Wenn ich alles in diesem Faden aufgeführte betrachte, ergibt sich für mich folgende, aktuelle Situation und Einschätzung:
Ich denke, das Macnaughton´s geheimes Memorandum, das 1959 der Öffentlichkeit bekannt wurde, drei Männer betraf, auf die nach dem letzten Mord (Kelly) ein Verdacht fiel (und nicht später). Vorher hatten sie keine Spur oder nicht wirklich. Vielleicht war Ostrog der erste, ernstzunehmende Verdächtige für die Polizei. Ein polnischer Jude, ein Irrer auf freiem Fuß, der sich eigentlich, wie vorgeschrieben, bei einer Polizeiwache hätte melden sollen, was er aber nicht tat. Sein Verhalten im Leben vorher, war sicherlich für die Polizei sehr interessant. Er lief mit chirugischen Instrumenten durch die Gegend. Neben den Butchern, Seeleuten, Juden und freilaufenden Irren, war ja auch ein Mann mit medizinischen Kenntnissen im Raster. Ostrog erfüllte 3 Kriterien, Jude, für verrückt erklärt worden und medizinisches “Know how“.
Druitt verschwand am 1.12. 1888, gefunden wurde er am 31.12. 1888. Hier denke ich, spielte für die Polizei der Verdacht der eigenen Familie Druitts, ihn als Ripper zu verdächtigen, eine entscheidene Rolle. Diese Familie war schwer belastet durch psychische Erkrankungen. Er soll auch mal Medizin studiert haben und er erfüllt zumindest 2 Kriterien (Verrückt, Medizinkenntnisse) und vielleicht sogar ein drittes, nämlich das des gut gekleideten Herren (Hutchinson). Ich traue der Polizei zu, nachdem was sie im Miller´s Court sehen mussten, zu denken, jemand der so etwas getan hat, könnte nicht weiterleben. Fast ein viertes Kriterium. Mit dem Verdacht der eigenen Familie sogar ein fünftes.
Zu Ostrog und Druitt, gesellte sich dann “Kosminski“. Ein durch Masturbation wahnsinnig gewordener polnischer Jude, mitten in Whitechapel lebend, der Frauen hasste, besonders Prostituierte und mit starken mörderischen Absichten ausgestattet. Macnaughton: “He had at one time been employed in a hospital in Poland”. 3 Kritieren (Jude, Verrückt, Medizinkenntnisse). Annähernd alle drei Männer gleich, Druitt für Macnaughton vielleicht leicht im Vorteil.
Heute wissen wir, Druitt und Ostrog können wir mit Sicherheit ausschließen. “Kosminski“ nicht. Die Reihenfolge die Macnaughton angab, Druitt, “Kosminski“, Ostrog war seine ganz persönliche Reihenfolge, meiner Meinung nach. Dies ist zu akzeptieren. Vielleicht spielten die erwähnten Kriterien eine Rolle dabei. Interessant ist, das er diesen “Kosminski“ um den März 1889 weggesperrt sieht und nicht ganz sicher ist, ob er noch in Verwahrung ist oder nicht. War er es tatsächlich nicht mehr, könnte Swanson´s Statement für diese Angelegenheit, noch mehr an Gewicht zulegen.
Diese Angaben für alle drei Männer, beziehen sich meiner Meinung nach auf kurze Zeit nach der Ermordung Kellys. Und nicht auf 1891, wo Aaron Kosminski weggesperrt wurde. Macnaughton´s “Kosminski“ (und auch Swanson´s seiner), kann ich dadurch nicht als ein und die selbe Person sehen. Es sollte sich um jemand anderes gehandelt haben. Deshalb bleibt schon alleine durch Macnaughton´s gewalttätige Beschreibung des Mannes, David Cohen ein guter Kandidat für einen anderen Kosminski. Zwei Aspekte sprechen noch gegen Aaron Kosminski, erstens, die House- to- House Suche, wie von Anderson erwähnt, die mit Sicherheit nach dem DoubleEvent stattfand und zweitens, der Zeuge. Ca. 2,5 Jahre waren bis Aaron´s Verwahrung in´s Land gegangen, für mich zu lange nach der Durchsuchung und für die sichere Erinnerung eines Zeugen.
Wie könnte Macnaughton auf “about March 1888“ gekommen sein? Für mich nie beantwortbar bis panopticon mit seine beiden Cohen herausrückte. Cox seine “dreimonatige“ Observation, muss ja nicht direkt den Verdächtigen betroffen haben, sondern jemanden aus seinem Umfeld, “der vielleicht von der Schuld“ von jemand anderen wusste und an dessen Fersen man sich heftete. Warum? Vielleicht war es die einzige Möglichkeit überhaupt an weitere Informationen zu gelangen. Der März 1889 betraf vielleicht die Einstellung dieser Nachforschungen.
Beachtet bitte, dies ist rein meine Betrachtungsweise.
Liebe Grüße,
Lestrade.