Guten Morgen Isdrasil,
Die Opfer können ja auch schlicht nach Verfügbarkeit ausgesucht werden, für den jeweiligen Täter und seinem Modus Operandi. Da reicht es aus, dass es eine Frau ist. Erkennt er vor, oder nach der Auswahl des Opfers, selbstverständlich während oder auch nach der Tat, an ihm bestimmte Dinge, so kann er zur Entpersonalisierung schreiten. Ich würde dies aber sehr komplex betrachten wollen. Persönlich denke ich, ist eine Entpersonalisierung, eine 100% Entpersonalisierung, gar nicht möglich. Es handelt sich immer um Versuche der Entpersonalisierung. Also eher um einen WUNSCH der Entpersonalisierung.
Erfahrungen, Phantasien,Triggern (beim Löschen des Gedächtnis geht das alles verloren), das alles, was Geist und Körper gespeichert haben, erzählt uns etwas und da kann man Rückschlüsse auf den Akt der Personifizierung schließen als auch auf die Persönlichkeit des Täters.
Jeder, auch der normale Mensch, versucht doch irgendetwas nicht sehen zu wollen und wenn es nur durch die normale Ausblendung ist. Gelingt sie endgültig? Unmöglich! Hierbei auch die Stichworte: Verdrängung, Ausblendung, Abspaltung und Dissoziation, Multiple Persönlichkeit, Trauma.
Bedenken wir auch, dass wir im täglichen Leben der Entpersonalisierung begegnen. Da kommen wir als Opfer aber auch als Täter in Frage.
Serientäter stehen tief in traumatischen Erlebnissen und Erfahrungen mit ihren Müttern, elternähnlichen Mutter-Figuren, Schwestern und anderen Anverwandten Damen wie Tanten und Oma. Eigentlich sollten diese ihre Opfer sein aber durch ein gewachsenes Verhältnis zu ihnen, ist eine aktive Tat unmöglich, man kennt sich ja. Finden diese Täter bei anonymen Opfern plötzlich vertrautes, dass sie eigentlich gar nicht töten können, weil ihnen (nun) die Möglichkeit oder der Mut fehlt, so werden sie in den Akt der Entpersonalisierung treten.
Dies wäre jetzt eine Erklärungsmöglichkeit. Manchmal erkennen sie sich aber auch selbst im Opfer wieder. Ich denke, der Mörder von Tristan Brübach reagierte genauso. Es würde mich nicht wundern, wenn er, der Täter, im Alter (13 Jahre) von Tristan (nur mit der Nennung seines Vornamens, mache ich ihn gerade zur wirklichen Person), schweren Missbrauch, egal welcher Art, ausgesetzt gewesen war. Natürlich verstand er damals als Kind nicht, was da passierte und möglicherweise wollte er das durch diese Tat herausfinden. Auf fatale Art… denn er ist oder war tiefgestört.
Edmund Kemper tötete zum Schluss seine Mutter und meldete sich dann bei der Polizei. Ich finde das sehr bezeichnend. Die Mutter war stets grausam zu ihm. Sein tiefkranker Hass, den er in sich trug, kam von ihr.
Auch wenn Du es nicht so gerne hörst. Ich muss es hierbei an dieser Stelle erwähnen. Aaron Kozminski lebte mit ziemlicher Sicherheit abwechselnd mit seiner Schwester Matilda, seinen Schwägerinnen Betsy und Bertha und wahrscheinlich auch mit seiner Mutter Golda zusammen. War er der Whitechapel Mörder, könnte und hätte er mit allen Frauen, oder zumindest mit 2-3 von ihnen, extrem traumatische Erfahrungen gemacht haben. Eine, hätte sich sicherlich als besonders auffallend herausgestellt haben können. In seinem Falle bleibt seine Schwester Matilda dafür die Kandidatin. Da Jacob Cohen, der Angehörige der der letzten Einweisung beiwohnte, auch eine Schwester (Betsy) hatte, welche die Schwägerin von Aaron Kozminski war, käme auch diese in Frage.
“Er hob ein Messer auf und bedrohte seine Schwester“ könnte ein ähnliches Szenario gewesen sein wie bei Kemper und seiner Mutter. Vielleicht reichte Aaron Kozminski genau das und auch das er aus seinem traumatischen Umfeld genommen wurde. Er hätte endlich seinem Peiniger gegenüber seine Macht demonstriert und vielleicht auch in dessen Augen gesehen, dass dieser wusste, wer er war? Er musste nie wieder dorthin zurück bzw. wurde nie wieder von der Straße dorthin zurückgeholt. Ein Grund, in der Anstalt nie wieder einen Mucks von sich zu geben. Er hätte seinen Job getan auch wenn er sie nicht tötete aber sie hatte vielleicht endlich mal Angst vor ihm. Getötet hätte er sie wenigstens 5mal in anderen Opfern.
Beste Grüße,
Lestrade.