Autor Thema: warum Foto der leiche  (Gelesen 13518 mal)

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domi

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warum Foto der leiche
« am: 28.05.2010 15:51 Uhr »
hey kurze frage warum wurde die leiche nichols fotographiert???

bei allen anderen opfern lässt es sich aus der hysterie heraus erklären aber warum beim ersten opfer wo vorher noch nichts vorgefallen war???

xkogex

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #1 am: 28.05.2010 16:02 Uhr »
Weil immer Fotos von einem Tatort gemacht werden müssen. Sie wurde umgebracht also muss es Dokumentarisch festgehalten werden, egal ob es ein einzelner Mord ist oder von einem Serienkiller.

Offline Shadow Ghost

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #2 am: 28.05.2010 16:45 Uhr »
hey kurze frage warum wurde die leiche nichols fotographiert???

bei allen anderen opfern lässt es sich aus der hysterie heraus erklären aber warum beim ersten opfer wo vorher noch nichts vorgefallen war???


Kurze Klarstellung: Nichols war nicht das erste Opfer, das fotographiert wurde. Vor ihr wurde auch schon Martha Tabram fotographiert. Beide wurden allerdings erst in der Leichenhalle, nicht am Tatort fotographiert. Es hat also wenig mit der Dokumentation zu tun. Warum aber letztlich in der Leichenhalle Fotos gemacht wurden, kann ich auch nicht genau sagen. Entweder um eine späte Identifizierung (falls dies nicht zeitnah möglich gewesen wäre) zu ermöglichen, oder einfach, um die Ermittlungsakte um dieses damals neuartige Hilfsmittel zu komplettieren.

Viele Grüße,
Shadow Ghost

domi

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #3 am: 28.05.2010 17:16 Uhr »
jaja dachte ich auch aber man muss das auch mal aus den augen des Victorianischen londons sehn ich kann mi9r nicht vorstellen das (sorry wenn so grob ausgedrückt) bei jedem mord an einer biligen (damit auf das east end bezogen) nutte ein foto gemacht wurde ich meine die technik war ja nicht so alt und billig und falls solche fotos nur zur identifikation dienen sollten (was ich nicht glaube besonders nicht bei einer prostituirten)warum wurde bei eddows der ganze körper fotopraphiert???


xkogex

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #4 am: 28.05.2010 23:32 Uhr »
Ehrlich gesagt wissen wir nicht, ob es nicht vlt. noch mehr Fotos vom Tatort (ohne Leiche) gibt. Es könnte auch sein das die Fotos erst in der Leichenhalle gemacht wurden weil vlt. zuviele Leute am Tatort waren. Doch es ist klar das ein Foto gemacht werden muss, schon alleine um das Foto später zu verwenden. Mal angenommen der Inspektor der mit dem Fall zutun hat würde Sterben muss der nach ihm kommt ja auch wissen wer wer ist.

Jan_Schattling

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #5 am: 29.05.2010 10:19 Uhr »
Man darf nicht vergessen das Photografie damals etwas neues und aufregendes war (wie heute DNA) und durchaus auch hilfreich sein konnte wenn es um Aufklärung ging.
Man zeigte also das man sich besonders bemühte, wenn auch Photos gemacht wurden.
Zusätzlich waren die Behörden schon immer auch an einer Grafischen Dokumentation interessiert.
Erst mit Zeichnern und sobald es möglich war dann auch mit Photos.
Insofern ist es durchaus verständlich, das sie auch bei diesen Fällen bereits mit Photos die Situation dokumentiert haben.

Stordfield

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #6 am: 29.05.2010 11:37 Uhr »
Hallo!

Eventuell waren diese Fotos gesetzlich vorgeschrieben, wie vorher die Polizeizeichnungen wohl auch. Dass man die Frauen erst in der Leichenhalle fotographierte, hat sicherlich mit den dortigen besseren Lichtverhältnissen zu tun. Außerdem konnte man keine Draufsicht der Opfer (also im Liegen) anfertigen, sondern mußte sie dazu hinstellen (aufhängen?). Bestimmt kann uns panopticon Genaueres darüber mitteilen.

Gruß Stordfield

Offline panopticon

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Re: warum Foto der leiche
« Antwort #7 am: 07.06.2010 00:49 Uhr »
Hallo!

Die Fotos der ersten Toten in diesem Fall wurden sicherlich in erster Linie zum Zweck einer (eventuell erst viel späteren) Identifizierungsmöglichkeit aufgenommen, deshalb zeigen sie auch hauptsächlich den Kopf / das Gesicht. Sie wären wohl bzw sind vielleicht sogar auch zum Einsatz gekommen, wenn sich Zeugen erst spät meldeten, die z. Bsp. einen bestimmten Verdächtigen oder eine unbekannte Person mit dem Opfer oder eben auch das Opfer allein in einer der Mordnächte gesehen haben wollten. Verbrecheralben wurden mancherorts übrigens angeblich bereits seit den späten 1860er Jahren angelegt – was aber erst so richtig ab den 1880er Jahren zur genormten, gängigen Praxis wurde (Stichwort Alphonse Bertillon: http://de.wikipedia.org/wiki/Alphonse_Bertillon), Fotos von Mordopfern wurden, soweit ich informiert bin, vermehrt bereits seit den 1850er Jahren gemacht – Tote waren auch aus technischen Gründen leichter zu fotografieren, zumal sie sich ja gar nicht mehr bewegen konnten  - allerdings zumeist aufrecht, da man ja ein frontales Bild wollte, die verwendeten Stative (und Kameras) damals  (vor etwa 1900) aber nicht unbedingt immer neigbar waren, und man damals wegen der vom Material bedingten, längeren Belichtungszeiten (gerade in Innenräumen oder im Dunkeln!) nicht von Hand fotografieren konnte, wenn man keine Verwackelungen erzielen wollte (Richtige ´Handkameras´ gab es aber angeblich bereits ab den 1880er Jahren). Die Fotografien bei Eddowes und Kelly dienten sicherlich auch bereits der Dokumentation des Falles und seiner grausamen Details – die Polizei war sich zu diesem Zeitpunkt ja bereits bewusst, dass man einen Serientäter suchte.

@ domi: Deine Argumentation kann ich persönlich nicht ganz nachvollziehen, denn zum einen hat jeder Mensch (zumindest in meinen Augen) ein Anrecht auf alle zur Verfügung stehenden Mittel, die zur Klärung seiner Todesumstände und seiner Identifizierung beitragen könnten, zum anderen wusste man anfänglich ja auch noch gar nicht zweifelsfrei, um was für eine Person es sich bei der jeweiligen Toten nun tatsächlich handelte. (´Slumming´ war ja zum Beispiel bereits vor den Morden eine beliebte Freizeitbeschäftigung der ´höheren´ Schichten – und ob man damals rein vom Zahnzustand eindeutig darauf schließen konnte, ob jemand verkleidet war oder nicht, ist ohnedies eine andere Frage...) Gar so neu/teuer war  Fotografie 1888 (nach immerhin über 60 Jahren Weiterentwicklung!) zudem nun auch nicht mehr, als dass man bei einem Mordfall mit unbekanntem Opfer rein aus finanziellen Gründen darauf verzichtet hätte, außerdem war man damals eben auch sehr an der Anlegung von umfassenden Archiven mit allen zum jeweiligen Zweck geeigneten Medien interessiert.


Dass Tatortfotos aber damals gesetzlich (also verpflichtend) vorgeschrieben waren, kann ich mir wiederum u. a. auch aus technischen Gründen nicht wirklich vorstellen, schon gar nicht mit jedem Equipment, dem Opfer vor Ort, im Freien, mit unzähligen Schaulustigen und in aller Herrgottsfrüh bzw im überwiegend Dunkeln (trotz Handlampen, Magnesiumlicht oder Blitzpulver). Im Miller´s Court waren geeignete Bedingungen vorhanden, aber Pflicht waren solche Bilder damals wohl kaum... Um die technische Seite aber genau bewerten zu können, müsste ich wissen, welches Verfahren und Equipment nun wirklich verwendet wurde... (Wenn man zum Beispiel noch mit dem "nassen Kollodiumverfahren" arbeitete (1888 bereits veraltet, aber bis zur Jahrhundertwende nach wie vor weit verbreitet), musste man die Platten (soweit ich weiß, wurden bei den Fotos im East End wohl zumindest Glasplatten verwendet -?) auch entwickeln, solange sie noch feucht waren – wozu viele Fotografen oftmals mobile Dunkelkammern oder als solche verwendete Zelte mit sich rumschleppen mussten...) Wie gesagt, gab es damals aber auch schon lange  trockene Verfahren...

Vielleicht findet sich in dem Buch ´The First Jack the Ripper Victim Photographs´von Robert McLaughlin (http://www.casebook.org/ripper_media/book_reviews/non-fiction/firstphotos.html) mehr zur verwendeten Technik / Verfahrensweise des Fotografen – hat das jemand?


Grüße,
panopticon
« Letzte Änderung: 07.06.2010 01:24 Uhr von panopticon »