Hi JKT
Das von Dir angesprochene Endstadium ist das der sog. Neurolues. Es wird teilweise erst Jahrzehnte nach der Erstinfektion erreicht und taucht nur auf, wenn keine Therapie angestrengt wurde. Erst seit den zwanziger Jahren sind mit Salvarsan und Penicillin zwei wirksame Medikamente erhältlich, durch die eine Ausheilung ermöglicht wird. Die Syphilis kam zu Beginn des 16. Jh. mit Heimkehrern aus Amerika nach Europa, sie war vorher eine endemische Krankheit vor allem Süd- und Mittelamerikas. Schon geen 1560 entdeckte man die Wirksamkeit von Quecksilberverbindungen gegen die Erkrankung. Wegen deren Giftigkeit trieb man aber den Teufel mit Beelzebub aus, viele so Behandelte starben an Hg-Vergiftung oder litten an ihren Nebenwirkungen.
Eine Immunität nach der Ausheilung gibt es nicht.
Ein kleiner Exkurs zum Thema Neurosyphilis
progressive Paralyse
Die progressive Paralyse zeichnet sich durch demente, manisch-expansive, depressiv-hypochondrische, manisch -depressive, paranoid-halluzinatorische und delirante Zustandsbilder aus. Der Verlauf ist oft sehr rasch, d.h. "galoppierend".
Ein ebenso kleines Glossar
progressiv = progredient = voranschreitend
Paralyse = Lähmung, wobei nicht nur körperliche Lähmungen gemeint sind, sondern auch die Einschränkung höherer geistiger Funktionen
dement = schwachsinnig
manisch = zwanghaft
expansiv = Aufmerksamkeit erregend
depressiv = viele Menschen, die traurig sind, meinen, depressiv zu sein. Die echte Depression bezeichnet aber eher eine Abgestumpftheit, gekennzeichnet durch geringe Emotionalität. Echte Depressive sind weder traurig noch fröhlich.
hypochondrisch = auf das eigene Krankheitsbild fixiert, führt oft zum "Erfinden" von Krankheitssymptomen.
manisch-depressiv = zwanghafte, überaktive Phasen wechseln sich mit depressiven ab.
paranoid = Verfolgungswahn, Patienten hören z.B. Stimmen
halluzinatorisch = Patienten hören nicht nur Stimmen, sie sehen auch deren Verursacher, Phantasien nehmen Gestalt an.
delirant = während paranoid-halluzinatorische Patienten sich durchaus noch der Tatsache bewußt sind, daß die Stimmen und andere Wahrnehmungen irreal sind, hält der delirante Patient sie für die Wirklichkeit und weist andere Menschen auf seine Wahrnehmungen hin. Er ist erstaunt, daß diese seine Wahrnehmungen nicht teilen, nach dem Motto:" Warum seht Ihr denn nicht die weißen Mäuse, die auf meiner Bettdecke krabbeln?"
galoppierend = hoppe, hoppe, Reiter...dann macht der Reiter "Plumps", und "Plumps" macht er nach Tagen bis max. 12 Wochen. Und er fällt auch nicht in den Sumpf, sondern in die Kiste six feet under.
Man soll's ja eigentlich nicht sagen, aber manisch-expansive Patienten verhalten sich manchmal skurril. Sie befinden sich z.B. auf der geschlossenen Abteilung in der Psychiatrie und versuchen, Euch sehr eloquent und mit absolut überzeugender Glaubhaftigkeit zu erzählen, daß sie UNBEDINGT zum Flughafen müssen, weil ihr Flugzeug nach Honolulu in 20 Minuten abfliegt.
Übrigens, Claudia, gerade der Hinweis auf die eidetische Fixierung bei Malern, also die Überbetonung des mit den Augen wahrnehmbaren Teiles der Welt und seine Interpretation, war durchaus ernst gemeint und stellt einen der wesentlichen Aspekte bei der Kritik an Pattie dar.
Ein paar Bilder zu den körperlichen Symptomen