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Bei einigen Tatverdächtigen muss man sich tatsächlich
fragen, wie sie überhaupt jemals in diesen Kreis aufgenommen
wurden. Leider lässt sich nicht eindeutig klären, wie
Joseph Carey Merrick, auch bekannt als "Der Elefantenmensch",
plötzlich mit den "Jack
the Ripper"-Morden in Verbindung gebracht wurde. Aber eines
kann ganz klar zu dieser absurden Theorie gesagt werden - "Jack
the Ripper" war er mit Sicherheit nicht!
Curriculum Vitae
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5. August 1862 in Leicester |
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11. April 1890 |
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Viele mögen denken, dass Joseph Merrick nur eine Gestalt der englischen
Mythologie des ausgehenden 19. Jahrhunderts war, aber diese faszinierende
Persönlichkeit fristete sein Dasein tatsächlich
im britischen Königreich.
Noch vor seinem zweiten Geburtstag bildeten
sich in seinem Gesicht die ersten Tumore, die sich dann im Laufe
der Jahre weiter auf seinem Körper ausbreiteten und seine Gestalt
völlig entstellten. Gerade zu dieser Zeit erregte ein derart
deformierter Mensch großes Aufsehen im viktorianischen England
und so war es nur eine Frage der Zeit bis die Wissenschaft auf
ihn aufmerksam wurde.
Bis zu seinem 11. Lebensjahr lebte er allerdings
mit seinen Eltern und Geschwistern William Arthur
und Marion Eliza zusammen. Nachdem seine Mutter, Mary Jane, am
19. Mai 1873 an einer Lungenentzündung starb, suchte sich sein
Vater eine neue Unterkunft und verliebte sich in die Vermieterin,
die er später heiratete. Joseph wurde von nun an dazu
gezwungen, sich seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen. Er
verkaufte auf der Straße Schuhcreme und wurde dabei häufig von
grölenden Kindern verfolgt, die sich über sein Aussehen lustig
machten und ihn beleidigten. Da er aufgrund seiner körperlichen
Behinderung Schwierigkeiten hatte, auf dem Kopfsteinpflaster zu
gehen und sich nur langsam fortbewegen konnte, war er diesen hilflos
ausgeliefert und so folgten sie ihm oft über mehrere Stunden. Nachdem
seine Stiefmutter immer dominanter auftrat und ihren Mann davon
überzeugte, dass Joseph sie zum Gespött der Leute werden lässt,
bat der Vater ihn ausziehen und von nun an wohnte er in mehreren
Arbeitshäusern der Gegend.
Joseph, intelligent und voller Tatendrang, lernte im Laufe der
Zeit mit seiner Behinderung umzugehen und er beschloss im Jahre
1884 nach London zu gehen, um dort aus seinem Körper Kapital
zu schlagen. Er begab sich in die Obhut von Tom Norman, der ein
Kuriositätenkabinett
direkt gegenüber des London Hospitals, Whitechapel Road, unterhielt.
Von nun an war er nur noch unter dem Namen "Elefantenmensch"
bekannt (Anm. d. Red.: Seine Mutter selbst hatte ihm erzählt,
dass sie, als sie mit ihm schwanger gewesen ist, bei einer Parade
von einem Elefanten attackiert wurde. Dem Irrglauben, dass daher
seine Deformationen herrührten, war Joseph bis zu seinem
Tod auferlegen). Trotzdem unterließ er nichts unversucht,
um ein "normales" Aussehen zu erlangen und unterzog sich
mehreren Operationen im Gesicht, die allerdings erfolglos blieben.
Durch die Nähe der so genannten "Freak Show" zum
London Hospital, wurde der junge Arzt und Chirurg, Sir Frederick
Treves, auf Joseph aufmerksam und besuchte ihn nach einer Aufführung,
um sich ein genaues Bild
über die Missbildungen zu machen. Beeindruckt von dem was
er zu sehen bekam, präsentierte er den "Elefantenmenschen" am
2. Dezember 1884 der "Pathologischen Vereinigung Londons".
Fast zwei weitere Jahre vergingen, bis sich Treves und Joseph wieder
sahen. Joseph wurde bei einem Aufenthalt
in Belgien überfallen und seiner gesamten Ersparnisse beraubt.
Am Ende seiner Kräfte wurde er ins London Hospital eingeliefert
und dort wegen Unterernährung
und Bronchitis behandelt.
Der Mediziner suchte nun nach einer
festen Bleibe für
seinen Schützling.
Aufgrund der Popularität die beide in den höheren
Kreisen Londons erlangten, fanden sich recht schnell großzügige
Geldgeber, um ihm ein neues Zuhause zu finanzieren (Anm. d. Red.:
Es war damals nicht erlaubt, einen unheilbar Kranken in einem Krankenhaus
aufzunehmen). Selbst Königin Victoria setzte sich persönlich
für den weiteren
Verbleib von "Englands Kind" ein und so wurde dem London
Hospital aufgetragen, ihm bis an sein Lebensende ein Zimmer zur
Verfügung
zu stellen. Hier verstarb Joseph Merrick im Schlaf am 11. April
1890 im Alter von nur 28 Jahren.
Sein Körper wurde nach seinem
Tod konserviert, und obwohl viele Exponate im Laufe der Jahre verloren
gingen, wird sein Skelett noch immer in einem englischen Museum
ausgestellt.
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Deformation
von Joseph Merricks Körper |
Rekonstruktion
seines Gesichts |
Argumente: PRO
- Joseph hatte eine ausreichende Ortskenntnis, da er die letzten
Jahre seines Lebens im East End verbrachte.
- Aufgrund seines damaligen Bekanntheitsgrades und dem Mitleid,
dass er erregt hat, könnte es durchaus möglich sein,
dass die Opfer ihn in die dunklen Ecken des East End
begleiteten, da sie davon ausgingen, dass er nicht in der
Lage wäre, ihnen etwas anzutun.
Argumente: CONTRA
- Wie soll jemand, der unter einer so starken Deformation
des Körpers litt, unbeachtet durch Whitechapel streifen?
Joseph wäre sofort erkannt worden.
- Die Verletzungen, die den Opfern beigebracht wurden, zeugen
von einem geschickten Umgang mit dem Messer. Josephs rechter
Arm war völlig deformiert und er konnte diesen fast nicht
bewegen - Da man heutzutage davon ausgeht, dass der Ripper Rechtshänder
war, käme Joseph schon alleine aus diesem Grund nicht für
die Morde in Frage.
- Joseph konnte aufgrund seines Körperbaus nur sehr schlecht
gehen, geschweige denn rennen. Er wäre unmöglich in
der Lage gewesen, in der Nacht des Doppelmordes, die Strecke
vom Tatort Liz Stride bis zum Tatort Catharine Eddowes in dieser
kurzen Zeit zurückzulegen.
Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 19.01.05)
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