Hallo Allesamt!
Ein Nachtrag zum Tatverdächtigen-Profil Jacob Levys:
Als Jacob Levy in die Anstalt eingeliefert wurde, erzählte seine Frau Jacobs Krankengeschichte, die in die Akten eingetragen wurde.
Dort ist auch zu lesen, dass Jacob - früher ein passabler Geschäftsmann - angefangen haben soll, exzessiv Geld zu verschwenden und zudem alles zu klauen, was nicht niet- und nagelfest war. Abschließend beklagte seine Frau Sarah, er habe fast das Geschäft ruiniert.
Früher hatte ich es überlesen, aber jetzt ist mir aufgefallen, dass sie laut Akten explizit sagte: Er hat MEIN Geschäft fast ruiniert.
Das passt zu seiner Verurteilung wegen Diebstahls bei seinem Nachbarn Sampson 1886: Im Ripperologist stand einmal, dass es strenge Regeln in der jüdischen Gemeinde für den geschäftlichen Umgang miteinander gab, und dass ein solcher Diebstahl wohl dazu geführt hätte, dass ihm die Gemeinde die Lizenz zum Verkauf koscheren Fleischs entzogen hätte.
Damit hätte seine Frau Sarah, um die Familie zu ernähren, auch nach Jacobs Entlassung 1887 das Geschäft allein weiterbetreiben müssen. In der Tat taucht ja später seine Frau als Geschäftsinhaberin im Census auf.
Für Jacob hätte das nun zur Folge gehabt, dass er gezwungen gewesen wäre, auf andere Art seinen Anteil am Familieneinkommen zu verdienen.
Und hier kommen nun die Anmerkungen der Polizisten zu ihren Observationen ins Spiel:
Henry Cox: "He occupied several shops in the East End." Und Robert Sagar erklärte, er habe einen Verdächtigen beobachtet, der in der Butcher's Row arbeite.
Wenn Jacob den Shop in der Middlesex Street 36 nicht mehr selber betreiben durfte, musste er seitdem offensichtlich bei Bekannten und Verwandten in deren Geschäften oder in den Schlachthöfen arbeiten.
Dadurch konnte er seinen Teil zum Familieneinkommen beitragen und stand zugleich wegen seines immer asozialeren Verhaltens unter einer gewissen Aufsicht. Das dürfte eine ziemliche Schmach und Erniedrigung für ihn gewesen sein.
Wenn wir nun betrachten, wo diese Arbeitsplätze gewesen sein könnten, finden wir nicht nur die observierte Butcher's Row, sondern auch noch die beiden Harrison, Barber & Co Slaughterhouses: eins in der Winthrop Street, Parallelstraße zum Tatort Buck´s Row, und eins im Barber´s Yard nahe Tatort Hanbury Street.
Dort wurde auch über Nacht gearbeitet, damit die Kunden morgens frisches Fleisch hatten. Diese Metzger zerlegten also routinemäßig Körper unter schlechten Lichtverhältnissen - so wie der Ripper.
Und vielleicht weiß jemand von euch ja genaueres dazu:
Ich nehme mal an, die angestellten Metzger hatten damals i.d.R. ihr eigenes Arbeitswerkzeug (so wie dies auch in anderen Branchen üblich war bzw. bis heute ist), nahmen es zur Arbeit mit und am Feierabend wieder mit nach Hause. Dazu würde passen, dass einige Zeugen den mutmaßlichen Ripper mit einem Päckchen in der Hand gesehen hatten.
MfG, Arthur Dent