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Wer ist euer "liebster" Tatverdächtiger

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Dr. Thomas Neill Cream
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George Hutchinson
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Severin Klosowski
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Autor Thema: Die Tatverdächtigen  (Gelesen 68885 mal)

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Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #30 am: 26.02.2017 23:28 Uhr »
Hi Arthur!

Hi Cannon!


Zitat
ich meine, die Frauen (und überhaupt die ganze Umgebung) werden ihn nicht als mörderisch gefährlich betrachtet haben.

Nun, das ist wohl anzunehmen: Warum hätten sich die späteren Opfer sonst auf ihn eingelassen, nachdem die ersten Morde längst große Angst unter den Prostituierten erzeugt hatten?
JTR muss zumindest so alltäglich und "harmlos" für East End Verhältnisse gewirkt haben, dass auch eine gesteigerte Vorsicht seiner Opfer bei ihnen nicht die Alarmglocken schrillen ließ.
Vielleicht kannten sie ihn gar vom Sehen, weil er sich öfter in ihrem Umfeld aufhielt und eher einen schüchternen und verletzlichen Eindruck machte.

Hierbei würde ich etwas differenzieren! Es wird klar sein, dass Chapman und Eddowes mit ihrem Killer die Orte ihrer Ermordung gemeinsam aufsuchten. Aber können wir sicher sein, dass sich Nichols, genau wie Stride, vielleicht garnicht auf den Mann einlassen wollte? Wenn BS Man der Mörder von Stride war, dann wissen wir aus den Beschreibungen, dass er sie versuchte in den Yard zu drängen, obwohl sie das möglicherweise überhaupt nicht wollte. Kelly, nahm sie ihn mit nach Haus der drang er ins Zimmer ein? Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob sie ihn mit nach Hause als Freier genommen hätte. Es wäre ja möglich, dass der Täter diesen drei Opfern irgendwie bekannt war, nicht unbedingt als potentieller Ripper sondern als jemand, auf dem man sich besser nicht als Kunden einließ. Chapman und Eddowes muss dieser Hinweis ja niemals erreicht haben.

Ansonsten bin ich ganz bei dir, wenn du ihn als harmlos, alltäglich, schüchtern und verletzlich beschreibst, das sehe ich genauso. Nur der kleine Radius, indem er sich bewegte, hätten ihn mehr als anderswo auch gut auf den Gefahren- Radar der Prostituierten gebracht haben können. So das manche gewahr gewesen ist, sich besser nicht auf ihn einzulassen und statt mit diesem, alltäglich, harmlos, schüchtern und verletzlich wirkenden Mann, lieber mit einem versoffenden, stinkenden dicken Häufchen Elend bestimmte Orte aufzusuchen.

Ich würde aber nie zu einhundert Prozent ausschließen wollen, dass der wahre Jack the Ripper nicht von einer Reihe von Prostituierten als gefährlich eingestuft worden ist, auch, falls er aussah und gekleidet war wie Johnny Depp, George Clooney oder ich. Denke auch an die Berichte über die "Leather Aprons" dieser Frauen, da mag der Ripper dabeigwesen sein und wo es ging, da werden sie diese Gestalten auch aus dem Weg gegangen sein.

Lestrade.
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Offline Cannon

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #31 am: 27.02.2017 13:55 Uhr »
Hoffentlich nerve ich nicht, wenn ich in Eure Diskussionen einbreche...
Was Paranoia angeht, da hatte ich auch einmal Erfahrungen gemacht. Ein ehemaliger Kollege fühlte sich auch ständig bedroht, vielleicht sogar observiert, und trug immerzu einen Hammer (!) mit sich. Das sah man ganz deutlich, manchmal trug er ihn auch in einer Plastiktüte mit sich. An der Haustür 2 Sicherheitsschlösser und Kette. Irgendwann kam er nicht mehr zur Arbeit und verließ seine Wohnung nicht mehr.... Er sah auch niemals jemanden in die Augen, sofern er es vermeiden konnte.
Der Ripper könnte so ähnlich gewesen sein. Für die Opfer war nicht viel Überzeugungskraft nötig, sie brauchten Geld fürs Überleben und Schnaps. Außerdem tranken die Frauen viel (alle?) und Alkohol vernebelt die Wahrnehmung, enthemmt, nimmt Angst. Blutverschmiert wird er sicher nicht unterwegs gewesen sein. Aber die Morde sind schon verschieden, finde ich. In der Buck's Row lief ihm sein Opfer vielleicht einfach über den Weg, in der Hanbury Street konnte er sein Opfer in den Hof locken. Oder wusste sein Opfer von diesem Hof? Er scheint kein wirkliches Schema gehabt zu haben, sehr “unorganisiert”.
Ich weiß, dass viele im Forum die Tabram als sein Opfer betrachten, weil er unter Umständen so eine Art “Lehrzeit” hatte, bevor er der Ripper wurde.  Auf diese Frau wurde aber dutzendfach eingestochen, das sieht doch gar nicht nach einem Anfänger aus, finde ich.

PS: Was bedeutet hier “Gast”? Können auch nicht registrierte Interessenten mitschreiben?


Offline Cannon

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #32 am: 27.02.2017 13:57 Uhr »
Hallo Lestrade, was meinst Du mit "wenn BS Man der Mörder von Stride war"   ???

Offline Arthur Dent 2

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #33 am: 27.02.2017 14:24 Uhr »
Hallo Lestrade,

du hast sicher recht mit dem Differenzieren, ich habe das etwas zu pauschal geschrieben.
Insbesondere was Kelly anging: Ob sie JTR auf der Straße aufgegabelt hat (z.B. Astrachan Man), oder ob JTR erst später in ihr Zimmer eingedrungen ist, können wir nur vermuten.
Bei Stride hängt es davon ab, ob BS Man derselbe war, den die Zeugen zuvor schon länger mit Stride herumziehen sahen, oder ob sie ihm erst vorm Dutfields Yard begegnet ist.
Bei Nichols gehe ich aber eigentlich davon aus, dass sie gemeinsam in die Buck's Row gingen, um ein ruhiges Eckchen zu finden (leider war das Tor zum Hof zu): Was hätte Nichols alleine dort gewollt? Dort war ja nichts und niemand. Daher kann man davon ausgehen, dass die beiden sich in der Nähe des Straßenstrichs London Hospital / Whitechapel Station getroffen haben und gemeinsam in die ruhige Straße gingen für das Geschäft.
Aber da war ja zuvor nur das mit Tabram passiert, die Panik ging ja erst nach Nichols richtig los, als zurecht der Verdacht aufkam, dass da eine Mordserie begonnen hat.


MfG, Arthur Dent

Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #34 am: 27.02.2017 15:32 Uhr »
Hi Cannon, du darfst gerne einbrechen, es ist ja auch deine Diskussion!

Danke für deine Erfahrung mit einem Kollegen.

Der Broad Shouldered Man wurde vom Zeugen Israel Schwartz als der Angreifer von Stride beschrieben. Als jener Schwartz in die Straße einbog, sah er vor sich diesen Mann laufen, der auf ihn etwas angetrunken vom Gang her wirkte. Dieser sprach Stride an und versuchte sie in den Yard zu drängen, warf sie dann aber auf die Straße. Schwartz wechselte die Straßenseite und sah dann, auf der Straßenseite des Tatorts, einen zweiten Mann, der als Pipeman beschrieben wird, in der Szenerie erscheinen. Dieser trat aus dem Eingang eines Pubs, gelegen an der Straßenecke, nicht weit entfernt vom Tatort. Hier ein Link, du kannst dort auch eine Grafik anklicken:

http://www.casebook.org/witnesses/schwartz.html

Opfer vor den K5, Millwood, Smith und Tabram wiesen auch Verletzungen in den unteren Körperteilen auf. Er muss, nach den Erfahrungen mit Millwood und Smith, nicht ganz so sehr ein Anfänger gewesen sein. Die vielen Einstiche können ein Hinweis auf viel Wut und Hass sein und davon war der Ripper sicherlich sehr erfüllt. Der Hinterhof in der Hanbury Street, der Mitre Square oder auch der Dutfields Yard, waren als Orte bekannt, in denen die Prostituierten ihren Geschäften nachgingen. So wird wohl auch der Yard in der Bucks Row dazu gehört haben, ich müsste nachlesen. Das Zimmer von Kelly dürfte klar sein.

Vor längerer Zeit, hat Thomas das Forum etwas aufgeräumt. Nicht mehr aktive User wurden gelöscht und werden wohl nun als Gast in alten Beiträgen erscheinen. Stordfield hat sich dann neu angemeldet, daher wirst du ihn als Gast als auch als Sergeant hier wahrnehmen.

Lestrade.
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Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #35 am: 27.02.2017 16:05 Uhr »
Hi Arthur!

Ich wollte auch nur anmerken, dass vielleicht einiges möglich war. Durch die Zeugen Mrs. Long und Lawende wissen wir ja, dass die Opfer mit ihrem Killer letztendlich die Tatorte gemeinsam aufsuchen mussten. Das gleiche denke ich auch im Falle von Nichols, nur das eben das Tor verschlossen war. Auch gut möglich, dass Kelly mit dem Killer ihren Raum gemeinsam aufsuchte.

Bei Stride gab es ja nicht mehr viel aufzusuchen, wenn denn der Yard für Prostitution genutzt werden sollte. Tiefer hineingegangen sind sie ja ohnehin nicht, denn man fand sie ja nicht weit hinter dem Eingang.

Die Sache mit Stride beschäftigt mich mit am meisten. Was ist dort wirklich passiert? War BS Man wirklich ihr Killer? Ich habe keine abschließende Antwort dafür. Ich würde dem Ripper schon ein solches Handeln zutrauen, er war ohnehin der risikoreiche Typ. War er der Killer, dann sah er zwei Männer, die ihn quasi auf frischer Tat ertappten. Selbst als eher verwirrter Typ, hätte er mit rechnen müssen, dass diese beiden Zeugen mit Verstärkung, sprich Polizei wiederkommen würden. Ich habe die leise Vermutung, dass Stride ihren Angreifer kannte und er sie tötete, weil sie ihn hätte identifizieren können, immerhin suchte man da schon einen Mörder. Und da er unvorsichtiger denn je war und ohnehin schon von den zwei Männern gesehen wurde mag das möglich gewesen sein, auch wenn er alles schlimmer als ohnehin gemacht hätte, da ja nun diese beiden Zeugen ihn auch hätten identifizieren können und das nicht nur als Angreifer sondern auch als Mörder dieser Frau. Doch wir reden hier von einem geistig verwirrten Mann und dürfen keine normale Logik erwarten. Vielleicht hatte er auch vor, sie zu verstümmeln und es fiel ihm erst dabei ein, dass die Zeugen wiederkommen könnten und verschwand noch bevor Diemschitz eintraf. Aber ich weiß es nicht...

Aber unabhängig davon, was drängte ihn dieses Mal so sehr, falls BS Man der Ripper war? Warum konnte er nicht warten oder einfach weitergehen und auf eine bessere Chance hoffen? Warum schaute er sich nicht noch einmal um, damit er jemanden wie Schwartz auch wahrnehmen konnte? Warum ging er nach dem Mord nicht einfach wieder heim? Er schlug ohnehin so früh zu, wie er es nie getan hatte, zuvor als auch danach. Nur wenig später schien er, dem Zeugen Lawende vertrauend, wieder ruhiger zu sein. Unterhielt sich mit Eddowes wohl ruhiger, wartete ab, bis Lawende und seine zwei Freunde weg waren und ging dann mit ihr in die Ecke des Squares. Er sprang innerhalb von einer Stunde von einem Extrem ins andere. Das alles, als ob er an Stride zunächst nur sein Mütchen kühlen wollte. Sagte sie etwas, was ihn sofort in Rage brachte? Erinnere dich an die Beschreibung von Cox mit der ersten Prostituierten. Sie lachte als Cox an ihr vorbeilief, kurz nachdem der Verdächtige weitergegangen war. Nun gut, ich will das nicht so hoch hängen aber er könnte etwas an sich gehabt haben, was einige Prostituierte lieber nicht näher kennenlernen wollten.
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Offline Arthur Dent 2

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #36 am: 27.02.2017 19:21 Uhr »
Hallo Cannon!


Zitat
Ich weiß, dass viele im Forum die Tabram als sein Opfer betrachten, weil er unter Umständen so eine Art “Lehrzeit” hatte, bevor er der Ripper wurde. Auf diese Frau wurde aber dutzendfach eingestochen, das sieht doch gar nicht nach einem Anfänger aus, finde ich.

Nun ja, wie schon erwähnt ist es nicht ungewöhnlich, dass man oft die genaue Zahl der Opfer eines Serienmörders nicht kennt, weil auch Serienmörder eine Entwicklung durchmachen.
Irgendwann finden viele einen sog. Modus Operandi, der ihnen besonders liegt - aber auch der ist abhängig von den Randbedingungen.
Die 39 Stiche auf Tabram sagen Profilern vor allem eins: Dieser Täter hat nicht kontrolliert gehandelt, sondern sich in eine wilde Raserei gesteigert. Ich habe mal einen Gerichtsmediziner in einer Doku gesehen, der sagte dazu trocken, 39 Einstiche, dass sei verdammt harte Arbeit. Das, was der Täter mit der armen Tabram gemacht hat, nennt man "Overkill". Das kann durchaus ein Zeichen von Unerfahrenheit sein - oder auch einfach mit einer labilen oder kranken Psyche zusammenhängen.
Jedenfalls passen einige Aspekte dieses Mordes ins Schema, sowohl was den Tatort (im Zentrum von JTRs Aktionsradius) und das Opferprofil angeht, als auch, dass sich die Angriffe vor allem auf Hals und Unterleib konzentrierten, und nicht zuletzt, wie sie auf dem Rücken liegend mit abgespreizten Beinen präsentiert wurde.

Also, ich halte es jedenfalls für recht wahrscheinlich, dass Tabram ein Opfer von JTR war, und dass es vermutlich in den Monaten zuvor bereits einzelne weniger schwerwiegende Übergriffe auf Prostituierte durch ihn gab, bevor er dann mit Tabram endgültig die rote Linie überschritt.


MfG, Arthur Dent

Offline Arthur Dent 2

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #37 am: 27.02.2017 19:49 Uhr »
Hi Lestrade!


Zitat
Die Sache mit Stride beschäftigt mich mit am meisten. Was ist dort wirklich passiert? War BS Man wirklich ihr Killer?

Wir hatten ja bereits mal darüber spekuliert, ob JTR nicht bereits im Dutfields Yard war, lediglich zufällig die Auseinandersetzung mit Stride und ihren Freier aus dem Dunkeln heraus beobachtet hat, und sich Stride dann geschnappt hat, als der Freier nach dem Streit gegangen war. Ich halte das durchaus auch für möglich.


MfG, Arthur Dent

Offline Cannon

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #38 am: 02.03.2017 16:16 Uhr »
Diese kleine animierte Grafik vom Casebook ist toll! Mir stellt sich die Frage, ob der sog. Pipeman nicht einfach ebenfalls die Szene verlassen wollte und nicht, wie von Schwartz ausgesagt, dem Zeugen (eben dieser Schwartz) hinterher lief?!
Ich weiß, angeblich gab es da Zurufe, als die Frau Stride attackiert wurde, doch Aussagen darüber gibt es nur vom Zeugen Schwartz, und die sind widersprüchlich. Genauso ist nicht sicher, ob er verstand, was gerufen wurde.
Der Berner Street-Mord wird ja nicht nur wegen der fehlenden Verstümmelungen am Mordopfer als Tat des Rippers angezweifelt. Risiko hin, Risiko her, da haben gleich 2 Zeugen den Ripper beim Beginn seiner „Arbeit“ gesehen. Konnte er dieses Risiko wirklich eingehen – auch wenn er verrückt war und (vermutlich) nicht systematisch denken konnte?
Der Mord in der Berner Street war mir immer der rätselhafteste von allen. Ich könnte ihn mir gut als Tat eines anderen Mannes vorstellen.

Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #39 am: 03.03.2017 12:51 Uhr »
Hallo Canon!

Großartiges Profilbild.

Die Frage wird oft diskutiert, ob Stride ein Ripper Opfer war oder nicht. Ich tendiere ganz klar in die Richtung, dass Sie eines seiner Opfer war.

Ein ganz wichtiger Aspekt scheint mir dabei die Zeitfrage zu sein. Der Ripper mordete eher in den Morgenstunden, Nichols, Chapman, Kelly und vielleicht sogar Tabram. Stride und Eddowes fanden etwas früher statt. Die Attacken auf beide waren um ca. 12.45 Uhr und 00.45 Uhr. Eddowes ist ganz klar ein Ripper Opfer und unterscheidet sich von den anderen genannten ganz klar in der Uhrzeit. In dieser Nacht lief es für den Ripper ganz anders ab im Vergleich zu den anderen Nächten. Die frühe Attake auf Eddowes, bestätigt für mich, dass Stride ebenfalls ein Opfer in jener Nacht von ihm gewesen war. Obwohl man vorsichtig mit Zeugenbeschreibungen sein muss, muss man davon ausgehen und das bestätigen auch einige Ripperologen, dass die Täterbeschreibungen von BS Man durch Schwartz als auch die Täterbeschreibung von Lawende Ähnlichkeiten aufweisen. Auch ein Mann, zwischenzeitlich gesehen in der Church Lane, gelegen zwischen beiden Tatorten jener Nacht, könnte das bestätigen.

Ohne Zweifel ist der Stride Tatort bzw. der ganze Vorfall insgesamt am rätselhaftesten. Arthur schilderte bereits, was wir darüber auch denken. Aber es gibt viele Möglichkeiten. Ganz einfach gesehen, könnte es auch so gewesen sein, dass Schwartz und Pipeman den Ripper bei seiner Tat störten und nicht Diemschütz. Ein Arzt legte den Todeszeitpunkt auch für ca. 00.45 Uhr fest. Der Ripper hatte durchaus Grund, Stride nur zu töten und nicht zu verstümmeln, weil Sie ihn hätte sicher identifizieren können. Auch ist es möglich, dass der Mann, gesehen von PC Smith mit Stride kurz vorher, der gleiche Mann gewesen sein könnte. Smith sagte zwar, falls ich mich recht erinnere, dass dieser Mann ihm nüchtern erschien, im Gegensatz zu dem angetrunkenen Mann, den uns Schwartz schildert, dennoch kann das ja auch andere Gründe gehabt haben, ein Handicap oder aber eine Art körperliche Reaktion auf Grund eines Geisteszustandes. Haben wir es mit einem Schizophrenen zu tun, wäre es möglich, dass Schwartz jemanden sah, von dem gerade wieder etwas “Besitz ergriffen“ hatte. Personen, denen so etwas passiert, verändern oft drastisch ihre Bewegungen oder fangen auch an zu Grimassieren.

War dieser Angreifer tatsächlich Jack the Ripper, dann lernen wir aus dieser Situation eine ganze Menge über ihn, nämlich, dass er einer war, der ein enormes und ungewöhnliches Risiko auf sich nahm. Ganz klar ein Zeichen dafür, dass er alles andere als organisiert vorging und bei allem enormes Glück hatte. Was auch immer mit dem Ripper in jener Nacht los war, er verlor noch mehr die Kontrolle als gewöhnlich, gerade wenn man bedenkt, dass er am Mitre Square fast noch einem Konstabler in die Arme gerannt war.

Gruß, Lestrade. 
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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #40 am: 06.03.2017 11:42 Uhr »
Ich bleibe jetzt erst einmal hier bei diesem Thema und setze das Frage/Antwort Spiel fort.


Pipeman : Zum Pfeifenraucher habe ich mir überlegt, dass er eben auch nichts mit der Sache zu tun hatte und wie Schwartz ebenfalls das Weite suchte. Womöglich war er ein respektabler Mann, verheiratet, Kinder, er war vielleicht Ladenbesitzer oder ähnliches. Das könnte seine nie aufgedeckte Identität erklären. Er erfuhr später aus der Zeitung, dass dort ein Mord passiert war. Dann wurde ihm klar, dass er es in der Hand hatte, einen Mord zu verhindern! Das würde sich herumsprechen, dass er nicht einschritt, feige war. Er hätte irgendetwas tun können, zB. einen  PC holen oder um Hilfe rufen. Aber er tat nichts und ging stattdessen weg. Ich könnte mir vorstellen, er hatte Angst davor, wie sein Umfeld, seine Kunden, seine Familie reagieren würde und meldete sich deshalb nicht bei der Polizei. Zum anderen hätte er zwar eine Beschreibung des Täters liefern können (wie gut diese ausgefallen wäre, sei dahingestellt), aber vermutlich niemand hätte gewusst, wer der Täter war. Vielleicht hätte später gar sein Name in der Zeitung gestanden – und der Mörder hätte von ihm gewusst.... Keine Ahnung – Gedanken eines verhinderten Detektivs halt.....  :)
Erstaunlich jedenfalls, auf welch engen Raum dieses „Treffen“ stattgefunden haben muss. Das habe ich vorher nie so begriffen, aber wenn ich mir jetzt Fotos genauer betrachte, standen sie alle nur weniger Meter voneinander entfernt!
Die Idee der Profilerin hat was für sich. Vielleicht war er vorübergehend bei dem Gesangsabend im Workers Club dabei, vielleicht sprach er dort gar die Stride an. Er muss jedenfalls schon fürchterlich innerlich „gebrannt“ haben, dass er sich nicht mehr unter Kontrolle hatte, obwohl weniger Meter entfernt Leute waren und dann noch auf offener Straße. Ja, und ich verstehe Deine Idee, er lief hinterher rast-und ziellos durch die Straßen, bis sich die Gelegenheit am Mitre Square bot. So wurde er den Druck los, den er mit sich trug. Dieser sog Double Event war nicht geplant, sondern entstand spontan. Dann wäre natürlich auch die Saucy Jack Karte eine Fälschung. Oder sollte er tatsächlich vorgehabt haben, in einer Nacht gleich 2 Frauen zu ermorden? Wer kann schon in einen Wahnsinnigen hinein sehen?

Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #41 am: 06.03.2017 13:09 Uhr »
Hello Cannon!

Ich habe gestern bereits in einem anderen Faden erwähnt, dass es möglich wäre, dass Pipeman ausfindig gemacht worden ist. Kurz nach dem Double Event/ Schwartz:

"He described the man with the woman as about 30 years of age, rather stoutly built, and wearing a brown moustache. He was dressed respectably in dark clothes and felt hat. The man who came at him with a knife he also describes, but not in detail. He says he was taller than the other but not so stout, and that his moustaches were red. Both men seemed to belong to the same grade of society. The police have arrested one man answering the description the Hungarian furnishes. The prisoner has not been charged, but is held for inquiries to be made. The truth of the man's statement is not wholly accepted".

Welche Aussage nicht ganz anerkannt wurde, ob die vom gefundenen Mann oder von Schwartz, weiß ich nicht, vermute aber Schwartz:

“In the matter of the Hungarian who said he saw a struggle between a man and a woman in the passage where the Stride body was afterwards found, the Leman-street police have reason to doubt the truth of the story. They arrested one man on the description thus obtained, and a second on that furnished from another source, but they are not likely to act further on the same information without additional facts."

Police Gazette 19. Oktober 1888:

http://www.casebook.org/press_reports/police_gazette/police881019.html

Hier sucht man weiterhin nach Männern, zu denen die Beschreibungen von PC Smith, Schwartz und Lawende passen. Bei Schwartz ist es ganz klar BS Man. Pipeman wird offenbar nicht mehr gesucht.

Es könnte also sein, dass man Pipeman recht zügig fand (und wohl noch jemanden aber nicht via Schwartz, siehe zweites Zitat).

Schwartz erschien ja offiziell nicht vor der Anhörung und das könnte verschiedene Gründen haben. Er könnte, genau wie Pipeman, inoffiziell angehört worden sein. Lawende auf der anderen Seite, wurde ja auch etwas eingeschränkt:

I reside at No. 45, Norfolk-road, Dalston, and am a commercial traveller. On the night of Sept. 29, I was at the Imperial Club, Duke-street, together with Mr. Joseph Levy and Mr. Harry Harris. It was raining, and we sat in the club till half-past one o'clock, when we left. I observed a man and woman together at the corner of Church-passage, Duke-street, leading to Mitre-square.
The Coroner: Were they talking? - The woman was standing with her face towards the man, and I only saw her back. She had one hand on his breast. He was the taller. She had on a black jacket and bonnet. I have seen the articles at the police-station, and believe them to be those the deceased was wearing.
[Coroner] What sort of man was this? - He had on a cloth cap with a peak of the same.
Mr. Crawford: Unless the jury wish it, I do not think further particulars should be given as to the appearance of this man.
The Foreman: The jury do not desire it.
Mr. Crawford (to witness): You have given a description of the man to the police? - Yes.
[Coroner] Would you know him again? - I doubt it. The man and woman were about nine or ten feet away from me. I have no doubt it was half-past one o'clock when we rose to leave the club, so that it would be twenty-five minutes to two o'clock when we passed the man and woman.
[Coroner] Did you overhear anything that either said? - No.
[Coroner] Did either appear in an angry mood? - No.
[Coroner] Did anything about their movements attract your attention? - No. The man looked rather rough and shabby.
[Coroner] When the woman placed her hand on the man's breast, did she do it as if to push him away? - No; it was done very quietly.
[Coroner] You were not curious enough to look back and see where they went. - No.

Zur Erscheinung des Mannes wollte man offenbar zunächst nicht alles bekanntmachen. Man kann das ja vergleichen mit dem Artikel vom 19. Oktober. Natürlich gab es auch schon am 2 Oktober in der Times eine genauere Beschreibung, was Größe und das rote Halstuch anging aber dress pepper & salt colour loose jacket und appearance of a sailor, war dann neu, falls ich nichts verpasst habe.

Ich denke, dass die Polizei, die MET und die City, ganz klar ihre Taktik fuhr und alles genau unter die Lupe nahm. Der ganze Bereich Berner Street wurde umgehend untersucht und befragt. Die Mitglieder des Clubs wurden auf Blutflecke untersucht. Diese Beschreibungen, wie gut sie auch immer waren, wurden natürlich sicher auch mit den Mitgliedern des Clubs bzw. mit den Teilnehmer des Treffens dort verglichen. Und gerade die Beschreibung vom Mann den Lawende sah, könnte in diesem Club aufgefallen sein. Da waren vielleicht nicht viele mit dem Aussehen eines Matrosen mit Hals frei und einem roten Halstuch darum.

Natürlich sind die Beschreibungen mit Vorsicht zu genießen und wir wissen ja nicht viel über die Erkenntnisse bei der Befragung der Clubanwesenden in jener Nacht aber ob man dort den Mann fand, der von Lawende beschrieben wurde? Wenn wir also sagen wollen, dass Jack the Ripper aus dem Club kam und Stride ermordete und wir Lawendes Beschreibung ernst nehmen wollen, dann müssen wir uns fragen, ob dieser Matrosentyp mit rotem Halstuch tatsächlich denn als einer der Teilnehmer in jener Nacht in jenem Club ausgemacht wurde. Ich habe meine Zweifel...

Was meinst Du?

Lestrade.
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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #42 am: 06.03.2017 13:39 Uhr »
Sorry, ich hatte gestern nicht geschaut!

appearance of a sailor

Was immer das sein soll.... Tattoos? Pfeife? Mütze Was ich mir als Karikatur eines Seemannes vorstelle, daran hätte sich wohl jemand erinnert.
Aber irgendwie passt es nicht wirklich zu einem Verrückten, erst (oder überhaupt) in eine solche Veranstaltung zu gehen. Jedenfalls stelle ich ihn mir vor als jemand, der ruhelos durch die Gassen schlich, vielleicht mal in einem Hauseingang für einige Zeit stehen blieb, um sich sah, die Leute beobachtete, auch nach einem Opfer spähte. Und dabei sah er “typisch” für die Menschen dieser Gegend aus, zog keine Aufmerksamkeit auf sich.
Glaubst Du, dass die Tabram sein erstes Opfer war? Du sprachst von einer Überreaktion? Meinst Du, er war Angesichts seines Opfers nicht mehr unter Kontrolle und stach wahllos auf die Frau ein, bis er geistig wieder “aufwachte”? Um sich dann aus dem Staub zu machen...

Offline Lestrade

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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #43 am: 06.03.2017 13:42 Uhr »
... wobei mir gerade noch etwas einfiel... durch meine DDR Vergangenheit bin ich ja mit dem "Roten Halstuch" verbunden und da im Berner Street Club ja über "Sozialismus" diskutiert wurde, muss man sich fragen, ob da vielleicht ein Zusammenhang besteht... Rot war als Farbe schon Jahrzehnte vor dem Stride Mord das Symbol für Arbeitervereine und dann auch für die Sozialdemokratie und dem Kommunismus... wer weiß, vielleicht trug man das an jenem Abend als eine Art Zeichen der Sympathie... aber wenn, dann muss das ja der Polizei aufgefallen sein...
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Re: Die Tatverdächtigen
« Antwort #44 am: 06.03.2017 13:57 Uhr »
Ich denke, dass die Sailor Sache etwas mit dem (auch Tragen des) Halstuches und der Kopfbedeckung zu tun hatte. Der Zeuge Marshall aus jener Nacht sagte ja auch: "He was wearing a small peaked cap, "something like a sailor would wear" aber eben nur auf die Kopfbedeckung bezogen. Dazu noch eine graumelierter Jacke... vielleicht meinte man auch jemanden, der versuchte auszusehen wie ein Seemann... ich weiß es nicht...

Zu Tabram, ja, ich denke, sie war sein Opfer oder anders ausgedrückt, ich halte es für sehr wahrscheinlich. Ich sehe den Ripper auf zwei Weisen, erstens, er war voll von ganz tiefen Hass, den wir uns nicht mal annähernd vorstellen können und zweitens, er war dermaßen pervertiert, dass das Ausweiden von Frauen sein höchstes Glück war...

Letzteres bedarf aber eben bestimmter Handlungen und vielleicht auch für ihn, erst einmal Überwindung. Denke mir, er wusste nicht, wie er das überhaupt anstellen sollte, zunächst, daher ließ er nur seinen Hass und seine Wut raus und stach immer wieder auf sie ein.

Meine Wahrnehmung im Falle von Nichols und Chapman ist die, dass sein Messer nicht ganz so scharf war und er noch nichts so geübt, wie dann plötzlich beides bei Stride. Das würde sogar gegen einen Butcher sprechen, denn eines dürfte man im Falle eines Butchers aus Whitechapel erwarten, nämlich ein Messer, dass wie durch die Butter geht. Aber, wie gesagt, erstens braucht man auch als Irrer Überwindung dazu und zweitens, kann ein Butcher ohne jegliche Tassen im Schrank, auch einmal sein Messer vernachlässigen.
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