Grundsätzlich ist es lobenswert, dass sich die Diskussion nicht auf einige wenige Tatverdächtige beschränkt.
Ich weiß auch dass es eine Menge Aufwand bedarf für einen neuen Verdächtigen alle Infos zu sammeln und diese
zu präsentiern.Insoweit gebührt jedem, der sich die Arbeit macht mein voller Respekt.
Allerdings möchte Ich doch anmerken, dass es mir nicht sinnvoll erscheint neue Tatverdächtige zu präsentieren, wenn
man dann nicht einen annährend plausiblen Grund für diesen Verdacht vorbringen kann.
die oben genannten PROs sagen absolut nichts aus:
(1) Er kannte sich in London ausDer Ripper muss sich in London bzw. Whitechapel m.E. nicht sonderlich gut ausgekannt haben. Das einzige was er wissen musste, ist wo Prostituierte zu finden sind (wenn wir von der naheliegenden Vermutung ausgehen, dass die Opfer nicht gezielt ausgewählt wurden). Die entsprechenden Mordschauplätze müssen nicht von JTR gewählt worden sein, sie sind wohl eher von den Prostituierten, die die Gegend kannten und wussten, wo sich für sie und ihre Freier ein ungestörtes Plätzchen befand ausgewählt worden.
(2) Er besaß anatomische Kenntnisse Über diese Behauptung (und wenn man sie bejaht über den Umfang) wird nach wie vor gestritten.
Anatomische Kenntnisse tragen einen tatverdacht daher nur in sehr eingeschränktem Maß
(3) Er versuchte sich, zumindest zeitweise, von "Gottes Liebe" zu lösen. Die Morde könnten der ultimative Versuch gewesen sein, sich von der Liebe Gottes zu entfernen bzw sich endgültig von der ewigen Liebe Gottes zu trennen Besteht denn jetzt ein Generalverdacht gegen jeden, der sich zur fraglichen Zeit in London befunden haben könnte und psychologisch betrachtet nicht unbedingt als "Mr. happyness" betrachtet werden kann.
Fazit: Wenn Thompson verdächtig ist, wer ist es dann nicht?
Man könnte dann genau so gut auch
Robert Louis Stevensen ( Autor von "The strange case of Dr. Jekyll :icon_cool:and Mr. Hyde

"(1886)) in den Kreis der Verdächtigen einreihen,
denn:
- Stevensons Ablehnung der Religion (seine Eltern waren religiöse Menschen) um das obige Pro fürThompson aufzugreifen.
- er hatte zumindest mal einen Schnauzbart und war auf jeden Fall vermögend genug um dem Aussehen eines Mannes mit " shabby
nobility" zu entsprechend.
Zudem war er im Zeitpunkt der Morde mit 38 Jahren im besten Ripper-Alter.
- er ist zwar Schotte und verbrachte viel Zeit in Eddinburgh. Allerdings war er sehr viel auf Reisen. Ob er sich auf Grund dieser zu den
fraglichen Zeitpunkten in London befunden hat kann ich nicht feststellen. (wer Lust hat kann das ja mal recherchieren).
Gut möglich ist es aber.
- Anatomische Kenntnisse? wohl nicht, aber immerhin hoher Bildungsgrad (angefangenes Technikstudium und vollendetes Jurastudium)
sodass er sich zumindest hätte einlesen hätte können.
- Seit 1890 lebte er aus gesundheitsbedingten Gründen auf Samoa, wo er 1894 im Alter von 44 Jahren starb. Das ist eine mögliche
Erklärung warum die Morde aufhörten.
- Das Gesundheitsleiden Stevensons (Tuberkulose) zum Zeitpunkt der Morde spricht nicht unbedingt gegen ihn.
Denn diese war damals keinesfalls ungewöhnlich: 1815 war in England einer von vier Todesfällen und 1918 ein Sechstel der
Todesfälle in Frankreich durch Tuberkulose verursacht.
Noch um 1880 war in Deutschland jeder zweite Todesfall in der Altersgruppe der 15- bis 40jährigen auf diese Krankheit zurück-
zuführen.
Bei Stevenson dürfte wohl eine postprimäre Tuberkulose oder auch Sekundärtuberkulose vorgelegen haben. Die Infektion betrifft zwar zumeist die Lunge, aber kann sich eben prinzipiell auch an jedem anderen Organ abspielen.(was es bei Stevenson war kann ich nicht sagen, ich vermute die häufigere Lungentuberkulose )
Wie stark die Tuberkulose ausgeprägt war konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Da er aber viel auf Reisen war wird es wohl nicht so schlimm gewesen sein.
Hier noch die klassischen Symptome einer Tuberkulose (für medizinisch interessierte)

:
Bei mindestens zehn Prozent der Menschen, die sich mit Tuberkulose angesteckt haben, bricht die Krankheit erst zu einem späteren Zeitpunkt aus. Die Patienten klagen dann oft über verschiedene Symptome: über Wochen anhaltender Husten mit Abhusten von gelblich-grünem Schleim, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, subfebrile Temperaturen zum Abend hin und Nachtschweiß. Beim Husten können Schmerzen in der Brust auftreten und es kann zu Atemnot kommen. Blutiger Auswurf kann Ausdruck einer Arrosion der Bronchen sein und oft liegt dann bereits eine offene ansteckungsfähige Erkrankung vor. Blutiger Auswurf sollte daher umgehend ärztlich abgeklärt werden. Die Tuberkulose-Bakterien vermehren sich in der Lunge und zerstören das Gewebe. Das zerstörte Gewebe bekommt bei Arrosion kleinerer oder mittlerer Äste des Bronchialbaumes Anschluss an die Atemwege und wird dann ausgehustet. Der Auswurf enthält jetzt Bakterien − der Patient leidet jetzt an offener Tuberkulose. Im fortgeschrittenen Stadium können durch Aussaat der Bakterien über die Blutbahn (hämatogene Streuung) weitere Organe befallen werden. Dann treten beispielsweise schmerzhafte Schwellungen an Knie- und anderen Gelenken oder der Wirbelsäule auf (Knochentuberkulose). Eine Sonderform der Tuberkulose ist die in Mitteleuropa sehr seltene Hauttuberkulose (Lupus vulgaris). nicht abheilende kleine Wunden, Risse und warzenartige Eiterherdeumschriebene Geschwüre sind u. a. typische Symptome der Hauttuberkulose.
Neben der Beteiligung der Lunge, die mit etwa 80 % das mit Abstand am häufigsten betroffene Organ ist, kann sich die Tuberkulose auch in zahlreichen anderen Organen manifestieren. Diese Organtuberkulose kann entweder durch primäre Infektion an anderen Eintrittspforten als den Atemwegen oder aber durch Streuung über die Blutbahn im Rahmen der Primärtuberkulose der Lungen entstehen. Hiervon sind wiederum die Lymphknoten am häufigsten betroffen. Besteht aufgrund der käsigen Gewebsuntergänge (Nekrosen), wie sie für die Tuberkulose typisch sind, eine Tendenz zur Einschmelzung, kann daraus auch eine Hauttuberkulose (Skrophuloderm) entstehen.. Eine Beteiligung der Nieren, Nebennieren, der Harnwege und des Genitaltraktes wird Urogenitaltuberkulose genannt und entsteht meist ebenso auf dem Blutweg wie eine Beteiligung von Knochen, Wirbelsäule und Gelenken. Die unterschiedlichen Manifestation gehen jeweils mit entsprechenden organspezifischen Symptomen einher.