Hi nikurt,
sorry, dass mein letztes Posting wohl etwas wirr und ungeordnet war - aber vielleicht kennst Du das, wenn man in einer Sache "drin" ist, denkt man dass alle anderen die eigenen Gedankensprünge doch verstehen müssen. (Den unterbelichteten Ösi nehm ich Dir übrigens sowieso nicht ab. ;-))
Also, ich versuch's nochmal etwas strukturierter:
Problematik: Wenn man nachweisen könnte, dass eine in den JTR-Briefen erwähnte Tatsache nur der Mörder hätte wissen können, wäre man einen Schritt weiter -> Briefverfasser=Täter
Allg. Behauptung: Es gibt KEINEN schlüssigen Beweis dafür, dass der Briefschreiber auch der Mörder sein muss. ("Others believe a hoaxer could have gleaned details of both the previous letter and the murders in an early morning paper of October 1st." -> casebook)
Überprüfung der Behauptung anhand der Saucy-Jacky-Karte:
1. "Hatte keine Zeit die Ohren für die Polizei abzuschneiden."
a) bezieht sich der Schreiber auf den Dear-Boss-Brief ("Beim nächsten Mal schneide ich die Ohren der Dame ab und schicke sie den Polizisten"), muss den Brief also gekannt haben und/oder der Täter sein. Den Brief hätte er der Ausgabe des Daily Telegraph vom 01.10.1888 entnehmen können, wo dieser meines Wissens erstmalig veröffentlicht wurde, hätte dann aber am selben Tag die Postkarte schreiben und zügig abschicken müssen, da sie den Poststempel vom 01.10.1888 trägt.
b) fand er den Hinweis auf den Versuch, der Leiche ein Ohr abzutrennen, sowohl im Telegraph ("in the case of his last victim the murderer made an attempt to cut off the ears") als auch in der Daily News vom 01.10. ("the left ear and the nose being almost cut off"). Würde allerdings auch wieder zeitiges Sichten der Zeitungen, schnelles Schreiben der Postkarte sowie zügiges Abschicken bedeuten. Ist alles möglich, wie ich in meinem letzten Posting schon sagte.
2. "Vielen Dank, dass sie den letzten Brief zurückgehalten haben, bis ich wieder an die Arbeit gehen konnte."
Bezieht sich wohl auf "Halten Sie diesen Brief zurück, bis ich noch ein bißchen mehr gearbeitet habe, dann geben sie ihn sofort heraus" aus dem Dear-Boss-Brief. Daran hielt sich die Polizei kurioserweise wohl, wenn auch unabsichtlich: verfasst am 25.09, Poststempel am 27.09., Eingang bei der Polizei am 29.09., Veröffentlichung im Daily Telegraph am 01.10.
Könnte also ebenfalls am 01.10. der Presse entnommen und im Text der Postkarte verwendet worden sein.
3. "Nummer Eins hat etwas gequiekt."
Diese Tatsache - wenn sie denn stimmt - wird sowohl in der Daily News als auch im Telegraph verneint ("But one of the most extraordinary incidents in connection with the crime is that not the slightest scream or noise was heard"), wenn man sie auf einen (Hilfe-)Schrei direkt vor der Tat bezieht. Das hätte also nur der Täter wissen können.
Alternativ kann es natürlich denkbar sein, dass mit dem "Quieken" der Schrei der Frau aus der Zeugenaussage von Israel Schwartz gemeint war. -> "Tatsächlich gab der Zeuge Israel Schwartz an, dass er Elizabeth 'dreimal schreien, aber nicht laut' hörte."
Diese Zeugenaussage wurde in der Ausgabe des STAR vom 01.10.1888 wiedergegeben, wenn auch nicht wörtlich von einem Schrei die Rede war: "Before he had gone many yards, however, he heard the sound of a quarrel, and turned back to learn what was the matter".
Das würde also zusammenfassend bedeuten, auch wenn ich mich wiederhole: Wenn der Schreiber der Saucy-Jacky-Postkarte NICHT der Täter war, hätte er Berichte aus DREI VERSCHIEDENEN Zeitungen lesen, richtig interpretieren und in den passenden logischen Zusammenhang setzen müssen. Die Frage an Dich/Euch wäre: Für wie wahrscheinlich haltet Ihr das?