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Robert Donston Stephenson

Es gibt immer wieder Theorien über die Motive „Jack the Rippers“, die nicht in das weit verbreitete Schema des Sexualtäters passen und abseits des Mainstreams existieren. Eine dieser Theorien wird hauptsächlich von den Autoren Melvin Harris und Ivor Edwards vertreten und betrifft den Okkultisten Robert Donston Stephenson, der die Morde aus rituellen und schwarzmagischen Motiven begangen haben soll. Interessanterweise war es Donston selbst, der Theorien über die Identität des Rippers aufstellte und diese der Londoner Polizei in Briefen mitteilte.

Curriculum Vitae

geboren

20. April 1841 in Sculcoates

gestorben

1916 in Islington

Robert Donston Stephenson

Das Interesse an der Magie und Okkultismus zog sich schon seit Kindheitstagen wie ein roter Faden durch das Leben Robert Donston Stephensons. Im Jahre 1859 lernte der damals 18-Jährige auf einer Reise nach Paris den Magier Bulwer Lytton kennen und erhielt durch ihn erstmals tiefere Einblicke in die Welt des Okkulten und in die Logen der Freimaurer. Nachdem er kurz darauf einer drei Jahre andauernden Tätigkeit als Arzt in der Armee des Italieners Garibaldi nachgegangen war, verfolgte er weiterhin sein Interesse an der Magie und studierte auf einer mehrmonatigen Reise nach Westafrika die Riten der dortigen Magier. Nach kurzer Zeit kehrte er zurück und verbrachte noch einige Jahre in Hull. Er trieb sich oft mit Prostituierten herum – ein Laster, bei dem sich Stephenson mit der Geschlechtskrankheit Syphilis anstecken sollte. 1869 zog er nach London, wo er 1876 eine gewisse Anne Deary heiratete. Nur zwei Jahre später zog es Donston erneut in die Ferne, diesmal nach Indien, um erneut Magie und dort praktizierte Riten zu erforschen.

1886 bewarb sich Donston für eine Sekretariatsstelle in den Polizeistationen der Metropolitan- und der City Police, wurde jedoch aus unbekannten Gründen abgelehnt. Im Juli 1888 suchte er aufgrund seines Leidens an Neurasthenie, einer Art chronischem Erschöpfungszustand, das London Hospital auf und verbrachte dort die nächsten Monate bis Dezember 1888. Mit dem dort praktizierenden Arzt Dr. Davies hegte er gemeinsames Interesse an den Whitechapel-Morden und pflegte mit ihm des Öfteren Diskussionen über die Identität des Rippers. Dabei verhielt sich Dr. Davies scheinbar derart seltsam, dass Stephenson ihn verdächtigte, der Täter zu sein. Er teilte diesen Verdacht gegen Ende des Jahres 1888 der Polizei mit. Beinahe zeitgleich ging auch ein Brief von einem Bekannten Donstons bei der Polizei ein, in dem dieser Dr. Davies verteidigte und auch einen Verdacht äußerte - Stephenson selbst könne der Täter sein, da er bei einer der zahlreichen Diskussionen profundes Wissen über die Tötungsweise des Rippers gezeigt und den Tötungsakt an den Prostituierten sehr anschaulich nachgestellt hatte.

Wurden die Tatorte strategisch geplant?
Angeblich wurden die Tatorte Jack the Ripper's strategisch geplant.
© Ivor Edwards, 2001

Die Whitechapel-Morde standen von Anfang an in Donstons Interesse. Oft schrieb er die Polizei an, um sie von seinen Verdächtigungen und Vermutungen, zum Beispiel von der möglichen Bedeutung des Goulston-Street-Graffitos,  zu unterrichten.

Wurden die Tatorte strategisch geplant?
Jack the Ripper verwendete angeblich einen Kompass, um den zentralen Punkt
zwischen den Tatorten von Mary Kelly, Elizabeth Stride und Catherine Eddowes
zu ermitteln - © Ivor Edwards, 2001

Stephenson verbrachte im Jahre 1889 nochmals zweieinhalb Monate im London Hospital und wurde durch die Behandlung seiner Leiden mit einem Schlafmittel von diesem Mittel abhängig.

The Patristic Gospels
Donston's Buch "The Patristic Gospels", veröffentlicht 1904

Bevor er zum Christentum konvertierte, widmete sich Donston in den folgenden Jahren noch einmal intensiv der Magie. Eine gewisse Vittoria Cremers,  mit der er zu dieser Zeit Kontakt pflegte, sollte sich später erinnern, sie habe einst in Donstons Zimmer eine schwarze Kiste mit blutverschmierten Krawatten gefunden. Einige Zeit später soll ihr Stephenson erzählt haben, der Ripper habe die den Opfern entnommenen Organe unter seiner Krawatte versteckt und transportiert – ohne von der Entdeckung der Kiste durch die Frau gewusst zu haben.

Robert Donston Stephenson verstarb Jahre später 1916 in Islington.

 

Argumente: PRO

  • Stephenson befand sich zur Zeit der Morde im London Hospital und somit in unmittelbarer Nähe der Tatorte.
  • Er zeigte großes Interesse an Okkultismus und Magie. Den Autoren Melvin Harris und Ivor Edwards zufolge ergeben sich beim Verbinden der Tatorte okkulte Zeichen, was auf einen rituellen Hintergrund der Morde hindeuten könnte. Auch die Verstümmelungen an den Opfern und ihre Fundpositionen können magisch bezweckt gedeutet werden.
  • Die Ansteckung mit Syphilis bei einer Prostituierten würde ihm ein Motiv für die Morde geben.
  • Stephenson wurde bereits zur Zeit der Morde von ihm nahe stehenden Personen verdächtigt, „Jack the Ripper“ zu sein.
  • Es besteht der Verdacht, der Ripper habe zumindest rudimentäre anatomische Kenntnisse besessen - durch seine Arbeit als Militärarzt kann Stephenson über diese Kenntnisse verfügt haben.
  • Möglicherweise war Stephenson aufgrund der Ablehnung seiner Bewerbung bei der Polizei wütend auf diese – eine Erklärung für das Verhalten des Rippers und seiner angeblichen Verhöhnungen?
  • Er war vermutlich drogenabhängig und könnte die Morde im Delirium begangen haben.

Argumente: CONTRA

  • Stephenson passt nicht in die Zeugenbeschreibungen, er war zu groß und zum Zeitpunkt der Morde zu alt.
  • Er verfasste selbst Artikel über die Morde und schrieb die Polizei direkt an, um sie über Verdächtigungen und Überlegungen zu unterrichten. Dieses Verhalten ist zwar auch bei Tätern zu beobachten – seine Annahmen und Aussagen sind jedoch teilweise fehlerhaft und lassen Zweifel an seiner Kenntnis über die Morde zu.
  • Stephenson fiel nie gewalttätig auf.
  • Er war der Polizei durch den häufigen Kontakt bekannt und wurde offenbar nicht als verdächtig eingestuft.

 

Patrick Höfling / Thomas Schachner
(Dokument zuletzt bearbeitet am 29.12.07)