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Fachliche Themen => Allgemeine Diskussion => Thema gestartet von: rip am 16.09.2004 13:17 Uhr

Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: rip am 16.09.2004 13:17 Uhr
Hallo!

ich hab mal eine Frage zu verschlossenen Akten.
Wieso werden sie erst nach so langer Zeit geöffnet?
bei jtr war die öffnung der akten 100 jahre nach 1888.
so ähnlich ist es doch auch bei jfk - da werde die akten auch erst
um 2021 geöffnet.
vielleicht stecken dann hohe leute dahinter?

gruß,
rip
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Colin Benson am 16.09.2004 13:23 Uhr
Official Secret Act der englischen Regierung unter Lord Salisbury. Wurde kurz vor den Morden in Whitechapel 1888 ins Parlament eingebracht und trat 1889 in Kraft. Die Ripperakten sind - glaube ich - die ersten, die unter dieses Gesetz fielen.

Honi soit qui mal y pense. 8)

(6 Minuten: Wir haben Rip assimiliert :D).

CB
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: rip am 16.09.2004 13:30 Uhr
bloß was hat so ein langer verschluß für einen nutzen für die allgemeinheit?  :roll:
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Colin Benson am 16.09.2004 15:03 Uhr
Nutzen für die Allgemeinheit: Ahem, der Bürger kann ruhig schlafen, weil die Schweinereien, die "seine" Regierung anstellt, ihm keine Alpträume beschert?

Rip, wir geraten in tückisches Fahrwasser. Laß uns Säulen gegenseitiger Unterstützung sein und das alte Motto "audi, vidi tace si vis vivere in pace" beherzigen.

Falls Du das nicht willst (was ich doch hoffe ;) ), so könnten diese Threads den Nutzen erklären.... ich gebe das wohlgemerkt kommentarlos und ohne eigene Meinung weiter:

http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=37
http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=73
http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=389
http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=395
http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=263
http://www.jacktheripper.de/forum/viewtopic.php?t=365
(Achte hier mal auf DaSilva)


Hier und an VIELEN anderen Orten findest Du interessante Diskussionen um Arbeiten von Menschen, die sich diese und ähnliche Fragen schon gestellt haben.

Viel Spaß. There's a long way ahead.

CB
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Than am 16.09.2004 16:25 Uhr
Sag mal, Colin, wieviele Sprachen sprichst du eigentlich? Seh' getz schon englisch, französisch und latein in deinen Beiträgen.... Oder bluffst du nur? ;) :D
BTW- Wir ham jetz schon soviele Leute assimiliert, dass ich als Stimme in deinem Kopf langsam Platzangst krieg  :shock:
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Colin Benson am 16.09.2004 16:37 Uhr
Than

Weder noch. Ich spreche "native" Deutsch und Englisch, kann Latein lesen (und verstehen), mich in Französisch betten und nähren und kleiden (und über blaue Autos und Fußball parlieren) und habe einen Heidenspaß mit der holländischen Bedienungsanleitung meines japanischen DVD-Rekorders (die Programmierung eines Aufnahmetermins ist besonders unterhaltsam). Mein Italienisch ist von einer Nudelpackung.

Honi soit.... ist das Motto des Most Noble Order of the Garter und bedeutet "Ein arger Schelm, wer Böses dabei denkt".

Audi, vide.... ist das Motto der Freimaurer der United Grand Lodge of England (UGLE) und bedeutet: "Höre, sehe, schweige, wenn Du in Frieden leben willst." (Das ist doch saftig zum Interpretieren und Spekulieren).

War das ein Selbstgespräch? Bin ich eine Therapiegruppe? Bei uns steht an der Autobahn eine Werbung, ein leerer Öltank mit der Aufschrift: "Ich bin zwei Öltanks". Absurd, aber jetzt habe ichs verstanden....

Grüße an uns

CB

EDIT: 12 (!) Minuten. Schwester! Ich verliere ihn. Atropin in die Herzgegend!
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Colin Benson am 16.09.2004 16:46 Uhr
Und die Geschichte zu "honi soit..."

Both studies take us back to the origin of the Most Noble Order of the Garter which was founded in 1348 by King Edward III as a noble fraternity consisting of the King, the Prince of Wales (or heir-apparent to the throne) and 24 Knights Companion. It is to this day the highest of the English orders, with a membership of under 30 people.

King Edward was the last of the Plantagenet kings, and had a penchant for ceremonial, and for fighting the Scots and the French. He set up a round table at Windsor, in emulation of that established by King Arthur, and created the Order of the Garter.

The reasons why the badge of the Order is a garter, and the significance of the motto are lost in antiquity. There are several romantic stories referring to a lady at court who dropped her garter (usually attributed to the Countess of Salisbury, future mother of King Richard II). The King is said to have picked up the garter, chivalrously exclaiming "Shame be to him who thinks evil of it." …or "Honi soit qui mal y pense".

The contemporary historian Froissart writes about the foundation of the Order, but does not mention any romantic tale associated with it. (Froissart's Chronicles, by the way, are good reading!)

The story of the Countess is certainly chivalric and romantic, but may be nothing more than medieval urban legend. CW Scott-Giles, a noted heraldic writer, states that the legend seems to have originated in France, possibly to bring scorn to the new Order. Certainly Edward at this time was assiduously pursuing his claim to the throne of France. He even had his royal coat of arms changed to reassert this claim! The blue and gold colors of the Garter are the French royal colors. Prosaically enough, the motto may also refer to the King's claim to the French throne.

Quelle: http://footguards.tripod.com/06ARTICLES/ART06_Honisoit.htm
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Than am 16.09.2004 17:17 Uhr
Aaaalles klar! Danke für die Infos! :)
Ich beherrsche weder franz noch latein (obwohl beides damals inner Schule gehabt!). S'il meurt ici, il l'appartient vous pour l'obtenir hors d'ici et pour l'enterrer ... oder so ähnlich ^^. Aber dafür kann ich japanisch und Lallan (nein, damit mein ich nicht die Sprache betrunkener Kneipengänger, sondern das, was man in Schottland spricht^^) Lerne bald meine 4. Fremdsprache - Vietnamesisch. /me hat nen Sprachentick!
Und verflucht, du hättest das Atropin ins Hirn rammen sollen! Da komm ich böse Stimme nämlich her  :twisted:
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Colin Benson am 16.09.2004 17:21 Uhr
Tha mi toilicht' d'fhaicinn! Das hatte ich vergessen. ;).

CB
Titel: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Than am 16.09.2004 18:37 Uhr
Wus?  :shock:
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Stordfield am 14.01.2013 13:11 Uhr
Hallo!

Meines Wissens gibt es immer noch verschlossene Akten. Laut Telegraph handelt es sich dabei um vier in Leder gebundene Ordner und z.B. T. Marriott bemühte sich vergeblich vor Gericht um deren Freigabe. Grund für die wiederholte Absagen, so die Behörden, sei der Umstand, dass aus den Akten auch die Identitäten der damaligen Polizei-Informanten hervorgehe und die Veröffentlichung dieser und anderer Informationen auch noch heutige Bemühungen um derartige Informationen untergraben würde.
Anhand eines zensierten Auszugs der Ripper-Akten, wie sie im Rahmen des Prozesses intern veröffentlicht wurden, seien nun vier weitere Verdächtige und weitere bislang unbekannte Beweismittel bekannt geworden, zitiert die Zeitung den Ripper-Forscher.
Neben zahlreichen anderen Verdächtigen wurde auch schon früh der Enkel von Queen Victoria, der Duke of Clarence, als Ripper ins Gespräch gebracht. Gerade dieser Verdacht nährt seither Verschwörungstheorien rund um die Ripper-Morde und die bis heute verschlossenen Untersuchungsakten.
Gerade vor dem Hintergrund des Kampfs gegen den internationalen Terrorismus, so eines der aktuellen Argumente der Polizeibehörden gegen die Veröffentlichung der Akten, könne man sich es nicht leisten, in dem Ruf zu kommen, seine Informanten zu verraten - auch nicht 123 Jahre nach den eigentlichen Ereignissen. "Solche Leute vertrauen sich uns nur dann an, wenn sie sicher sein können, dass ihre Identität auf keine Fall bekannt wird", wird ein Polizeibeamter zitiert. Marriott hingegen verweist auf schon zuvor freigegebenen Polizeiakten zu anderen historischen Kriminalfällen, aus welchen ebenfalls die Namen von damaligen Informanten hervorgingen. In diesen Fällen, so erläutert der Forscher, wurde entschieden, dass die Nachkommen der genannten Personen durch die Veröffentlichung keinen Schaden nehmen würden - sollte dies in diesem Fall nun vielleicht anders sein? (Quelle: sott.net, 17.5.11)

Gruß Stordfield
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 14.01.2013 16:07 Uhr
Hallo Stordfield,

Vier dicke Register, 36 000 Einträge…

“The ledgers provide details of the police’s dealings with thousands of informants from 1888 to 1912, including some who provided information during the original Ripper investigation.”

Ein Auszug von 40 Seiten davon, mit geschwärzten Namen und Details, sollen, wenn ich es richtig interpretiere, vier neue Verdächtige sowie neue Beweise enthalten. Nun lass uns mal hochrechnen, dann gibt es neben den unzähligen neue Verdächtigen, unzählige Informanten und unzählige Beweise. Soll man das alles freigeben, dann würden die Kapazitäten in den Ripper- Foren nicht mehr ausreichen um die neuen Theorien, Verdächtigen und Beweise vorzustellen.

Ich weiß nicht, was da alles zusammengetragen wurde, vielleicht gehören die kleinen Büchlein der Constables und der Ermittler auch dazu, aber ganz sicherlich unzählige Beispiele, wo ein Nachbar den anderen angeschissen hatte. Keine Ahnung, wie diese Teile geordnet und angelegt sind.

Wenn ich mir nun vorstelle, dass Trevor Marriott da mittendrin schalten und walten dürfte, dann wird mir angst und bange. Und noch mehr davon, wenn der Name meiner eigenen Familie darin verewigt wäre.

Zweifelsohne, interessant und aufschlussreich wären diese Akten sicherlich. Vielleicht wären davon 95% Nonsens aber die restlichen 5% könnten unter Umständen etwas hergeben. Da wäre ich mir, rein intuitiv, relativ sicher.

Aber wer könnte dafür geeignet sein, hier tatsächlich Einblick gewährt zu kriegen?
Welche Umstände könnten es rechtlich möglich machen?
Also was wäre zu tun und wer wäre in der Lage, diese Aufgabe höchstfürsorglich zu übernehmen?

Ein wenig kann ich Scotland Yard schon verstehen. Die haben sicherlich keinen Bock darauf, sich national und international unmöglich zu machen. Mr. Thompson aus Watford, W. Smith aus Tottenham und Mrs. Lee aus Wimbledon, haben sicherlich keine Lust darauf, dass Pressetypen oder sonst wer, bei ihnen auf der Matte steht und Fragen dazu stellt, was deren UrUrOpa mal mit dem Falle Jack the Ripper zu tun hatte. Gott bewahre sie und uns davor. Diesmal ging es 125 Jahre gut, beim nächsten Falle sind es vielleicht nur 20 Jahre, man weiß ja nie.

http://www.telegraph.co.uk/news/uknews/crime/8514000/Scotland-Yard-fights-to-keep-Jack-the-Ripper-files-secret.html

Gruß, Lestrade.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Stordfield am 14.01.2013 16:27 Uhr
Hallo Lestrade!

Sicher hast Du Recht und es würde bei Veröffentlichung der Akten eine Menge Mist aufgetürmt werden. Allerdings verweise ich darauf, dass ja Mord angeblich nicht verjährt. Für mich steht daher außer Frage, dass man die Dokumente nicht für alle Zeiten unter Verschluß halten darf. Auch nach so langer Zeit haben die Opfer und auch die unschuldig Verdächtigen ein Recht darauf, dass mit allen Mitteln der wahre Täter überführt wird. Das finde ich persönlich wichtiger als die Ruhe von Mrs. Lee und Mr. Brown.                 Ja, wem sollte man jetzt aber die Aufgabe übertragen, den ganzen Papierwust durch zu gehen und den Weizen von der Spreu zu trennen?  :scratch_one-s_head:

Gruß Stordfield
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 14.01.2013 17:44 Uhr
Ohne Zweifel triffst Du den Nagel auf den Kopf! Der richtige Umgang damit, ist ja das, was mir Kopfzerbrechen bereitet. Da rennen mir einfach zu viele Irre durch die Gegend. Sind die richtigen Leute am Werk, werden Mrs. Lee und Mr. Brown auch nicht behelligt.

Ich weiß auch keine Lösung, in die Position zu kommen, um quasi eine “Neuaufnahme der Ermittlungen zur Mordserie“ zu erreichen. Da müsste ja eine Menge passieren.

Mein Vorschlag wäre der, auch wenn es pure Spinnerei und Wunschdenken ist, dass man vorerst verdiente Ripperologen (die Ripperologie ist ja quasi eine Wissenschaft) eine Art Nische öffnet, um diese Akten einzusehen aber diese Personen auch gleichzeitig verpflichtet und vereidigt, mit den gewonnen Informationen sorgfältig umzugehen. Zumindest bis auf weiteres oder per Widerruf. 3-5 Ripperologen kommen da für mich in Frage. Ich denke an Paul Begg, Donald Rumbelow, Stewart Evans und Keith Skinner oder Philip Sugden. In meinen Augen sind diese Personen gut in der Lage, relevante Dinge von den weniger relevanten bzw. irrelevanten Fakten zu trennen. Ich vermute, dass wir eine Unmenge an wichtigen Sachen nicht zu erwarten haben. Es werden vielleicht am Ende ein Dutzend Fakten sein, über die es sich zu sprechen lohnen würde. Wie schon angedeutet, ich kann dies eigentlich gar nicht beurteilen, vielleicht sind es auch doppelt so viele oder noch mehr. Ich möchte damit nur zum Ausdruck bringen, wie sich die Akten relativieren werden und das werden sie sich mit Sicherheit.

Genannte Fachleute, Ripperologen und Autoren haben bewiesen, dass sie die Fähigkeiten besitzen, an diesem Fall arbeiten zu können und sich vor allem dazu auch ausdrücken zu können. Auf ihre Meinung kann ein jeder dann vertrauen, sie werden niemanden am langen Arm verhungern lassen. Eine weitere Vorgehensweise hängt dann auch von ihren Ergebnissen ab. Die kann man schwerlich vorhersagen. Aber vielleicht geht danach ja noch mehr als man annehmen könnte. Und zwar ohne unschuldige Leute irgendwo mit hineinzuziehen.

Nun gehören aber auch wir zu den Leuten, die aufgrund ihrer Neugierde, sehr befangen sind. Dies ist aufgrund unseres aufrichtigen Interesses am Fall eben so. Und von uns gibt es eine Menge. Wir sollten denen den Vortritt lassen, die es sich wirklich verdient haben und deren Persönlichkeit und Fallerfahrung reif genug dafür ist.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Shadow Ghost am 14.01.2013 19:17 Uhr
Ich habe die Diskussion um diese verschlossenen Akten zwar nur am Rande verfolgt, aber ich glaube, ich kann gewisse Argumente seitens der offiziellen Stellen verstehen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, (auch) um Akten des Special Branch, der sich zur damaligen Zeit mit Delikten rund um die Irland-Frage beschäftigte, d.h. auch um terroristische Aktionen. Wenn man sich die Radikalität, die die Frage um die Unabhängigkeit Irlands (bzw. heute Nordirlands) hervorruft, betrachtet, kann ich schon verstehen, dass die Namen von Informanten aus der damaligen Zeit nur ungern veröffentlicht werden. Stellt euch einfach mal vor, man erfahre, dass ein Mr John Doe aus Dublin damals geplaudert hätte, um eine Aktion der damaligen IRA-Vorfahren zu verpfeife, was dazu führte, dass letztere inhaftiert und vielleicht sogar härter bestraft wurden. Bei manchen radikalen Geistern mag dies dazu führen, Nachfahren von John Doe aufzuspüren, um sich an ihnen zu revanchieren. Es mag auch einfach nur dazu führen, dass diese Nachfahren der England-Sympathisanten bei Bewerbungen oder ähnlichem benachteiligt werden. Ich glaube, das will keiner.

Bliebe noch die Frage, die Akten um brisante Stellen geschwärzt herauszugeben. Das klingt natürlich verlockend, und als "Ripperologe" würde ich das sicherlich begrüßen. Nur haben wir dann eben das Problem, dass eine Information immer nur durch ihre Quelle einen gewissen Wert, ihre Glaubwürdigkeit, erhält. Der Mensch neigt eben dazu, Aussagen, die von Polizisten oder anderen "ehrbaren" Personen stammen, mehr Gewicht zu verleihen, als Aussagen von Kriminellen und anderen "Zwielichtigen". Das muss nicht immer richtig sein, denn warum sollte ein Polizist besser beobachten können als eine Prostituierte, aber es scheint eben in unserer Natur zu liegen. Dennoch könnten die Informationen der verschlossenen Akten die Ripper-Forschung ein großes Stück voranbringen.
 
Ich habe so meine Zweifel, ob Trevor Marriott unbedingt der richtige Mann für diese Aufgabe ist, schließlich hat er wegen seines Lieblings-Verdächtigen eine entsprechende Voreinstellung, aber besser er kann die Akten sehen als gar keiner. Wünschenswert wäre sicherlich eine Art Sourcebook als Ergänzung zu dem, das wir alle ja schon haben. Als mögliche Autoren hat Lestrade ja schon die besten Vorschläge gemacht. Ideal wären wohl Leute ohne pet-theory, also vielleicht Keith Skinner und Debra Arif. Bis das aber soweit sein wird, wird der thread wohl noch einmal so alt wie er heute ist.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Stordfield am 14.01.2013 20:01 Uhr
Hallo!

Verdienten und allgemein geschätzten Ripperologen Einblick in die Akten zu gewähren scheint auch mir die passabelste Variante zu sein. Allerdings befürchte ich dann so eine Art "Zickenkrieg", denn es existieren in dieser "Branche" viel zu viele selbsternannte und -verliebte Experten. Finden wir uns also damit ab, dass der Fall eventuell lösbar ist, ein happy end aber anderen Interessen untergeordnet werden muß.!?  :unknown:

Gruß Stordfield
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 14.01.2013 20:03 Uhr
Das die Akten über die Special Branch liefen, erklärt für mich auch den Grund bzw. es wäre einer der möglichen Gründe, warum man bis 1912 Information sammelte. Chief Inspector John George Littlechild und die Geschichte um den Verdächtigen Francis Tumblety sind hinlänglich bekannt. So betrachtet, jagten ja nicht nur die Metropolitan Police und City Police Jack the Ripper, sondern auch die Special Branch. Gut möglich, nein, sogar sehr wahrscheinlich, dass auch die Special Branch so viele Informationen wie nur möglich sammelte und diese sich auch hier und da, mit den (bekannten) Erkenntnissen der beiden anderen Einheiten überschnitten. So können neben neuen Informationen, auch alte, uns bekannte Informationen, in einem ganz anderen Licht erscheinen. Die Reihenfolge Königshaus- Innenministerium- MET/CP/SB, ließen wohl die letztgenannten, jedem nach seinen Möglichkeiten und deren Eifer bzw. dessen Wichtigkeit im Verhältnis zur Dringlichkeit agieren. Die Special Branch muss da wohl echt alle Register gezogen haben. Könnte der Ripperologie tatsächlich richtig zu gute kommen.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Shadow Ghost am 14.01.2013 21:13 Uhr
Was mir gerade durch den Kopf geht: Wir diskutieren hier über Unterlagen, die über hundert Jahre alt sind! Wenn man bedenkt, wie schnell deutsche Geheimdienste und Polizeibehörden heutzutage Unterlagen vernichten (Stichwort: NSU).

Verdienten und allgemein geschätzten Ripperologen Einblick in die Akten zu gewähren scheint auch mir die passabelste Variante zu sein. Allerdings befürchte ich dann so eine Art "Zickenkrieg", denn es existieren in dieser "Branche" viel zu viele selbsternannte und -verliebte Experten.

Dieser Einwand ist nicht unrichtig, aber ich denke, dass die bereits genannten Namen doch von der allergrößten Mehrheit der Ripperologen als verlässlich und vertrauenswürdig eingestuft werden. Sicherlich wird es wenige geben, die trotzdem meckern würden, aber damit muss man wohl leben.

Ich persönlich fasse ja den Special Branch eher als Geheimdienst denn als Polizeieinheit auf, und von Geheimdiensten ist ja bekannt, dass sie sehr gerne Informationen sammeln (dazu sind sie ja auch da), und zwar so viel Informationen wie nur möglich - so heißt es zumindest, vielleicht täusche ich mich aber auch. Und bei dieser Datensammelei kann es natürlich vorkommen, dass sie "über's Ziel hinaus geschossen haben", und "sensible" Daten gesammelt haben, sprich Bereiche, die das Königshaus betreffen und vielleicht noch heute unangenehme Folgen haben könnten, berührt haben. Ob es nun Bordellbesuche eines Prinzen sind oder Schlimmeres. Ich weiß nicht, ob der Einfluss der royalen Familie heute noch groß genug ist, aber vielleicht sind das neben dem Informantenschutz noch Aspekte, sie eine Rolle spielen.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 14.01.2013 21:39 Uhr
Ich persönlich fasse ja den Special Branch eher als Geheimdienst denn als Polizeieinheit auf, und von Geheimdiensten ist ja bekannt, dass sie sehr gerne Informationen sammeln (dazu sind sie ja auch da), und zwar so viel Informationen wie nur möglich - so heißt es zumindest, vielleicht täusche ich mich aber auch. Und bei dieser Datensammelei kann es natürlich vorkommen, dass sie "über's Ziel hinaus geschossen haben", und "sensible" Daten gesammelt haben, sprich Bereiche, die das Königshaus betreffen und vielleicht noch heute unangenehme Folgen haben könnten, berührt haben. Ob es nun Bordellbesuche eines Prinzen sind oder Schlimmeres. Ich weiß nicht, ob der Einfluss der royalen Familie heute noch groß genug ist, aber vielleicht sind das neben dem Informantenschutz noch Aspekte, sie eine Rolle spielen.

So ist wohl ihre Arbeitsweise einleuchtend formuliert.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, einige Special Branch Leute durften sich "Detective" nennen.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Stordfield am 14.01.2013 21:44 Uhr
Mal `ne ganz doofe Frage: War denn die Special Branch eine feste Institution, oder wurde nicht eher jedesmal eine neue gegründet, wenn man eine brauchte?
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 14.01.2013 22:08 Uhr
Hier ´ne ganz doofe Antwort :scratch_one-s_head::

Ich bin nicht gut bewandert, was die Special Branch angeht, aber ich denke, es handelt sich stets um eine Sonderabteilung zur Abwehr im Sicherheitsbereich im Lande. Special Irish Branch wäre dann eine davon gewesen. Zur damaligen Zeit, wäre das sicherlich und soweit ich das mitbekam, auch die wirklich erste Special Branch gewesen. Vielleicht auch eine Erklärung, warum so viel Material gesammelt werden konnte. Daraus wird sich wohl weiteres, bezüglich Sicherheit, entwickelt haben.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Shadow Ghost am 14.01.2013 22:38 Uhr
Mal `ne ganz doofe Frage: War denn die Special Branch eine feste Institution, oder wurde nicht eher jedesmal eine neue gegründet, wenn man eine brauchte?

Soweit ich das verstanden habe, war die Special Branch eine eigene Abteilung innerhalb der Metropolitan Police Force, also ebenbürtig mit dem Criminal Investigation Department. Ursprünglich wurde es wohl Secret Department genannt, dann Special Irish Branch und letztlich nur noch Special Branch. Von daher war es wohl eher eine feste Einheit und nicht wie eine SoKo zu verstehen (oder wenn man so will eine sehr langlebige SoKo). Noch heute hat die Metropolitan Police eine Couter Terrorists Unit.

So weit ich weiß, hatten/haben auch Polizeieinheiten anderer Städte in Großbritannien ihre Special Branch, die sich mit ähnlichen Themen befassten (Terrorismus, nationale Sicherheit), so dass der Begriff SoKo, wie wir ihn in Deutschland verwenden, nicht anzuwenden wäre. Ob diese anderen Special Branchs irgendwann wieder aufgelöst wurden oder in anderen Einheiten aufging, kann ich nicht sagen.

Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, einige Special Branch Leute durften sich "Detective" nennen.

Falls ich mit meinen Annahmen richtig liege, dürften sich wohl alle Mitglieder irgendwie Detective genannt haben, also beispielsweise Detective Sergeant oder Detective Chief Inspector (wie Littlechild?).
Ich schreibe aus der Erinnerung weil mir gerade die Zeit fehlt genauer nachzulesen. Ich schätze in Scotland Yard Investigates dürfte dazu einiges zu finden sein.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 15.01.2013 09:15 Uhr
Das sollte auch weiterhelfen-

Auf der Seite der Metropolitan Police, finden wir die “Branches of the Metropolitan Police Service“:

http://www.met.police.uk/about/branches/

U.a.:

Counter Terrorism Command - ehemalige “the Anti-Terrorist Branch and Special Branch”

Nach dem Anklicken, erfährt man noch einiges über diese Abteilung.
Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Lestrade am 15.01.2013 12:03 Uhr
Stewart P. Evans & Donald Rumbelow´s Jack the Ripper- Scotland Yard Investigates gibt tatsächlich auch einiges zur Special Branch her, wie Shadow ja vorschlug. Ein Auszug davon:

“Zunächst war die Special Irish Branch eine Einheit von vier Detektiven und acht uniformierten Beamten. Nominell verantwortlich war Williamson aber als er das Kommando über die gesamte CID inne hatte, übertrug man das Tagesgeschäft in die Hände von John Littlechild, der zuvor nach dem Phoenix Park Mord für fünf Monate Undercover in Dublin unterwegs war aber nun zum Inspektor befördert wurde. Vom Glauben her, war Littlechild ein überzeugter Protestant und an mit Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anti-katholisch. Seine Vorstellungen würden vorsehen, dass es keiner Person zustehen würde, die sich zu einem anderen Anderem als dem protestantischen Glauben bekennt oder sich diesem gar anschließt, sich irgendeinen Vorteil unter seiner Führung einzuheimsen.

Das Special Branch Hauptquartier lag in einem kleinen zweistöckigen Gebäude inmitten von Great Scotland Yard.“

Titel: Re: Öffnung von verschlossenen Akten
Beitrag von: Anirahtak am 16.01.2013 00:54 Uhr
Ich habe die Diskussion um diese verschlossenen Akten zwar nur am Rande verfolgt, aber ich glaube, ich kann gewisse Argumente seitens der offiziellen Stellen verstehen. Es geht, wenn ich es richtig verstanden habe, (auch) um Akten des Special Branch, der sich zur damaligen Zeit mit Delikten rund um die Irland-Frage beschäftigte, d.h. auch um terroristische Aktionen. Wenn man sich die Radikalität, die die Frage um die Unabhängigkeit Irlands (bzw. heute Nordirlands) hervorruft, betrachtet, kann ich schon verstehen, dass die Namen von Informanten aus der damaligen Zeit nur ungern veröffentlicht werden. Stellt euch einfach mal vor, man erfahre, dass ein Mr John Doe aus Dublin damals geplaudert hätte, um eine Aktion der damaligen IRA-Vorfahren zu verpfeife, was dazu führte, dass letztere inhaftiert und vielleicht sogar härter bestraft wurden. Bei manchen radikalen Geistern mag dies dazu führen, Nachfahren von John Doe aufzuspüren, um sich an ihnen zu revanchieren. Es mag auch einfach nur dazu führen, dass diese Nachfahren der England-Sympathisanten bei Bewerbungen oder ähnlichem benachteiligt werden. Ich glaube, das will keiner.

...
Natürlich nicht, aber ist die Wahrscheinlichkeit dafür wirklich so hoch? In Deutschland kann man auf Antrag die Klarnamen von IM der Stasi (http://www.bstu.bund.de/DE/Akteneinsicht/Privatpersonen/Privatpersonen_node.html#doc1775984bodyText6) erfahren und ich habe noch nie von Racheakten gehört, was mir als Szenario naheliegender erscheint, als dass jemand Nachfahren nach über 100 Jahren ausfindig macht. Andererseits werden in Nordirland Schulkinder von Erwachsenen mit Steinen beschmissen, ein gewisses Irrsinspotenzial ist also schon vorhanden.

In den Kommentaren zu dem Artikel, den Lestrade oben verlinkt hat, meint eine große Mehrheit, die königliche Familie wolle die Veröffentlichung verhindern. Nicht unbedingt, weil Prinz Albert der Ripper wäre, sondern weil auch geringfügigere Peinlichkeiten über die Royals enthalten sein könnten.

Zitat
Was mir gerade durch den Kopf geht: Wir diskutieren hier über Unterlagen, die über hundert Jahre alt sind! Wenn man bedenkt, wie schnell deutsche Geheimdienste und Polizeibehörden heutzutage Unterlagen vernichten (Stichwort: NSU).
Nun ja, das waren widerrechtliche Schredderungen, um das eigene Versagen zu vertuschen bzw. die eigene Blindheit auf einem bestimmten Auge.