Ich sehe das vor dem Hintergrund - sicherlich in die Situation anders -, dass ich keinen fremden Mann in der Wohnung akzeptieren würde. Es rufen immer mal wieder welche wegen Englisch-Nachhilfe an und obwohl die Situation nicht so bedrohlich ist wie damals, weise ich sie ab - Frauen und Kinder ja, Männer nein. Wobei sich die Arbeit damals kaum anders vollziehen ließ, aber ich glaube schon, dass er ihnen vertraut war.
Vielleicht nicht einmal persönlich bekannt, sondern vom Sehen her oder wirklich eben eine Kneipen-Bekanntschaft. Ich war einmal in einer Kneipe, weil jemand vergessen hatte, sein Autolicht auszuschalten und hatte durchaus den Eindruck, dass fremde Menschen recht vertraulich in dieser Umgebung verkehren. Gehört vielleicht nicht hierher, aber mir wollte der Autobesitzer, obwohl er mich nie vorher gesehen hatte, gleich die Autoschlüssel in die Hand drücken, damit ich das Licht ausschalte. (Was ich verweigerte, ncht, dass irgendwas ist und dann sind meine Fingerabdrücke drin). Ich erzähle die Episode nur, um zu zeigen, wie vertraulich in der Szene miteinander umgegangen wird.
Wäre JtR durch gute Kleidung / dicken Bauch aufgefallen, wäre er wahrscheinlich auf mehr Ablehnung gestoßen, sei es Klassenneid oder auch einfach Angst vor dem Fremden - gerade wenn ein Serienmörder umgeht.
(Nicht das ihr jetzt glaubt, ich würde aussehen wie eine Kneipenbraut, ganz und gar nicht
.)
Ich habe das auch schon miteinander abgewogen und halte es für möglich, dass sie trotz Geldmangel nicht unbedingt mit wirklich jedem mitgegangen wären, wenn er auf irgendeine Art "merkwürdig" gewirkt hätte. Also zumindest, dass ihre Bereitschaft dazu gesunken war, seit "JTR" bekannt wurde. Daraus schließe ich, dass er den damaligen Gepflogenheiten entsprechend "normal" wirkte.
Was wieder gegen einen Vermögenden spricht. Kurze Frage: Welcher Mann, der es sich leisten kann, würde eine Frau vom Straßenstrich nehmen, wenn er sich jemanden leisten kann, der im Bordell arbeitet und auf Krankheiten kontrolliert wird? Vielleicht hat es damals auch schon das Äqivalent zum gebildeten Luxus-Callgirl***, welches sich die Herren leisteten. Und wenn die Opfer nicht ganz doof waren, hätten sie die Überlegungen schon aus Erfahrung heraus angestellt, wenn ein gut gestellter Mann um ihre Dienste gebeten hätte. Nei den krassen Klassenunterschieden damals wäre es wohl so, als wenn sich heute ein Millionär auf dem Straßenstrich etwas sucht - warum sollte er?
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Dass sie damals kaum die Kunden aufgesucht haben, dürfte klar sein, ich will nur die Unterschiede verdeutlichen.