Autor Thema: Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt  (Gelesen 9926 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Alexis

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« am: 07.07.2003 13:28 Uhr »
Auch wenn es vielleicht nicht ganz zu JTR passt, aber ich hab letztens gelesen, dass jeder zweite Mord in deutschland als natürlicher Tod abgestempelt wird! Es gibt zu wenige Gerichtsmediziner und deshalb sind die Transportkosten sehr hoch und aufrgund dessen, wird der Einfachheit halber oftmals einfach natürlicher Tod angekreuzt. Bei JTR hatte die Mediziner das fachwissen und die technischen Möglichkeiten noch nicht, aber das es den Mördern heute noch so einfach gemacht wird, ist der hammer oder? Ich glaube, dass JTR heute mit Leichtigkeit gefasst werden würde und das eigentlich kaum noch ein Mörder entkommen kann, wenn die richtigen Ermittler dabei sind, aber der mord muss eben erstmal als Mord erkannt werden. was sagt ihr dazu? Ich konnte mir das zunächst echt nicht vorstellen, aber es scheint wahr zu sein....

Sherlock

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #1 am: 07.07.2003 13:49 Uhr »
Good day Alexis,

meines Wissens lief neulich eine Reportage im TV; ich glaube unter dem Titel "Mörderparadies Deutschland" oder so ähnlich. Ich habe sie zwar nicht gesehen, aber ich glaube, das was dran ist, da nur jeder 2. Mord in Deutschland aufgeklärt wird, also mit den "nicht angekreuzten" gerade mal jeder 4. Es stimmt auch, das Ärzte "natürlicher Tod" im Totenschein ankreuzen, damit sie nicht den Stress mit der Polizei, Gerichten ect. haben. Die Bequemlichkeiten ist manchen (aber auch wirklich nur manchen !!!) Ärzten dann lieber als die Tatsache, das vielleicht ein Mörder frei herumläuft. Wie gesagt: Mörderparadies Deutschland...
Lang lebe die Queen,
Gez.

Sherlock

Alexis

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #2 am: 07.07.2003 18:16 Uhr »
Genau die reportage meine ich! Das ist der hammer oder? Und ich meine, selbst wenn ein Mörder gefasst wird, sind unsere Strafen ja lächerlich.... Oder? Mich hat das einfach umgehauen, dass es sowas heute noch in unserer Zivilisation gibt...

Sherlock

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #3 am: 07.07.2003 19:58 Uhr »
Abend Alexis,

so ? Was sind denn die Strafen auf Mord ? Kläre mich bitte mal auf !
Lang lebee die Queen,
Gez.

Sherlock

Rolf

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #4 am: 08.07.2003 11:46 Uhr »
Hallo!

Die Strafe für Mord steht in § 211 Abs. 1 StGB. Zitat:

"Der Mörder wird mit lebenslanger Freiheitsstrafe bestraft."

Gruß
Rolf

Alexis

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #5 am: 09.07.2003 10:01 Uhr »
Ja, aber meist werden die doch wegen guter Führung eh früher entlassen oder so ein Mist. Und Lebenslänglich ist ne Definitionssache. Für jemanden, der 60 ist, sind 20 Jahre schon Hammer, aber wenn wer zwanzig ist, dann kann der mit 40 nochmal voll auf die kacke hauen, wenn ihr versteht was ich meine...

Rolf

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #6 am: 09.07.2003 15:07 Uhr »
Hallo Alexis!

Du hast natürlich Recht. Theoretisch kann ein Mörder nach 15 oder mehr Jahren natürlich immer noch weitere Taten begehen. Aber dazu muss man sich auch einmal angucken, welchen Hintergrund die Tat, wegen der er verurteilt worden ist, gehabt hat. Der Durchschnittsmörder, wenn man das so nennen kann, ist kein JtR-Typ. Eifersucht und Habgier sind die häufigsten Motive für Mord. Und weil eben nicht bei allen Morden das gleiche Schuldmaß des Täters gegeben ist (b.B. Massenmord im Verhältnis zu einem aus einer Konfliktlage erwachsenen Verdeckungsmord), hat das BVerfG entschieden, dass es für die lebenslange Verbüßung der Haftstrafe keinen Automatismus geben darf. Der Gesetzgeber hat daher geregelt, dass - wie bei anderen Straftaten auch - nach Verbüßung eines Teils der Strafe der Rest zur Bewährung ausgesetzt werden kann.

Voraussetzung hierfür ist bei Mord, dass

1. fünfzehn Jahre der Strafe verbüßt sind,
2. nicht die besondere Schwere der Schuld des Verurteilten die weitere Vollstreckung der Strafe gebietet und
3.dies unter Berücksichtigung des Sicherheitsinteresses der Allgemeinheit verantwortet werden kann und der Verurteilte einwilligt.

(§ 57a StGB)

Die Schwere der Schuld wird schon bei der Urteilsverkündung festgestellt. Die Frage der Gefährdung der Sicherheit der Allgemeinheit erst später. Allerdings sind solche Entscheidungen natürlich nicht immer fehlerfrei, so dass vermutlich auch Täter zu früh entlassen werden, die noch hochgradig gefährlich sind. Die Regel ist das aber sicher nicht.

JtR wäre mit Sicherheit aufgrund seiner Taten nicht einfach nach 15 Jahren entlassen worden. Allerdings stellt sich die Frage, ob seine Taten nicht eher Ausdruck einer krankhaften Persönlichkeitsstörung sind. Eventuell wäre er dann ja schuldunfähig. Ich kann das nicht beurteilen, ich bin kein Arzt. Es würde mich aber interessieren, ob es zu dieser Frage seriöse Veröffentlichungen gibt. Etwa ein Täterprofil oder eine Art psychiartrischer Analyse aus neuerer Zeit.

Gruß
Rolf

Sherlock

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #7 am: 09.07.2003 16:30 Uhr »
Tag Rolf,

wäre der Ripper neurotisch krank gewesen (also geisteskrank), wäre er wohl zu lebenslanger Haft verurteilt worden, nachdem er in einer Irrenanstalt geheilt worden wäre. Das macht keinen unterschied; Ende des 19. Jahrhunderts war Irrenanstalt nur ein anderes Wort für Gefängnis:
Die Geisteskranken worden dort lediglich zusammengepfercht. Erste Schritte von Behandlung wurden erst Anfang des 20. Jahrhunderts gemacht, wobei die Behandlung eher Folter gleichkam (Hydrotherapie, elektrischer Stuhl ect.).
Der Ripper wäre wohl bis zu seinem Ende in einer Irrenanstalt verblieben, wäre er als geistig krank eingestuft worden.
Lang lebe die Queen,
gez.

Sherlock

Rolf

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #8 am: 09.07.2003 16:36 Uhr »
Sorry, ich habe mich unverständlich ausgedrückt. Ich meinte, dass Täter wie der Ripper auch nach unserem heutigen Recht nicht nach 15 Jahren freigelassen werden. Das bezog sich nicht auf die Situation in England im 19. Jahrhundert.

Gruß
Rolf

Alexis

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #9 am: 10.07.2003 07:38 Uhr »
Hallo Rolf!
Ich bin beeindruckt! Woher weißt du soviel über den rechtlichen Kram? Beruflich? Echt toll. Danke.
Nur das mit den Motiven brauchst du mir nicht erzählen, weil ich mich schon einige jahre sehr stark mit Serienmördern beschäftige.  :wink:
Mich interessiert diese Persönlichkeit von Mördern und ihre Motivation dazu. Es gibt ei´nen sehr guten Dokufilm über Ed Gein und Dahmer, falls die dir etwas sagen. Ich arbeite in einer Videothek und viele bringen die Filme enttäuscht zurück, weil sie einfach das geschlachte vermisssen und sich nicht in den Geist dieses menschen hineinversetzen können und das finde ich so traurig. Diese Leute haben den ganzen Film nicht verstanden. das ist die Grausamkeit des Lebens!  :x
Adolf Seefeldt mordete zum Beispiel, weil er kleinen Jungen das erwachsenwerden ersparen wollte. Aileen Wuornos, weil sie Männer hasste und Dr. Petiot, weil er Geld brauchte.
Ich finde es so wahnsinnig interessant, dass so "einfache" Dinge einen zum killer machen...

Liebe Grüße

Jack der untriebige

  • Gast
Jeder zweite Mord nicht als Mord erkannt
« Antwort #10 am: 19.01.2004 18:46 Uhr »
Und hätte die Jack the Ripper gefasst und er lebend im Knast angekommen wäre hätten die denn wegen Mordes gehängt.

Heute würden die denn zu Lebenslanger Haft mit Sicherheitsverwahrung verurteilt.

Wenn man einen Serienkiller fragt welcher Mord der schlimmste ist sagt er/sie meisten der erste. Weil die damit eine Hemmschwelle überschreiten. Aber Jack hat keine gehabt wenn ich mir seine taten so ansehe.