rezi von literature.de am 09.03.09
http://www.literaturnetz.com/content/view/10153/44/-------------------------------
Grausige FaktenSeine Identität ist ungeklärt, seine Faszination ungebrochen. Wer war Jack the Ripper, der grausige Prostituiertenmörder, der im ausgehenden 19. Jahrhundert die Elendsviertel von London unsicher machte? Und warum interessiert es die Menschen eigentlich immer noch, das Rätsel zu lösen, an dem die Polizei vor über hundert Jahren gescheitert ist?
Serien wie Cold Case boomen, und allein das ist ein Anzeichen dafür, dass vergessene Verbrechen eine rätselhafte Faszination über die Menschen ausüben. Vielleicht ist es eine Mischung aus morbider Neugier und dem Wunsch, den Verbrecher seiner gerechten Strafe zu überliefern, die diese Faszination auslöst. Vielleicht ist es auch Ärger darüber, dass ein Mörder, ein Vergewaltiger, ein Betrüger schlauer sein soll als wir.
Wenn schon die fiktive Tat die Zuschauer vor die Bildschirme bannt, wie viel mehr bewegt uns also ein realer Mordfall von den Ausmaßen eines Jack the Ripper. Man kann sagen, dass die Versuche, die Identität des Rippers aufzudecken, samt und sonders gescheitert sind. Ob es sich nun um bekannte Namen wie Patricia Cornwall oder publikumswirksamere Medien wie Galileo Mystery handelt, eine Antwort konnten sie nicht geben.
Das Autorenteam P. und Schachner hebt sich von dieser Aufklärungswut insofern positiv ab, als es das gar nicht versucht. Ihr Jack the Ripper ist eine Darstellung des Falles, ein Zusammentragen und Ordnen der reichhaltigen Aktenlage, eine neutrale Widergabe ohne den Wunsch, durch bahnbrechende Erkenntnisse Schlagzeilen zu machen. Zwar werden auch die Profile der Täter am Ende vorgestellt, doch die Schlüsse muss der Leser selber ziehen.
Das Erstaunliche ist, dass diese nüchterne Dokumentation wirkt. Unterstützt von Zeichnungen und Fotografien der Toten vermitteln die Autoren das Grauen, das das viktorianische London für einige Zeit erschüttert haben muss. Sogar der moderne Leser, der einiges an Grauen gewöhnt ist, schaudert angesichts der Brutalität des Falles, und die körnigen Bilder der Opfer sind gerade deutlich genug, um den Schrecken deutlich werden zu lassen.
Dass dieses Buch als „Standardwerk der Ripperologie“ gilt, kann nicht verwundern, da es alles enthält, was einen Leser, der sich dieser Materie verschrieben hat, interessieren und fesseln kann. Die vorliegende ist eine erweiterte Ausgabe, die auch die neue Forschung beachtet und auswertet. Wer sich also mit dem berühmten Monster der Kriminalgeschichte auseinandersetzen möchte – sei es als Anfänger oder Fortgeschrittener – ist hier gut aufgehoben.
Fazit: Die Ripper-Morde auf einen Blick – sachlich und doch faszinierend