wie "belebt" war der mitre square?

[Cassandra]

haltet mich für doof, aber ich habe nirgends finden können, wie belebt, oder ruhig, der mitre square war. sprich: wie hoch war der druck unter dem der ripper stand bei seiner tat?
auf den fotos der zeit (straßenszenen) vom eastend, schaut es ja meistens SEHR belebt aus.
und wenn ich mir so die zeiten anschaue, zu denen leute aktiv waren (sei es in einem laden oder sonstwie), bin ich oft verblüfft, dass es keine ladenöffnungszeiten gegeben zu haben scheint. zumindest keine, an die man sich gehalten hätte ...

dazu kommt noch die tatsache, dass die polizisten wohl in einem intervall von ca. 15 minuten "on the beat" waren ... heisst, der ripper muss stets gewusst haben, dass er max. 15 minuten zeit hat.

[Craddock]

Hi Cassandra,

tagsüber dürfte dort wirklich relativ viel los gewesen sein. Scheint sich aber an den meisten öffentlichen Plätzen und den wichtigsten Straßen des East Ends so verhalten zu haben. Man braucht sich ja auch nur die Szenen anzusehen, die es über die Goulston Street gibt. Wenn dort Markttag war, wollte ich nicht unbedingt durch das Gedränge stapfen müssen, das würde meinen Frustlevel sicher ins Unendliche steigern. 

Nachts sieht es dann aber doch anders aus. Da dürfte der Platz selbst nicht sonderlich stark frequentiert gewesen sein, auch wenn sich natürlich hin und wieder schon einige dorthin verirrt haben dürften (Prostituierte mit Kunden, Betrunkene auf dem Heimweg, Nüchterne auf dem Heimweg, irre Serienkiller). Als Jack unterwegs war, war der Platz selbst aber ja scheinbar menschenleer. Pech für uns, Glück für Jack! Und der doofe Nachtwächter, der dort in einem Gebäude Dienst schob, hat dummerweise auch nichts mitgekriegt.

Was die Beats der Polizisten betrifft, so bin ich doch der Ansicht, dass Jack nicht unbedingt sonderlich detailiert über die genauen Zeitabläufe Bescheid gewusst haben muss. Das Schuhwerk der Herren Ordnungshüter war wohl insgesamt eher von der schweren Sorte und hat, speziell nachts, wenn sonst niemand mehr unterwegs war, für eine entsprechende Geräuschkulisse gesorgt, wodurch sie schon von Weitem ganz gut zu hören gewesen sein dürften.

[Lestrade]

Hier einige Links zu dem Thema:

Diese Personen lebten noch 1881 im Mitre Square

http://www.casebook.org/official_documents/census/mitre-square.html

Hier aus unserem eigenen Forum, beachtet Postings von meiner Wenigkeit:

http://jacktheripper.de/forum/index.php/topic,1295.15.html

Und hier einige Beschreibungen zum Mitre Square zur Tatzeit:

http://wiki.casebook.org/index.php/Mitre_Square

Kurz bildlich zusammengefasst:

Wenn man durch die Church Passage kam, war rechts Kearley & Tonge zum ersten. Nach der St´James Passage ging es mit Kearley & Tong Zwei weiter. Davor stand das einzige mangelhafte Lämpchen. Dann kam ein altes leeres Haus. Dann die Behausung vom Constabler Pearce. Dann kam die Rückseite des Unternehmens Williams & Co. bzw. ein Teil davon. Die Vorderseite war schon Mitre Street. Dann kam der Durchgang der zur Mitre Street führte. Wenn man weiter im Mitre Square verweilte, sah man die Rückseiten von Mr. Taylor´s Shop (er stellte Bilderrahmen her) und drei aufeinanderfolgender Gebäude der Mitre Street, die alle leer waren. Hinter dem ersten lag Eddowes. Hinter ihrem Kopf war ein Durchgang zu einem dahinterliegenden Haus. Ich weiß nicht ob er zu Heydemann & Co führte aber deren Yard lag links neben dem Durchgang. Daneben wieder ein Warenlager, diesmal von Horner & Co. mit der Vorderseite. Und dann ist man eine Runde herum und wieder an der Church Passage...

Dort waren vier Warenhäuser, Nachtwächter Morris in einem davon. Hausmeister/ Wachmann George Clapp, mit seiner Frau und einer Krankenschwester auf der Rückseite der Mitre Street Nummer 5 (was ja eigentlich leer sein sollte). Hinter 8 glaube ich, wurde Eddowes gefunden, 9 war Mr. Taylor. PC Pearce war Nummer 3 im Square.

Da war es ruhig zu der Zeit, um 1.45 Uhr im Mitre Square. Die drei Männekins die dort lebten schliefen, Morris döste, das war es. Verlassene Lager und Büros während der Nacht mehr oder weniger. Jedenfalls in 1888.

Und wieder vor einem Durchgang die Tat verübt in weiterer Verbindung mit einem Yard oder Court. Wie bei Nichols (geschlossen), bei Chapman ging er durch (war ja offen), bei Stride ebenso und bei Eddowes war wieder zu. Kelly war ja praktisch wieder Hinterhof.

Meines Erachtens lebte der Täter zurückgezogen in einem Hinterhof, von wo es natürlich einen Durchgang gab. Das gab ihm Vertrauen und Sicherheit bei seinen Taten.

[Cassandra]

DANKE!
das beantwortet meine frage. SUPI!!!

[Stordfield]

Hallo!

Auf der Nordseite des Mitre Square, beinahe parallel zur Mitre Street verlief die Duke Street (heute St. Duke`s Place) . Ich würde gerne wissen, ob die Rückseiten der dort stehenden Gebäude direkt an den Mitre Square grenzten und somit auch zu diesem gehörten. Kann mir dabei bitte mal jemand behilflich sein, meine Karten sind dafür nicht so geeignet.
Laut Thomas`Fund in der St. James Gazette vom 1.10.1888 hielt sich ein dortiger Bewohner ganze zwei Stunden (0.00- 2.00 Uhr) am offenen Fenster auf, ohne etwas zu bemerken. Könnte man an Hand Lestrades Platzbeschreibung vielleicht eruieren, wo sich dieses Fenster befand?
Danke schon mal im Voraus.

Gruß Stordfield

[Lestrade]

Gerne!

Nein Stordfield. Dieser Bericht würde aber auch mich interessieren.

Das einzige Gebäude was an den Rücken von Kearley & Tonge grenzte, war die Great Synagogue. Und die war ja auch nicht gerade klein. Die Vorderseite von Kearley & Tonge blickte dann in den Mitre Square. Ebenfalls ein großes Gebäude. Von der Seite der Duke Street aus konnte niemand in den Mitre Square blicken. Gegenüber der Great Synagogue befand sich der Imperial Club at 16-17 Duke Street. Also der Club, den Lawende und Co. verlassen hatten...

Hoffe es hilft...

[Stordfield]

Hallo!

Und wieder vor einem Durchgang die Tat verübt in weiterer Verbindung mit einem Yard oder Court. Wie bei Nichols (geschlossen), bei Chapman ging er durch (war ja offen), bei Stride ebenso und bei Eddowes war wieder zu. Kelly war ja praktisch wieder Hinterhof.
Meines Erachtens lebte der Täter zurückgezogen in einem Hinterhof, von wo es natürlich einen Durchgang gab. Das gab ihm Vertrauen und Sicherheit bei seinen Taten.

Diese Überlegungen habe ich auch schon angestellt. Wollte er eigentlich hinter die beiden verschlossenen Tore (Buck`s Row, Mitre Square), hat die Opfer vielleicht extra dorthin geführt?

Gruß Stordfield

[Lestrade]

Ich denke, da gab es viele solcher Konstellationen im EastEnd. Viele wird er gekannt haben, einige fand er und entdeckte oder bemerkte sie neu. Wo sollte er auch anders hin? Das waren s e i n e Tatorte, wahrscheinlich auch ein Teil seiner Fantasie, des machbaren aber sicherlich nicht die Krönung. Die war Kelly, als sich nicht nur ein Hinterhof öffnete sondern sogar eine Zimmertür. Erwarten konnte er das eigentlich nicht. Jedenfalls nicht von Prostituierten und die waren ja sein Ziel.

Er hat vermutlich wirklich mit seinen Opfern solche Möglichkeiten gesucht. Vorgefunden hat er dann wahrscheinlich verschlossene Türen bei Nichols und Eddowes, Stride stand schon "günstig" und bei Chapman hatte er dann Glück und fand einen Hinterhof der eben auch nicht verschlossen war. Wie das zusammentreffen mit Kelly auch immer ausgesehen haben mag, er fand nicht nur ein Tor zum Hinterhof, sondern etwas unerwartetes, nämlich ein eigenes Zimmer des Opfers vor. So gesehen, passte es dann noch besser als besser. Hätte er weiter gemordet, hätte es bis zum nächsten Indoormord eine Weile gedauert. Die Opfer auf der Straße oder in Höfen o.ä. hätten so ausgesehen wie Chapman oder Eddowes. Die "Routine" hätte es dem Täter ermöglicht.

[Lestrade]

Ich brauch mal deine Hilfe Stordfield. Nachdem ich bemerkt habe, das Thomas Fund kein ungewöhnlicher Name sondern Thomas Schachner mit gemeint ist, finde ich keinen Eintrag vom 1.10.1888 in der St. James Gazette.

Helf dem Pflegefall von Lestrade mal auf die Sprünge 

Danke und Gruß.

[Craddock]

http://www.casebook.org/press_reports/st._james_gazette/881001.html

Abschnitt "The Murder and Mutilation in Aldgate" Absatz 2.

Wird aber dort nur als "ein Mann" bezeichnet. Sehr hilfreich.

[Stordfield]

Hallo!

Auf Seite 98 in seinem Buch berichtet Thomas von diesem Mann. Und da er die Quelle angab, nehme ich an, dass er sie auch ausgegraben hat.

Gruß Stordfield

Übrigens Danke, Craddock.

[Lestrade]

Danke euch! War bei mir nicht hängengeblieben, merke ich mir jetzt aber.

Sag mal Stordfield, links auf Seite 99 bei Thomas ist doch die Karte vom Mitre Square. Dies ist doch wunderbar. Haste nicht gesehen?

@Craddock: Alles in Ordnung und gesund? Hattest dich so rar gemacht?

[Stordfield]

 

Die Seite 99 war mit meinen Notizzetteln verdeckt. 

@Lestrade: Sorry, dass ich Dir jetzt extra soviel Mühe gemacht habe.

[Lestrade]

Kein Problem, es war mir eine Ehre...

Wo ich hier gerade bei Käse aus der Normandie und einem guten Frühburgunder sitze, mit ein paar Cocktailtomätchen und frischem Brot, da stelle ich fest, dass die Sache mit den Notizzetteln schon wieder so gut ist, dass sie Kult werden könnte...

Ich hatte hier erfolglos wegen dem Zeitungsartikel geschaut, musste scrollen:

http://www.jacktheripper.de/zeitungsarchiv/

[Craddock]

@Craddock: Alles in Ordnung und gesund? Hattest dich so rar gemacht?

Sagen wir mal so: Im privaten Bereich hatte ich schon bessere Jahre als 2011. Mittlerweile aber wieder alles in Ordnung.