Hi John
Da muss ich Dir mal ein wenig widersprechen. Ich glaube nicht, dass der Ripper mehrere Minuten zur Flucht hatte – es waren meiner Meinung nach gerade mal einige Sekunden bis einer Minute.
Dazu müssen wir uns erst einmal den Lärmpegel am Tatort näher betrachten:
Der Mord fand direkt vor einem Haus statt, in dem eine Feier jüdischer Sozialisten abgehalten wurde. Ich denke, die Musik aus dem Haus war sehr laut. Woraus ich das schließe? Erstens waren die Fenster geöffnet (weiß gerade nicht, wo ich das gelesen habe) und zweitens springt mir da Schwartz` Aussage entgegen (vorausgesetzt, wir betrachten sie als wahr). Der Lärmpegel auf der Feier muss hoch gewesen sein, denn sonst hätte doch einer der Feiernden die Beleidigung des Mörders wahrgenommen. „LIPSKI!“. Und das gerade in direkter Nähe einer Feier jüdischer Sozialisten hinter geöffneten Fenstern. Entweder Schwartz` flunkert etwas oder der Lärmpegel war wie gesagt etwas höher. Und dann dürfte der Mörder das Pferd erst umso später wahrgenommen haben – frühestens, als Diemschütz um die Ecke bog.
Da kommt der nächste Fakt in`s Spiel: Ich habe mir die Karten angeschaut und die Fotos. Wenn ich mich nicht täusche, musste Diemschütz von der Commercial Street bis hinab zum Dutfield`s Yard circa 80 Meter zurücklegen. Mit einem Pferdewagen läuft man in etwa so schnell wie normale Gangart, sagen wir also mal um die 4 km/h. Demnach brauchte Diemschütz für diese Strecke etwas mehr als eine Minute. Das ist das Zeitfenster, das für den Mörder bleibt, um zu flüchten. Man könnte noch einige Sekunden abziehen, denn Diemschütz sah niemanden aus dem Hof fliehen, als er in die Berner Street abbog – und für gewöhnlich schaut jeder Mensch nach vorne, wenn er um eine Ecke geht, das liegt in der Natur.
Ich denke, der Mörder war noch im Hof, als Diemschütz ankam. Und weiterhin glaube ich nicht, dass der Mörder ein anderer als der Ripper war – denn ein anderer hätte gewiss die Tatwaffe im Hof hinterlassen, als er sich hinausschlich.
Grüße, Isdrasil