläuft... was aber ok ist.

Aktuell ist mir noch ein anderes Buch dazwischen gekommen - lese beides (so wie ich Zeit habe) parallel - habe mich endlich dazu durchgerungen mal das "Deutsche Standardwerk" zu kaufen.. Grüße an den Betreiber dieser Seite - es ist sein Geld wert ;)


PS: @Lestrade Die Doku (anderer thread) war ok
« Letzte Änderung: 24.11.2011 12:28 Uhr von kokablue »

Offline Lestrade

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Besonders erwähnenswert fand ich folgende Passage aus Rob House seinem Buch:

If the statements about Kozminski´s hatred of woman and about his "homicidal tendencies" are true, they would obviously have a great bearing on our understanding of Kozminski´s psychological makeup. A delusional schizophrenic hearing command-type auditory hallucinations is one thing, but a schizophrenic psychopath who hates prostitutes is a different beast altogether.

Er vergleicht Cox sein Statement:

The suspect was a misogynist, who at some time or anotherhad been wronged by a woman"

mit dem von Macnaughten:

He had a great hatred of woman, specially of the prostitute class, & had strong homicidal tendencies

Diese "Frauenhasser" Behauptungen könnten bedeuten, dass auch Cox über Kozminski sprach und jener auch länger von der City Police observiert wurde.

Die Frauen, mit denen der damals 23jährige Aaron Kosminski gelebt haben könnte, waren seine Mutter Golda (in 1888 um die 68 Jahre alt), seine Schwester Matilda (34 Jahre, verheiratet mit dem Sohn eines Onkels mütterlicherseits), seine Schwägerin Bertha (38 Jahre, die Frau seines Bruders Isaac) und seine Cousine aber auch gleichzeitige Schwägerin Betsy (32 Jahre, die Frau seines Bruders Woolf), auch eine geborene Kozminski.

Dass die Verwandschaft hier miteinander schlief und Kinder zeugte, dass Aaron psychisch definitiv gestört gewesen war, dass er eine Oma als Mutter hatte, dass die anderen Frauenvorbilder mit seiner Schwester Matilda und seiner Cousine Betsy mit ihren Inzestverhalten auch nicht gerade prickelnd waren und man vielleicht Bertha als geborene Cohen evtl. zur weiteren Verwandschaft (Jacob Cohen) auch noch eventuell hinzuzählen muss, macht die Situation für Aaron Kosminski als Jack the Ripper Verdächtigen auch nicht einfacher. Da frage ich mich doch ernsthaft, was hätte hier mit einem psychisch behindert geborenen Kind in der Familie alles angestellt worden sein können? Schließlich verlor er ja auch noch seinen Vater als er 9 Jahre alt war. Und der wahre Opa Wolek Lubnowski war Schlächter... Aber es muss hier auch erwähnt werden, dass die anderen männlichen Vertreter dieser Familie auch merkwürdige Ansichten besessen haben mussten... Das Aaron Kosminski aber eine dieser Frauen in seiner Familie mit dem Messer angegriffen haben soll, würde doch zu den "Homicidal Tendencies" passen, die "Kozminski" ja einmal nach dem Herbst 1888 gezeigt haben soll. Und dass er nicht gut auf Frauen zu sprechen gewesen sein könnte...??? Woher soll es kommen, wenn nicht aus so einer Familie?

Ganz hervorragend wie er auch damalige Ermittler mit Dave Reichart vergleicht, einen Chefermittler aus dem Green River Killer-Fall. Reichart war durch verschiedene Umstände davon überzeugt, dass nur Gary Ridgway der Täter sein konnte, ohen etwas beweisen zu können, obwohl es auch eine große Anzahl anderer Verdächtiger gab. Letztendlich behielt er recht, die DNA und nur die DNA verriet irgendwann Ridgway. Ansonsten wäre er ähnlich weggekommen wie Jack the Ripper.
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kokablue

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Also ich kenne die Geschichte um den Green River Killer - wenn auch nicht alle Hintergründe.

Allerdings ist mir nicht klar wie du aus der Tatsache einer -sagen wir- Großfamilie auf einen problematischen Hintergrund schliesst.

Es ist nicht so das ich den Täter nicht auch in dieser Richtung / im Umfeld Whitechapel verorte (will sagen ähnlich wie du), aber das allein in Bezug auf Kosminskis "Abartigkeit" finde ich etwas duerftig.

Sicher es duerfte fast unbestritten sein das er eine problematische Persönlichkeit war, nur sehe ich weniger die Tatsache der Familie an sich als das Problem. Es ist sicher ein Kombination aus Vererbung / Sozialisation / persönlichen Erfahrungen / Umfeld und noch vieles mehr die jemanden aus der Bahn geraten lassen. Manchmal reicht sicher ein einziges "beschissenes" Erlebnis (zusätzlich) aus.
Vielleicht hatte er ein Verhältnis zu einer seiner Tanten? (Ich spinne gerade den Faden etwas weiter was ich eigentlich nicht wollte ;) )

Thema Vererbung durch nahe Verwandschaft:
Cousinen und Cousins heiraten auch heute noch oder haben Beziehungen.. Das ergibt nicht automatisch "kranke" Kinder.

Oder kurz: Es gibt ja reichlich mehr von diesen Familienverhältnissen, aber nicht ebensoviele Verrückte.
Und ich sehe immer noch nicht so ganz den Bezug zu seiner Mutter.


Ich habe 2 Versionen zum Täter bzw. speziell zu seiner Gefühlswelt:

1.
Für mich hat der Täter eine unbändige Wut in sich getragen - die er durch die Taten quasi rauslies.
Die Taten haben ihn sexuell nicht befriedigt. (sprich Töten der Opfer nicht gleich sexueller Lustgewinn)
-> zu dieser neigte ich schon zu Beginn meiner JTR Zeit und neige ich heute immer noch hin und wieder..

2. die wohl sicher am meisten vertretene:
Die Taten waren auch oder vor allem sexuell motiviert. Er benötigte das Töten und Zerlegen seiner Opfer zur sex. Befriedigung.
Die mitgenommenen Trophäen verschafften ihn im Nachgang nochmal den "Kick"

Interessant wäre hier -> Er muss ja irgendwann gemerkt haben das er diese Vorliebe hat - sprich eigentlich muesste er mal eine Frau beim Sex attackiert haben, oder beim "NormalSex" impotent gewesen sein.


-Am wahrscheinlichsten ist sicher eine Mischung aus Beiden.-

Nun bin ich abgeschweift  und vollkommen offtopic ;)

kokablue

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So ich bleibe in diesem Thread da es zu dem Buch passt / bzw aus dem Buch kommt.

Zum AK Thema:
Was mir persönlich völlig neu war - und mich wohl erst jetzt einige Diskussionen von euch verstehen lässt - ist das Aaron Kosminski seinen Namen nicht ablegte.
Der Rest seiner Familie passte diesen nach der Einreise in London an auf Cohen / Abrahams. Einzig Aaron bestand wohl auf seinem eigentlichen Namen.
Man kann dies als lapidar ansehen, man kann aber auch recht viel hineininterpretieren.

Für mich ist hier ein "Junge" (bewußt so betitelt) nicht bereit seinen alten Namen / seine alte Heimat / seine Herkunft aufzugeben.
Vielleicht haengt er emotional extrem an der Heimat / dem verstorbenen Vater / seinen eventuell glücklich erlebten Kindheitstagen.
Raus aus aus einer Kleinstadt / grünen Umgebung rein in den Sumpf der Metropole.
Jedenfalls scheint hier etwas in ihm zu zerbrechen.
Vielleicht liegt hier auch schon ein Stück Haß auf Frauen begründet - vielleicht sieht er diese als Urheber der Ausreise nach England. (Keiner von uns weiß ob und wie dies diskutiert wurde..)

Achtung Sprung->
Desweiteren wuerde mich interessieren ob zwischen Jacob Hyam Levy und den Kosminskis (Abrahams.. Cohens.. halt den Bruedern) eine Beziehung verwandschaftlicher Art bestand.
Oder eventuell geschäftlicher Natur - arbeitete Jacob H. Levy vielleicht für Isaac?

Offline Lestrade

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Allerdings ist mir nicht klar wie du aus der Tatsache einer -sagen wir- Großfamilie auf einen problematischen Hintergrund schliesst.

Ich schließe auf Probleme d i e s e r Großfamilie, nicht allgemein auf Großfamilien. Und wenn Aaron Kosminski jener Kosminski gewesen war und somit sehr wahrscheinlich Jack the Ripper, dann war er abartig. Ein Teil warum dem so war, kam mit Sicherheit aus der Prägung durch sein Elternhaus. Dies gilt es zu ergründen. Und da sehe ich z.B. einen 10jährigen, der eine 55jährige Oma als Mutter hatte und keinen Vater mehr. Von mir aus können Cousin und Cousine heiraten, das ist mir gleich aber in dieser Familie schien es Standard zu sein und das finde ich abstoßend.    

Vielleicht hatte er ein Verhältnis zu einer seiner Tanten?

Ja, vielleicht war dem so. Ich könnte darüber nicht lachen.

Das nicht automatisch kranke Kinder aus diesen Beziehungen entstehen dürfte schon klar sein. Aber Erbkrankheiten könnten dennoch eher übertragen werden, denke ich. In Familien wo Inzucht stärker betrieben wird, steigt dann noch einmal das Risiko dafür (auch wenn es nur etwas höher liegt), im Gegensatz zu Familien, wo das die Ausnahme darstellt. Dazu sehr alte Eltern, da könnte sich einiges zusammenbauen. Aus sehr, sehr wenigen, auch aus sehr, sehr wenig Risiko, kann am Ende ganz viel enstehen, auch aus vielen, kleinen Risiken, ein ganz Großes.

Nocheinmal: Mutter Golda´s Bruder, beide geborene Lubnowskis, dessen Sohn Morris, heiratet ihre Tochter Matilda. Ihr Sohn Woolf heiratet eine Betsy Kozminska, eine Cousine aus dem Familienzweig von Vater Kozminski. Diese Eltern verheirateten ihre Kinder mit ihren eigenen Neffen und Nichten. Wer weiß, wie lange das schon Tradition in dieser Familie war. Aaron Kosminski hob einst ein Messer auf und ging auf eine Schwester los...

Wenn du das als "duerftig" in diesem Umfeld bezeichnest, ist dies eine Ansicht. Aber nicht meine, ich finde es erschreckend, selbst wenn es einst oder immer noch als Normal betrachtet wird.

Es ist sicherlich nicht nur der Bezug zur Mutter, sondern zu weiteren mütterlichen Figuren zu betrachten.

Rob House spricht es ja auch an, dass ein kleiner Aaron Kosminski bei Vergewaltigungen seiner Schwestern dabeigewesen sein könnte. Viele Polen, jüdische Polen flohen ja aus ihrem Lande. Du findest ja auch zu der Zarenherrschaft etwas in Rob House´Buch. Auch die Möglichkeit, dass er Zeuge war, wenn seine Geschwister Sex mit ihrem Partnern hatten. Was ja hin- und wieder die eigene Verwandschaft war. Vielleicht auch in Zeiten der Menstruation. Möglich, dass sie damals in den gleichen Betten schliefen oder zumindest dicht beieinander.

Eine Geschichte über Aaron Kosminski lautete, dass er als Kind/Jugendlicher über die Menstruation seiner Schwestern "fasziniert" gewesen sei , mit denen er in einem Bett schlafen musste.  Es ist sicherlich nur eine Story, genauso wie die, dass Emma Smith behauptete, ihr Angreifer wäre ein Aaron Kosminski gewesen. Aber so etwas wäre durchaus vorstellbar.

Zu deinen 2 Versionen zum Täter pflichte ich dir bei. Auch zu der weiteren Anmerkung. Er dürfte einen sehr kranken Fetisch entwickelt haben. Wohl eher eine Neigung zur Impotenz, was gewöhnlichen Sex anbelangte. Attacken bei Sex im Vorfeld der eigentlichen Serie, sollten auch wenigstens einmal zum Vorschein gekommen sein.

Für mich ist hier ein "Junge" (bewußt so betitelt) nicht bereit seinen alten Namen / seine alte Heimat / seine Herkunft aufzugeben.
Vielleicht haengt er emotional extrem an der Heimat / dem verstorbenen Vater / seinen eventuell glücklich erlebten Kindheitstagen.
Raus aus aus einer Kleinstadt / grünen Umgebung rein in den Sumpf der Metropole.
Jedenfalls scheint hier etwas in ihm zu zerbrechen.
Vielleicht liegt hier auch schon ein Stück Haß auf Frauen begründet - vielleicht sieht er diese als Urheber der Ausreise nach England. (Keiner von uns weiß ob und wie dies diskutiert wurde..)


Diese Aussage deinerseits beeindruckt mich sehr. Dahin gingen noch nie meine Gedanken. Danke für den Anstoß.

Desweiteren wuerde mich interessieren ob zwischen Jacob Hyam Levy und den Kosminskis (Abrahams.. Cohens.. halt den Bruedern) eine Beziehung verwandschaftlicher Art bestand.
Oder eventuell geschäftlicher Natur - arbeitete Jacob H. Levy vielleicht für Isaac?


Jacob Levy war mit Joseph Hyam Levy bekannt. Joseph Hyam Levy war einer der drei Zeugen von der Church Passage im Falle Eddowes. Er war bei der Einbürgerung eines Martin Kozminski behilflich.

Einiges über Aaron Kosminski wissen wir. Vieles müssen wir mit Theorien weiterspinnen. Natürlich wird man nicht automatisch in solch einer Familie zum Serienkiller, das ist Nonsens. Da gebe ich dir auch recht. Gleichzeitig lässt dieses Wissen nicht zu, Aaron Kosminski als Täter auszuschließen.  

Die Weigerung den Namen Abrahams anzunehmen, könnte tatsächlich in Beziehung zum Vater stehen. Vielleicht separierte er sich dadurch absichtlich vom Rest seiner Familie und fand etwas Kraft durch Beibehaltung von Kosminski. Vielleicht liegt darin auch der Grund, warum Swanson und Macnaughten sich trauten, den Namen "Kosminski" zu nennen, im Gegensatz zu Anderson, der den Namen nicht preisgeben wollte, nämlich Aaron Abrahams. Dadurch "belasteten" Swanson und Macnaughten  ja auch direkt niemanden, auch wenn ihre Angaben nicht für die breite Öffentlichkeit gedacht waren. Denn "Kosminski" gab es ja eigentlich nicht mehr...
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kokablue

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Guten Abend,

heute mal etwas kuerzer, war ein langer Tag ;)

Ich verstehe durchaus die Zielrichtung wenn du die Verwandschaftsverhältnisse beschreibst.
Ich möchte dies auch nicht schoenreden, aber er kam nun mal aus einer kleinen Stadt - in der der kleine Anteil Juden sicher unter sich geblieben ist - das erklärt dann auch diese "Kreuzheiraten". Ich denke dies war nicht nur auf diese Familie bezogen so.
Wenn es in diesem Umfeld hassenswerte Personen gab dann wahrscheinlich seine Tanten.
Hier stellt sich mir aber die Frage warum er immer "nur" englischstämmige Prost. tötete. Oder liege ich hier falsch?
Müßte er dann nicht eher jüdische Frauen töten? Gab es keine jüd. Prostituierten?
Die Fragestellung ist vielleicht etwas zu einfach und vielleicht war dieses Detail für Ihn auch völlig irelevant.

Zum 2ten Punkt:
Die Frage stellte ich dahingehend das eventuell J.H. Levy den Täter erkannt haben könnte.
Es gibt ja nun mehrere Möglichkeiten warum er ihn nicht verriet:
Verwandschaftsverhältnis
Bekanntschafts / Abhängigkeitsverhältnis (Angestellter)
oder schlicht - er war auch Jude - er veriet ihn nicht da er Angst vor einer allgemeinen Judenverfolgung hatte


So das wars fuer heute, etwas einfach geschrieben aber immerhin ;)

Offline Lestrade

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Morjens,

Liz Stride war eine Schwedin und Kelly irischer Abstammung. Stride sprach auch jüdisch, sie arbeitete hin- und wieder in jüdischen Haushalten. Auch Eddowes fand da manchmal eine Beschäftigung. Das EastEnd war ja schon ein Schmelztiegel verschiedener Völker und Glaubensrichtungen. Ich denke, der Hauptanteil könnten schon britische Prostituierte gewesen sein. Ich schließe da natürlich auch Gelegenheitprostitution mit ein.

Ich habe da in letzter Zeit einiges recherchiert. Natürlich fand Kriminalität und Prostitution auch im jüdischen Leben statt. Das jüdische Volk interessierte sich dabei auch sehr für Zahlen. Genauso ein Interesse bestand bei pysischen und psychischen Problemen. Um es kurz zu machen, auch die Juden hatten ihren Anteil an Sodom und Comorrha...

Obwohl allgemein angenommen, dass die Opfer von Jack the Ripper Zufallsopfer waren, was ich auch so sehe, glaube ich dennoch, dass ihm 1-2 Opfer bekannter gewesen sein könnten. Er operierte auf sehr kleinem Gebiet und hatte seine Wege und Routen, genau wie seine Opfer. Mir ist der Bereich einfach zu klein, für alle Beteiligten, um sich nicht einmal begegnet zu sein. Das gilt auch für die Beziehung Polizei- Täter in diesen Zeiten.

Gerade Liz Stride als Opfer, mit ihren jüdischen Sprachkenntnissen und ihren gelegentlichen Arbeiten für jüdische Familien, zeigt einiges verwunderliches im Fall. Sie agierte an einem jüdischen geprägten Men´s Club, parallel gegenüber der Batty Street, ganz in der Nähe der Greenfield Street, wo Aaron Kosminski´s Bruder Isaac sein Schneidergeschäft hatte. In dieser Straße gab es einen Schneider, Lohski, eben unmittelbar in der Nähe von Bruder Isaac Abrahams und Schwester Matilda Lubnowski. Dieses Geschwisterpaar lebte vis a vis, nur durch die "Fahrbahn" getrennt. Der andere Bruder Woolf Abrahams lebte, wenn nicht auch in der Greenfield Street in 1888, in der Yalford Street, die durch einen Durchgang ganz schnell von der Greenfield Street zu erreichen gewesen war. Lohski klingt ja sehr nach Lipski, dem bekannten Ausruf aus Schwartz seiner Aussage. Es gibt sicherlich viele Erklärungen für Lipski aber dies wäre eine. Wohlmöglich hat dieser Angreifer Stride aus eine Beschäftigung bei Lohski kennen können und diese auch damit "angesprochen" haben. In jener Nacht schlug der Ripper sehr früh zu, vielleicht, weil sich für ihn mit Stride ein besonderes "Zufallsopfer" ergab...

Stride soll laut Schwartz nicht besonders laut geschrien haben, es sah eher nach einer gewöhlichen und möglicherweise "routinierten" häuslichen Gewalt für ihn aus. Ihre Kaubonbons hielt sie auch so gut fest, wie nur möglich. Wenn ich wetten w ü r d e, dann würde ich wetten, dass die Polizei eine Verbindung zwischen Liz Stride und Aaron Kosminski herstellen konnte und diese Verbindung zu den "many circs" gehörten. Stride fürchtete nicht um ihr Leben, weil sie diesen "Verrückten" nur als "verrückt und harmlos" gekannt haben könnte. Laut Mrs. Kuer, aus der Batty Street, gehörte die blutverschmierte Kleidung zu einem Schneider in naher Umgebung.  Der Stride- Tatort liegt am dichtesten an Aaron Kosminski´s wahrscheinlichsten Wohnort in 1888 (oder er war eben einer seiner "Lieblingsplätze" in jener Zeit).

Inspektor Cox observierte in einer langen Straße mit Schneidern. Auch wenn die Greenfield- Street nicht die einzige, gutbesetzte Straße mit Schneidern gewesen war, sie gehörte zur Kategorie 1. Bei einer seiner Observationen, muss der Verdächtige plötzlich von seiner üblichen Route "abgekommen" sein. Bis zu den Stufen eines bestimmten Hauses. Ich vermute (und würde auch hier wieder w e t t e n), es ging dabei um den Tatort Berner Street/ Dutfield´s Yard. In der nahen Leman Street  ergab sich für den Verdächtigen auch der Besuch einer bestimmten "kriminellen Unterkunft" während dieser Observation. Ich glaube, der Verdächtige bewegte sich eigentlich nie südlich der Whitechapel Road/ Commercial Road. Dessen "Jagdgebiet" war der nördliche Bereich über der Aldgate High Street/ Whitechapel High Street/ Whitechapel Road/ Mile End Road. Stride war die große Ausnahme. Ein gezielter "Besuch" dorthin, könnte für Cox bedeutet haben: "Der Mann hatte irgendetwas mit den Verbrechen zu tun".
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kokablue

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Sehr interessante Ausführung, besonders in Bezug auf Isaac...das erklärt einiges - wie du ja schon erläutert hast und zielt auf eine Verbindung ab wie ich sie in Bezug auf Levy vermutete.
Vielleicht machte sich Stride ja sogar über Ihren Angreifer lustig - und ihn das besonders wütend.
Meiner Meinung nach hat er Sie einfach nur getötet und ist direkt geflüchtet - hat gar nicht erst versucht sie "auszuweiden". Ob nun weil er Entdeckung fürchtete - oder aus einem andern Grund.

Ich mein mich erinnern zu können das im Zusammenhang mit dem "Arbeitermarkt" auf der Goulston Street auch jüd. Frauen als Haushälterinnen angeboten wurden, weiß aber nicht mehr wo ich das gelesen habe.
Warum weniger jüd. Frauen als Prostituierte arbeiteten erklärt sich vielleicht simple aus einigen Ausführungen die ich hier gemacht habe und auch aus der "Frauenquote" ;)


PS: Habe jetzt das "deutsche  Std Werk" fast durch.. hat mir doch einiges wieder aufgefrischt. Besondern interessant fand ich den Verweis der Autoren auf die Torsomorde. Dachte immer das waeren nur 2 gewesen..; Mit dem anderen Buch das sich speziell mit Kosminski beschäftigt habe ich noch einiges vor mir.. nur 5 Seiten geschafft gestern (jetzt auf 55)... Zeit ist ein Gut das ich aktuell kaum habe ;)





Offline Lestrade

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Schöner Beitrag in Whitechapel - im Vergleich zu anderen Stadtteilen

Zu deinem Interesse an mögliche Verbindungen.

Frederick und George Louisson, jüdische Vater und Sohn, hatten Verbindungen zur Butcher´s Row bzw. waren dort tätig. Martin Kozminski dürfte mit ziemlicher Sicherheit gesellschaftlich, wenn nicht gar beruflich, mit ihnen zu tun gehabt haben.  

Zu weiteren Verbindungen der Butcher´s Row (und dazugehörigen Bereichen wie Harrow Alley und natürlich der Algate High Street, dessen einen Teil die Butcher´s Row darstellte) mit der Greenfield Street:

Also present in Harrow Alley was a Polish-born tailor, Lewis Kingberg, at no. 9, and Phillip Solomon, a general goods dealer, who occupied two large buildings at nos. 7 and 8.

A 29-year-old tailor, Joseph Levy, born in Aldgate, occupied no. 79 in 1888 (not the same individual as witness Joseph Levy at the Eddowes inquest)

49-year-old Henry Phillips, a furniture dealer

Next door at no. 32, the directories list a tailor, Abraham Lazarus Pozner, who was a tenant until 1891, when he was replaced by Hellner & Semel, hairdressers

Next door, at no. 33, was another tobacconist, 43-year-old London-born, Samuel Abrahams

Continuing east of this yard on Aldgate High Street, at no. 35 was a fruit dealer, 37-year-old, London-born Henry Levy and his family

Next door at no. 36, was Joseph Mark & Co, woollen drapers. The 1891 census shows that this address was headed by Amelia Abrahams, a 44-year-old widow with five children, two servants, and two boarders (shop assistants). Mrs Abrahams was the widow of the late Louis Abrahams, who appears in the 1891 Jewish Chronicle list of donors at 38 Aldgate High Street, though the actual address was no. 36, because no. 38 did not exist.

In 1889, Kallin & Radin, hairdressers, shared these premises until 1891, when they were replaced by another hairdresser, Karl Frederick Plunneke

63 shared by the Lyon Bros.

Dies ist nur ein Auszug, schaue bitte hier, wenigsten diesen einen Link:

http://www.casebook.org/dissertations/rip-butchersrow.html

Sagar in der Butcher´s Row und Cox in der Greenfield Street...

könnten miteinander in ihren Observationen verbunden gewesen sein, durch einige Namen der Schneider aus der Greenfield Street:

Levy
Solomons
Lyons
Abrahams
Pozner
Lazarus
Phillips

bzw. durch andere Schneider oder dem Friseur. Der Zeuge Joseph Hyam Levy könnte vielleicht zwischen dem allen auch eine Rolle spielen, wer weiß das schon? Wie bekannt, Martin Kozminski und er waren in Verbindung.

Hier die komplette Liste aus der Greenfield Street in Kopie:

Hier die Straße in der Isaac Abrahams seinen Shop hatte in dem auch sein Bruder Woolf Abrahams tätig war. Die Belegung stammt aus dem Jahre 1888.

Levy 4 Greenfield Street
Joseph 9 Greenfield Street
Miller 11 Greenfield Street
Cohen 15 Greenfield Street
Morris 19 Greenfield Street
Esner 20 Greenfield Street
Kazanoski 21 Greenfield Street
Solomons 22 Greenfield Street
Hyams 22 Greenfield Street
Rosenbaum 25 Greenfield Street
Fox 26 Greenfield Street
Fifer 27 Greenfield Street
Hubriez 30 Greenfield Street
Hennessy 36 Greenfield Street
Parr 54 Greenfield Street
Cohen 58 Greenfield Street
Gold 63 Greenfield Street
Goldstein 70 Greenfield Street
Rosen 71 Greenfield Street
Lyons 72 Greenfield Street
Perlmutler 73 Greenfield Street
Abrahams 74 Greenfield Street
Sleeves 75 Greenfield Street
Schmidt 76 Greenfield Street
Girklke 78 Greenfield Street
Phillips 81 and half Greenfield Street
Solomons 83 Greenfield Street
Goldberg 84 Greenfield Street
Posner 87 Greenfield Street
Staaks 87 Greenfield Street
Dicks 89 Greenfield Street
Goldberg 86 Greenfield Street
Lazarus 25 Greenfield Street
Lohski 50 Greenfield Street
Schiff M 77b Greenfield Street
Rosenthal 5 Coker Street Greenfield Street
Harris 2 Charles Court Greenfield Street
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Offline Lestrade

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Übrigens sind das nur die Schneidergeschäfte, Matilda und Morris Lubnowski (Schumacher) z.B., lebten ja auch in der Greenfield Street. Da muss ich auch noch die vorhandenen Cohens erwähnen, da es ja eine Verbindung Jacob Cohens mit den Kosminskis gab. Eine Verbindung davon hätte (oder hat) ja davon in die Carter Lane führen können. Jacob Cohen lebte da und machte Geschäfte mit Woolf Abrahams. Ich möchte das nur noch erwähnen, weil der Verdächtige ja in mehreren Shops im EastEnd beschäftigt gewesen sein soll bzw. an mehrern Orten zu finden war.

So, mir fehlt es an Zeit...
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kokablue

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Wow, ich bin begeistert.

Ich habe mir deine Ausführungen bereits durchgelesen, aber das muss ich noch mal in aller Ruhe tun..
Schaffe ich aber auch heute nicht mehr ;).

Offline Lestrade

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Danke!

Zur Butcher´s Row schrieb ich einmal in einem anderen Thread, im Bezug zu einem anderen, bekannteren Ermittler neben Sagar, nämlich Inspector Abberline (ich zitiere mich selbst):

Ein "großes Dankeschön" für ihn fand 100m von der Row statt, also der Aldgate High Street. Die meisten Geschäftsleute, die dies organisierten oder eben anwesend waren, kamen aus  der unmittelbaren Nähe. Darunter auch drei Butcher aus der Row. Es waren die Butcher Hawkins, Frederick Louissan und Henry Nathan. Nathan´s Schwager Isaac Davis zeichnete sich für den Ablauf dieser Veranstaltung verantwortlich. Auch Levy und Gluckstein, die eng mit diesem Bereich verbunden waren, kamen zur Verabschiedung.

Passiert im Juni 1892... Ich vermute, dass auch Sagar und Cox zu einem Gläschen vorbeischauten...
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Offline Lestrade

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Da es dich scheinbar näher interessiert hier noch eine weitere Information:

Sergeant William Thick, vielen und auch dir sicherlich ein fester Begriff, lebte ca. 10 Jahre lang (1871-1881) in der Greenfield Street. 71 Greenfield Street um es genau zu sagen. Dort, wo 1888 Rosen wohnte. Also auch auf der Seite, wo Isaac Abrahams lebte, 74 Greenfield Street. Beide Wohnungen waren nur durch zwei andere Wohnabteilungen getrennt. Auf der gegenüberliegenden Seite, 16 Greenfield Street, von Isaac Abrahams, lebte Matilda Lubnowski mit Ihrem Mann. Ich erwähne es deshalb, weil in dieser Straße, der ehemalige Anwohner und aktive Polizist Thick, entsprechend günstige Kontakte gehabt haben könnte, um eine Observation für die Kollegen der City Police (Cox) zu ermöglichen.

Cox:

“We had the use of a house opposite the shop of the man we suspected, and disguised, of course, we frequently stopped across in the role of customers.”

Hätte er Aaron Kosminski in der 74 Greenfield Street im Hause des Bruders Isaac Abrahams genau von gegenüber überwacht, wäre dies von der Wohnung der Lubnowskis, 16 Greenfield Street, ausgegangen. Meines Erachtens, kämen jedoch auch die weiteren Nummer 14-18 in Frage. Sie liegen auch noch opposite the shop... Davon abgesehen, hat wahrscheinlich in jeder Straße des EastEnds auch ein Constabler o.ä. gelebt. Warum nicht aktuell in 1888 in der Greenfield Street? Im günstigsten Fall war eine Location vielleicht unbesetzt.

Folgende Möglichkeiten kämen in Frage:

Die Lubnowskis waren tatsächlich behilflich
Räume gegenüber waren unbesetzt und konnten genutzt werden
Ein Angehöriger des Polizeiapparates lebt dort
"Normale Bürger" wurden mit einbezogen

The officers allayed the suspicions of the Jewish inhabitants of the street by telling them that they were factory inspectors investigating the exploitation of children by tailors and capmakers. They had the use of a house opposite the suspect's shop, and often visited it in disguise, posing as customers.

Das Haus, von dem aus sie operierten, hätten auch den Bewohnern der Straße in´s Auge fallen müssen. Nun kann jeder sich selbst Gedanken machen, wie das house opposite the suspect's shop, hätte "aussehen" sollen. Cox meinte, sie wären ca. 3 Monate mit dieser Angelegenheit betraut gewesen. Das viele es drumherum bemerkten, spricht ebenfalls für eine lange Zeit. Man freundete sich gar miteinander an...
Wer wartet mit Besonnenheit, der wird belohnt zur rechten Zeit...