Hallo zusammen!
Tina, ich meinte damit nicht, dass alle Serienmörder zwangsläufig strohdoof sein müssen, ich meinte lediglich, dass das Abschlachten
von Menschen nicht AUTOMATISCH einen hohen Intelligenzgrad vorraussetzt - denn das scheinen manche anzunehmen. Umgekehrt
schliesst es einen hohen Intellekt natürlich auch nicht aus. Tatsache ist aber, dass viele, wenn nicht die meisten, Serienmörder
eher unterdurchschnittliche geistige Fähigkeiten haben, was bei diesen dann zwangsläufig mit der Unterentwicklung bzw. dem
völligen Fehlen an sich "normalter" menschlicher Regungen wie Mitleid, sozialem Bewusstsein usw. einhergeht. Manchmal ist einer der
Begleitaspekte, die bei diesen Gestörten zu solchen Taten führen, ja auch die Frustration, eben bei "alltäglichen" Anforderungen wie
Beruf oder Beziehungen zu versagen.
Auch die Fähigkeit, lange nicht erwischt zu werden, zeugt nicht zwangsläufig von hoher Intelligenz - Serienmörder "leben" davon,
dass die Aufklärung eines Mordes auch heute noch dann besonders schwierig ist, wenn es keine Verbindung zwischen Täter und
Opfer gibt, diese also "Zufallsopfer" sind. (Die hohe Aufklärungsquote von 99,9% bei Tötungsdelikten in Deutschland rührt u. a.
daher, dass die meisten Mörder im Umfeld des Opfers zu finden sind, es sich also fast immer um Beziehungstaten handelt). Man
darf eben nur keine allzu groben Fehler machen - und 1888 genügte das allemal, um unerkannt zu bleiben.
Bei "uns´ Jack" ist wohl nicht von einem kompletten Idioten auszugehen, da er zumindest erfinderisch in dem einen Punkt war,
unerkannt zu entkommen. Aber seine Beurteilung ist schwierig, da wir z. B. nicht wissen, ob die oder ein Brief(e) von ihm stammen.
Beide Möglichkeiten - sie sind authentisch oder sie sinds nicht - unterscheiden meiner Ansicht nach einen grundverschiedenen Täter-
typ: den Introvertierten, dem es reicht, seine gestörten sexuellen Triebe auszuleben und der sich dann im stillen Kämmerlein an den
Zeitungsberichten und seinen mitgenommenen "Souvenirs" aufgeilt (wenn er nie Briefe geschrieben hat) und den Extrovertierten,
der die Gesellschaft nach den Morden verhöhnt, sich als jemand besonderen empfindet und daraus und aus der absoluten Macht
über die Opfer noch einmal Befriedigung für sein (angeschlagenes?) Ego zieht (wenn er der Briefeschrieber war).
Der Text der Briefe - sofern er vom Täter stammt - zeugt ebenfalls nicht unbedingt von einem besonders feinsinnigen Menschen
(die falsche Orthographie mal dabei ganz aussen vor gelassen). So redet niemand, der besonders gut mit Worten umgehen kann,
so redet eher jemand, dessen bevorzugter Ort die Kneipe an der Ecke ist und der eher die Gesellschaft einfacher gestrikter
Menschen gewohnt ist.
Auf jeden Fall hat er unter ziemlichem Risiko gemordet, und zwar bei jeder der Taten, denn er hätte jederzeit überrascht werden
können - von Passanten, Polizeibeamten oder von Besuchern oder Nachbarn. Und das sehe ich nicht unbedingt als besonders clever
an, auch wenn ihm gerade das eventuell einen zusätzlichen "Kick" gab. Anzeichen herausragender Intelligenz kann ich jedenfalls bei
allem, was wir sicher wissen, bei unserem "Freund" nicht ausmachen. Ich halte ihn in fast allem, auch darin, für einen
"Durchschnittstypen".
Was den Massenmord an den europäischen Juden unter der Nazidiktatur betrifft, hast Du absolut recht - Müller, Eichmann, Heydrich
waren hochtintelligente Köpfe, und besonders Reinhard Heydrich (Chef des "Reichssicherheitshauptamtes" der SS und Initiator der
Wannsee-Konferenz) war ein hochgeistiger Mensch, der Klavier spielte und als Charmeur mit exzellenten Manieren beschrieben wird
(was übrigens bei vielen Nazigrössen der Fall war) - trotzdem organisierte er ohne Skrupel den industriellen Mord an Millionen
Menschen.
Diesem Tätertyp liegt jedoch eine völlig andere Persönlichkeit zugrunde: diese Täter morden aus "ideellen", nicht aus
persönlichen Gründen (wie Serienmörder), d. h. sie sind fest davon überzeugt, ihre Taten seien gut und richtig und sie seien dazu
berechtigt - aus welchen Gründen auch immer. Sie handeln also "uneigennützig" - so pervers es sich anhört.
(Was natürlich nicht für den kleinen Aufseher der Vernichtungslager gilt, wo es sicherlich genügend Sadisten gab. Nicht umsonst
bestanden die rangniederen Wachmannschaften zum Teil aus kriminellen Sträflingen, die unter der SS "dienten")
Das gleiche gilt für z. B. Stalin, der mit seinen "Säuberungen" geschätzte 10 Mio. Menschen um die Ecke brachte und damit die Nazis
noch in den Schatten stellt - er hielt sich dafür berechtigt, um den Kommunismus gegen "Konterrevoluitonäre" zu schützen.
Solche "ideellen Täter" sind naturgemäß die weitaus gefährlichsten, wenn sie Macht erlangen. Man muß nur in die täglichen
Nachrichten schauen...
Übrigens - manche der "Experimenten" von KZ-Ärzten (die ich damit beileibe nicht verteidigen will!!!!!) haben durchaus nutzbare
Erkenntnisse erbracht, nicht alle waren "sinnlos" im medizinischen Sinne.
Gruß Peter