
Curriculum Vitae
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nicht bekannt |
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ca. Mai 1887 |
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Am 11. Mai 1887 entdeckte der Lighterman Edward Henry Hughes
ein Sackleinen-Paket, das in der Themse bei Rainham (östlich
von London) trieb. Mit Stöcken schafften er und einige Kollegen
es - wohl in der Annahme, sie könnten etwas Wertvolles entdeckt
haben -,
das Paket ans Ufer zu ziehen. Als sie es öffneten, bot sich
ihnen der grauenvolle Anblick eines zerstückelten menschlichen
Torsos. Die Männer suchten einen Polizisten und fanden Constabler
Stock, der sofort zur Fundstelle eilte. Er beschrieb das, was
ihm zu Augen kam wie folgt: "Das Sackleinen-Bündel war
mit einer
Kordel mehrfach umwickelt; teilweise war die Kordel aber
gelöst worden und ich konnte sehen, dass das Bündel Teile
einer Frauenleiche enthielt." Genau genommen handelte es
sich alleine um einen Torso, Beine, Arme und der Kopf fehlten.
Es wurde eine Suche eingeleitet, um mit Booten in der Themse
oder am Ufer weitere Leichenteile zu finden, was aber erfolglos
blieb.
Die sterblichen Überreste wurden vorerst in einen Schuppen
neben das
Phoenix Hotel gebracht. Da die Polizei sich außerstande sah,
die Leiche zu identifizieren, wurde in einem öffentlichen
Aufruf um Mithilfe bei der Bevölkerung gebeten. Auch diese
Maßnahme blieb
erfolglos.
Am 16. Mai 1887 eröffnete Coroner Lewis die gerichtlichen
Untersuchungen
im Falle des Rainham Torsos. Dr. Edward Galloway wurde als medizinischer
Sachverständiger hinzugezogen. Dieser gab vor Gericht folgendes
zu Protokoll:
"Die sterblichen Überreste bestanden aus
den letzten zwei Knochen und der Hälfte der Wirbel über
dem Rumpf, und praktisch
die untere Hälfte des Körpers, aber ohne Beine oder Schenkel.
Der Rumpf wurde absolut gerade mit einer sehr scharfen Säge
durchtrennt, die Teile um die Wirbel herum mit einem scharfkantigen
Messer, welches auch die Unterleibswand durchtrennt hatte. Die
obere Hälfte des Rumpfes, der Kopf, die Arme, die Beine und
die
Schenkel, welche sauber aus der Hüfte herausgenommen wurden,
fehlten,
wobei die Muskeln der Schenkel schräge von innen nach außen
geschnitten wurden. Dies waren ebenfalls ziemlich saubere Schnitte,
die auch mit einem sehr scharfen Instrument zugefügt worden
sein
müssen. Es gab keine Zerstückelungen bei auch nur einer
dieser
Einschnitte, was zeigt, dass sie durch einen Experten durchgeführt
wurden. Es gab keine Anzeichen äußerlicher Gewalt. Die
Verstorbene
ist ungefähr seit einer Woche tot."
Das Alter wurde auf zwischen 27 bis 29 Jahre geschätzt. Einen
Scherz von Medizinstudenten schloss Galloway aufgrund des Erscheinungsbildes
der Leiche aus,
stattdessen zog er einen Mord in Betracht:
"Die Verantwortlichen
haben diese Methode gewählt, um die Leiche schrittweise loszuwerden."
Auf die Frage nach den medizinischen Kenntnissen des Mörders
meinte Galloway: "Ich bin mir sicher, dass, wer auch immer
diese Leiche zerstückelt hat, die Person über beachtliches
chirurgisches Wissen verfügte, denn nicht nur das Zerschneiden
wurde fachgerecht ausgeführt, sondern auch die Operationen
um die Wirbelsäule herum wurden so geführt, dass sie
mit geringstem Widerstand ausgeführt werden konnten, und sowas
kann nur jemand machen, der ein detailliertes anatomisches Wissen
hat".
Am 5. Juni 1887 wurde in der Themse in der Nähe von Temple
Stairs (westlich
von Rainham, d.h. flussaufwärts) erneut ein in Kordel
eingebundenes Leinenbündel gefunden, in dem sich die Schenkel
eines Menschen befanden. Dr. Galloway wurde hinzugezogen und bestätigte,
dass sie zu dem Rainham-Torso gehörten. Am gleichen Tag wurde
am Battersea Park Pier in einem Leinenpaket der obere Teil eines
menschlichen Körpers (ohne Kopf) gefunden, am 23. Juni 1887
weitere
Leichenteile - auch sie gehörten zum Rainham Torso.
Inzwischen waren die sterblichen Überreste des Rainham-Torsos,
die
bereits auf einem Friedhof in Rainham beigesetzt worden waren,
exhumiert und konserviert, damit man eventuelle
spätere Leichenfundstücke mit ihnen vergleichen konnte.
Am 30. Juni wurden schließlich die letzten Leichenteile des
Rainham-Torsos
entdeckt: Der Arbeiter William Gate fand an der Themse am Regent's
Kanal,
nahe St. Pancras Lock, ein Bündel, in dem sich menschliche
Beine befanden.
Der Kopf der Leiche wurde niemals gefunden.

Das Wehr "St. Pancras Lock" - © Mike
Stevens, Juli
2003
Am 13. August 1887 wurde die letzte Anhörung bezüglich
des Rainham-Torsos
abgehalten. Diesmal war auch Dr. Thomas Bond anwesend, der ein
gutes
Jahr später auch (anerkannte) Ripper-Opfer untersuchen sollte.
Bond sagte aus,
dass es sich bei der Leiche um eine Frau in den Zwanzigern handelte,
die
zwischen 1,50 m und 1,60 m groß gewesen sei und niemals ein
Kind zur Welt
gebracht hätte. Die Leiche wurde von jemandem zerteilt, der über
anatomische Kenntnisse verfüge. Auch Dr. Galloway sagte erneut
aus und änderte
hier seine frühere Meinung leicht ab, denn er meinte, dass
die Leiche
von jemanden zerteilt wurde, der die Struktur des menschlichen
Körpers
kenne, aber nicht notwendigerweise übermäßig erfahren
in Anatomie sein
musste.
Die Leiche der Frau, die heute nur der "Rainham-Torso" genannt
wird, konnte niemals
identifiziert werden. Der Fall blieb für immer ungeklärt.
Eastsidemags
(Dokument zuletzt bearbeitet am 26.11.04)